Leuchtturm Geburtstag und andere Märchen. Wladimir Polenow

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Название Leuchtturm Geburtstag und andere Märchen
Автор произведения Wladimir Polenow
Жанр Учебная литература
Серия
Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783347168930



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       Wladimir Polenow

       LeuchtturmGeburtstagund andereMärchen

      © 2020 Wladimir Polenow

      Umschlag, Illustration: Jelena Skriptschenko

      Übersetzung: Wladimir Polenow

      Verlag und Druck:

      tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

      ISBN

Paperback:978-3-347-16891-6
Hardcover:978-3-347-16892-3
e-Book:978-3-347-16893-0

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Wladimir Polenow

      LEUCHTTURM GEBURTSTAG und andere Märchen

      Übersetzung aus dem Russischen

      vom Verfasser

      Illustriert von Jelena Skriptschenko

      2020

      Es geschieht im Leben immer etwas. Und zwar mit allen – mit uns, Menschen, mit Vögeln draußen im Wald, mit unseren Haustieren, mit Alltagsgegenständen (es ist alles, was uns zu Hause und draußen umgibt).

      Dasselbe geschieht auch in Märchen.

      Was ist eigentlich ein Märchen? Es ist einfach eine andere Realität, wo – geben wir es zu – viele von uns nicht nur einmal und nicht nur im Kindesalter so gern hingeraten wollten.

      Dort, im Märchen können wir nicht sagen, so was gäbe es nicht. In einer anderen Realität kann alles geschehen, sogar das, was in dieser unserer Welt einfach nicht passieren darf.

      Eben darum ist alles, was in diesem Buch geschrieben ist, - die Wahrheit. Allerdings aus einer anderen Realität.

      Also dann: willkommen im Märchen!

       PFEIFKESSEL OHNE… PFEIFE

      Der Teekessel ist ins Unglück geraten. Er ist seiner schönen, glänzenden, singenden Pfeife verlustig geworden, die so freudvoll allen Umstehenden kundtat, dass das Wasser im Kessel zu sieden anfing und dass man endlich nun den leckeren, wohlduftenden Tee aufbrühen konnte.

      Das Wasser hat aber diesmal offenbar so stark gekocht und der Dampf mit einem so unzähmbaren Druck hinaus reißen konnte, dass die Pfeife, ehe sie nur zu piepsen begann, von der Tülle ratzfatz verschwunden war.

      “Was soll ich nun tun? – seufzte der Teekessel in ganz betrübter Stimmung. - Ohne die Pfeife wird mich doch niemand im Hause hören können. Der Hausherr und die Hausherrin als auch die Kinder werden bei Tisch sitzend auf mich warten und darüber erstaunt sein, dass das Wasser so lange nicht zu kochen beginnt. Und wie denn kann ich ihnen ein entsprechendes Zeichen geben, wenn die Pfeife irgendwohin verschwunden ist. Traun! Ich kann doch nicht auf dem Küchenherd polternd hüpfen mit dem Risiko, alles um mich herum mit kochendem Wasser zu übergießen?!“

      Der so sichtlich bekümmerte Teekessel wartete ab, bis das Kochen beim Wasser aufhörte, setzte sich vom Küchenherd auf den Tisch, dann vom Tisch auf den Stuhl und vom Stuhl auf den Fußboden herüber, und fang an, nach der abgängig gekommenen Pfeife eifrig zu suchen.

      Die Pfeife aber war weder unter dem Herd noch hinter dem Kühlschrank noch unter den Stühlen zu sehen und sogar in der Spaltfuge zwischen dem Tisch und der Waschmaschine war sie nicht zu finden.

      „Sie konnte doch nicht durch das Fenster hinausfliegen, denn das Fenster zu ist, - sinnierte der Teekessel und wurde immer trauriger. – Auch in den Keller konnte sie sicherlich nicht herunterrutschen, denn in diesem Fußboden gibt es keinen einzigen Spalt“, - dachte er weiter nach und von seinen runden, blitzblanken Flanken liefen kettenweise kleine Tröpfchen herunter, die den Tränen erstaunlich ähnlich vorkamen.

      „Hören Sie mal, lieber Teekessel, - begann die Kasserolle-mit-Hirsebrei zu sprechen, die den Unglücklichen aufmerksam beobachtete. – Würden Sie bitte so lieb sein, um nachzuschauen, was für eine seltsame Kreatur bei mir im Innern so heftig strampelt?“

      „Selbstverständlich, gnädige Frau“, - erwiderte der Teekessel höflich, obwohl er in diesem Moment gar keine Lust hatte, sich für unnützes Zeug von Gedanken über die verlorengegangene Pfeife ablenken zu lassen.

      Im Innern der Kasserolle-mit-Hirsebrei zappelte jedoch in der Tat ein längliches, glänzendes und dem Teekessel sehr vertraut vorkommendes Etwas…

      Aber ja! Das war sie – die verschwundene Pfeife, die um Haaresbreite dem Ertrinken in der dickflüssigen, Hitze sprühenden Hirsebrei entkommen war.

      Der vor Freude strahlende Teekessel hat es fast ohne Mühe fertiggebracht, die Teekesselpfeife aus dem Innern der Kasserolle-mit-Hirsebrei herauszuziehen und setzte die Fundsache zufrieden auf die eigene Tülle.

      „Entschuldigen Sie uns bitte, sehr geehrter Teekessel, - sagten das Wasser und der Dampf. – Wir werden uns alle Mühe geben, um Ihnen nicht mehr solche Umstände zu bereiten, und werden uns künftighin bei der Teezubereitung umsichtiger verhalten“.

      Von da an begann der Dampf, sobald das Wasser zum Kochen ansetzte, durch die Teekesselpfeife hindurch zu sickern, diese startete dann mit sanften Tönen ihre vertraute Melodie und alle ringsum haben verstanden, dass es wiederum an der Zeit sei, den leckeren, wohlduftenden, belebenden Tee aufzubrühen und zu trinken. Da konnte es gar nichts mehr schief gehen den ganzen Tag hindurch!

       DAS ROTE TELEFON

      Es war einmal das Große Rote Telefon – der Urgroßvater moderner Smartphones. Mit dessen Hilfe konnten sich Menschen damals innerhalb von Sekunden mit Freunden, ihren Nächsten, ja mit bekannten oder gar unbekannten Leuten verbinden lassen, die Hunderte oder Tausende Kilometer entfernt waren.

      Das Große Rote Telefon war sehr stolz auf diese seine Rolle und die Fähigkeit, riesige Entfernungen störungsfrei überwinden zu können. Und Menschen waren ihm dafür dankbar.

      Aber einmal fragte sich das Telefon plötzlich: warum soll ich die ganze Zeit Menschen mit anderen Menschen verbinden? Ich möchte doch sehr gern mit den mit mir befreundeten Telefonen selbst sprechen!

      Und dann hat es die Nummer des ihm gut bekannten Gelben Telefons in Paris gewählt.

      „Einen wunderschönen guten Tag, - sagte das Rote Telefon, - ich bin es. Ich kann Dich so gut hören. Wie geht es Dir?“

      „Grüß Dich, - antwortete das Gelbe Telefon in Paris. – Ich freue mich über Deinen Anruf und hoffe, dass es auch bei Dir alles gutsteht. Nun aber entschuldige mich bitte: ich habe einem sehr traurig gestimmten jungen Mann beim Anruf zu helfen…“

      Und das Gelbe Telefon hat sich just in dem Augenblick ausgeschaltet, als das Große Rote Telefon gerade dabei war, den Bericht über sein Leben und Treiben zu starten, um danach den Pariser Kollegen ausführlich über seinen Alltag auszufragen.

      Das Rote Telefon wurde daraufhin verständlicherweise etwas verstimmt, beschloss aber danach die Nummer des Grünen Telefons in London zu wählen.

      In der Zwischenzeit aber haben Menschen wohlbemerkt erfolglos versucht, sich über das Rote Telefon verbinden zu lassen, doch es war ja indessen die ganze Zeit BESETZT!

      „Ich bin ganz Ohr“, - antwortete etwas hochmütig das Grüne Telefon.

      „Hallo, ich bin es, - sagte das Rote Telefon, - es ist so angenehm, Deine Stimme zu hören. Hättest Du vielleichtbloß eine Minute Zeit, um mit mir