Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland

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Название Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745212648



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in der Tasche. Oder sind Sie einfach nur lebensmüde?‟

      „Kein Abhang, auf den nicht eine Ebene folgt.‟ Valezki blickte in den Regen hinaus. Seine Stimme klang gelangweilt. „Und ohne Tadel, wer beständig bleibt in Gefahr.‟

      „Aus was für ′‚ner Bibel stammt das denn?‟, wollte Castle wissen.

      „Das ist der Spruch eines alten Zen-Meisters‟, sagte Valezki. Miler tippte sich an die Stirn.

      Sie erreichten das US Parcel Post Building. Castle bog in die 29. Straße ein. Einen Block weiter, am Park, war Rechtsabbiegen nicht möglich. Valezkis Straße, die 28., war eine Einbahnstraße. Wenig später tauchte der Westrand des Chelsea Parks auf. Castle setzte den Blinker und bog in die 28. ein.

      Milers Blick fiel auf einen Penner. Am Parkrand entlang schob er einen mit Gerümpel gefüllten Einkaufswagen über den Bürgersteig. Er trug einen langen schwarzen Mantel, einen breitkrempigen Schlapphut und eine Sonnenbrille.

      „Soll was arbeiten, das Faultier‟, knurrte Miler. Die anderen beiden beachteten den Berber nicht ...

      Sie hielten vor dem Haus, in dem Michael Valezki wohnte. „Wir werden uns die Zeit hier unten vertreiben, Mr. Valezki‟, sagte Sergeant Roger Castle. „Aber vielleicht verraten Sie uns freundlicherweise, wie Ihr Tagesplan aussieht, damit wir uns darauf einstellen können.‟

      „Wie immer.‟ Valezki drückte die Wagentür auf. „Ich werde bis zum Abend arbeiten, und dann gehe ich auf ein Bier in meine Stammkneipe. Vielen Dank fürs Mitnehmen.‟ Er stieg aus und verschwand im Eingang seines Hauses.

      „Arschloch‟, knurrte Miler. Fünfzig Schritte hinter ihnen schob der Berber seinen Einkaufswagen in den Chelsea Park hinein ...

      29

      „Ali Sadr hat geredet.‟ Mit dieser guten Nachricht eröffnete unser Chef das morgendliche Briefing. Alle waren wir plötzlich hellwach.

      „Und?‟, wollte ich wissen.

      „Er hat zwei Adressen preisgegeben‟, sagte Jonathan McKee. „Eine in der Bronx, eine in Crown Heights, Brooklyn. Dort hat Al-Qaida Stützpunkte und Waffenlager. Sadr hat von dort aus seinen Anschlag geplant. Außerdem hat er dem Mossad-Mann erzählt, dass er Verbindungen zu Scheich Kahlid Al Turabi in London hat.‟

      „Der Mann, der die Todesurteile ausgesprochen hat?‟, fragte Milo.

      „Ja‟, nickte der Chef. „Unsere Agenten in London werden sich mit Scotland Yard kurzschließen. Ich denke, was unser Mann in Rikers Island erfahren hat, reicht für einen Haftbefehl.‟

      „Wie gehen wir vor?‟, wollte ich wissen.

      „Clive und Medina fahren mit einem sechsköpfigen Team nach Brooklyn und greifen zu. Sie, Jesse und Milo, machen sich mit Jay und Leslie und zwei weiteren Männern auf den Weg nach Brooklyn und heben dort den Al-Quaida-Stützpunkt aus.‟

      Eine Stunde später saßen wir in unseren Fahrzeugen. Auf dem Rücksitz unseres Mercurys lagen kugelsichere Westen, Sturmhauben, eine MP-5 Maschinenpistole und ein M-16 Schnellfeuergewehr. Hinter uns, in einem blauen Ford, fuhren Leslie und Jay. Und ihnen folgte ein drittes Fahrzeug mit zwei weiteren Agenten.

      „Wenn wir die Räuberhöhlen ausheben, können Valezki und Sharon erst einmal aufatmen‟, knurrte Milo.

      „Hoffen wir das Beste.‟

      „Wie geht’s ihr?‟, fragte er.

      „Geht so. Man gewöhnt sich ja an alles – sogar an den Tod.‟

      Ich dachte an Sharon. Sie übernachtete seit ein paar Tagen bei mir und hatte ihr Arbeitszimmer notdürftig in meinem Apartment installiert. Seit einer Woche nahm ich sie fast jeden Abend mit auf den Schießstand des 20. Reviers. Eve O′Sullivans Tod hatte meine Skrupel weggeblasen. Allerdings bemühte ich mich auch um eine Waffenlizenz für Sharon.

      Die Adresse, die der Mossad-Mann in Erfahrung gebracht hatte, war nicht leicht zu finden. Das Haus sah unbewohnt aus – teilweise zerbrochene Fensterscheiben, abblätternder Verputz, Müllberge auf dem Bürgersteig vor dem Haus, und kein Schild mit der Hausnummer.

      Gegenüber eine leerstehende, ehemalige Textilfabrik. Auf dem schlaglochübersätem Parkplatz jagte ein Rudel dunkelhäutiger Kids einem Ball hinterher.

      Links neben dem Haus eine Autowerkstatt. Zahllose Fahrzeuge standen auf der Straße und in einem großflächigen Innenhof. Rechts des Hauses ein ausgebranntes Mietshaus. Schutt und Abfall türmten sich daneben.

      Wir fuhren an dem betreffenden Haus vorbei, wendeten einen Block weiter, und parkten unter den vielen Wagen der Autowerkstatt. Leslie und Jay fuhren bis zum ausgebrannten Haus. Von dort aus pirschten sie sich an die Schutthalde heran.

      Milo und ich legten Schutzwesten, Sturmhauben und Walkie-Talkies an. Die beiden anderen Kollegen warnten die Belegschaft der Autowerkstatt und vertrieben die Kids von dem Parkplatz.

      „Achtung!‟ Jays Stimme aus dem Kopfhörer meines Walkie-Talkies. „Ein Mann verlässt das Haus.‟ Wir blickten hinüber zum etwa hundert Schritte entfernten Hauseingang. Ein mittelgroßer Mann in einem hellen Anzug und mit blondem, im Nacken zusammengebundenen Haar schlenderte über den Bürgersteig auf einen parkenden Toyota zu.

      „Kümmert euch um das Haus.‟ Die Stimme eines der beiden Kollegen, die auf dem gegenüberliegenden Parkplatz die Kids nach Hause schickten. „Wir knöpfen uns den Burschen vor.‟

      Ich schnappte mir das M-16, Milo bevorzugte die Maschinenpistole. Seite an Seite schlichen wir über den Innenhof der Werkstatt an das Haus heran ...

      30

      Auf dem Rasen zwischen den Bäumen lagen Menschen auf Decken. Liebespaare, Lesende, Mütter mit Kindern. Auf den Bänken hockten meist ältere Leute. Um einige scharten sich Tauben und pickten Brotkrumen vom Weg auf, die ihnen die Alten hinwarfen.

      Auch Ismael hatte sich auf einer Bank niedergelassen. Neben ihm stand sein Einkaufswagen. In ihm türmten sich Tüten, Stoffbündel, zusammengerollte Decken. Auch eine Kiste mit leeren Flaschen war dabei.

      Eine kleine Gruppe der Al-Qaida hatte es geschafft, sich hier, in der wichtigsten Stadt des Großen Satans, niederzulassen. An zwei Adressen. Die Kampfgefährten hatten ihm die Tarnung beschafft.

      Auch sein Äußeres hatte Ismael tarnen müssen. Das FBI durchsuchte die Stadt systematisch nach Männern aus dem Nahen Osten und aus Nordafrika. Ismael hatte sich von seinem Bart getrennt. Sein kurzes Haar schimmerte jetzt rötlich, und er trug meistens eine Sonnenbrille und