Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland

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Название Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745212648



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      27

      Vier Tage lang fuhren wir durch den Big Apple und überprüften sämtliche Männer, die in den letzten Monaten aus dem nahen Osten und aus Nordafrika in die Vereinigten Staaten eingereist waren.

      Es gab fast ein halbes Dutzend Festnahmen – alles Leute, die ungültige oder gefälschte oder gar keine Papiere vorwiesen. Darüber hinaus konnten wir keinem der Männer eine Verbindung zu dem Bankier des Terrors und seiner Al-Quaida-Organisation nachweisen. Einige wurden abgeschoben, andere behielten wir in Untersuchungshaft.

      Am vierten Tag dann schlug die Nachricht von Eve O′Sullivans Tod wie eine Bombe ein. Milo und ich waren in der Bronx unterwegs, als Clive uns per Autotelefon anrief.

      „Die Frau, die das Skandalstück geschrieben hat, ist tot‟, sagte er. „Ermordet. In ihrem Wochenendhaus in Coney Island. Nachbarn haben ihre Leiche und die ihres Leibwächters heute morgen gefunden.‟

      Etwas mehr als eine Stunde später trafen wir am Tatort ein.

      „Im Garten muss ein heftiger Kampf stattgefunden haben‟, erklärte uns der Chef der Spurensicherung. „Abgebrochene Zweige, aufgewühlter Boden, Blutspuren – wahrscheinlich hat Wolbert den Täter gehört und wollte ihn angreifen.‟

      Milo und ich standen im Haus vor der Glasfront zur Terrasse. Die Scheibe war blutverschmiert. Davor lag die Leiche der zierlichen Eve O′Sullivan. Zwei Mitarbeiter der Gerichtsmedizin packten sie an Handgelenken und Fußknöcheln und hievten sie in den Leichensack.

      „Bullshit‟, zischte Milo und wandte sich ab. Ich dachte an den Abend zwei Wochen zuvor, als wir diese Frau kennengelernt hatten. Damals hatte sie geweint. Mir war schlecht.

      „Genickschuss.‟ Der Pathologe streifte seine Latex-Handschuhe ab. Sie waren voll von geronnenem Blut. „Sie ist regelrecht hingerichtet worden. Vier Tage her, schätze ich.‟

      Milo und ich sahen uns im Garten um. Die Spurentechniker fanden Stofffasern am Rahmen des zerbrochenen Fensters. Und zwischen den Büschen zwei Geschosshülsen von 9 Millimeter Projektilen. Sonst nichts Nennenswertes.

      „Was sagst du?‟, knurrte Milo.

      Ich blickte auf den Atlantik hinaus. Am Strand unten tummelten sich Menschenmassen. „Es waren zwei‟, sagte ich.

      „Mindestens.‟ Milo nickte. „Einer hat Wolbert aus dem Haus gelockt und ihn erledigt. Der andere stieg durchs Fenster und ...‟ Er unterbrach sich. „Die arme Frau ...‟

      „Ja‟, sagte ich. „Was wird sie ausgestanden haben, bevor der Schuss fiel ...‟

      „Was glaubst du‟, sagte Milo nach einem kurzen Schweigen. „Sind sie übers Meer gekommen?‟

      „Schon möglich ...‟

      28

      Sergeant Roger Castle hatte sich freiwillig gemeldet. Nicht, weil ihn Personenschutz besonders interessierte. Der Fall interessierte ihn. Immerhin hatte er einem dieser Wahnsinnigen Auge in Auge gegenüber gestanden im 92nd Street Y-Theater.

      Vier Wochen war das schon wieder her. Aber der Sergeant träumte fast jede Nacht davon. Es waren keine schönen Träume. Weiß Gott nicht ...

      Officer Kenneth Miler hatte an sich nichts gegen Personenschutz einzuwenden. Aber Bomben schmeißende Fanatiker gehörten nicht zu der Kundschaft, die er gewohnt war. Aber was blieb ihm übrig? Castle, der Idiot, hatte sich freiwillig gemeldet.

      Es kam, wie es kommen musste: Der Captain hatte ihn gefragt, ob er seinem Partner nicht Gesellschaft leisten wollte bei dem ungewöhnlichen Einsatz. Das sei doch zur Abwechslung mal was anderes, als ständig hinter Ladendieben, Straßenräubern und Dealern herzujagen.

      Miler hatte was dagegen, als Feigling zu gelten. Also hatte er zugesagt. Vielleicht sprang ja eine Beförderung dabei heraus.

      Im Grunde hielt er seinen Sergeant für einen ähnlichen Fanatiker wie diese frommen Leute, die sich Abend für Abend vor dem 92nd Street Y versammelten und ihren Hass herausschrien. Aber das sagte er ihm natürlich nicht.

      Sie fuhren die 31. Straße hinunter. Kurz vor dem Madison Square Garden Center hielten sie vor einem zehnstöckigen Haus. Eine Menge Messingschilder hingen am Eingang. Buddhistische Schule für Zen-Meditation und kosmische Erleuchtung stand auf einem.

      Sergeant Roger Castle stellte den Motor ab. Regentropfen klatschten auf die Windschutzscheibe.

      „Scheiße – es fängt an zu regnen‟, knurrte Miler.

      Während er die New York Post entfaltete, sah Castle sich um. Der Verkehr hielt sich in Grenzen an diesem Abend. Aber eine Menge Passanten waren unterwegs. Vermutlich ein Konzert oder eine Sportveranstaltung im Madison Square Garden Center.

      Der Mann, den sie beschützen sollten, verließ nach etwa fünfzehn Minuten das Gebäude. Groß, graues Jackett, schwarze Breitcordhosen, Brille, langes, speckiges Haar. Genau die Art Typen, die Officer Kenneth Miler liebte. Er schnaubte verächtlich und faltete die Zeitung zusammen.

      Der Mann warf einen flüchtigen Blick auf den Streifenwagen und lief dann die Straße hinunter Richtung 9th Avenue.

      „Blöder Hund‟, knurrte Miler. „Kommst du dir nicht bescheuert vor?‟ Er wandte sich an seinen Partner. „Einen Kerl zu beschützen, der gar nicht beschützt werden will?‟

      Sergeant Castle antwortete nicht. Er drehte den Zündschlüssel um und scherte aus der Parklücke. Der Regen wurde heftiger. Im Schritttempo folgten sie dem Mann. Als sie auf gleicher Höhe mit ihm waren, senkte Castle das Fenster der Beifahrerseite hinunter.

      „Hey, Mr. Valezki!‟ rief er. „Kommen Sie, steigen Sie ein. Spielen Sie nicht den Helden.‟

      Valezki blieb stehen, blickte kurz in den verhangenen Himmel, und verließ dann den Bürgersteig. Er öffnete die Font-Tür auf der Beifahrerseite. „Sie haben Recht, Officer – mit dem Regen sollte man nicht spaßen.‟

      Castle grinste müde, und Miler brummte etwas Unverständliches in sich hinein.

      „Können Sie sich vorstellen, dass es ein wenig frustrierend ist, auf einen Kerl aufzupassen, der sich für unverwundbar hält?‟, fragte Castle.

      „Sicher, sicher.‟ Valezki wirkte geistesabwesend. „Ein aussichtsloser Job. Ich halte mich übrigens nicht für unverwundbar. Andernfalls würde mir der Regen nichts ausmachen.‟

      Castle bog in die 9th Avenue ein. Den Weg zum Chelsea Park, wo Valezki wohnte, würde er mittlerweile mit fünf Komma null Promille finden.

      „Der findet sich richtig witzig!‟, platzte Miler heraus. Er drehte sich zu Valezki um. „Hören