Название | Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten |
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Автор произведения | Alfred Bekker |
Жанр | Ужасы и Мистика |
Серия | |
Издательство | Ужасы и Мистика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745201185 |
Wir legten Kevlar Westen an.
Der Einsatzleiter hieß Tyll Müller. Er kam auf uns zu und erläuterte uns die Maßnahmen, die unter seiner Regie eingeleitet worden waren.
„Okay, dann wollen wir mal“, meinte unserer Kollege Kai Kronburg, nachdem er die Ladung seiner Waffe überprüft hatte.
„Nichts überstürzen“, bremste Jürgen unseren Kollegen. „Der Kerl ist ein eiskalter Profi und wenn er jetzt wirklich dort in der Falle sitzt, müssen wir damit rechnen, dass er kompromisslos um sich schlägt.“
„Und vor allen Dingen sollten wir daran denken, dass er von dem Sprengstoff noch etwas übrig haben könnte, den er Rainer Gabaldi vermittelt hat“, fügte Olli hinzu.
„Es ist Ihr Fall“, sagte Polizeiobermeister Tyll Müller etwas ungeduldig an Jürgen gewandt. „Also schlagen Sie bitte auch vor, wie wir jetzt vorgehen sollen!“
„Als erstes gibt es eine Megafon-Ansage“, bestimmte Jürgen.
24
Per Lautsprecher wurde Roger Mackendorff aufgefordert, sich zu ergeben und das Haus zu verlassen. Es erfolgte keine Reaktion.
Der Sportwagen in der Einfahrt sprach dafür, dass Roger Mackendorff – oder wie immer er auch in Wahrheit heißen mochte - zu Hause war.
Stege gab schließlich den Befehl zum Zugriff. Es schien keine andere Möglichkeit zu geben.
Rudi und ich gehörten zu der Gruppe, die über das Nachbargrundstück von hinten auf das Haus zu stürmten. In geduckter Haltung arbeiteten wir uns voran und nahmen immer wieder Deckung.
Dann erreichten wir schließlich die Terrasse.
Die Gartenmöbel waren benutzt worden. Auf dem Tisch stand noch eine halb volle Kaffeetasse. Außerdem lag da noch eine Zeitschrift. Es war eine Ausgabe des Penthouse, die mit einem Briefbeschwerer belastet worden war, damit sie nicht weg wehte.
Ich pirschte mich an die Fensterfront heran.
Man konnte ins Wohnzimmer blicken. Dort war niemand. Ich schlug mit dem Lauf der Waffe die Glasscheibe der Terrassentür ein, langte mit der Hand hinein und öffnete sie, während Rudi und zwei Männer der Schutzpolizei mich deckten.
Die Tür öffnete sich. Ich trat ins Innere und hielt dabei die Pistole mit beiden Händen. Rudi folgte mir auf dem Fuß.
Das Wohnzimmer wirkte sehr chaotisch. Ein Sessel war umgestürzt, die Schubladen aus dem einzigen Schrank herausgerissen.
Ich wechselte mit Rudi einen kurzen Blick und jeder wusste, was diesem Moment vom anderen, was er dachte. War 'der Ire' etwa schon auf und davon? Kamen wir zu spät?
Ich schob mit dem Fuß die Tür zum Flur zum Nachbarraum zur Seite. Dort war auch niemand. In der Zwischenzeit wurde die Haustür mit einer kleinen Sprengladung geöffnet. Innerhalb weniger Augenblicke waren unsere Einsatzkräfte in jedem Raum.
Kai Kronburg kam uns entgegen und schüttelte den Kopf.
„Der Kerl hat sich anscheinend rechtzeitig davon gemacht“, meinte er.
„Aber weshalb hat er dann den Wagen hier gelassen?“, fragte Rudi.
„Vielleicht aus demselben Grund, aus dem auch sein Bad nicht so aussieht, als ob Mackendorff seine Zelte hier abbrechen wollte“, berichtete Olli. „Rasierzeug, After Shave, Zahnbürste, Zahnpasta, Duschgel – alles da, was man so braucht.“
„Mag sein, aber hier hat jemand etwas gesucht“, stellte ich fest.
Das weitere Vorgehen war relativ klar. Jetzt schlug die Stunde der Erkennungsdienstler. Möglicherweise konnten sie Licht in das Dunkel bringen.
25
Rainer Gabaldi fuhr seinen Wagen auf den Autobahnparkplatz. Es war ein champagnerfarbenes Mercedes Cabrio. Gabaldi ließ das Verdeck nach hinten fahren. Er blickte ungeduldig auf die Uhr, die an seinem Handgelenk glitzerte. Eine Rolex.
Den Motor ließ Rainer Gabaldi laufen.
Dann fuhr eine Limousine vom Highway herunter auf den Parkplatz.
Ein Mann stieg aus. Er trug einen dunklen Anzug und eine Sonnenbrille. Er näherte sich Gabaldis Cabrio bis auf zwei Meter. Jetzt erst stellte Gabaldi den Motor ab, blieb aber sitzen.
„Sie wollten mich dringend sprechen, Herr Gabaldi?“
„Ja, Herr Titow. Ich mach mich vom Acker. Der Boden wird mir hier zu heiß.“
„Wieso das denn plötzlich? Verlieren Sie jetzt die Nerven, oder was ist los?“
„Nein – aber so ein schmieriger, hagerer Typ namens Tom Abu-Khalil hat mir einen Tipp gegeben, dass das BKA hinter mir her ist. Ich werde zwar nur als Zeuge gesucht, aber das kann sich auch ändern. Sie wissen auf jeden Fall von meiner Verbindung zu Roger Mackendorff und davon abgesehen habe ich den Sprengstoff für die Sache im 'Bordsteinschwalbennest' vermittelt. Wenn das herauskommt, kriege ich alleine dafür schon ein paar Jahre und selbst die Meisteranwälte Ihres Onkels bekommen mich dann nicht wieder heraus.“
„Tom Abu-Khalil?“, fragte Artur Titow. Er zuckte mit den Schultern.
„Wahrscheinlich haben Sie ihn einfach übersehen, so unscheinbar wie der ist. Ihm gehören ein paar Läden: Coffee Shop, Friseursalon – so was in der Art.“
„Ja, ich weiß.“
„Ziemlich gierig, aber er scheint gute Kontakte zum BKA zu haben.“
„Ehrlich gesagt macht mich das etwas stutzig.“ Artur Titows Stirn legte sich in Falten.
Rainer Gabaldi grinste. „Beten Sie dafür, dass ich durchkomme und nicht in die Fänge der Justiz gerate. Ich könnte mich sonst genötigt sehen, einen Deal zu meinen Gunsten mit der Staatsanwaltschaft zu machen.“
„Ach, ja?“
Titow griff unter sein Jackett. Er zog eine Waffe hervor und richtete sie auf Gabaldi.
„Machen Sie keinen Unsinn, Herr Titow!“
„Beten soll ich?“ Titow lachte. „Wie heißt es so schön? Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!“
Das Mündungsfeuer leckte wie eine blutrote Drachenzunge aus dem kurzen Lauf der Waffe heraus. Zweimal. Rainer Gabaldis Körper zuckte und sackte dann nach vorn auf die Hupe. Der durchdringende Ton ging Titow auf die Nerven, obwohl ihn hier