Название | Killer im August: 11 Thriller |
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Автор произведения | A. F. Morland |
Жанр | Зарубежные детективы |
Серия | |
Издательство | Зарубежные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745213188 |
„Ein piekfeiner Stall“, sagte Sergeant Retcliff zu seinem Vorgesetzten, Lieutenant Rollins.
„Jeder Raum ist anders eingerichtet. ’ne richtige Wucht, Chef.“ Retcliff war fünfundfünfzig Jahre alt, ein vierschrötiger Kerl, unbedingt zuverlässig und gutmütig, solange es niemanden gab, der ihn reizte. Er stand mit dem Lieutenant im Sonnenkönig-Zimmer. Die Männer der Spurensicherung waren bei der Arbeit. Sie schnüffelten mit einem kleinen Staubsauger in jeden Winkel. Sie besprühten Türgriffe und Möbel mit einem feinen weißen Pulver, um Fingerabdrücke sichtbar zu machen. Der Polizeifotograf fotografierte das Zimmer und alle Nebenräume. Er bannte den Toten von allen Seiten auf Platte. Er machte Aufnahmen von der spanischen Wand. Irgendjemand hatte ihm gesagt, dass der Killer mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den tödlichen Schuss von da abgegeben hatte.
Doc Hunter, sechzig Jahre, klein, mit Kneifer und Spitzbauch, ein Ass auf dem Gebiete der forensischen Medizin, untersuchte den Toten.
„Wie lange ist er schon tot?“, fragte Rollins den Arzt.
Hunter war an diesem Morgen mal wieder mit dem linken Bein aufgestanden. Er war schon an anderen Tagen kaum zu genießen. Aber diesmal hätte er einiges darum gegeben, wenn er sich selbst hätte in den Hintern beißen können.
Er blickte Harry Rollins wie einen persönlichen Feind an und knurrte: „Kann ich nicht so genau sagen, Lieutenant.“
„Das weiß ich“, sagte Rollins.
Er behandelte den Polizeiarzt an Tagen wie diesem wie einen gefährlichen Idioten. Kein hartes Wort. Ganz weiche Welle. Doc Hunter war trotz allem ein unentbehrlicher Mann. Wäre er das nicht gewesen, hätte Rollins bestimmt schon alles unternommen, um Hunter mit großem Geschick ein Bein zu stellen. „Ich will es ja nicht auf die Minute genau wissen, Doc“, schmunzelte Harry. Er war fünfunddreißig.
Die Tatsache, dass er heute schon Leiter der Chicagoer Mordkommission war, bewies, dass er auf dem Gebiete der Kriminalistik einiges auf dem Kasten hatte. Dass er gute Beziehungen nach oben hatte, war ihm bei seiner beispiellosen Karriere natürlich sehr zustatten gekommen. Harry Rollins war ein hochgewachsener Mann, schlank, blond und blauäugig.
Hunter kratzte sich am Hinterkopf, als hätte er dicke Läuse im grauen Pelz. Er verzog das Gesicht, glotzte durch den Kneifer den Toten an und meinte schließlich: „Zehn, zwölf Stunden ist der tot. Genau kann ich es Ihnen erst sagen, wenn ich ihn auseinandergenommen habe, Lieutenant.“
„Ich kriege Ihren Bericht noch heute?“, fragte Harry sanft.
Beinahe ein Satz zu viel. Doc Hunters Kopf ruckte herum. Jetzt glotzte er den Lieutenant an. „Sie kriegen meinen Bericht, sobald ich fertig bin!“, sagte er schnippisch.
Harry nickte mit einem entwaffnenden Lächeln. „Ich bin sicher, dass das heute sein wird.“
Hunter machte: „Ach!“, drehte sich um und stelzte davon.
Retcliff wiegte den Kopf. „Teufel, bei dem muss man jedes Wort auf die Waage legen. Meinen Sie nicht, Lieutenant, es wäre gut, mal mit McConnors über Hunter zu plaudern?“
Rollins hob erstaunt den Blick. „Sind wir denn in der Schule, Cliff? Bei uns wird niemand verpetzt. Solche Sachen machen wir untereinander aus. Dazu brauchen wir doch keinen Polizeichef.“
„Ich dachte ja nur ... Ich meine, es würde Doc Hunter gewiss nicht schaden, wenn man seine wilden Triebe ein bisschen zurückstutzen würde.“ Rollins winkte mit zusammengezogenen Brauen ab. „Blödsinn, Cliff. So schlimm ist der alte Hunter doch gar nicht.“
Der Sergeant drehte die Augen zur Decke, seufzte und meinte: „Mir reicht’s, Chef.“ Retcliff leckte sich über die Lippen. „Äh ... Eigentlich wollte ich Ihnen was zeigen, Lieutenant.“
Rollins grinste. „Keinen Einwand.“
Sie begaben sich in einen kleinen Raum, der keine rechte Funktion zu haben schien. Ein Stuhl ein Tisch standen hier drinnen. Sonst nichts. Ein glatter Stilbruch zu den übrigen Räumen des Apartments. Retcliff gab Zeichen mit seinem dicken Daumen. Er wies auf eine Glaswand. „Einwegspiegel!“, sagte er.
Rollins trat vor die Wand. Er blickte in ein Schlafzimmer, das erst im Jahr 2000 im Warenhauskatalog angeboten werden würde. Eine Wasserliege, schilfgrün, die einen sanft in den Schlaf schaukelte, vorausgesetzt, man wurde vorher nicht seekrank. Ausmaße: drei mal drei Meter. Ein Plätzchen, auf dem man sich allein verloren vorkam. Sämtliche Möbel hatten futuristischen Charakter, und trotzdem auch Niveau.
„Eines muss man dem Mann lassen: Er hatte Geschmack“, sagte Rollins.
„Wie man sieht, kann man von Geschmack allein nicht leben“, sagte Retcliff.
„Lass den Sarkasmus, Cliff“, brummte der Lieutenant.
„Wissen Sie, woran ich immer zuerst denke, wenn ich einen Einwegspiegel sehe, durch den man in ein Schlafzimmer oder Bad gucken kann, Chef?“
„Hm?“
„An einen Voyeur.“ Retcliff bestätigte seine Worte mit einem festen Kopfnicken.
„Du meinst, er hat bei ganz bestimmten Spielchen von hier aus zugesehen?“, sagte Rollins erstaunt.
„Entweder er hat zugesehen, oder er hat zusehen lassen“, war Retcliffs Meinung. „Ich denke, das sollten wir für die nächste Zeit im Auge behalten. Der Tote war ein attraktiver Mann in den aktivsten Jahren. Dem gaben bestimmt eine Menge Mädchen ohne Zögern die erwünschte Landeerlaubnis. Ich könnte mir vorstellen, dass unser toter Freund daraus ein lukratives Geschäft machte. Es gibt genug Männer, denen es genügt, bloß mal ein bisschen zuzusehen. Wenn es nicht so wäre, würde es nicht so viele Sexfilme geben. Durch diesen Einwegspiegel war nun die einmalige Gelegenheit geboten, so etwas nicht gespielt, sondern live geboten zu kriegen. Das ist gewissen Gentlemen bestimmt ein paar nette Bucks wert.“
Rollins nickte. „Tatsächlich eine Theorie, die man nicht so ohne Weiteres unter den Teppich kehren sollte, Cliff.“
Der Sergeant grinste. „Wie Sie sehen, hat auch ein Sergeant ab und zu mal recht helle Momente.“
Sie kehrten in den Livingroom zurück.
Die Raumkosmetikerin - in manchen Kreisen auch Putzfrau genannt - hatte den Toten entdeckt. Leichen sind nicht jedermanns Sache. Und schon gar nicht so knapp nach dem Frühstück. Die Frau hatte einen kapitalen Nervenzusammenbruch erlitten. Mit allem, was dazugehört. Zuerst hatte sie wie am Spieß geschrien. Dann war sie in Ohnmacht gefallen. Jetzt befand sie sich im Hospital. Und keiner durfte zu ihr. Jede weitere Aufregung hätte ihr entweder den Verstand vollends geraubt - oder ihr Herz zum Stillstand gebracht. Da Rollins die Dame nicht umbringen wollte, hatte er freiwillig darauf verzichtet, sie einzuvernehmen.
Rollins betrachtete den blassen Toten.
„Andrew Smith“, sagte Retcliff neben ihm.
Der Lieutenant brannte sich eine Zigarette an. Er wusste nicht, wohin mit dem Streichholz. Retcliff nahm es ihm fürsorglich aus der Hand und warf es zum Fenster hinaus.
Smith hatte ein Loch genau in der Mitte der Stirn.
„Ein Präzisionsschuss“, sagte Retcliff, als er vom Fenster zurückkehrte. „Das muss einer getan haben, der mit ’ner Kanone umgehen kann wie der Zauberer mit dem Zylinder.“
Ein Schuss auf eine Entfernung von fünf Metern, schätzte Rollins. Und er sagte zu Retcliff: „Ich habe nicht behauptet, dass das die Arbeit eines Anfängers ist ... Was ist mit dem Nachtportier?“
„Der Mann hält sich nach wie vor zu unserer Verfügung“, sagte der Sergeant.
„Ich möchte mit ihm reden“, meinte Rollins.
„Soll ich ihn holen, Chef?“
„Ich