Название | Die Legende vom Hermunduren |
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Автор произведения | G. K. Grasse |
Жанр | Контркультура |
Серия | Die Legende vom Hermunduren |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347035836 |
Finley hatte genug gesprochen. Weil Gerwin schon saß und zulangte, nahm auch Grattus einfach Platz und wählte unter den Speisen.
Der Noriker zögerte, nicht weil ihm der Hunger, der Durst oder der Mut fehlte… Er hatte eine derartige Pracht an Speisen noch nie vor sich aufgebaut gesehen. Ihm fehlte einfach der Glaube, dass dieses Mahl auch für ihn sein sollte.
„Nun komm schon, Arpagius, auch du hörtest die Einladung. Wenn unser Gastgeber schon so energisch bittet, solltest auch du dich seinem Wunsch nicht verwehren…“ Grattus Grinsen und seine vom Spott getragenen, nachfolgenden Worte brachen den Bann, der sich auf Arpagius Schultern breit gemacht hatte.
„Oder stört dich, dass noch vor kurzer Zeit der Treverer in seinem Blut vor dir auf dem gleichen Tisch lag… Ich wusste nicht, dass dich etwas Blut derartig abschreckt…“
„Spinner!“ war des Noriker Antwort. Der Mann nahm den noch freien Platz ein und seine nachfolgenden Bemühungen bewiesen, dass ihn das bisschen Blut nur wenig bekümmerte.
Die ersten Geräusche waren dem Schmatzen und Schlürfen gewidmet und weil feinere Tischpartner fehlten, störte sich auch keiner an den Essgewohnheiten einfacher Miles Legionarius.
Der Wein verleitete zur Bewunderung, denn solchen edlen Tropfen genossen die Legionäre noch nie. Ihr Urteil, sich in verklärten Augen, in bewundernden Worten und im heftigen Nachfüllen ausdrückend, darf als echtes Bekenntnis von Genießern erkannt werden.
Welcher Milites Caligatae war in der Kenntnis einer guten Herkunft und des Jahrganges eines Weines gänzlich ohne jede Erfahrung? Allein die über die Jahre des Dienstes genossene Menge des Weines sprach dafür. Dabei darf jedoch nicht verkannt werden, dass der von Legionären getrunkene Wein sich an ein anderes Getränk annäherte, dass sich als Posca sehr dicht an Essig anlehnte. Zwischen Posca und dem Wein des Finley bestand ein gewaltiger Unterschied, der sich dann auch in der Bewunderung der Miles äußerte.
Das Mahl der Männer verlief ruhig, endete in Rülpsern und Wohlgefühl. Als Finley in die Hände klatschte, erschien die Haushälterin, erhielt die Anweisung zum Abräumen, zur Versorgung der Verletzten Treverer im Obergeschoß, der beiden Gefangenen in der Kammer unter ihnen und zur Unterbringung der Legionäre in einer der Dachkammern.
Finley und Gerwin zogen sich in den Arbeitsraum des Secretarius zurück.
„Nun, mein junger germanischer Freund, solltest du mir berichten, was mein Wissen bereichert. Doch bedenke dabei, nur über deine Wahrheiten zu sprechen. Was du hörtest, sahst oder erlebtest soll mir helfen, die richtigen Schlüsse zu ziehen…“ Finley schwieg einen Augenblick, besann sich und setzte fort: „Die Wahrheit Anderer dagegen ist so eine Sache… Sprichst du über deren Wahrheit und ich trage diese weiter, könnte sich eine Kette von Mitteilungen ergeben, die letztlich immer zum Verursacher der Wahrheit zurückführt… Das dürfte insofern unangenehm werden, weil diese Kette der Nachrichten immer auch zu deren Ausgangspunkt verfolgt werden könnte…“
Gerwin nickte. Er hatte es nicht eilig, Finley zu berichten, sah jedoch ein, dass dessen Bestreben nicht von Neugier getragen, sondern der Vorausschau unangenehmer Ereignisse und dem Vorbeugen darauf, gewidmet war. Er trank noch einmal aus seinem Weinglas und dann begann er.
Finley war ein ausgezeichneter Zuhörer, der sich in Geduld übte und erst als Gerwins Bericht zu Ende war und sich der Germane in Schweigen hüllte, mit seinen Fragen begann.
„Du wirst mir sicher den Namen des Mannes nicht nennen, der hinter dem Anschlag auf den Legat steckt?“
„Nein, werde ich nicht!“ erwiderte Gerwin.
„Du kannst jedoch nicht verhindern, dass ich gewisse Schlüsse ziehe und damit in der Lage bin, in eine bestimmte Richtung zu vermuten…“
Gerwin wartete ab.
Als Finley weiterhin schwieg, erinnerte er ihn an dessen kurz zuvor gesprochene Worte. „Deine Vermutung unterscheidet sich stark von genauem Wissen… Also wirst du deine Vermutung mit Vorsicht behandeln.“ Gerwin lauerte und schwieg deshalb kurze Zeit. „Das ist auch gut so, denn es ist tatsächlich sehr gefährlich, dringt die Kunde vom Überleben der Treverer in die falschen Ohren. Diesen Optio und den Wegelagerer bringe ich in der Frühe zu Verginius Rufus. Ich denke, der wird so einige Fragen an diese Männer haben… Sollte denen der Wille zur Mitteilung fehlen, wird der Carnifex helfen, die richtigen Antworten zu liefern…“
„Daraus schließe ich, dass die Verletzten wohl bei mir bleiben sollen?“
„Vorerst zumindest und das hat zwei Gründe. Zum Einen brauchen die beiden Auxiliaren etwas Zeit, damit ihre Wunden zu heilen beginnen. Der Medicus wird außerdem täglich nach den Männern sehen… Und auch du, mein keltischer Freund, wirst einige Zeit benötigen, die erforderlichen Vorbereitungen zu treffen…“ Gerwin trank, blickte versonnen in sein Glas und sprach einfach weiter. „Bestimmt ist auch dir aufgefallen, dass die Wunde des einen Treverer von meinen kleinen Freunden stammt…“ Der Hermundure zögerte. „Ich war glücklicherweise nicht gründlich genug, sonst könnte sich der Auxiliar nicht weiter unter der Sonne bewegen… Ich kann diese Wahrheit ganz für mich vereinnahmen und dennoch solltest du diesen Zusammenhang Anderen gegenüber verschweigen… Wenn ihn mein Dolch ritzte, dann gehörte er zu den Wegelagerern. Das wiederum wirft die Frage auf, warum ein Auxiliar mit Wegelagerern gemeinsame Sache gegen einen Legat machte?“
Finley nickte. „Darauf war ich schon gekommen. Denn immerhin beschriebst du den Tod eines Centurio oder Decurio und brachtest einen Optio als Gefangenen zu mir…“
„Gefangene sind sie alle! Die oben in der Dachkammer genauso wie die im Raum neben uns… Der Unterschied liegt nur darin, dass die Beiden im Dachgeschoß den Namen des Mannes offenbarten, der hinter dieser Sache stecken soll. Damit würden sie, falls sie die Absicht einer Flucht hegen, zu toten Männern…“
Finley verstand.
„Nun, der Optio bezweckte, weil er den Tod des Legats nicht mehr erreichen konnte, den Tod möglicher Verräter. Und dass die Treverer zu Verrätern ihrer Sache wurden, dürfte meinen kleinen Freunden geschuldet sein… Sie hatten nur eine Wahl, sprechen oder für immer schweigen…“
Finley wusste, was Gerwin meinte.
„Weißt du, großer grauer Mann der Güte, dass im ersten Moment des Überfalls kein Unterschied zwischen den Angreifern zu erkennen war. Sie trugen alle Lumpen und waren schmutzig. Als ich einer mir beigebrachten Notwendigkeit folgte, starb der Anführer der Bande. Bei ihm erblickte ich, unter diesen Lumpen, die an seinem Körper hingen, eine Lorica Hamata und auch seine Waffen waren tadellos. Das konnte ich, nachdem ich die toten Wegelagerer besichtigt hatte, von diesen nicht behaupten. Auch deren Haar unterschied sich zu stark. Irgendwie kam mir der Gedanke, dass es sich um Treverer handeln könnte und tatsächlich widersprach mir keiner der Gefangenen…“
„Du sprachst gerade von einer Notwendigkeit…“
Gerwin blickte in verwunderte Augen des Älteren.
„Mein Herzog sagte mir einmal, dass wenn irgendwie möglich, der feindliche Anführer als Erster sterben sollte… Du erinnerst dich an den Überfall der Chatten auf Amantius Wagenzug nach Gesoriacum?“
Finley nickte.
„Der Anführer war so klug, den Angriff aus einer gewissen Entfernung zu beobachten. Er wusste jedoch nicht, dass er sich dadurch auch als deren Anführer heraushob… Ebenso glaubte er wohl nicht daran, dass sich ein Angegriffener aus der Bedrohung zu lösen vermochte… Immerhin verfügte er über die Übermacht und wusste dies auch!“
Finley nickte eine Zustimmung und schwieg.
„Die ganze Bande war, von diesem Augenblick an, führungslos. Weil die Wegelagerer von der Begleitmannschaft des Legat niedergemacht werden konnten, griffen die übrigen Auxiliaren ein. Deren Ziel