Vom Grafen Verzaubert. Amanda Mariel

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Название Vom Grafen Verzaubert
Автор произведения Amanda Mariel
Жанр Исторические любовные романы
Серия
Издательство Исторические любовные романы
Год выпуска 0
isbn 9788835412076



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Es wurde ihm in seiner Magengrube übel. Ein Bild von Miss Woodcourt kam ihm in den Sinn. Sie hatte gestern versucht ihre Besorgnis zu verstecken, aber die Anspannung ihrer Schultern, zusammen mit der Art und Weise, wie sie ihren Blick abwandte, hat sie verraten. Ein ursprüngliches Bedürfnis sie zu beschützen erfüllte ihn. Warum?

      »Ich werde Ihnen das Doppelte von dem geben, was das Grundstück wert ist. Weitaus mehr, als was an Grundschuld noch geschuldet wird.« Hunter leerte sein Glas, nahm seinen Blick nicht von Wolfe. Nur ein Verrückter würde ein solch großzügiges Angebot ablehnen, und Wolfe schien zu gerissen, um wahnsinnig zu sein.

      Wolfe schob seinen Stuhl zurück und erhob sich auf seine Füße. »Kein Betrag wird die Tatsache ändern, dass ich nicht verkaufe. Guten Tag, my Lord.« Er schritt zur Tür.

      Hunter betrachtete die zurückweichende Gestalt des anderen Mannes mit zusammengekniffenen Augen. Er hatte anfänglich gedacht, dass Miss Woodcourt einen Fehler gemacht hatte. Eventuell war es ein Abrechnungsfehler. Er wollte das Grundstück kaufen, so dass er ihr das Cottage zurückgeben könnte. Jetzt hatte er keinen Zweifel, dass Wolfe etwas Schändliches anstrebte. Seit dem Moment, in dem er mitgemischt hatte, fühlte er sich aus Ehre verpflichtet Wolfe aufzuhalten. Er verließ das White’s auf demselben Weg, auf welchem Wolfe gegangen war.

      Die Reise zurück zu seinem Stadthaus benötigte keine zehn Minuten. Hunter reichte dem Butler seinen Reitmantel und seine Handschuhe, bevor er ihn anwies nach Lady Julia zu schicken.

      Die Erinnerung an Roses Auseinandersetzung mit Wolfe ließ ihn finster dreinblicken. Julias Dienstmädchen begleitete sie normalerweise bei Besorgungen. Er hatte sie aus Jux und Tollerei zu Miss Woodcourt begleitet. Wäre sie in Gefahr gewesen, wenn er nicht dort gewesen wäre? Wolfe wollte offensichtlich mehr als das Cottage. Ein Schauer durchlief ihn bei dem Gedanken. Was wäre wohl mit Miss Woodcourt passiert? Hunter schritt sein Büro der Länge nach ab.

      Ein Rascheln von Röcken brachte seine Gedanken zurück zum gegenwärtigen Tag und er drehte sich an der Feuerstelle um. Julia bummelte zu ihm herüber und ließ einen Kuss auf seine Wange sinken. »Lieber Bruder, erzähl mir, warum du nach mir geschickt hast?«

      Er trat zurück. Fragen wirbelten in ihren Augen und er grinste, griff nach ihrer behandschuhten Hand. Mit zweiundzwanzig war Julia vier Jahre jünger als er und Hunter war immer um sie herumscharwenzelt.

      »Du siehst wie immer entzückend aus, meine liebste Schwester.« Es war ein Kompliment von Herzen. Sie war in einer grünen Seidenrobe mit einem passenden Bonnet gekleidet, das ihm frisches grünes Gras ins Gedächtnis rief. Lange weiße Handschuhe umhüllten ihre Hände und ein zarter Fächer schwang an ihrem Handgelenk. Hunter ließ sie los, nahm sich Zeit, um zu antworten.

      »Oh, du bist mir vielleicht einer.« Sie schüttelte ihren Kopf, während sie sich daran zu schaffen machte ihr Bonnet zu entfernen. »Und du hast meine Frage nicht beantwortet.«

      »Setzen wir uns doch.« Er bewegte sich zu einer blauen samtenen Chaiselongue.

      Julia setzte sich gegenüber von ihm. Sie ließ ihren Fächer aus Spitze und Seide mit einem Schmunzeln aufschnappen. »Erzähl mir, um was es dir geht. Die Spannung bringt mich förmlich um.«

      »Wie du wünschst. Ich möchte gerne das Datum deines nächsten Termins mit Miss Woodcourt wissen.« Er hatte in Betracht gezogen vorzuschlagen, dass Miss Woodcourt für die Anproben in ihr Stadthaus kommt, aber er wusste, dass ›Jewels‹, wie er seine Schwester seit der Kindheit nannte, zu viele Fragen stellen würde. Sie konnte es noch nie ausstehen im Dunkeln gelassen zu werden, aber er wollte seine Verdächtigungen nicht mit ihr teilen. Nicht wenn alles, was er hatte, eine Vermutung war. Er würde seine Schwester keinen Gefahren aussetzen.

      Sie richtete ihren Blick auf ihn und ein Mundwinkel zog sich nach oben. »Hast du mich herübergerufen, nur um wegen meiner Kleider nachzufragen? Ehrlich, Hunter, hast du nichts Besseres zu tun?«

      »Antworte mir einfach, Jewels.« Er trommelte mit seinen Fingern auf die Armlehne der Chaiselongue.

      »Wenn ich das tue, wirst du mir dann erzählen, worum es bei dem Ganzen hier geht?«

      Der kleine Kobold bestrebte mit ihm zu handeln. Sie hatte das getan, seitdem er sich erinnern konnte, hatte niemals Informationen abgegeben, ohne zuerst zu versuchen etwas für sich selbst zu erlangen. Manche Dinge änderten sich nie. »Beantworte einfach die Frage.«

      »Oh, na schön. Aber sei dir gewiss, dass du überhaupt nicht spaßig bist.« Sie drehte ihren Fächer kreisförmig in der Luft. »Ich habe morgen eine Anprobe.«

      »Ich werde dich begleiten«, sagte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. »Auf welche Stunde soll ich die Kutsche bestellen?«

      »Später Morgen sollte genügen. Nun, erzähl mir, worum es hier geht.« Sie lehnte sich zu ihm, ihre Augen tanzten vor Heiterkeit. »Bist du hingerissen von Miss Woodcourt, lieber Bruder?«

      Er stockte bei dieser absurden Annahme. »Du hast eine lebhafte Vorstellungskraft.« Miss Woodcourt faszinierte ihn, aber er liebäugelte nicht mit ihr. Tat er das? Das konnte er auf keinen Fall. Sogar wenn er für eine Ehefrau auf dem Markt gewesen wäre – was er absolut nicht war – war sie eine ungeeignete Partie. Wenn und falls er heiratete, musste es eine Frau aus gutem Hause sein.

      Julia seufzte. »Gott sei’s geklagt. Sie ist eine entzückende Frau.«

      Er rief sich Miss Woodcourts Bild ins Gedächtnis. Mit ihren feinen Gesichtszügen und ausdrucksvollen grünen Augen konnte man nicht abstreiten, dass sie ein hübsches Ding war. Aber er kannte eine Menge hübscher Mädchen. Attraktive aristokratische Damen passten weitaus besser zu ihm. Nein. Er fühlte mit Miss Woodcourts Notlage und beabsichtigte zu helfen, nicht mehr. Außerdem hatte er eine Pflicht Jewels zu beschützen.

      »Ich wünsche lediglich dich zu begleiten, das ist alles. Ich vermisse es Zeit mit meiner kleinen Schwester zu verbringen.«

      »Obwohl deine Worte liebreizend sind, glaube ich ihnen nicht.« Sie lächelte. »Gleichwohl werde ich deine Begleitung erlauben. Lass aber nicht auf dich warten. Ich werde ohne dich gehen, wenn du daran scheiterst um zehn Uhr morgens hier zu sein.« Jewels stand auf und glättete ihre grünen Röcke. »Ich muss jetzt nach Hause.« Sie ging zur Tür und hielt an. Sie wandte sich ihm zu, wobei ein heiteres Lächeln ihre Lippen wölbte, und sagte: »Du könntest es weitaus schlechter treffen als mit Miss Woodcourt.«

      Hunter öffnete seinen Mund, um ein Argument vorzubringen, aber schloss ihn. Sie war verschwunden, bevor er sprechen konnte.

      Nur Jewels würde verfechten, dass er ein gewöhnliches Fräulein heiratete. Er schüttelte seinen Kopf. Ganz London würde ihn bis in alle Ewigkeit brüskieren.

      Verdammt! Jewels war in seinen Kopf gekommen. Bevor sie angekommen war, hatte er nicht einen Gedanken an Miss Woodcourt als Partie verschwendet. Er schüttelte seinen Kopf, um die lächerliche Vorstellung zu vertreiben.

      Hunter schaute auf, als sein Butler das Zimmer betrat. »Lord Sinclair ist hier, um Euch zu besuchen, my Lord.«

      Hunters langjähriger Freund, Garret Tumbly, Viscount of Sinclair, schlenderte in den Raum.

      »Perfekter Zeitpunkt, Sinclair. Ich habe Bedarf an deiner Expertise.« Hunter rückte zum Dekanter mit Whiskey und füllte zwei Gläser.

      Sinclair positionierte sich auf einem Ohrensessel mit vor sich ausgestreckten Beinen. Er nahm das Glas, das Hunter ihm reichte. »Ich komme dem gerne nach.«

      Wenn ihm irgendjemand helfen könnte zu entdecken, was zwischen Wolfe und Rose im Gange war, dann Sinclair. Die zwei standen sich sehr nahe, nachdem sie sich in Eton trafen, eine Freundschaft, die während ihrer Tage in Oxford nur weiter gewachsen ist. Nun betrachtete er Sinclair mehr als Bruder als einen Freund.

      Sie hatten beim Lösen von Mysterien während ihrer Schultage ihre Hände ausgespielt. Nichts zu Komplexes, aber Sinclair hatte seinen Anteil von Missetaten enträtselt, der Fall von Hunters fehlender Weste eingeschlossen. Wie sich herausstellte, hatte ein anderer Junge diese in der Hoffnung gestohlen, dass er ihn bestraft sah.

      »Hast du vor mich den ganzen Abend lang auf die Folter zu spannen?« Sinclair nahm einen