DAS SCHLOSS DES VAMPIRS. Eric Borna

Читать онлайн.
Название DAS SCHLOSS DES VAMPIRS
Автор произведения Eric Borna
Жанр Учебная литература
Серия
Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783749735525



Скачать книгу

die durchgeführt wird, damit nie-mand etwas Übles oder gar Waffen mit an Bord des Flugzeugs nimmt, verlief dagegen für Tim zunächst gar nicht gut. Wie alle anderen Fluggäste musste der Fuchs durch einen frei im Raum aufgestellten Holzrahmen gehen. Da er keine Metallgegenstände am Körper trug, „piepste“ es dabei nicht. Sein Rucksack wurde durch einen Apparat befördert, der mit Röntgenstrahlen den Inhalt der Handgepäckstücke sichtbar macht.

      Der Polizist hinter dem Bildschirm des Gerätes bekam ganz große Augen, als er sah, was sich da alles in dem karierten Ruck-sack befand. Eine rote Warnlampe leuchtete auf und plötzlich heulte eine Sirene wie 1000 Teufel: A-l-a-r-m!

      Tim guckte sich noch um, was wohl der Grund für diesen schrecklichen Alarm war, da war er schon wieder von Wachleu-ten umringt. Einer zog aus dem Rucksack eine kleine Armbrust, eigentlich mehr ein Spielzeug. Die hatte Tim bereits vor längerer Zeit von seinem älteren Neffen Fridolin gegen eine Handvoll seiner besten bunten Glasmurmeln eingetauscht. Es gab dafür zwar längst keine Pfeile mehr – man sagt Bolzen dazu –, aber unser Schlaufuchs hatte sie trotzdem mit eingepackt. Armbrust ist immer gut im Kampf gegen Vampire, fand er. Aber das konn-te er hier natürlich nicht erzählen!

      „Ach, das ist doch nur ungefährlicher Spielkram. Die soll ich meiner Oma Sieglinde mitbringen. Die hat sie schon als Kind immer so gern zum Spielen gehabt, und jetzt hat Papa das Ding auf dem Dachboden endlich wiedergefunden“, schwindelte Tim notgedrungen.

      „Das klingt etwas merkwürdig“, erwiderte der Chef der Wachleute. „Was riecht hier eigentlich so seltsam?“, fragte er als Nächstes und fasste wieder in den karierten Rucksack. Zum Vor-schein kam ein etwa 30 Zentimeter langer Knoblauchzopf, ge-flochten aus zwölf frischen Knoblauchknollen, und zwei etwas schwarz angelaufene silberne Esslöffel. „Das stinkt ja hier wie der Teufel“, rief der Uniformierte. Dann feixte er und bemerkte fröhlich: „Knoblauch, Silber, Armbrust – da werden sich die Vampire aber fürchten.“ Dabei wusste er natürlich nicht, wie recht er damit eigentlich hatte.

      „Sag‘ mal ehrlich, Junge, was soll denn nun dieser Kram in deinem Gepäck?“, fragte der Wächter.

      „Ach, den Knobi, den esse ich für mein Leben gerne. Der ist sehr gesund und für mich sozusagen der ideale Snack für un-terwegs. Und die ollen Löffel sind geborgt. Die soll ich meiner Uroma in Pretoria ebenfalls zurückbringen.“

      Tim durfte schließlich alles wieder zurück in seinen Rucksack packen.

      „Na dann guten Appetit und gute Reise!“, wünschte man ihm und schickte ihn weiter zu Gate 7. Dort könnte er dann, wenn der Aufruf erfolgte, in seinen Flieger einsteigen.

      Tim wurde es mulmig zumute, denn schließlich war er noch nie in seinem Leben geflogen. Höchstens in seiner Kindergarten-zeit einmal, und zwar vom Klettergerüst herunter. Aber das zählte hier wohl nicht. Im Bauch unseres Reisenden grummelte es herum und ganz plötzlich musste er vor Angst mal ganz dringend aufs Klo. Gut, dass es hier auch eine Toilette gab. Tim sprintete hin. Wieder zurück in der Abflughalle, sah er auf seine Uhr. Sie zeigte zehn Minuten vor halb vier, also verblieben noch 40 Minuten bis zum Abflug. Aber wo war denn nun hier das verflixte Gate 7??? Der Fuchs sah sich um und entdeckte schließ-lich die verschiedenen Ausgänge zu den Flugzeugen, die Gates. Er las „Gate 4“, „Gate 5“ und erspähte schließlich weit hinten das Schild mit der Aufschrift „Gate 7“. Rasch lief Tim hin und setzte sich auf einen freien Sessel. Viele Plätze dort waren schon mit Fluggästen besetzt, die alle nach Südafrika wollten. Die meisten davon hatte unser Füchslein schon in der Warteschlange vor dem Check-in-Schalter gesehen. Natürlich durfte dabei auch die unfreundliche dicke Nilpferddame nicht fehlen.

      Nun grummelte es zu allem Überfluss schon wieder im Fuchsbauch. Tim wollte gerade erneut aufs Klo rennen, da hörte er eine schrille Lautsprecher-Durchsage, dass nun das Boarding für Flug 100 „Fugena Airdraken“ nach Pretoria in Südafrika be-ginne. Der Fuchs beugte sich zu einem etwa gleichaltrigen Mäd-chen im Sessel neben ihm hinüber. „Was bedeutet denn das nun schon wieder?“, fragte er und vergaß für einen Moment seinen Grummelbauch.

      „Die Passagiere können nun das Flugzeug betreten. Es wird in Kürze starten“, erwiderte das zierliche Gazellenkind im hüb-schen, rotgepunkteten Kleid.

      Durch eine etwas wackelige, tunnelartige Fluggastbrücke er-reichten die Passagiere, einer nach dem anderen, das Flugzeug. Schon stand auch Tim direkt vor der weit offenen, dicken Ein-gangstür mit dem großen Handrad an der Innenseite. Eine nette Flugbegleiterin, eine Henne in schickem blauen Jackett und Rock, nahm den Fuchs in Empfang.

      „Bitte deinen Flugschein, mein Lieber, reist du etwa alleine?“, fragte sie freundlich.

      Tim kramte in seinem Rucksack, dem berühmten grüngelb karierten, und schließlich kam das nun schon etwas zerknitterte Ticket zum Vorschein.

      „Ja, ganz alleine. Ich muss zu meiner Uroma nach Pretoria und werde auf dem Flughafen abgeholt“, schwindelte das listige Füchslein notgedrungen schon wieder und reichte der Stewar-dess seinen Flugschein.

      Die Henne warf einen kurzen Blick darauf und sagte: „Reihe 21, Platz A, das ist ziemlich weit hinten. Gehe den Gang entlang und achte auf die Sitzreihen, sie sind beschriftet. Platz A ist am Fenster.“ Aber das wusste Tim ja bereits.

      Er bedankte sich höflich und zwängte sich an Fluggästen vor-bei, die Sachen und Handgepäck in seitlich entlang des Ganges über den Sitzreihen angebrachten Ablagefächern verstauten.

      Reihe 15, …,19, 20, schließlich entdeckte der Fuchs die Num-mer 21. Der Innenplatz C war noch frei, jedenfalls teilweise!

      Was musste Tim sehen: Auf dem Mittelplatz in der 3er-Sitzreihe thronte, eingezwängt wie eine Ölsardine in der Fisch-büchse, die ihm nun schon gut bekannte, gewaltig dicke Nil-pferddame. Im zeltartigen lilafarbenen Kleid mit großen Schweißflecken unter den Achseln saß sie da, schnaufte und verputzte zufrieden eine Tafel Schokolade.

      Das nützte nun alles nichts: Irgendwie musste der Fuchs an ihr vorbei auf seinen Fensterplatz!

      Eingedenk des Erlebnisses mit dieser Dame in der Warte-schlange vor dem Check-in-Schalter, flötete Tim mit seiner aller-süßesten Stimme, wie er es einmal in einem uralten Film gehört hatte: „Würden gnädige Frau mich vielleicht auf meinen Sitz lassen?“

      Diesmal milde gestimmt, sagte die Dicke: „Aber gerne, mein Kleiner“. Angestrengt versuchte sie von ihrem Platz aufzuste-hen. Dabei hob sich ihr Po ca. zehn Zentimeter, dann sank Frau Nilpferd seufzend auf den Sitz zurück. „Es geht nicht! Mich werden wohl am Ende der Flugreise starke Männer aus dieser engen Falle befreien müssen“, sagte sie traurig. „Vielleicht muss man sogar die vordere Sitzreihe abschrauben, damit ich hier wieder rauskomme“, vermutete die Nilpferddame weiter. „Blö-de Zwergensitze, wir Nilpferde sind nun mal keine schlanken Balletttänzer“, schimpfte sie plötzlich los, „und hoffentlich muss ich unterwegs nicht auf die Toilette!“

      Frau Huhn, die Flugbegleiterin, kam, erschreckt durch den Radau, aufgeregt den Gang entlang geflattert. „Gibt es hier ein Problemchen?“, gackerte sie aufgeregt.

      Na ja, das Problem mit dem in der engen Sitzreihe verkeilten Nilpferd war irgendwie offensichtlich und für den Moment auch nicht zu lösen.

      „Der Start des Flugzeuges steht gleich bevor. Sie müssen sich also zunächst ein Weilchen gedulden, bevor wir Ihnen sicherlich aus dieser Zwangslage heraushelfen können“, sagte die Flugbe-gleiterin zu dem gefangenen, immer wütender werdenden Di-ckerchen im lilafarbigen Kleid.

      „Darum möchte ich auch sehr gebeten haben“, schnaufte Frau Nilpferd empört.

      „Dir, mein liebes Füchslein, kann ich aber gleich helfen“, wandte sich die schicke Stewardess an den immer noch wie be-stellt und nicht abgeholt im Gang stehenden Tim. „Schau‘ mal, da hinten in der letzten Reihe sind nicht alle Plätze besetzt. Da ist nur ein Mädchen, das während der Flugreise nicht unbedingt neben seinen Eltern sitzen will. Dort kannst du mit Platz neh-men.“

      Tim guckte nach hinten und sah das hübsche kleine Gazel-lenmädchen im rotgepunkteten Kleid, seine Bekanntschaft aus dem Wartebereich des Flughafens. „Das könnte heute