Название | Oceanside Affairs |
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Автор произведения | Alexandra B. Schopnie |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347107748 |
Von @mads_v_g
Nachtrag: Bin Grundschullehrerin. #Streberin #bildungistwichtig
Von @Chase_Anderson_for_real
Mehr Glück für Detective Estévez? Der hat Glück, dass er mit Logan unterwegs ist, sonst wäre er schon zig Mal gestorben ;-) Coming-Out wär interessant, checke das.
Von @Chase_Anderson_for_real
Hab nachgefragt: kein Coming-Out, Folge zum Thema #Mobbing bereits in Diskussion. Guter Riecher, liebe @mads_v_g!
Von @mads_v_g
Wir Fans riechen alles! Danke für deinen Retweet und deine Kommentare. Mach weiter so!
„Was hab ich denn nun schon wieder falsch gemacht?“ Maddie interpretierte den Blick ihrer Freundin genau richtig, die mit wild gestikulierenden Händen bereits zu einer Standpauke ansetzte.
„Du hast ihn abgewürgt!“, stellte Lea ungläubig fest und wedelte zur Verdeutlichung mit dem Smartphone vor Maddies Gesicht herum.
„Der verdammte Chase Anderson spricht mit dir – mit dir persönlich – und du sagst ‚DANKE FÜR DEINEN RETWEET‘? Das ist so wie ‚Danke für deine Nummer, aber nein danke!‘ – Mensch Maddie, wie dämlich bist du denn?“
Ein stechendes, sehr unangenehmes Gefühl kam in Maddies Magengegend auf. Parallel zu ihrem öffentlichen Hin-und-Her mit dem Schauspieler hatten sich so viele weitere Fans mit ihren Kommentaren eingeklinkt, sodass es unübersichtlich geworden war. Twitter bekam mit, dass er sich mit ihr unterhielt, mehr als 300 Follower hatte sie in diesen drei Tagen gewonnen. Sie hätte das ja nicht ewig so weiterführen können, oder? Maddie hatte ihre drei Tage Internet-Berühmtheit gehabt und das reichte ihr auch vollkommen aus. Leas Reaktion allerdings machte ihr klar, dass sie vielleicht die einzige Chance auf mehr Nähe zu diesem Mann verspielt hatte. Was war, wenn sie Recht hatte? Was war, wenn er jetzt nicht mehr antwortete und danach auch nie wieder?
Nach einer gründlichen Analyse von Maddies Gefühlswelt schüttelte Lea den Kopf, halb belustigt und halb erschüttert von Maddies Abfuhr an den Schauspieler am heutigen Morgen. Nach einem ausgedehnten Schluck Cinnamon-Latte sagte sie:
„Weißt du, vielleicht war das gar nicht so schlecht. Er ist es gewohnt, dass alle ihm hinterherlaufen. Du bist eben kein kreischendes Fangirl, sondern viel cooler und selbstbewusster und überhaupt.“ Und nach kurzer Pause fügte sie hinzu: „Gut, dass er deinen Lama-Pyjama nicht kennt.“
„Haha“, brummte Maddie und war in Gedanken schon längst dabei zu überlegen, wie sie Chase Anderson wieder in ein Gespräch verwickeln könnte. Sie könnte einfach wieder belanglose Dinge über ihn und die Serie schreiben in der Hoffnung, dass er anbiss. Oder ihm Fragen stellen. Oder einfach nichts tun. Oder ihm über die private Mitteilungsfunktion in Twitter eine Nachricht schicken. Nein, das würde sie sich nicht trauen. Und was sollte sie auch schreiben? Lea unterbrach ihr Gedankenchaos.
„Hat Pete das mitgekriegt?“
„Du weißt doch, Pete kriegt gar nichts mit“, seufzte Maddie. Lea lehnte sich zurück und bedachte ihre Freundin mit einem langen Blick.
„In diesem Fall vielleicht besser so, was meinst du? Du brauchst deshalb kein schlechtes Gewissen zu haben, Maddie. Es ist eine Ausnahmesituation und sie wird nirgendwo hinführen. Du darfst auch einfach mal ein bisschen träumen.“
Ja, vielleicht durfte sie das sogar. Vielleicht fühlte es sich aber trotzdem nicht richtig an, Herzklopfen wegen eines anderen Mannes zu bekommen – selbst wenn es eine Fan-Beziehung war und keine echte. Oder gerade deshalb, weil es so albern war. Lea zuckte mit den Schultern.
„Musst du wissen. So wie ich dich kenne, hast du es ihm lieber nicht erzählt, um ihm Kummer zu ersparen und da er kein Twitter hat, wird er es vermutlich nie erfahren. Umso besser. Du schwärmst jetzt noch ein paar Tage herum, die ganze Sache kühlt ab und dann ist alles wieder wie vorher.“
„Mh“, seufzte Maddie ohne selbst zu wissen, ob das eine Zustimmung sein sollte oder nicht.
„Dass du Mr. Superheiß jetzt persönlich kennst, ist doch noch ein Grund mehr, zur Convention nach L.A. zu fahren“, bemerkte Lea mit vielsagendem Blick. „Ach komm schon, letztes Jahr hatten wir wahnsinnigen Spaß. Es hat sich doch echt gelohnt! Solche Events gehören zu den Dingen, an die du dich als Oma erinnern wirst. Du wirst dich daran erinnern, wie verrückt du warst und wie unvernünftig, und dass du es keinen Tag bereut hast!“
„Meinst du, ja?“, lachte Maddie.
„Klar“, bekräftigte ihre Freundin. „Außerdem haben wir beim letzten Mal richtig tolle Menschen getroffen.“
All das, was Lea sagte, stimmte. Maddie legte den Kopf schief und wehrte sich gegen den unvernünftigen Gedanken, den Schauspieler auf der Convention wirklich kennenzulernen. Eine solche Veranstaltung ermöglichte es den Fans, zusammenzukommen, die Seriendarsteller zu treffen, Fotos mit ihnen zu machen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Allerdings war man dabei immerzu umgeben von hunderten, gar tausenden anderen Fans und es war reine Illusion zu glauben, man hätte eine Chance, einem der Stars dort wirklich näher zu kommen. Eine Convention lebte von ihrer besonderen Atmosphäre, von einem bunten, lustigen Miteinander, vielleicht auch von einer romantischen Hintergrundspannung, aber nicht von unwahrscheinlichen Love-Stories.
Leas hochgezogene Augenbraue sprach Bände – wie so oft war sie entschlussfreudiger als Maddie, aber sie wusste auch, dass solche Aktionen für Maddies Geldbeutel eine Herausforderung waren. Schon früher hatte die Rollenverteilung zwischen ihnen so ausgesehen: Lea erhielt Unterstützung aus ihrem wohlhabenden Elternhaus und Maddie schlug sich mit einem halben Sport-Stipendium und Babysitting herum.
„Gut. Okay“, sagte Maddie schließlich. Lea fiel ihr um den Hals, stieß dabei fast ihren Kaffee um.
„Wahnsinn, Maddie! Du wirst sehen, das wird wieder richtig gut. Chase Anderson live!“
„Und etwaige andere Schauspieler.“
„Willst du mir etwa eine Schwärmerei unterstellen? Über so etwas bin ich vollkommen erhaben.“
Maddie lachte und fühlte sich nach der Entscheidung, das viele Geld für das gemeinsame Wochenende im Januar auszugeben, eigenartig befreit.
„Klar. Jetzt wo ich quasi einen persönlichen Draht zu Chase habe, kann ich ja für dich mal nach Stefs Handynummer fragen.“
„Ach Maddie, warum leben wir eigentlich in Portland? Warum nicht in Oceanside? Ein Ort, der nur aus hübschen Häusern, ein paar Marinesoldaten und Strand besteht? Wir sollten wirklich mal dorthin fahren. Dann lernen wir surfen und liegen den ganzen Tag an der Kalifornischen Küste.“
„Ich bin sicher, es ist gar nicht so toll da, wie sie es immer zeigen. Außerdem, wenn man der Serie glauben darf, gibt es in diesem kleinen Küstenort ganz schön viele Mordfälle.“
Lea schnaubte. „Ist doch egal, solange die Detectives so gut aussehen und ab und zu in Badehosen durch die Wellen reiten. In drei Monaten ist die Convention, bis dahin hat sich dein kleiner Chase-Anderson-Traum eh erledigt.“
Maddie lehnte sich zurück. Der Blick durch das Fenster zeigte einen grauen, verregneten Herbsttag. Die Wolkendecke hing wie eine dichte Watteschicht zwischen der Stadt und dem Himmel.
*
Maddies Erwartung, dass sich die Ereignisse folgenlos in Luft auflösten, entpuppte sich einige Tage später als voreilig. Chase Anderson hatte erst einmal nichts mehr von sich hören lassen und sie hatte nichts mehr online gestellt, was er hätte kommentieren können. Sein einziger Post war ein Foto von sich, nachdem ihn offenbar die Maske so verunstaltet hatte, dass das Ergebnis aussah wie die Folgen eines Kampfes mit einem Bügeleisen. Die Normalität wollte gerade wieder Einzug halten. Entsprechend eines üblichen