Die kleine Dame in den Blauen Bergen (5). Stefanie Taschinski

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Название Die kleine Dame in den Blauen Bergen (5)
Автор произведения Stefanie Taschinski
Жанр Детская фантастика
Серия Die kleine Dame
Издательство Детская фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783401809205



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es Lilly hin. »Bitte nach unten ziehen«, sagte die kleine Dame.

      »Und nicht schummeln!«, rief Karlchen. Lilly zog, bis das Maßband mit der Null den Boden berührte.

      »Ein Meter siebenunddreißig«, las die kleine Dame oben an dem höchsten gelben Punkt ab. »Du bist einen halben Zentimeter gewachsen!« Karlchen hüpfte vergnügt von einem Fuß auf den anderen. »Bald hab ich dich eingeholt«, rief sie Lilly zu.

      »Quatsch mit Soße«, sagte Lilly. »So schnell wächst du nun auch wieder nicht.«

      Na klar war Lilly ein ganzes Stück größer als ihre kleine Schwester. Sie war ja auch drei Jahre älter! Nur blöderweise war sie selbst im letzten Monat keinen halben Zentimeter gewachsen, und der Abstand zwischen ihr und Karlchen schrumpfte stetig.

      »Kleine Dame, wie groß bist du eigentlich?«, fragte Karlchen.

      »Ich? Na, so groß wie ein ausgewachsener Pinguin.« Die kleine Dame kletterte vom Tritt. »Kommt, jetzt kümmern wir uns um die aktuelle Luft- und Bodentemperatur.«

      Karlchen warf Lilly einen Blick zu.

      »Können wir dich nicht auch einmal messen?«, schlug Lilly vor.

      »Mich? Aber ich wachse doch nicht mehr.« Die kleine Dame schüttelte den Kopf. »Zum Glück!«

      »Aber wir wissen gar nicht, wie groß du genau bist«, beharrte Karlchen.

      Lilly nickte. »Und du sagst immer, nur wer genau hinschaut und misst, kann Neues entdecken.«

      Die kleine Dame machte ein nachdenkliches Gesicht.

      »Nun ja, warum eigentlich nicht?« Sie nahm ihren Tropenhelm ab. »Nicht dass ihr noch sagt, ich würde schummeln!«

      Die kleine Dame stellte sich vor den Stamm, so wie Karlchen und Lilly es ihr vorgemacht hatten. Lilly rollte das Maßband aus, und Karlchen zog es, bis es den Boden berührte.

      »Ein Meter und einen Zentimeter!«, las Lilly die Größe ganz genau ab.

      »Ich bin größer«, juchzte Karlchen.

      »Das will ich auch hoffen.« Die kleine Dame setzte ihren Helm wieder auf. »Ihr habt recht, ich fühle mich gleich viel frischer, so neu vermessen. Wunderbar!«

      Die kleine Dame winkte ihr, mit zu ihrem Zelt zu kommen. Wie immer, wenn das Wetter fabulös war und der Hamburger Himmel hell über dem Hinterhof leuchtete, hatte die kleine Dame Tisch und Stühle draußen vor ihrem Zelt aufgestellt. Auf dem Tisch standen ihre funkelnagelneuen, glänzenden Messgeräte: ein Thermometer – um die Temperatur zu messen –, ein Terrameter – um die Erdwärme zu messen – und ein Aquameter – um die Menge des Regens zu bestimmen. Genau in der Mitte zwischen den Geräten hockte Chaka und schielte mit einem Auge zu dem dicken Brummer, der über dem Tisch kreiste.

      »Chaka, auf gar keinen Fall!«, sagte die kleine Dame streng und streckte die Hände aus, um das Chamäleon hochzunehmen.

      Doch da schoss, zack, Chakas lange Zunge hervor und fing den Brummer aus der Luft. Das gläserne Aquameter klirrte, das Terrameter wackelte, und das Thermometer rutschte in seiner Halterung ein Stückchen nach unten.

      Lilly erwischte das Terrameter, bevor es umfiel. »Das war knapp!«

      Die kleine Dame nahm Chaka hoch. »Auf der Messstation wird nicht gejagt!«

      Wieder schnellte Chakas Zunge hervor, und er schrieb etwas in die Luft.

      »Was sagt er?«, fragte Karlchen.

      »Er sagt, dass die Wärme, die in den Metallgehäusen der Messgeräte gespeichert wird, die Insekten anlockt und er so einen Leckerbissen doch nicht vorbeifliegen lassen kann.«

      »Das hat er alles mit einem Zungenschlag gesagt?«, fragte Lilly.

      »O ja«, sagte die kleine Dame und zog das hohe, schmale Terrameter zu sich. »So eine Chamäleonzunge ist schließlich sehr lang.«

      Das Messgerät erinnerte Lilly an das Thermometer, das bei ihnen außen am Küchenfenster hing. Aber dieses Terrameter war einen halben Meter lang, und unten an der Spitze war ein Minispaten aus Messing angebracht.

      Die kleine Dame, die Lillys Blick bemerkte, nahm das Gerät aus der Halterung. »Willst du es ausprobieren?«

      »Wie denn?«, fragte Lilly und nahm der kleinen Dame die lange Röhre vorsichtig aus der Hand.

      »Mit dem Terrameter messen wir die Erdtemperatur. Je tiefer wir graben, desto wärmer wird es.«

      »Ehrlich?«

      Die kleine Dame zeigte auf eine Stelle neben dem Zelt, an der kein Gras wuchs. »Mit dem Spaten gräbst du bis zu dieser Markierung.«

      Während Lilly mit dem Minispaten grub, hockte Karlchen neben ihnen und flüsterte mit Chaka. »Wie groß bist du eigentlich?«

      Chaka schrieb ein Fragezeichen in die Luft.

      »Du weißt es nicht?«

      Das Chamäleon schüttelte den Kopf.

      »Kleine Dame, weißt du, wie groß Chaka ist?«, fragte Karlchen.

      »Natürlich«, sagte die kleine Dame und half Lilly, das Terrameter ein Stückchen tiefer in die Erde zu drücken.

      »Sieh nur, die blaue Linie!«, rief Lilly.

      Karlchen runzelte die Stirn. »Und wie groß ist Chaka?«

      »Das müsste ich in einem meiner alten Salafaribücher nachschlagen. Es ist schon ein Weilchen her, dass ich ihn gemessen habe. Und gewachsen ist er bestimmt seit dreihundert Jahren nicht mehr.«

      Lilly stand auf. »12 ° Celsius.«

      Die kleine Dame notierte den Wert. »Hier im Schatten der alten Weide bleibt der Boden natürlich immer etwas kühler.«

      »Wie wohl der Boden in den Blauen Bergen ist?«, überlegte Lilly.

      »In jedem Fall sehr bergig«, sagte Karlchen.

      Lilly zog das Terrameter aus dem Boden. »Stimmt, da kann man nicht so einfach in die Erde graben und …«

      Die kleine Dame richtete sich auf. »Die Blauen Berge? Liegen die in den Alpen?«

      »So was hat Mama gesagt«, sagte Karlchen.

      »Die sind ganz weit im Süden, da wo unsere Oma wohnt«, ergänzte Lilly.

      »Die Oma, die euch geschrieben hat?« Die kleine Dame wischte den Spaten des Terrameters mit einem Tuch sorgfältig ab.

      »Wir haben ja nur die eine Oma«, sagte Karlchen.

      Lilly ging mit der kleinen Dame zurück zu dem Tisch, auf dem die anderen Messgeräte standen. »Sie kann nämlich leider nicht zu uns kommen.«

      Karlchen stemmte die Hände in ihre Hüften. »Stell dir mal vor, die kommt uns nicht besuchen, weil ihre Kuh krank ist.«

      Die kleine Dame setzte sich auf einen der Stühle. »Wenn Chaka krank wäre, würde ich auch nicht verreisen.«

      Lilly machte es sich auf dem Stuhl neben der kleinen Dame gemütlich. »Tja, und deshalb fahren wir übermorgen runter zu ihr.«

      »Ihr fahrt in die Blauen Berge?«, fragte die kleine Dame. »Oh, Chaka, wir machen eine echte Bergsalafari!«

      Die Augen der kleinen Dame begannen zu leuchten. »Weite Täler, höchste Gipfel, Geröllfelder, Fossilien, blitzschnelle Wetterumschwünge.« Sie sah zu den Mädchen. »Da muss ich meine Ausstattung wohl noch einmal gründlich durchsehen, ob auch alles reisefertig ist.«

      Lilly