Название | Keine Liebe der Welt |
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Автор произведения | Adina Koch |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347051645 |
Aber dann verliebte er sich in Mama. Er kannte sie schon ewige Zeiten. Doch war sie für ihn immer ein kleines Kind gewesen. Das kleine Kind, das in der Taverne vorbeikam, Tischwäsche und Handtücher abholte und in die Wäscherei ihrer Eltern brachte. Bis sie eines Tages ganz plötzlich nicht mehr kam. Ihre Mutter hatte sie zur Tante aufs Festland geschickt. Dort sollte sie lernen, wie man einen Haushalt führt und die Tante pflegen, die alt und gebrechlich war. Es fiel ihm zwar auf, dass da jetzt ein anderes Kind kam, um die Wäsche abzuholen. Aber er hatte so viel zu tun, dass er nicht weiter darüber nachdachte. Drei Jahre später stand sie plötzlich wieder vor ihm, bei einem Fest auf der Insel. Sie war jetzt 17 Jahre alt und längst kein Kind mehr.
Die beiden tanzten die ganze Nacht und er ließ sie von diesem Moment an nie wieder gehen. Ein halbes Jahr später heirateten die beiden in der großen Kirche, die gar nicht weit von unserer Taverne entfernt in der gleichen Straße steht. Danach dauerte es ein wenig, bis wir drei Brüder auf die Welt kamen. Irgendwie wollte es erst nicht so richtig klappen. Vielleicht lag es an der vielen Arbeit in der Taverne. Vielleicht standen die Sterne nicht besonders günstig. Vielleicht war es der Druck ihrer Eltern, die sich erhofft hatten, ihre Tochter würde in Athen einen reichen Städter finden. Und jetzt war sie wieder hier auf Poros und im Handumdrehen verheiratet. Wenn sie nun doch wenigstens schwanger werden würde…
Papa kam nach seinem Zusammenbruch in der Küche in ein Krankenhaus auf dem Festland. Der Weg dorthin ist weit, auch sonst muss man hier weite Wege auf sich nehmen, wenn einem etwas Schlimmeres passiert. Doch mein Papa ist zäh. Er überlebte und stand schon wenige Wochen später wieder jeden Tag am heißen Herd. „Kochen ist doch unser Lebenselixier, Apoll“, sagt er immer.
„Wenn du nur da in der Tür herumstehst und mich anstarrst, kannst du nichts arbeiten und dann verhungern unsere Gäste“, Papa hat mich längst bemerkt und feixt in seinen weißen Bart.
„Ich komme ja schon. Und du machst erst mal eine Kaffeepause!“
„Das lass ich mir nicht zweimal sagen. Übernimmst du die Kartoffeln, die sind gleich gar?“
II
Am Nachmittag ziehen erste dicke Wolken über dem Meer auf. Es ist ruhig im Gastraum, ich nutze die Gelegenheit, um meinen Instagram-Kanal mit den Erlebnissen der letzten Wochen zu bestücken. Vater lacht immer über das neumodische Zeug – wie er es nennt. Aber ich finde die Vorstellung super, dass ich auf diesem Weg mit Leuten aus aller Welt in Kontakt bin, die meisten sind natürlich Köche. Und dass ich der Welt unser kleines Paradies hier zeigen kann. Nachdem ich ein paar Fotos aus der Londoner Küche gepostet habe, lade ich ein Bild von Papa mit einer außergewöhnlich großen Goldmakrele in der Hand hoch. Er hat das Prachtexemplar bei einem unserer Trips aufs offene Meer geangelt. Später kam der Fisch dann auf den Grill. Ein Festmahl! Die roten Instagram-Herzen fliegen Papa, dem Fisch und dem Foto nur so zu. Habe ich es doch gewusst! Bald braucht er sein eigenes Profil, weil die Leute ihn so gerne mögen.
Während ich in London gearbeitet habe, blieb kaum Zeit für Social Media, also scrolle ich ein wenig durch meine Timeline. Mal sehen, was ich verpasst habe. Auf einem Foto erkenne ich Mikey, der in Camden vor dem Restaurant sitzt, in dem er arbeitet. Er raucht eine Zigarette und grinst breit in die Kamera. Seine kleine Schwester, die gerade in der Stadt ist und die Schauspielschule besucht, wirft einen Kussmund in die Welt. Ihr Selfie hat an die 10k Likes. Das finde selbst ich ein bisschen verrückt. Das nächste Foto in der Reihe kommt mir vom Stil her bekannt vor. Das Geschirr, der Tisch, die Draufsicht auf das Essen – jedenfalls ist sie sehr konsequent in ihrer Bildsprache, denke ich lachend. Seit gut zwei Jahren folge ich ihrem Kanal nun schon. Im Gegensatz zu Mikeys Schwester macht sie fast nie Selfies. Schade eigentlich, denn das Profilfoto verspricht einiges. Leider ist es so winzig, dass ich keine Details erkennen kann. Ich weiß, dass sie in Deutschland lebt und als Job irgendetwas mit Marketing macht. Was immer das auch bedeuten soll! Und ich weiß, dass sie in ihrer Freizeit gerne kocht. Sie ist kein Profi, das sehe ich natürlich sofort. Aber ihre oft exotischen Gerichte inspirieren mich. Diesmal allerdings nicht so sehr, denn sie hat einen griechischen Klassiker zubereitet, der regelmäßig im Topf meiner Mama köchelt, wenn sie an Wintertagen ausnahmsweise einmal für die Familie kocht. Dem Foto nach hat sie das Gericht aber ziemlich gut getroffen. Wenn es nur halb so authentisch schmeckt, wie es aussieht, engagiere ich sie vom Fleck weg als Köchin für unsere kleine Taverne!
Das sieht sehr gut aus!
Ich kommentiere ihr Foto. Und muss nicht lange auf ein „Danke“ und einen lachenden Smiley von ihr warten. Mir kommt es so vor, als hielte sie ihr Handy noch öfter in der Hand als ich! Wir wechseln gleich auf die Chat-Funktion.
Ich freue mich, von dir zu hören,du warst ja lange nicht online.
Ja, ich war in Londonbei einem Kochkurs.
Bei einem Kochkurs?
Aber du bist doch schon Koch!!!
Haha, ja. Aber man kanndoch immer was lernen.
Da hast du recht! So wie ich.
Das Rezept für die Suppe habeich gerade neu gelernt…
Und sie sieht genauso aus,wie sie aussehen sollte! Schade,dass ich sie nicht kosten kann.
Jetzt werde ich aber verlegen!
Das musst du nicht.Deine Gerichte sehenimmer gut aus. Echtexotisch manchmal.
Danke, du bist lieb.
Ich würde gerne malrichtig kochen lernen.
Aber auf die Idee bin ich wohlein bisschen zu spät gekommen…
Ich könnte es dir beibringen!
Dein Ernst?
Klar, aber ich kanndir nix zahlen, haha.
Ja, das dachte ich mir schon :)
Aber für Kost und Logis kommeich vorbei. Sieh dich nur vor!
Dein Ernst?
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