von wegen früher war alles besser. Hermann Grabher

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Название von wegen früher war alles besser
Автор произведения Hermann Grabher
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783347024359



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kein einziges Spiel, bei dem ich mitwirkte. Und auch die Spielberichte über unsere Matches in der Zeitung ignorierte mein Vater demonstrativ aus Prinzip. Das ärgerte mich und ich verachtete insgeheim diese seine Ignoranz. Dabei möchte ich betonen, dass ich nicht meinen Vater verachtete (denn mir war das von Gott gegebene Gebot allgegenwärtig – Religionsunterricht sei Dank, wonach ein Kind seinen Vater und seine Mutter zu ehren habe…). Was ich verachtete war Vaters engstirnige Denkweise! Und das konnte mir niemand verbieten! Ausserdem wurmte mich noch immer all die Zeit eine andere Gegebenheit: Als ich weniger als zehnjährig war, staunte mein Vater über meine Fertigkeit den Ball zu jonglieren. Ich erklärte ihm bestimmt, dass ich mal Fussballer werden möchte. Er lachte mich aus und sagte: «Bis Du das entsprechende Alter erreicht haben wirst, existiert Fussball überhaupt nicht mehr. Fussball ist nur eine blöde momentane Zeiterscheinung, um die vom Krieg verwirrten jungen Leute abzulenken. Diese Mode wird genauso schnell vergehen, wie sie gekommen ist! Du wirst sehen: Sobald Du im entsprechenden Alter sein wirst, werden Dir ganz andere Sachen wichtiger sein»! Ich nahm die Aussage meines Vaters sehr ernst. Er zerstörte damit meine grosse Illusion. Ich war masslos enttäuscht, über lange Zeit traurig. Ein Dutzend Jahre später erinnerte ich ihn an diese seine Aussage, bemerkte, dass er absolut falsch lag mit seiner damaligen Prophezeiung. Wie er selbst feststellen könne, sei Fussball populärer denn je! Der Vater antwortete, dass er sich nicht erinnern könne, je etwas in diese Richtung gesagt zu haben. Natürlich verfehlte ich mein Ziel ein Fussballprofi zu werden schlussendlich um Welten. Meine fussballerische Entwicklung stockte ab meinem 18. Lebensjahr, weil das ganze Paket an Anforderungen an mich immer grösser wurde, das Fuder wohl überladen war. Ich besuchte nun eine Handelsschule in St.Gallen, machte aber meine Arbeit im Betrieb meines Vaters in identischer Weise weiter. Um das Arbeitspensum bewältigen zu können, arbeitete ich täglich bis spät in die Nacht. Unter diesen Umständen verkam der Fussball zwangsläufig zu einem Nebenschauplatz. Rückblickend staune ich über mich selbst, wie gelassen und reif ich damals diese nicht einfache Situation hinnahm, nämlich so, wie sich mir das Leben in der Realität eben darbot. Zumindest in diesem Punkt entpuppte sich die seinerzeitige Aussage meines Vaters als nicht falsch

      *

       6 Die neue Generation

      Neulich habe ich gelesen, dass eine einzige Wildbiene in einer Saison so viele Blüten bestäubt, dass daraus etwa 12‘000 Äpfel wachsen. Ich habe auch gelesen, dass ein Schwalbenpaar für die Aufzucht einer Brut etwa 250‘000 Mücken mit einem Kilogramm Gesamtgewicht sammelt.

      Wenn man solche Erkenntnisse den Kindern vermittelt, begreifen sie auf eindrückliche Art und Weise, wie wichtig es ist, dass die Harmonie der Natur nicht gestört werden darf und insbesondere, weshalb man zur Umwelt Sorge tragen soll. Und dass diese Einstellung nicht zuletzt auch und vor allem zum Nutzen von uns Menschen ist.

      Es ist weder notwendig noch sinnvoll, dass wir gegenüber jüngeren Kindern detailliert auf die weltweite Klimaerwärmung und die sich daraus ergebenden möglichen Katastrophenszenarien bis hin zum Weltuntergang verweisen. Denn damit würden wir Gefahr laufen, die Kinder zu verängstigen und das absolut notwendige Grundvertrauen in uns Erwachsene zu erschüttern, dabei insbesondere auch ihre eigene Zukunft in Frage stellen. Es genügt Zusammenhänge in überschaubarem Rahmen zu erklärt, um Kinder zu sensibilisieren. Wenn wir darlegen, weshalb man keinen Abfall auf die Strasse wirft oder in der Natur liegen lässt, haben wir – als Beispiel – einen kleinen, wenn auch nicht unwichtigen Beitrag geleistet. Wir können darlegen, weshalb sauberes Wasser kostbar ist und wir damit sorgsam umgehen sollen, insbesondere wie das Wasser sauber gehalten werden kann. Dass die Erde nicht verschmutzt sein darf, weil daraus gesunde Pflanzen wachsen sollen, die wiederum Früchte tragen, von denen wir uns ernähren. Wir können darauf hinweisen, dass es lebensnotwendig ist reine Luft einzuatmen. Es liegt an uns Erwachsenen zu erklären, weshalb der Müll getrennt werden soll. Es ist unsere Pflicht darzulegen, dass der Erhalt der eigenen Gesundheit fundamental wichtig ist, um ein glückliches Leben führen zu können. Wir sollten uns bewusst sein und entsprechend argumentieren, dass Alkohol, Nikotin und Drogen keinerlei Vorteile bieten, sondern im Gegenteil abhängig machen können. Dass zudem sowohl für die Betroffenen, die solche Gifte zu sich nehmen und Schaden nehmen können, wie auch für die Allgemeinheit hohe Kosten auflaufen, die vermeidbar sind. Es ist unsere Pflicht darauf hinzuweisen, dass Suchtmittel Vorschub leisten für eine mögliche künftige Degeneration, meist verbunden mit einer Beeinträchtigung der Gesundheit und einer Verkürzung des eigenen Lebenszyklus. Kinder sind in der Regel lernbegierig und vernünftig. Sie sind meistens bestrebt das Gelernte umzusetzen, auf positive Weise für sich zu nutzen. Es ist unnötig weitere kleine, traurige Gretas zu programmieren. Kindern ihre natürliche Fantasie, Fröhlichkeit und Spontanität zu rauben, ist in meinen Augen ein unverzeihlicher Akt, ein Vergehen mit weitreichenden Folgen, zum Beispiel psychischen Beeinträchtigungen.

      Als Erwachsene sollten wir uns vergegenwärtigen, dass unser eigener Körper nicht vergisst, wenn wir ihn im Verlauf unseres Lebens mit Raubbau überfordern und ihm Misshandlungen welcher Art auch immer selbst zufügen oder geschehen lassen. Denn es wird unausweichlich sein, dass wir für alle Überforderungen an Seele und Leib früher oder später den Preis zu bezahlen haben.

      Die Erkenntnis, dass unser Verhalten fundamental wichtig ist für die Erhaltung unseres Planeten und ein Umdenken Not tut, wurde eigentlich erst unserer Nachfolgegeneration richtig bewusst und in der heutigen Form bekannt. Während das Volk in unserer Jugendzeit kaum je einen Gedanken verwendete die Umwelt zu schonen, war dies bei der Generation unserer Kinder (heute plus/minus 50-Jährige) schon ein Thema von Bedeutung. Die damaligen exzellenten Lehrer unseres eigenen Nachwuchses zeigten in vielen Stunden eingehend die Zusammenhänge in der Natur auf und wie die Kreisläufe Zahnrädern gleich ineinandergreifen. Des Weiteren zeigten sie drastisch auf, welche Folgen drohen, wenn die natürlich bestehenden Verkettungen in der Natur gestört oder noch schlimmer unterbrochen werden.

      Weil bei unserer eigenen Generation (aktuell plus/minus 80-Jährige) und vor allem auch bei der vorhergehenden Generation die Bewältigung und Aufarbeitung der Folgen der zwei Weltkriege Priorität hatte, blieben wir - das allgemeine Volk - weitgehend unwissend und somit nicht sensibilisiert hinsichtlich der grossen Zusammenhänge in der Natur. In der Schule wurde kaum je etwas dergleichen vermittelt. Wir lebten diesbezüglich unbedarft und wenig fokussiert in den Tag. Die Forschung in jener Zeit bewegte sich auf bescheidenem Level, das entsprechende Wissen war selbst unter Fachleuten eher klein, insbesondere gemessen am heutigen Wissensstand. Das rührte wohl daher, weil Volk und Regierung gezwungen waren andere Prioritäten zu setzen. Generell stand eher wenig Geld für Wissenschaft und Forschung zur Verfügung. Ausserdem entsprachen die Möglichkeiten der Kommunikation eben jener Zeit, waren aus heutiger Sicht marginal. Damit leisteten wir alle mehrheitlich unbewusst unseren negativen Beitrag an gewissen Umweltsünden, deren Folgen heute drastisch ersichtlich sind. Wir heutigen Alten können uns nun deswegen schuldig sehen oder nicht, es ist in jedem Fall unsere Pflicht diesbezüglich Verantwortung zu übernehmen. Und wenn es nur darum geht, ein gutes Beispiel zu geben bei der Schonung der Ressourcen, dafür einzustehen aus Vergangenem zu lernen.

      Die heutigen jungen Menschen sind in jeder Hinsicht unendlich viel besser informiert als jegliche Vorgängergeneration, nicht nur aufgrund besserer Bildung, sondern auch dank der heutigen Informations- und Kommunikationstechnik. Die Flut an Informationen ist nicht nur gewaltig gross, sondern auch unglaublich schnell. Weil die Leute generell wichtige Zusammenhänge besser verstehen, existiert bei vielen verantwortungsbewussten Menschen der Wille, ein möglichst umweltkonformes Dasein zu führen. Und die Gesellschaft ächtet zumindest die gröbsten Frevler, die öffentlich werden. Dieses Verhalten zeigt positive Wirkung.

      Wir heutigen Alten waren die Generation, welche den Aufschwung nach dem zweiten Weltkrieg nicht nur miterlebten, sondern aktiv mitprägten. Der Optimismus in der Zeit unserer Jugend war allenthalben gross. Denn nach der Überwindung der Wirtschaftskrise zwischen den beiden Weltkriegen und dem Ende des zweiten Weltkriegs, konnte es ja nur noch aufwärts gehen. Die Welt war voller Chancen, schien jedem offen, der etwas wagte, der hart arbeitete. Unabhängig davon waren wir gezwungen zu sparen, wir mussten einteilen, um uns jenes leisten zu können, was als unser jeweiliges Ziel auserkoren war. Weil Mobilität wichtig war, wünschte man sich vielleicht als Erstes ein Fahrrad, dann ein Motorrad und später ein Auto. Und ein eigenes Haus stand