Der lange Weg in die Freiheit! Deckname "Walpurgis". Dr. Helmut Bode

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Название Der lange Weg in die Freiheit! Deckname "Walpurgis"
Автор произведения Dr. Helmut Bode
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783347032132



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zu entscheiden, traute man uns nicht zu! Nach der Auffassung dieser DDR-Strategen galt eine Haushaltshilfe als unterdrückte Person!

      Ca. 700 m von der Rua D entfernt, in Richtung Innenstadt, bewohnte in der Avenida Vladimir Lenine No. 2409 ein Angehöriger der „Sektion Sozialistische Betriebswirtschaft“ der TH Magdeburg, die sehr geräumige Wohnung No. 9.3. Sie wurde nun frei, da sein Einsatz beendet war.

      Der Bewohner hätte hier, den so oft von den Genossen während unseres Aufenthaltes in den Mund genommenen Begriff „Kameradschaft“ in die Realität umsetzen können. Denn für diesen Einpersonenhaushalt hätte sich sicher eine passende Unterkunft für die kurze Zeit gefunden, die er noch in Maputo war. Dadurch wäre es möglich gewesen, diese große Wohnung einer Familie bei ihrer Ankunft in Maputo zur Verfügung zu stellen! Von Kameradschaft reden und Kameradschaft praktizieren, sind eben doch manchmal zwei verschiedene Dinge. Vielleicht gehörten ja Nichtgenossen nicht zu dem Kreis, auf die sich die Kameradschaft bezog!

      Nach einem langen hin und her in der Unigruppe, entschied man sich am 12. Dezember, uns die Wohnung zuzuweisen. Später erfuhr ich, dass sich für uns die Direktorin der Faculdade Preparatório, an deren Stelle ich das Manuskript für die Vorlesung „Economia e Análisa de Sistemas“ an der Faculdade de Engenharia Química erstellte und die Sekretärin der Jugendorganisation OJETM an der Uni für uns eingesetzt hatten, sodass es zu dieser Entscheidung gekommen war.

      Beide waren an der Uni als Ingenieurinnen (Engenheira, mit der weiblichen Abkürzung Enga, welches unserem Dipl.-Ing. entspricht) ausgebildet worden. Mit ihnen unterhielt ich mich öfters, sodass sie auch unsere persönliche Situation recht gut kannten. Übrigens erfuhr ich in einem dieser Gespräche, dass bereits am 11. Oktober darüber entschieden worden war, uns die Wohnung zu zuteilen, also bereits zwei Monate vor unserem Einzug!

      Nachdem der Vormieter am 13. Dezember die Wohnung verlassen hatte und wir in den nächsten Tagen die Wohnung für unseren Einzug vorbereiten konnten, bewohnten wir diese ab dem 16. Dezember. Es war ein unbeschreiblich befreiendes Gefühl, endlich wieder nur unter uns zu sein. Wir lebten auf.

      Es war das erste von vier Hochhäusern auf der linken Seite, wenn man von der Rua D kam. Es gab mindesten zwei Aufzüge, die uns in die neunte Etage brachten. Betrat man die Wohnung, so gelangte man ohne Flur in einen großen Raum. Rechts ein großer Esstisch, daran anschließend die Küche, von der es auf einen Wirtschaftsbalkon ging, der aber auch vom Treppenhaus direkt erreichbar war. Den Wirtschaftsbalkon schloss eine Unterkunft für einen möglichen Doméstico ein, den wir ja nicht anstellen durften, und das obligatorische Betonwaschbecken mit einem Reibebrett, ebenfalls aus Beton, an dem der Hausangestellte zur portugiesischen Zeit sicher für die Familie seines Herren die Wäsche gewaschen hat.

      Neben der Küche war eine Sitzecke mit sich anschließendem Balkon, dem Lieblingsspielplatz unserer Kinder. Von hier aus war der Blick frei in Richtung der Engenharia und der Einflugschneise des Flughafens, sodass wir, wenn es die Zeit zuließ, den Flugverkehr, besonders Landung und Start der Interflug IL62, beobachten konnten. Nach rechts sah man den indischen Ozean.

      In der Mitte, der dem Eingang gegenüberliegenden Wand, war eine Tür, hinter der ein Korridor lag. Links ging es in einen fensterlosen Abstellraum, danach, ebenfalls ohne Fenster, kam das Bad. Geradezu, am Ende des Korridors, ging es in ein Zimmer, welches unsere Tochter bewohnte. Das Fenster lag zur Straßenseite, von hier ging der Blick über die Stadt mit ihren Hochhäusern. Auf der rechten Seite des Korridors hatte unser Sohn sein Zimmer, danach kam unser Schlafzimmer, beide mit gleicher Blickrichtung wie der Balkon. In den drei Schlafzimmern befanden sich eingebaute Schränke. In dieser schönen Wohnung ließ es sich aushalten.

      Nun konnten wir auch Besuch empfangen, ohne dass dies gleich weiter gemeldet wurde, denn eigentlich war uns persönliche Kontakte mit der einheimischen Bevölkerung verboten!

      Am ersten Weihnachtstag waren Martins und Miséria mit ihrem Baby die ersten Besucher in unserer neuen Wohnung. Miséria konnte es nicht fassen, wie weiß das Mehl war, welches Rosemarie aus unseren mitgebrachten Beständen, extra für Weihnachten aufgehoben und verbacken hatte.

      Es herrschten 36 °C, die Kerzen an unserem Weihnachtsgesteck knickten ohne, dass sie entzündet worden waren, ab. Sogar unseren Gästen war es zu warm. Martins wedelte unentwegt über dem Köpfchen seiner kleinen Tochter mit einem typischen Fächer aus Moçambique, aber viel kühler wurde es wohl dadurch auch nicht. Martins kannte ja, wie in Deutschland Weihnachten gefeiert wurde, nun freute er sich, dies einmal seiner Frau zeigen zu können. Umrahmt wurde alles durch die Weihnachtsmusik, die ich in Vorbereitung unserer Reise auf Kassetten übertragen hatte.

      In der Nacht vom 26. zum 27. Dezember wurden wir durch Lärm, die mehrere Schüsse verursacht hatten, geweckt. Wir konnten auf der unter uns liegenden Avenida Vladimir Lenine eine größere Anzahl von schnell vorbeifahrenden Polizeiautos beobachten, dann war wieder Ruhe, d.h. der Krieg war immer noch nicht beendet.

      In der Zwischenzeit hatte sich nun für uns ergeben, da meine Schmerzen trotz ständiger Massagen nicht abnahmen, wieder nach Hause zu fahren, d.h. meinen Einsatz nach einem halben Jahr, von zwei geplanten Jahren, vorzeitig zu beenden. Die Meinung des Kulturattachés und der Leitung von LIMEX war, die Gesundheit geht vor. Als Termin der Rückreise wurde schließlich der 12. Februar 1980 festgelegt, denn zu diesem Zeitpunkt flog eine Maschine der Interflug zurück nach Berlin und es mussten vier Plätze für uns reserviert werden.

      Am vorletzten Tag des Jahres hatten wir endlich unseren Arzt und seine Familie zu Besuch. Er war, neben seiner anstrengenden Tätigkeit, ich schrieb es bereits, auch für unsere Gesundheit zuständig. Wenn man ihn rief, kam er so schnell wie möglich. Ich glaube, bis auf unsere Tochter, waren wir alle bei ihm in Behandlung. Wir standen noch einige Zeit nach unserer Rückkehr in brieflichen Kontakt, er und seine Familie waren später in einem nordafrikanischen Land.

      Am letzten vollen Arbeitstag des Jahres, informierte ich vor Beginn der Dozentenbesprechung unseren Dekan darüber, dass das Fach, für das ich eingesetzt war, nun neu besetzt werden muss, da ich aus gesundheitlichen Gründen meinen Aufenthalt in Maputo beenden und mit meiner Familie in den nächsten Wochen die Heimreise antreten werde. Es war mir sehr unangenehm und ich konnte nur hoffen, dass LIMEX bald Ersatz schicken würde.

      Über den Jahreswechsel hatten wir das Auto, sodass wir Neujahr mit der Fähre über die Baia de Maputo nach Catembe fuhren. Die Fähre war furchtbar klapprig, verwahrlost und auch schließlich überladen.

      Das Deck war überzogen mit einer Schicht von Altöl, d.h. es war wohl eines der wenigen Teile ohne Rost. Wir blickten direkt unter einen sich ständig hin und her schaukelnden LKW, sodass ich dachte, im nächsten Moment wird er sich vollends in Bewegung setzen, alles vor sich herschieben und in das Wasser stürzten. Zu allem Überfluss hatten sich einige Passagiere unter dem LKW einen schattigen Platz gesucht!

      Die Autos standen so dicht, dass wir im Gefahrenfall die Türen nicht hätten öffnen können! Schließlich setzte die Fähre sich in Bewegung und strebte dem Ufer von Catembe zu. Langsam entwirrte sich das Knäuel von Menschen und Fahrzeugen, um über die Rampe das feste Ufer zu erreichen.

      Die Rampe aber, war so durchlöchert, dass es mir heute noch rätselhaft ist, wie wir trotzdem das Ufer und auf der Rückfahrt die Fähre, erreichten, ohne stecken zu bleiben. Ich hätte mir das vorher doch erst einmal ansehen müssen, ehe ich meine Familie diesem Wagnis aussetzte.

      Der wunderschöne Blick von Catembe auf Maputo entschädigte uns aber für die doch recht waghalsige Überfahrt. Leider waren die wohl ehemals wunderschönen Häuser von Catembe in einem sehr verwahrlosten Zustand. Ich war auf jedem Fall sehr froh, als ich meine Familie wieder gut nach Maputo gebracht hatte.

      Mit einer Familie, die ebenfalls in zeitlichen Abständen ein Fahrzeug hatte, verabredeten wir, gemeinsam ein Wochenende in Bilene zu verbringen. Dafür mussten wir bei der Botschaft einen Antrag auf Ausstellung vorläufiger Reisedokumente stellen, da ja unsere Reisepässe bei der Botschaft sicherheitshalber deponiert waren!

      „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ eines der Leitmotive der DDR uns Bürgern gegenüber.

      Einen Tag vor der geplanten Reise, es war ein Freitag, notierte ich in meinem Tagebuch: