Название | Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket |
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Автор произведения | A. F. Morland |
Жанр | Зарубежные детективы |
Серия | |
Издательство | Зарубежные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745212730 |
„Dasselbe.“
„Irgendwelche Spuren?“, fragte ich. Tom schüttelte deprimiert den Kopf. „Überhaupt keine. Der Mörder ging mit der größten Sorgfalt vor. Er hat alles, was er berührt hat, nachher gründlich gesäubert. Muss sich um einen ausgekochten, eiskalten Kerl handeln.“
„Mr. Small erzählte mir, dass Barrimore und Surtees der Ross-Gang angehörten“, sagte ich.
Tom nickte. „Ja.“
„Woher weißt du das?“
„Der anonyme Anrufer sagte es.“
„War es ein Mann?“
„Ja. Ich denke schon. Ich hab’ mit ihm nicht gesprochen. Der Cop, der ihn an der Strippe hatte, sagte, er hätte nur geflüstert. War kaum zu verstehen.“
„Ein Asthmatiker vielleicht“, sagte ich achselzuckend.
Ich hatte genug gesehen. Wenn ich mein Frühstück weiter behalten wollte, war es angezeigt, die Kurve zu kratzen. Der Geruch des Blutes ging mir allmählich an die Nieren.
Ich bedankte mich bei Tom für die nette Einladung zur Gruselparty, verabschiedete mich von den Männern der Spurensicherung und vom Leiter der Mordkommission und hatte es dann sehr eilig.
Ich wollte endlich mehr über die Ross-Gang erfahren, und da war mir im genau richtigen Moment der richtige Name eingefallen: Lucky March, der Mann, dem ich vor ein paar Tagen das Leben gerettet hatte.
Ich musste ihn bis zum frühen Nachmittag suchen.
„Eine verlorene Stecknadel im Heuhaufen wiederzufinden ist bedeutend einfacher“, sagte ich ihm, als ich ihm dann bei einem Drink in einer schmierigen Kneipe gegenübersaß. Hier hatte nicht er die Kleidersorgen, sondern ich. Ich passte mit meinem Anzug hier herein wie die Faust aufs Auge. Ich hätte mich als maskiert bezeichnen können. „Was macht mein Whisky?“, fragte ich Lucky.
Er grinste. „Den gibt es nicht mehr.“ Ich erzählte ihm eine längere Story. Um seine Aufmerksamkeit wachzuhalten, spendierte ich ihm einen Drink nach dem anderen.
Als ich geendet hatte, war er an der Reihe. Und nach den ersten Worten wusste ich bereits, dass ich die Drinks gut angelegt hatte.
Es gab zur Zeit zwei große Gangsterbosse in der Stadt, die sich nicht riechen konnten: Bob Tyrrell und Montague Ross. Tyrrell hatte den Bankraub geplant und durchgeführt. Ross hatte ihm die Moneten abgejagt, und Tyrrell hatte in die Röhre geguckt.
„Natürlich ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, erzählte mir Lucky March weiter. „Man munkelt, dass Tyrrell schon wieder mit dem Säbel rasselt. Er will zu einem vernichtenden Gegenschlag ausholen. Er will die Ross-Gang ein für allemal zerschlagen.“
„Kann uns nur recht sein“, versetzte ich. „Wann soll das Ding denn steigen, Lucky?“
„Bald, Biff.“
Plötzlich hüpften meine Gedanken um einen Tag zurück. Ich sah mich Whisky bis zum Erbrechen trinken, sah die beiden Killer, wie sie sich um mich sorgten, und hörte plötzlich einen von ihnen etwas von einer Tankstelle sagen, zu der sie nachher fahren müssten. Seltsam, dass mir das im Gedächtnis haftengeblieben war, obwohl ich sternhagelvoll gewesen war. Musste wohl irgendeine Bewandtnis damit haben.
Ich erzählte Lucky davon.
Die Versuchsbohrung wurde fündig. Lucky March konnte sich plötzlich besinnen, dass Montague Ross eine Freundin namens Mei Chen hatte. Und Mei Chen besaß eine Tankstelle in der Sidway Street
„Angeblich soll da auch der Sitz der Gang sein“, sagte March achselzuckend. „Irgendwo unterirdisch, munkelt man. Genaueres wissen wohl nur die Leute von der Ross-Gang selbst.“
„Hast du Montague Ross schon mal gesehen, Lucky?“, erkundigte ich mich.
Zu meinem größten Erstaunen nickte der Bettler. „Ich stand mal neben einem Blinden am Michigan Drive. Plötzlich stieß er mich an und sagte: ,Sieh mal, da fährt Montague Ross mit seiner Freundin!'“
„Mei Chen?“, fragte ich schnell.
Lucky nickte.
„Könntest du Ross beschreiben, Lucky?“, fragte ich aufgeregt. Immerhin war ich nahe dran, zu erfahren, wie der nahezu unsichtbare Montague Ross aussah.
„Haben Sie ein Blatt Papier, Biff? Dann mache ich Ihnen eine Zeichnung von seiner Visage, nach der Sie ihn ganz sicher wiedererkennen. Hab’ mal als ganz junger Knochen zwei Jahre die Schulbank der Kunstakademie gedrückt. Dann fiel mein Vater im neunzehnten Stockwerk aus dem Fenster. Er war Fensterputzer und verdammt stolz darauf, ohne Sicherheitsgürtel zu arbeiten. Kam sich wohl vor wie ein Artist, der ohne Netz arbeitet. Was weiß ich.“
Ich hatte zwei große Reklamezettel von irgendeiner neuerrichteten Waschstraße in der Tasche. Man hatte sie mit dem Scheibenwischer an die Windschutzscheibe meines Mustang geklemmt.
„Da ist das Papier“, sagte ich. „Und hier ein Nylonschreiber. Jetzt zeig, was du in den zwei Jahren gelernt hast, Lucky.“
Er war tatsächlich ein verblüffend guter Zeichner. Man hätte ihm damals ein Stipendium geben sollen. Er wäre es wert gewesen. Das Gesicht, das Lucky aufs Papier kritzelte, nahm schon nach den ersten Strichen Leben an. Er vervollkommnete die Kritzelei so lange, bis sie beinahe einem Foto ähnlich war.
Mich sah ein Mann mit einem nichtssagenden Gesicht an. Er hatte eine runde Knollennase, die sich als unübersehbarer Blickfang zwischen den aufgedunsenen Wangen darbot.
„So sieht er aus“, sagte Lucky mit stolzgeschwellter Brust. „Genauso.“ Er blickte mich lächelnd an. „Wenn Sie ihm gegenüberstehen, werden Sie wissen, dass meine Zeichnung stimmt.“
Lucky machte noch eine Fleißaufgabe. Er zauberte das Konterfei der Chinesin mit flinken Strichen aufs Papier. Die Kleine gefiel mir. Ross schien keinen schlechten Geschmack zu haben.
Ich schob die zwei Zeichnungen dankend in die Tasche, drückte ein paar Scheine in Luckys Hand und versicherte ihm, dass er mir sehr geholfen hätte.
Als ich gehen wollte, hielt er mich am Ärmel zurück. „Geben Sie gut auf sich acht, Biff“, sagte er besorgt.
Ich blinzelte ihm zuversichtlich zu. „Mach’ ich, Lucky."
„Ross ist sehr gefährlich. Man sagt, wenn man ihn und eine rabenschwarze Nacht zusammensperrt, ist es ganz sicher die Nacht, die zuerst davonrennt.“
„Ich werd’s mir merken, Lucky“, erwiderte ich dankbar.
Dann verließ ich die Kneipe.
26
Während ich mich in meinen Mustang verfrachtete, um auf dem schnellsten Wege zu unserem Wolkenkratzer zurückzureiten, ging die Tyrrell-Gang noch einmal die letzten Schritte für den Vergeltungsschlag gegen die Ross-Gang durch. Selbstverständlich hatte ich davon nicht die leiseste Ahnung.
Bob Tyrrells Devise lautete: Vernichtung der Ross-Gang und vor allen Dingen Wiederbeschaffung des bei dem Bankraub erbeuteten Geldes.
Die Sache sollte wie ein Blitz aus heiterem Himmel niedergehen.
Der Countdown dafür hatte bereits begonnen.
Als ich endlich unseren Wolkenkratzer erreicht hatte und im Lift stand, konnte ich es kaum erwarten, oben anzukommen.
Julia Hicksons freundliches Lächeln übersah ich großzügig. Ich hatte im Moment andere Dinge im Kopf, als zu lächeln.
„Charles“, sagte ich im Vorbeifliegen. „Mitkommen! Ist Susan da?“
Lenoire nickte, erstaunt über meine Aufregung. „Ja, Biff.“
Ich knallte hinter uns beiden die Tür so fest zu,