Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland

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Название Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745212730



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es wirklich. Ich hab’ ihn auch schon gesehen.“

      „Du warst auch mal blau?“, grinste ich. „Davon weiß ich gar nichts.“

      „Er hatte unten an der Ecke gestanden. Unserem Wolkenkratzer gegenüber“, sagte Susan schnell.

      „Wann?“, erkundigte ich mich.

      „Als man Brian Astor zum erstenmal beseitigen wollte.“ Susan erzählte aufgeregt, dass sie dem Mann nachgelaufen war, um ihn als Tatzeugen festzunageln, doch der Kerl hatte sich von einer Sekunde zur anderen in Luft aufgelöst.

      Manchmal war er aber haargenau im richtigen Moment da. Dafür hatte ich ihm zu danken.

      Doch wer war der seltsame Chinese? Was hatte er mit all den verrückten Ereignissen zu tun?

      22

      „Es war ein Chinese, Boss. Ich bin ganz sicher, dass es einer war“, sagte Surtees. Seine hellen Augen glänzten wie billige Fischsuppe,

      „Ich hab’ ihn auch gesehen, Boss“, pflichtete Marty Barrimore seinem Komplicen bei.

      Auf den dicken, aufgedunsenen Wangen von Montague Ross hatten sich viele kleine rote Flecke gebildet. Er war schrecklich erregt und lief mit seinen kurzen Beinen wütend hin und her.

      Mei Chen verhielt sich ruhig. Sie saß auf einer schwarzen Ledercouch, hatte die Beine angezogen und sich daraufgesetzt. Mei Chen hatte eine bezaubernde, sylphidenhafte Figur. Sie besaß jene Art von reizvoller Überschlankheit, die den Fotomodellen ihren besonderen Charme verleiht. Die Züge des jungen Mädchens waren von sanfter Weichheit. Niemand hätte ihr zugetraut, dass sie imstande war, eiskalt zu töten.

      „So“, fauchte Ross böse. „Ein Chinese also!“

      „Ja, Boss", entgegnete Surtees und schob die Hände in die Hosentaschen.

      Die Tür schwang auf, und Mirja Stewart trat ein. Sie trug auf einem silbernen Tablett ein Glas Wasser und die Gallenpillen, die Ross immer um diese Zeit zu nehmen hatte.

      „Ihr seid doch die größten Trottel, die ich kenne“, brüllte Ross los. „Ihr schafft es nur mit Mühe, Astor umzulegen. Ein Schnüffler trifft euch im Haus des Ermordeten an, und ihr seid nicht in der Lage, ihn kaltzumachen.“

      „Der Chinese hat Calder das Leben gerettet, Boss“, erwiderte Marty Barrimore ärgerlich.

      „Weil ihr verrückten Hunde euch so einen Blödsinn habt einfallen lassen!“, bellte Ross. „Am schnellsten und sichersten ist immer noch eine Kugel in den Schädel, das solltet ihr inzwischen schon begriffen haben. So blöd könnt ihr gar nicht sein. Was aber macht ihr Affen? Ihr wolltet euer Spielchen mit Calder treiben. Wenn das ins Auge geht, Jungs, mache ich euch beide dafür verantwortlich, klar? Ich leg’ euch eigenhändig um.“

      „Wir sollten lieber versuchen, herauszufinden, wer der Chinese ist, Boss“, wandte Surtees ein.

      „Na, dann mal viel Spaß“, wetterte Montague Ross zornig.. „Wenn ihr ihn habt, könnt ihr ihn ja auch mit Whisky volllaufen lassen, damit Biff Calder sich bei ihm revanchieren kann.“ Ross machte eine unwillige Bewegung. „Schert euch hinaus. Ich will euch nicht mehr sehen.“

      Surtees ließ die Mundwinkel hängen.

      „Ist noch was?“, polterte Ross wütend los. „Haut ab. Geht mir aus den Augen, ihr Blindgänger.“

      „Boss“, sagte Surtees zögernd, „es war eine Prämie von einem Riesen ausgemacht.“

      „Wofür?“

      „Dafür, dass wir Astor umlegen.“

      „Dafür, dass ihr es glatt und sauber macht“, schnaubte Ross, außer sich vor Zorn. Surtees’ Frechheit überstieg beinahe schon sein Fassungsvermögen. „Ihr habt es aber sauschlecht gemacht. Dafür hat jeder von euch einen Tritt in den Allerwertesten verdient. Ihr könnt froh sein, dass ich heute meinen versöhnlichen Tag habe, sonst wäre die Sache für euch anders ausgegangen. Und jetzt macht ’ne Fliege, bevor ich’s mir anders überlege.“

      Surtees und Barrimore ließen die Ohren hängen und verdrückten sich bei gutem Wind.

      Ross schüttelte wutschnaubend den Kopf. „So was. Tausend Dollar wollen diese Idioten haben. Für die miese Arbeit. Na, die sollen mich noch kennenlernen.“

      Er wandte sich Mirja zu, die schweigend neben ihm stand und geduldig darauf wartete, bis er Zeit fand, sich eine von den Gallenpillen vom Tablett zu nehmen.

      „Kein Wunder, dass mir ständig die Galle weh tut“, knurrte Ross. Er nahm die Pille in den Mund, trank Wasser nach und stellte das leere Glas wieder auf das schimmernde Tablett zurück. „Danke, Mirja“, sagte er ein wenig ruhiger.

      „Man sollte den beiden eine Lehre erteilen“, sagte Mei Chen. Sie fasste nach ihrem schwarzen hochgesteckten Haar und prüfte seinen Sitz.

      Mirja blickte Ross unschlüssig an. „Ich — ich hab’ etwas erfahren, Boss. Über die beiden...“

      Montague Ross fing sofort Feuer. Er glotzte das blonde Mädchen gespannt an. „’raus damit, Mirja. Was hast du erfahren?“

      „Surtees und Barrimore machen in der Gang gegen dich Stimmung“, sagte sie zögernd.

      Ross’ Gesicht wurde schlagartig fahl. „Was?“, fragte er gedehnt.

      „Sie versuchen die Leute auf ihre Seite zu bekommen, und irgendwann einmal wollen sie sich dann ganz offen gegen dich stellen.“

      Ross hörte nur mit halbem Ohr zu. Er begann wieder wie ein gereizter Tiger hin und her zu laufen.

      „Würde mich nicht wundern, wenn die beiden auch Verbindungen zur Tyrrell-Gang unterhielten“, fügte Mirja Stewart hinzu.

      Jetzt war Ross ganz oben. Seine Augen funkelten mordlustig, als er sagte: „Die Tyrrell-Gang haben wir nicht mehr zu fürchten. Die Burschen sind demnächst aufgerieben. Was aber Surtees und Barrimore anlangt, hätte ich eine sehr heikle Aufgabe für dich, Mirja.“

      „Was, Boss?“

      „Wie weit stehst du hinter mir, Mirja?“

      „Voll und ganz. Das weißt du doch, Boss.“

      „Würdest du mir das beweisen?“

      „Wie?“

      „Würden fünftausend Dollar genügend Ansporn dafür sein?“

      „Wofür, Boss?"

      „Schaff mir die beiden vom Hals, Mirja! Und zwar für immer, verstehst du?“

      Nun erschrak Mirja Stewart. Das Tablett zitterte in ihrer Hand, doch sie wagte nicht zu widersprechen.

      „Wie du’s machst, ist deine Sache. Es sollte nur möglichst bald sein, bevor die Kerle noch Gelegenheit finden, neuen Mist zu bauen.“

      23

      „Sie machen ja schöne Sachen, Biff“, sagte Myers und stellte sich ans Fußende meines Bettes. „Miss Hickson hat mir erzählt, was passiert ist. Dachte, ich müsste mich mal um meinen besten Mann kümmern.“

      „Keine Sorge, Myers“, sagte ich mit Strahlemanncharme. „Ich hab’ bloß einen Mordskater. Sonst geht’s mir schon wieder blendend.“

      Ansonsten hatten Susan Tucker und ich mit Myers nur dienstlich zu tun. Es war nett, ihn mal privat zu sprechen.

      Myers war unser Mittelsmann zu dem im Hintergrund bleibenden obersten Boss des SGS in Washington. Von ihm bekamen wir die jeweiligen Einzelheiten der Fälle, die wir dann im Auftrag des Secret Government Service möglichst unauffällig zu erledigen hatten.

      Myers war ein mittelgroßer hagerer Typ, knapp über fünfzig, trug das eisengraue Haar sehr kurz geschnitten