Schwarzer Honig. Harriette Van der Ham

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Название Schwarzer Honig
Автор произведения Harriette Van der Ham
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783748298816



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ist gezwungen sich einen Anwalt zu nehmen. Jeff erfährt nun endlich, in welcher Situation sich sein Bruder befindet. Jeff will ihm finanziell unter die Arme greifen, kann aber nicht sämtliche anstehenden Unkosten auf sich nehmen. Harriette ist daher bereit, Farrah ein Darlehen zu geben, um einen Anwalt bezahlen zu können. Er nimmt sich eine Anwältin in Mombasa. Eine Frau, die ihre Sache versteht. Farrah beschuldigt Alice, die gemeinsamen Konten geplündert zu haben, und klagt auf seinen Anteil.

      Neben all diesen Aktionen hat Farrah beschlossen, sich eine neue Zukunft in Malindi aufzubauen. Sein Fachgebiet ist das Bauen von exklusiven Möbeln. Damit haben Alice und er in Lamu viel Geld verdient. Reiche Touristen und Berühmtheiten, die in Lamu Ferienhäuser haben, waren bis vor Kurzem ihre treuen Kunden. Was in Lamu möglich ist, geht auch in Malindi, meint Farrah. Die Frage ist nur, wo kann er bezahlbare Räumlichkeiten finden, um eine Werkstatt einzurichten? Wie kommt er an Werkzeug und Maschinen? Wie kommt er an erfahrene Schreiner? Seine Mitarbeiter in Lamu sind alle sehr erfahren und wissen genau, wie Farrah seine Möbel konzipiert und baut. Auch das Ölen der gefertigten Möbel hat seine Geheimrezeptur. Eine spezielle Mischung aus Leinöl und anderen Zutaten sorgt für diesen unvergleichlichen Glanz. Neue Mitarbeiter zu trainieren dauert lange - zu lange. Er braucht seine Lamu-Leute! Farrah beginnt mit endlosen Telefongesprächen, um jeden einzelnen seines Lamu-Teams für sich zu gewinnen. Teilweise gelingt ihm das. Einige der Mitarbeiter wollen nicht unter Alice arbeiten, weil sie zu herrisch mit ihnen umgeht. Sie sagen Farrah zu nach Malindi zu kommen, sobald er Räumlichkeiten gefunden hat. Es ist eine delikate Angelegenheit, weil diese Mitarbeiter nicht über Farrahs Pläne sprechen dürfen.

      Farrah braucht Werkzeug und Maschinen. Harriette ist bereit, ihm ein zweites Darlehen zu gewähren, ist aber der Meinung, dass ein Darlehensvertrag aufgesetzt werden muss. Farrahs Anwältin in Mombasa bereitet den Vertrag vor, und schon einige Tage später sitzen Farrah und Harriette in ihrer Kanzlei, um den Vertrag zu besprechen: die Summe, Raten, Zinsen und Verzugszinsen, Rückzahlungstermine, was passiert, wenn Zahlung ausbleibt - geschäftliche Regelungen. Sie unterzeichnen. Farrah kann jetzt erste Werkzeuge einkaufen. Harriette kontaktiert eine Firma in den Niederlanden, die gebrauchte Holzverarbeitungsmaschinen verkauft. Es werden drei Maschinen und eine Menge Ersatzteile bestellt, die per Seecontainer nach Mombasa verschickt werden. In drei Monaten werden sie dort erwartet. Zeit genug, um sich nach Räumlichkeiten umzusehen.

      ‘Kenya Industrial Estate’ (KIE), öffentliche Instanz zur Förderung von Klein- und Mittelbetrieben, bietet Existenzgründern zu absolut niedrigen Mieten solche Räumlichkeiten. Meistens handelt es sich um äußerst einfache Gebäude, oft ohne Fenster, ganz zu schweigen von sanitären Anlagen und Stromversorgung. Aber immerhin, vier Wände mit Wellblechdach. Der Mieter verpflichtet sich, selbst für Stromanschluss und Sicherheitsvorkehrungen zu sorgen.

      Farrah reist mit einem Matatu nach Mombasa, um mit KIE zu sprechen welche Möglichkeiten es in Malindi gibt. Schlechte Nachricht: In Malindi sind alle verfügbaren Räumlichkeiten bereits vermietet. Gute Nachricht: es gibt da noch einen kleinen Innenhof zwischen zwei Gebäuden, den man ihm vermieten könnte. Farrah müsste aber auf eigene Kosten für die Bedachung und den Bau einer Frontwand sorgen. Der Mietpreis wird dementsprechend niedrig sein, noch niedriger als üblich! Farrah hat keine andere Wahl. Er willigt ein. Er ist geschickt und kann mit Hilfe seiner sechs Männer die erforderlichen Anpassungen realisieren. In Lamu waren seine Männer noch fest angestellt, jetzt kann Farrah ihnen diese Sicherheit nicht mehr bieten.

      Sie fangen bei Null an. Sie kommen trotzdem. Sie kennen Farrah. Sie kennen seine Arbeitsmoral und wie er als Arbeitgeber und als Mensch ist. Viele Jahre haben sie in Lamu gemeinsam erfolgreich gearbeitet. Sie reisen per Bus an. Sie mieten Zimmer in Malindis Stadtviertel ‘Kisumundogo’, wo viele Ortsansässige wohnen. Ehefrauen und Kinder werden zu einem späteren Zeitpunkt nachkommen. Vorläufig bleiben sie in Lamu.

      Die Konstruktion besteht aus einigen schräg verlaufenden Balken, auf denen Wellbleche – die in Kenia weitverbreiteten Mabatis - befestigt werden. Die Frontwand wird eine Kombination aus Stein, Holz und Mabati. Äußerst primitiv, aber sehr kostengünstig und fürs erste ausreichend.

      Zwei Wochen nach Unterzeichnung des Mietvertrags können die Umbauarbeiten beginnen. Am Morgen holt Farrah die Männer mit Harriettes altem Pajero ab, es wird den ganzen Tag hin und her gefahren vom Hardwarestore zum KIE-Gelände: Holzbalken, Handsägen, Hammer, Nägel, Mabati. Es wird geschuftet bis Sonnenuntergang. Farrah bleibt mit einigen der Männer über Nacht in der Werkstatt, um Vandalismus und Diebstahl zu verhindern. Harriette sieht Farrah in diesen Tagen und Nächten überhaupt nicht. Dann endlich kommt ‘Kenya Power & Lighting’, um die nötigen Stromkabel zu verlegen.

      Inzwischen kann die neue Eingangstür mit einem guten Vorhängeschloss verriegelt werden und Farrah kann sich wieder in Villa Waridi blicken lassen. Er ist erschöpft und hat abgenommen, aber Harriette sieht endlich wieder diesen Funken von Begeisterung und Hoffnung in seinen Augen, was sie viele Wochen nicht mehr in ihm entdecken konnte. Alles wird gut.

      Aber es gibt beunruhigende Informationen aus Lamu. Eine tobende Alice - rasend über die Tatsache, dass Farrah mit einer Werkstatt in Malindi beginnt und Mitarbeiter abwirbt, sieht ihr eigenes Geschäft in Lamu schwinden und - schlimmer noch - Farrahs Zukunft im Aufbau! Das ist bedrohlich. Das muss unter allen Umständen verhindert werden! Sie weiß, dass Farrah Abnehmer für seine Möbel braucht, und ein bedeutender potentieller Abnehmer wird Alvin Donaldson in Nairobi sein. Alvin Donaldson, Amerikaner, gemeinsamer Freund von Alice und Farrah und erfolgreicher Geschäftsmann, betreibt in Nairobi zwei große Geschäfte mit afrikanischer Kunst und hochwertigen, afrikanischen Möbeln. Die Möbel, die er dort anbietet kommen unter anderem aus Alices und Farrahs Werkstatt in Lamu. Umgekehrt werden zahlreiche Produkte von Alvins Sortiment in Alices Boutique in Lamu verkauft - eine geschickte Symbiose.

      Die beunruhigende Information ist, dass Alice Donaldson unter Druck setzt: Keine Möbel von Farrahs Malindi-Werkstatt in seine Läden aufnehmen, oder Alice wird Alvins gesamtes Sortiment aus ihrer Boutique verbannen! Alvin muss Partei ergreifen. Da er wenig Lust hat, sich in diesen Rosenkrieg verwickeln zu lassen, entscheidet er sich für den Status Quo womit Farrah jegliche Chance genommen wird, seine Möbel aus Malindi in Donaldsons Prestigeläden zu präsentieren und zu verkaufen: ein effektiver Schachzug von Alice und schwerer Schlag für Farrah. Alices Racheakt geht weiter. Sie kontaktiert alle wichtigen Möbel-und Einrichtungsgeschäfte in Nairobi und Mombasa. In einer gnadenlosen Lobbykampagne baut sie ein Beziehungsnetz gegen Farrah auf. Kein einziges Möbelstück aus Farrahs Werkstadt soll verkauft werden! Alices zweiter Schachzug.

      Tagtäglich telefoniert Farrah stundenlang mit alten Freunden in Lamu, um die letzten Neuigkeiten zu erfahren. Es ist zermürbend.

      “Farrah, warum hörst du nicht auf, dich so auf Alices Krieg zu konzentrieren? Konzentriere dich auf deine eigene Kraft, dein Potential, deine Fähigkeiten, deine eigenen Möglichkeiten. Alles andere bringt dir nur Verunsicherung, Zweifel und Angst - und schlaflose Nächte, die wir beide wirklich nicht gebrauchen können,” versucht Harriette ihm zuzureden.

      Alice beeinträchtigt mit ihren Eingriffen außerdem die Entfaltung der jungen Liebesbeziehung zwischen Farrah und Harriette. Die Liebe kann sich durch Farrahs Überlebenskampf, die täglichen Frustrationen und Sorgen nicht frei entfalten, nicht wachsen. Sie wird gesehen - die Liebe - aber sie kann nicht erblühen. Alices dritter Schachzug.

      Harriette fühlt sich machtlos und hintergangen. “Farrah, wir lassen es zu, dass ein anderer Mensch Einfluß nimmt auf unser Leben und unsere Gefühle. Diese Macht erstickt unsere Liebe im Keim und wir setzten ihr nichts entgegen, wir lassen es zu! Wir erkennen es beide nur all zu gut, aber wir tun nichts dagegen. Wir durchbrechen diese Macht nicht!”, ruft Harriette verzweifelt.

      Sein Überlebenskampf hat sie beide fest im Griff.

      2

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