Schwarzer Honig. Harriette Van der Ham

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Название Schwarzer Honig
Автор произведения Harriette Van der Ham
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783748298816



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ist jetzt überdeutlich, dass Farrah und sie noch harten Zeiten entgegen gehen werden, aber sie hat sich entschieden: ich werde zu ihm stehen, ich werde ihm beistehen.

       Gott stehe mir bei!

       1997

      Die kommenden Wochen sind unruhig. Farrah fliegt ständig hin und her zwischen Lamu und Malindi. Alice, noch immer in Australien, belagert ihn täglich und hält ihn durch die endlosen Telefongespräche von seiner Arbeit ab. Farrah ist frustriert, besorgt, angespannt. Alice hat ihre Rückkehr nach Lamu angekündigt, Mitte März wird sie zurück sein. Farrah will dann Lamu verlassen haben. Er versucht, allen geschäftlichen Verpflichtungen in Lamu nachzukommen, so gut es geht.

      Harriette konzentriert sich auf ihre eigenen Aufgaben in Villa Waridi. Sie hält ein scharfes Auge auf den Umbau. Sie bestellt Stoffe bei einer Italienerin in Malindi, die die schönsten Stoffe aus Italien importiert. Daraus näht sie Gardinen und Bettüberzüge für alle Zimmer, jedes Zimmer soll eine andere Farbstellung bekommen. Sie kauft neue Matratzen und Moskitonetze. Sie bestellt dicke, türkisfarbene Frotteebadetücher, bestickt mit dem ‘Villa Waridi’-Schriftzug. Sie fährt nach Mombasa, um neues Geschirr, Gläser, Küchengeräte, und Kochtöpfe einzukaufen. Sie bestellt einen großen Kühlschrank und eine Waschmaschine. Sie lässt Dorothys geblümten Sitzbänke neu beziehen. Und sie bittet Alessio, ganz unverbindlich Kontakt aufzunehmen mit den beiden Brüdern in Lucca, denen das Nachbargrundstück gehört. Dieses verwilderte Stück Buschland - wenn sie das dazuerwerben könnte! Dabei versucht sie bei Alessio nicht zu viel Interesse zu zeigen, denn das würde den Verkaufspreis sofort drastisch in die Höhe treiben. “Es ist sehr vom Preis abhängig”, versichert sie ihm. “Ich habe ein bestimmtes Budget im Kopf und das werde ich keinesfalls überschreiten!”, und hofft hiermit, Alessios Begeisterung zu zügeln.

      Sie verliert Dickie, einen ihrer Jack Russel. Durch die vielen Arbeiter, die den ganzen Tag rein und raus laufen, hat einer vergessen das Tor hinter sich zu schließen. Dickie entwischt. Er rennt zum Tor von Nachbarin Rosa, um ihren Hund zu provozieren. Dies wird ihm zum Verhängnis, denn auch Rosas Tor ist zufälligerweise nicht verschlossen. Rosas Houseboy wollte nur kurz etwas beim Nachbarn vorbeibringen. Rosas Hund, ein Rottweiler, macht kurzen Prozess mit Dickie: packt ihn im Nacken und schüttelt ihn ein paar Mal hin und her. Das war’s: Dickie bellt nicht mehr - Dickie blutet. Dickie ist tot. Harriette weint und trauert mit Rosa um diesen Verlust. Jengo gräbt ein kleines Grab unter dem Flammenbaum im Garten. Harriette legt Dickie hinein und bedeckt ihn mit Hibiscusblüten. Jengo schüttet das Grab zu und legt einen großen Stein darauf.

      Erster Abschied von vielen, die noch kommen werden. Farrah ist in Lamu. Niemand, der sie jetzt tröstet. Sie fühlt sich leer und alleine.

      *

      Einige Tage später teilt Alessio ihr mit, dass er einen der beiden Grundstückbesitzer telefonisch erreicht hat. Ja, das Grundstück ist käuflich. Der Preis steht auch schon fest. Alessio nennt die Kaufsumme in italienischer Lira. Der Betrag soll, wenn gekauft wird, nach Italien überwiesen werden.

      “Viel zu viel”, entgegnet Harriette: “unter diesen Umständen bin ich nicht interessiert! Bei dieser Höhe werden die Herren nie einen Käufer finden!”. Alessio glaubt, sie macht Witze, aber nachdem Harriette zwei Wochen später immer noch keine Anstalten macht, das Gespräch wieder in Gang zu setzen, kommen ihm Zweifel.

      “Okay Harriette - was sind Sie bereit, für das Grundstück zu zahlen?”.

      “Ist das Grundstück belastungsfrei? Können die Herren die Grundbucheintragung zeigen?”. Alessio versichert ihr, dass dieses Grundstück keine bösen Überraschungen verbirgt. Er kenne die Herren schon lange, auch wenn sie nur selten in Malindi sind.

      “Fünfundzwanzig Prozent müssen runter, das ist mein Angebot und keine Lira mehr!”. Alessio protestiert, aber Harriette schenkt ihm kein Gehör. Italiener … ich kenne eure Praktiken, denkt sie und hüllt sich in Schweigen.

      Zwei Tage später erscheint Alessio mit der Nachricht, dass beide Herren in Kürze nach Malindi kommen. Urlaub, versteht sich! Na, wenn das kein Zufall ist! Harriette riecht den Braten.

      “Dann können Sie direkt mit beiden Herren verhandeln”.

      “Alessio, es gibt nichts zu verhandeln. Ich habe mein Angebot gemacht, mehr geht nicht! Und wenn das nicht akzeptabel ist, dann steige ich aus. Ein Treffen ist dann auch völlig überflüssig!”.

      Der Kaufvertrag wird im Anwaltsbüro von Gideon Kiburi & Abigail Subira Mumbi unterzeichnet. Gegenüber von Harriette sitzen zwei etwas heruntergekommene Italiener, die aus einem Film mit Al Pacino hätten entsprungen sein können. Die beiden sprechen kein Wort Englisch. Dafür ist ihr Italienisch um so klarer: mit lauten Worten und ausladenden Gesten wird bekundet, was der heutige Grund dieses Treffens ist, als ob der Anwalt das nicht wüsste! Abigail Subira Mumbi hat die Grundbucheintragung prüfen lassen und der Vertrag kann unterzeichnet werden. Harriette muss den vereinbarten Betrag innerhalb eines Monats nach Italien überweisen. Es werden Hände geschüttelt und kurz darauf fährt Harriette als stolze Eigentümerin eines brachliegenden Grundstücks wieder nach Hause.

      Farrah kämpft weiter in Lamu. Er versucht sich emotional über Wasser zu halten, aber in den täglichen Telefongesprächen spürt Harriette ganz deutlich, wie mitgenommen er ist, wie viel Kraft ihn das alles kostet. Alice lässt nicht locker. Sie wird bald nach Lamu zurückkehren. Den genauen Ankunftstag gibt sie nicht an.

      Und dann kommt der Morgen, an dem Harriette durch lautes Hundegebell geweckt wird. Sie schaut aus ihrem Badezimmerfenster und sieht, wie Mosi das Tor öffnet. Farrah! Farrah ist gekommen. Er hat seine Laptoptasche und eine grüne Kanvastasche bei sich. Mehr nicht. Er sieht erschöpft aus. Harriette rennt hinunter und umarmt ihn. Farrah lächelt müde.

      “Ich habe Lamu verlassen und werde nicht mehr zurückkehren. Sie ist zurück. Sie ist schon längere Zeit zurück. Sie war in Nairobi. Sie ist dort zu Barclays Bank gegangen und hat unser gemeinsames Konto und die Geschäftskonten komplett geplündert! Keinen einzigen Shilling hat sie auf den Konten gelassen! Ich habe es erst bemerkt, als ein Scheck platzte. Ich war überrascht und stellte einen neuen Scheck aus von einem anderen Konto bei Barclays. Der platzte auch. Ich rief die Bank an. Der Manager - ein guter Freund von Alice - hat dann bestätigt, dass Alice gekommen sei und das gesamte Geld von allen Konten geräumt habe. Da wir Schecks ausschreiben konnten ohne Gegenunterschrift des anderen, ist dies nicht aufgefallen. Und jetzt – jetzt bin ich bettelarm! Ich werde dies gerichtlich anfechten müssen, aber ich habe nicht einmal das Geld, um einen Anwalt bezahlen zu können! Ich habe nichts mehr!”. Erst jetzt lässt Farrah seine Kanvastasche fallen, sein Kopf gegen Harriettes Schulter gedrückt, und weint. Sie hält ihn fest und verharrt. Oh mein Gott! Wie wird dies alles enden? Auf was lasse ich mich hier ein?

      Sanft rückt sie ihn von sich los. Sie nimmt seine Hand und nimmt ihn mit nach oben zur Veranda. Mosi bringt die Tasche. “Mosi, mach uns bitte Frühstück und bring es hier her”. Mosi nickt eifrig und verschwindet. Farrah schaut sie mit leeren Augen an.

      “So habe ich mir das nicht vorgestellt, sie hat mich in der Hand, ich soll büßen!”.

      “Komm jetzt erst mal zur Ruhe. Es wird einen Weg geben, wir schaffen das schon”, versucht sie ihn zu beruhigen.

      Es folgen noch hektischere Wochen. Farrah, vollkommen mittellos, versucht sich dem beginnenden Kleinkrieg mit Alice zu entziehen. Erfolglos. Harriette weiß nicht, was Alices konkrete Absichten sind, aber sie stellt fest, dass sie ihnen einen Spitzel auf den Hals gehetzt hat, der sie fotografiert, wo immer sie auftauchen. Ob es am Strand ist oder in der Stadt, sie werden beobachtet. Harriette fragt sich, ob sie auch heimlich in Haus und Garten beobachtet werden? Sie fühlt sich angespannt und bedroht. Der Rosenkrieg hat begonnen!

      Alice nimmt sich einen Anwalt und behauptet, Farrah habe Kunstwerke, Möbel und Geld aus ihrem Haus und den gemeinsamen Geschäften entwendet. Er wird beschuldigt sie geschlagen und misshandelt zu haben. Er wird beschuldigt, Ehebruch begangen zu haben. Ihm wird vorgeworfen ein Psychopath zu sein, mit Störungen seines emotionalen Gleichgewichts. Harriette ist schockiert, zu welchen Maßnahmen Alice fähig ist,