Название | Münchner Gsindl |
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Автор произведения | Martin Arz |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783940839725 |
»Was?« Lucky verschluckte sich fast an seiner Milch. »Wie? Keine Ahnung. Was ist das?«
»Schlecht gespielt, Luciano Russo«, sagte Pfeffer. »Sie wissen genau, was das ist. Eine Kräutermischung.«
»Klar«, sagte Lucky schwach, »zum Anzünden, zum Räuchern.«
»Ach, Herr Luciano«, antwortete Pfeffer. »Wir drei hier wissen, was man mit dieser Art von Kräutermischung aus synthetischen Cannabinoiden macht.«
»Keine Ahnung. Echt nicht. Ich wusste nicht, dass Polly so was im Haus hat.«
»Hat Polly außer Cannabis auch andere Drogen genommen?«, fragte Pfeffer und fixierte Lucky, der unsicher mit den Schultern zuckte.
»Keine Ahnung.«
»Und Sie?«
»Nein, echt nicht.«
»Was machen Sie eigentlich, wenn ich fragen darf«, fragte Hauptkommissarin Hemberger.
Lucky verdrehte die Augen, eher amüsiert als genervt. »Ich studiere.« Er kicherte kurz. »Na ja, Sie findens ja eh raus. Also, immatrikuliert bin ich schon. Geschichtsdidaktik. Aber ich komme grad nicht so zum Studieren. Ich orientiere mich. Ich arbeite mit Becky im Gsindl an der Bar. Vier Mal die Woche. Da kommt halbwegs die Kohle rein, um in dieser scheißteuren Stadt zu überleben, aber man hat keine Zeit mehr zum Studieren.«
»Gsindl?«, hakte die Hauptkommissarin nach.
»Ein … ähm … nicht ganz legaler Club«, druckste Lucky herum.
»Ein illegaler Club in einem ehemaligen Autohaus im Industriegebiet zwischen Friedenheimer Brücke und Laim, neben den Puffs«, sagte Pfeffer trocken.
»In München gibts illegale Clubs? Woher kennst du illegale Clubs?«, fragte Bella verwundert.
»Cosmo legt dort ab und an auf. Er hat letztes Jahr sogar eine Gsindl-Compilation herausgebracht. Und so illegal, wie die immer tun, ist er gar nicht. Ist vor allem Marketing.« An Lucky gewandt fuhr Pfeffer fort: »Sie arbeiten im Nachtleben und wollen uns erzählen, dass Sie keine Hilfsmittel nehmen, die Ihnen zum Beispiel helfen, die ganze Nacht wach zu bleiben? Oder mehrere Nächte?«
Lucky grinste. »Echt nicht, Chef, echt nicht. Da können Sie jeden fragen. Ich nehme keine Amphetamine oder so’n Scheiß. Ausprobiert ja, aber für schlecht befunden. Und Becky ist auch nicht so drauf. Bei Polly weiß ich es nicht. Wobei … nein, kann ich mir nicht vorstellen.«
»Waren Sie gestern Nacht auch im Gsindl? Mit Polly und Becky?«, fragte Hauptkommissarin Hemberger.
»Ja, nein, gestern waren wir nur so aus. War ja richtig schön und warm. Ist doch geil, der frühe Sommer dieses Jahr. Ich liebe es! Da sind wir ein bisserl an die Isar. Chillen. Einer der wenigen Vorteile, wenn man hier in dieser Asselbude am Candidplatz leben muss – man hat die Isar vor der Tür! Das ist echt geil, wenn man …«
»Und dann?«, unterbrach Pfeffer.
»Dann waren wir noch ein bisschen im Gsindl. Abtanzen und so.«
»Sie gehen an Ihrem freien Abend zur Arbeit?«
»Ja.« Lucky zuckte mit den Schultern. »Ist doch klar, da kriegen wir Angestelltenpreise. Muss man ausnutzen.«
»Wann sind Sie heimgekommen?«
»Ich so gegen halb zwei. Mit der Becky. Haben noch ein Bierchen in der Küche gezischt und sind dann in die Heia. Also jeder für sich! Ich habs nicht so mit Frauen, wenn Sie verstehen.« Er sah Pfeffer provokant an.
»Ach was«, machte Pfeffer sarkastisch. Er ließ den Burschen für einige Sekunden tief in seinen braunen Augen kuscheln. Lucky seufzte leise.
»Sie haben Polly alleine im Club gelassen?«, riss Bella Hemberger den jungen Mann aus seinen Träumen.
»Nein, ja, also nicht so. Sie ist mit uns rausgegangen und hat sich ein Radl gemietet. So ein E-Bike. Wir auch, wir sind gemeinsam losgeradelt und haben uns an der Theresienwiese getrennt. Sie wollte noch ein wenig an die Feierbanane, also an die Sonnenstraße. Rote Sonne, Harry Klein, Milchbar, keine Ahnung. Irgendwo ins Nachtleben. Und dann hat sie so geheimnisvoll getan, dass sie noch was ganz Tolles vorhätte. Keine Ahnung. Sie war plötzlich so aufgeputscht, aufgeregt, hibbelig. Aber wollte mit der Sprache nicht rausrücken. Ich steh nicht drauf, wenn Leute sich mit Andeutungen interessant machen wollen. Das geht mir sonst wo vorbei … Oh, sorry, Shit, wenn ich mehr nachgefragt hätte, wüssten wir wahrscheinlich, was sie noch vorhatte. Und dann hätten wir verhindern können, dass sie umgebracht wird. Oh, mein Gott! So eine Scheiße. Das war echt …« Er schüttelte traurig den Kopf. »Fuck, Sie denken jetzt eh von mir, was ich für ein Arsch bin, weil ich nur laber, statt zu weinen, aber ich … bin halt so.«
»Hatte Polina teuren Schmuck?«, fragte Pfeffer unvermittelt. Hauptkommissarin Hemberger sah überrascht zu ihm.
»Was? Die Polly«, gluckste Lucky überrascht-amüsiert. »Wirklich nicht. Vielleicht hatte sie irgendwas von ihrer Oma oder so. Aber schauen Sie sich doch nur mal den ganzen Schrott da an.« Er deutete auf die vielen Ketten und Anhänger, die im Zimmer verteilt an Haken und anderen Dingen hingen. »Lauter Plunder, den sie sich auf Festivals gekauft hat. Hauptsache viel, Hauptsache, es schaut nach was aus. Mehr ist mehr. Das ist alles nichts wert. Schätz ich jetzt mal.«
»Sind Sie sicher?«, fragte Pfeffer.
»Ziemlich. Wobei … ach, da weiß die Becky sicher besser Bescheid. Mädels und Schmuck und so. Eh klar. Doch, jetzt fällts mir wieder ein! Sie hatte eine goldene Kette von ihrer Oma. Die hat sie zu irgend so einem Kirchenfest bekommen. Kommunion oder was die Orthodoxen da so feiern.«
»Orthodoxe bekommen mit der Taufe die Erstkommunion«, sagte Bella Hemberger, und wegen der verwunderten Blicke der anderen fügte sie hinzu: »Weiß ich zufällig.«
»Dann hat sie die Kette eben zur Taufe bekommen. Eh wurscht, das ganze Kirchengedöns. Wer glaubt schon diese Kindermärchen. Die Polly hat mal gesagt, dass das das einzig Wertvolle ist, was sie hat, und dass sie das nie hergeben würde, selbst wenn sie verhungern müsste …«
»Ist das die Kette?« Pfeffer hielt eine Goldkette hoch, die er in der Schmuckschatulle ganz unten gefunden hatte. Sie passte nicht zu dem restlichen Tand.
»Ziemlich sicher«, nickte Lucky. »Die hat sie mal angehabt, als wir alle zusammen in die Oper, also ins Ballett gegangen sind. Da haben wir uns mords in Schale geschmissen, um den ganzen Kulturspießern mal zu zeigen, dass man sich auch schick machen kann, ohne dass es wie Primark aussieht …«
»Gut«, Pfeffer zog seine Gummihandschuhe aus. »Gehen wir dann in die Küche, und wir notieren, was Sie über Polina wissen. Und den Raum hier betreten Sie bitte nicht mehr. Wir versiegeln ihn nun.«
»Muss das sein?«, nölte Lucky.
»Ja. Eigentumssicherung.«
»Aber wenn ich was von Polly brauche …«
»Sie brauchen nichts von Polly.«
»Oder sie sich was von mir geliehen hat und …«
»Dann schauen Sie sich jetzt um. Jetzt bitte. Wir protokollieren das dann.«
»Nein.« Lucky winkte schwach ab. »Schon gut.«
»Was für ein Herzchen«, seufzte Pfeffer, als die beiden Kriminaler später auf dem Weg zum Auto waren.
»Der war dir ja völlig verfallen«, kicherte Bella. »Der hat dich von der ersten bis zur letzten Sekunde inhaliert.«
»Ach, ist dir das auch aufgefallen?«, knurrte Pfeffer sarkastisch. »Ich fühle mich benutzt und beschmutzt. Ich muss noch mal duschen.«
Bella Hemberger lachte.
»Man hat mich ja gewarnt«, sagte Pfeffer, »wenn man erst einmal über vierzig ist, dann stehen die ganzen kleinen Schnullis auf einen. Die Daddynummer.«
»Nicht mit dir!«, rief