Münchner Gsindl. Martin Arz

Читать онлайн.
Название Münchner Gsindl
Автор произведения Martin Arz
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783940839725



Скачать книгу

bist eine verheiratete Frau!« Max Pfeffer spielte den Empörten. »Eine glücklich verheiratete Frau, möchte ich meinen. Und Mutter zweier Kinder, von denen eins, möchte ich betonen, auch noch mein Patenkind ist! Und das, wo ich mit der Kirche so viel am Hut habe wie ein katholischer Geistlicher mit Keuschheit oder die CSU mit C und S!«

      »Eben drum«, lachte Bella.

      »Ich finde es eh einen bodenlosen Skandal, dass ihr eure Kinder der Kirche in den Rachen geworfen habt.«

      »Mei, Chef, wenn es genügend staatliche Kitaplätze gäbe, hätten wir das nie gemacht. Aber man muss realistisch bleiben. Und was das Bärchen angeht, mein lieber Herr Gouvernanterich: Schauen darf man doch mal.«

      »Ich wusste gar nicht, dass du auf solch harmlose Bärchen stehst. Dein Severin ist zwar ein Schrank von einem Kerl, aber kein Bärchen.«

      »Woher willst du … Ach so, ja richtig.« Bella Hemberger fiel ein, dass ihr Chef und ihr Ehemann sich bei einem Fall auch schon mal wenig bekleidet begegnet waren. Jenem Fall im Glockenbachviertel, bei dem Bella, damals noch mit ihrem Mädchennamen Scholz, ­Severin Hemberger überhaupt kennengelernt und sich nahtlos in ihn verliebt hatte. Damals hatte Pfeffer einige Tage übergangsweise neben Severin gewohnt. »Ich vergaß, ihr seid ja schon mal zusammen nackt auf einem Sofa gesessen.« Sie zog spielerisch einen Flunsch. »Auf unserem Sofa, das immer noch im Wohnzimmer steht!«

      »Oh ja, dein Mann und ich, wir hatten es schon mal verdammt kuschelig«, zog Pfeffer seine Kollegin auf.

      »Depp.« Bella Hemberger schlug ihrem Chef auf den Oberarm. Pfeffer grinste.

      »Du brauchst dir übrigens keine großen Hoffnungen auf eine wilde Affäre mit dem Gärtner machen«, sagte er dann. »Der hat eher an mir Interesse.«

      »Was?« Die Hauptkommissarin blieb stehen und stemmte die Hände in die Hüften. »Echt jetzt? Hallo! Ich hab mit ihm geflirtet!«

      »Ach, Bella, glaubs mir, mein Radar irrt sich selten. Ich weiß, wenn ich begehrt werde.«

      »Von wegen«, lachte Bella. »Da ist bei dir der Wunsch wohl Vater des Gedankens. Der ist straight as hell. Ich hab schon ein bisserl recherchiert. Er war vierzehn Jahre verheiratet, ist geschieden, keine Kinder. Aber von einer Frau geschieden. Es gab da mal eine Anklage wegen häuslicher Gewalt gegen ihn, aber die hat seine Frau dann wieder zurückgezogen. Kennt man ja, in Scheidungsverfahren wirds gerne unnötig schmutzig.«

      »Ich war auch mal mit ’ner Frau verheiratet, Bella-Baby.«

      »Dein Radar irrt. Und du checkst so was eh nur bei Kerlen. Dass die Mädels in der Förster-Villa dich gestern inhaliert haben, hast du …«

      »Sehr wohl bemerkt, Bella-Hase. Ich weiß, dass ich in dem Alter bin, in dem ich für alle Frauen jenseits der vierzig ein Sahnestück bin.« Er wackelte kokett mit dem Po. Beide lachten.

      »Sahnestück für ältere Frauen, Sugardaddy für Postpubertierende. Wunschtraum für Gärtnerbärchen. Eingebildet sind wir gar nicht.«

      »Nein. Dein Chef ist nun mal ein Hottie!« Beide gackerten wie Teenager.

      12

      Sie hatten alle recht: Mortimer Olberding war ein Schnuckel – hübsch, groß, sportlich gebaut, lausbübisches Lächeln, gewinnend in jeglicher Hinsicht. Dazu gut erzogen. Der Typ junger Mann, der gemeinhin als Schwiegermuttertraum gilt.

      »Wie?«, fragte Bella Hemberger ehrlich überrascht, als sie die Personalien aufnahm. »Sie sind erst sechzehn?«

      »Ja.« Mortimer lachte offen. »Ich weiß, dass ich älter aussehe. Die meisten schätzen mich auf neunzehn, zwanzig. Bringt auch Vorteile mit sich.«

      »Nämlich?«, fragte Pfeffer.

      »Ich komme in jeden Club. Ich brauch keinen Muttizettel.«

      »Praktisch.«

      »Finde ich auch.« Mortimer Olberding lächelte entschuldigend. Sie standen zu dritt vor dem Eingangsportal zu der alten Villa. Die Haustür stand offen, man konnte dem Eingangsbereich ansehen, dass hier viel Geld und durchaus auch Geschmack zu Hause waren. »Ich würde Sie wirklich gerne hereinbitten«, sagte der Bursche und zog die Tür hinter sich zu. »Aber ich muss los. Ich habe Nachhilfe. Eine Stunde.«

      »Oh, wo hapert es denn?«, fragte Pfeffer.

      »In Mathe. Aber ich habe keine Nachhilfe nötig.« Mortimer zwinkerte Bella Hemberger einen Tick zu frech zu. »Ich gebe die Nachhilfe.« Er schloss ab.

      »Kein Problem«, sagte Max Pfeffer. »Dann befragen wir jetzt noch die anderen Nachbarn ringsum und kommen in anderthalb Stunde wieder.«

      Susa Förster sah sich mit abschätzig nach unten gezogenen Mundwinkeln um, bevor sie sich setzte. »Das … ist ja entzückend hier«, sagte sie spitz und hob die Plastikvase mit der gelben Plastikblume hoch, die in der Tischmitte auf einer roten Plastiktischdecke stand.

      »Das ist natürlich nicht so fein wie bei euch in Harlaching«, antwortete Marlies Förster ebenso spitz. »Das ist noch echtes und ehr­liches Schwabing …«

      »Ehrlich und Schwabing schließen einander aus«, gab Susa zurück. »So, hier trinkst du also immer deinen … was ist das? Sieht … na ja aus.«

      »Cappuccino«, antwortete ihre Schwiegermutter selbstzufrieden.

      »Mit Sprühsahne?« Susa Förster lachte laut auf. »Okay, ich verstehe. So schlecht kann es dir in den letzten Jahren nicht gegangen sein, wenn du hier immer Kaffeeklatsch mit Sahne machst. Hier, an der reizenden Kurfürstenstraße mit der Tram vor der Nase.« Der Sarkasmus perlte nur so.

      Marlies Förster schloss für einen Moment ihre Augen. Sie war immer noch so geschminkt, wie sie es in den Siebzigerjahren geliebt hatte – mit zu viel hellblauem Lidschatten. Heute trug sie eine künstliche Stoffblume im Haar. »Ich habe mir ein Mal die Woche hier einen Cappuccino gegönnt«, zischte sie und öffnete wieder die Augen. »Ein fucking Mal die Woche! Und dazu musste ich sogar noch sparen. Ich kann mich schon lange nicht mehr bei meinen Freundinnen blicken lassen, weil ich … Ach, was weißt du verwöhntes Gör schon.«

      »Ach, ist das der neue Familienfrieden?«, fragte Susa und machte Anstalten aufzustehen. »Dann noch einen schönen Tag.«

      »Sit jetzt down.« Marlies packte ihre Schwiegertochter am Arm. »Gut, reden wir Tacheles. Du hast …« Die Kellnerin unterbrach sie und stellte für Susa den Aperol Spritz hin. Als sie weg war, fuhr ­Marlies fort: »Du hast mir keinen Ton davon gesagt, dass eure Nanny, dass die Polly tot ist.« Sie senkte die Stimme: »Ermordet.« Sie sah sich um. Nur zwei weitere Tische waren besetzt. Die Leute beachteten sie nicht.

      »Ja und? Was geht das dich an?«, antwortete Susa Förster.

      »Ich war gestern bei dir zu Hause, und du hast not one word davon erwähnt!«, rief Marlies empört.

      »Warum sollte ich? Was hast du mit meinem Kindermädchen und deren Tod zu schaffen? Nichts.«

      Doch! Das änderte alles! Marlies biss sich auf die Innenseite der Wangen. Nichts sagen. Warte ab, Marlies. Zieh es nur dieses eine Mal noch durch …

      »Also, bitte! Geh mir nicht auf die Nerven.« Die Krimiautorin nahm einen großen Schluck von ihrem Spritz. »Und übrigens konnte ich gestern nicht mit Herbert richtig über dich sprechen, weil er im Büro geblieben ist.«

      »Die ganze Nacht?«

      »Ja, die ganze Nacht. Spar dir deinen süffisanten Unterton, Marlies. Du weißt genau, dass er in seinem Büro auch eine Schlafgelegenheit hat.«

      »Und ein Bad und eine kitchen und, und, und.« Marlies Förster lachte. »Das ist eine voll ausgestattete Wohnung, was dein Gatte sein ›Office‹ nennt. Mitten in Schwabing. Es gibt übrigens auch noch Telefon.«

      »Und? Er telefoniert nicht gerne. Gut, Marlies, du hast jetzt fünf Minuten. Warum sollte ich hierherkommen? Warum konntest du das nicht bereits gestern mit mir besprechen?«

      »Weil