Münchner Gsindl. Martin Arz

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Название Münchner Gsindl
Автор произведения Martin Arz
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783940839725



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      »Ich hab Nachschub.« Mo beugte sich etwas vor und sagte gedämpft: »Die Kräutermischung. Sie weiß schon.«

      »Ah«, entfuhr es Becky. »Die hat sie von dir? War immer verdammt gut.« Heimlicher Schwarm und Dealer.

      »Ich bürge für Qualität.« Mo grinste schief. »Wenn du mal was brauchst?«

      »Verstehe. Gut zu wissen. Gib mir mal deine Nummer.« Nachdem sie die Telefonnummern ausgetauscht hatten, sagte Becky: »Hör mal, Polly wird nicht mehr kommen.« Becky zögerte. »Okay, kurz gesagt, sie ist tot.«

      »Wie bitte?«, rief der junge Mann laut aus. Dann sah er sich erschrocken um. Vögel zwitscherten. »Scheiße. Echt? Wieso das? Verkehrsunfall?«

      »Nein.«

      »Scheiße«, flüsterte er nun. »Aber doch nix wegen Drogen oder so?« Er biss sich auf die Unterlippe.

      »Da kriegt einer Schiss.«

      »Ich stehe für Qualität, Alter. Keinen Scheiß. Ich verkaufe keinen Dreck … Fuck.«

      »Beruhige dich. Keine Drogen. Sie ist ermordet worden.«

      »Ach du Megascheiße!«

      »Mehr weiß ich auch nicht. Wird wohl morgen in der Zeitung ­stehen.«

      »Fuckfuckfuck.«

      7

      »Das hatten wir noch nie«, sagte Doktor Gerda Pettenkofer. »Das Mordwerkzeug.«

      »Nämlich?« Max Pfeffer sah die Rechtsmedizinerin gespannt an. Sie hatten sich zum Running Sushi am Altheimer Eck verabredet. Sowohl von der Rechtsmedizin als auch vom Polizeipräsidium aus gut zu erreichen und nicht allzu teuer.

      »Ihr Haar«, sagte die Medizinerin und tunkte ein Lachs-Sashimi in die Sojasauce. »Man hat sie mit ihrem eigenen Haar erwürgt. Mit ihrem Zopf. Abgeschnitten und dann um den Hals gelegt.«

      »Das ist echt neu.« Pfeffer nickte und nahm sich einen Teller Futo-Maki vom Band. »Die Zeugen haben gesagt, dass Polina, ich zitiere, ›Haare bis zum Arsch‹ hatte.«

      »Ja, die Kollegen haben ihren Zopf im Gebüsch gefunden. Also einen langen geflochtenen Pferdeschwanz.«

      »Hattest du nicht gesagt, dass die Marienklause wohl nicht der eigentliche Tatort war?«

      »Habe ich? Da habe ich mich getäuscht. Sie wurde zumindest nicht an der Stelle, an der du sie gefunden hast, ermordet. Da hat der Täter sie hinarrangiert. Den vermutlich eigentlichen Tatort haben die Kollegen erst später hinter der Klause gefunden. Da waren Blut und entsprechende Spuren.«

      »Kampfspuren?«

      »Eher nicht. Sie muss wohl überraschend angegriffen worden sein. Ich habe eine kleine Beule am Hinterkopf gefunden. Sie muss erst niedergeschlagen worden sein, vermutlich hat sie aber nicht das Bewusstsein verloren. Dann hat der Täter sie am Zopf gepackt und selbigen mit einem Schwung abgeschnitten. Vermutlich mit einem scharfen Messer. Sie wurde mit ihrem eigenen Zopf erwürgt. Die Verletzungen im Genitalbereich hat man ihr erst nach dem Tod zugefügt. Das kann ich mit Sicherheit sagen. Das war … keine Ahnung … ein Wunsch, sein Opfer zu verstümmeln? Ich weiß doch auch nicht, was in diesen kranken Köpfen da draußen vorgeht.«

      »Sie wurde also nicht sexuell missbraucht?«

      »Weißt du, Maxl, ich finde ›missbrauchen‹ immer so ein missverständliches Wort. Missbrauch suggeriert, dass es auch Gebrauch gibt. Als hätte der Täter sie auch gebrauchen können.«

      »Ich weiß, Gerda. Spar dir die Vorträge«, seufzte Pfeffer. »Ich sage das immer. Vor allem bei Kindern. Wenn man Kinder missbrauchen kann, dann kann man sie offenbar auch gebrauchen. Da könnte ich kotzen.« Er flüsterte: »Es sind Kinderficker, keine Kindesmissbraucher.«

      »Ganz ruhig, Grauer«, flüsterte Gerda Pettenkofer. »Bin ja bei dir. Okay, also zurück zu unserer Polina. Sie wurde nicht … es gab keine Penetration mit einem Penis, um es mal so zu formulieren. Weder vor noch nach ihrem Tod. Keinerlei Sperma, keine fremden dna-Spuren im Intimbereich. Auch keine verwertbaren Spuren unter den Fingernägeln. Sie muss wirklich überrascht worden sein. Scheint, als hätte sie den Täter gekannt. Was mich ein wenig stutzig macht, ist, dass die Verletzungen im Unterleib irgendwie … wie soll ich sagen … halbherzig sind. So als hätte jemand versucht, mit einer Stange ein Sexualdelikt vorzutäuschen. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll …«

      »Du meinst, der Täter hat ein sexuelles Motiv inszenieren wollen?«

      »Ja, so in etwa. Es kommt mir zumindest so vor. Die Verletzungen sind nicht wirklich tief, eher ein diffuses Gestochere. Keine nachgespielte harte Penetration. Nichts, was auf eine wie auch immer geartete Leidenschaft, auf einen Fetisch oder so schließen lässt. Ich weiß nicht. Sieht seltsam aus. Jedenfalls haben wir feine Holzsplitter gefunden. Buche. Es wird sich also um einen Holzstab gehandelt haben. Ach, Todeszeitpunkt war wohl tatsächlich nur kurz vor deinem Eintreffen. Ich würde sagen, eine Viertelstunde, zwanzig Minuten vorher.« Während sie redete und aß, schielte sie immer auf das Laufband neben sich. Als Te-Makis vorbeikamen, schnappte sie sich gleich vier Tellerchen. Pfeffer wartete auf neue California-Rolls und spielte mit den Stäbchen herum.

      »Und noch etwas«, fuhr Doktor Pettenkofer fort. »Die Gute hatte sich einiges reingepfiffen. Wir haben in ihren Haaren thc nachgewiesen, sie scheint es also schon länger konsumiert zu haben.«

      »Ich habe bei ihr ein Päckchen Kräutermischung gefunden.«

      »Na, dann passts ja. Kräutermischungen sind synthetische Cannabinoide, die auf Damianakraut als Träger aufgebracht werden …«

      »Ich weiß, was Kräutermischungen sind, Pettenkoferin«, unterbrach Pfeffer. »Ich war bei den entsprechenden Fortbildungen.« Die Kräutermischungen überschwemmen bereits seit Jahren den Markt. Sie waren bis vor wenigen Jahren sogar legal in Headshops zu erwerben. Als Träger dient in der Regel getrocknetes Damianakraut. Das Kraut an sich ist in Südamerika ein beliebtes Hausmittel gegen Zipperlein wie Erkältungen, aber auch ein Aphrodisiakum. Es ist legal und spottbillig, und wenn man es raucht, riecht es nicht nach Marihuana, sondern eher nach Tabak oder Heu. Das macht es beliebt bei den Konsumenten. Das Kraut wird dann mit Aceton befeuchtet, damit es aufnahmefähig ist für die Beflockung mit synthetischen Cannabinoiden. Die Drogen bekommt man billig im Netz und bezahlt meist mit Bitcoins. Pech für die Polizei. Die Kräutermischung kommt in bunten, cool designten Päckchen auf den Markt. Dann raucht man die Mischung ganz normal wie einen Joint, jedoch weniger geruchsintensiv wie eine selbst gedrehte Zigarette. Und mit dem Beliebterwerden der E-Zigaretten steigen viele Konsumenten auf entsprechende Liquids um.

      »Außerdem«, so fuhr die Medizinerin fort, »scheint sie vor ihrem Tod irgendein Amphetamin zu sich genommen zu haben. Ein synthetisches Cathinon. Näheres weiß ich noch nicht. Ich tippe auf das übliche Badesalz, das ist spottbillig und überall zu haben.«

      Badesalz, was für ein netter Name für eine gefährliche Modedroge, die einen tagelang wachhalten konnte. Bis vor wenigen Jahren ebenfalls ganz legal im Headshop oder im Clearnet zu bekommen. Schön bunt als Pulver oder Tabletten …

      »Kann sein, dass unsere Klientin durch den Drogenmix nicht mehr ganz bei sich war und daher ein leichtes Opfer.«

      »Sie war also durch das Badesalz vielleicht seit ein, zwei Tagen wach und überdreht und versuchte, mit der Kräutermischung herunterzukommen?«, fragte Pfeffer.

      »Keine Ahnung. Schon möglich.« Die Medizinerin zuckte mit den Schultern. »Ja, ist möglich. Oder sie war auf thc und hat dann Badesalz genommen, um sich für etwas aufzuputschen. Hast du nicht gesagt, dass sie in der Nacht jemanden treffen wollte? Würde passen. Sie wollte wach sein. Ist dir bei ihren Mitbewohnern was aufgefallen?«

      »Dass die kiffen oder Kräutermischungen rauchen, glaub ich sofort«, antwortete Pfeffer. »Aber die haben nicht den Eindruck gemacht, als ob sie auf Amphetamin sind. Und beide behaupten, es nicht zu konsumieren. Wobei beide im Nachtleben arbeiten.«

      »Und