Название | Münchner Gsindl |
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Автор произведения | Martin Arz |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783940839725 |
Im August des Vorjahrs waren sie eingezogen, eine Woche später dann hatten sie in aller Stille geheiratet, damit alles geregelt war, falls … Nur die beiden Söhne waren dabei gewesen. Ihre Söhne, denn Tim sah die Buben als seine Kinder, und für die Jungs war Tim Papa zwo. Weil sowohl Pfeffer als auch Tim keinen Schmuck mochten, hatten sie auf Ringe verzichtet.
Dann, zwei Wochen nach der Heirat, stand Tim de Fries-Pfeffer auf dem Heimweg an der Ampel an der Kreuzung Humboldt-, Pilgersheimer Straße und schrieb seine WhatsApp. Er lehnte sich dabei, lässig auf dem Rad sitzend, an den Ampelpfosten.
In diesem Moment sah auch der Fahrer des blauen Corsa, der neben Tim an der Ampel wartete, auf sein Smartphone, weil ihm seine Frau ein Video geschickt hatte, auf dem die kleine Tochter sich mit Spinat vollkleckerte. Gleichzeitig wurde der Fahrer des Brauereilasters, der von der Pilgersheimer nach rechts in die Humboldtstraße einbiegen wollte, von seinem Handy abgelenkt, das auf dem Armaturenbrett lag. Der Lastkraftwagen hatte etwas zu viel Schwung für die Kurve, das Telefon geriet ins Rutschen, drohte unten in den Fußraum zu fallen, und der Fahrer wollte das verhindern. Er sah einen Moment zu lang nach dem Mobiltelefon und bemerkte beinahe zu spät, dass die Fußgänger ebenfalls Grün hatten. Eine Frau huschte über die Straße. Der Lastwagenfahrer riss schnell das Lenkrad nach links, der Laster rauschte haarscharf an der Frau vorbei auf die gegenüberliegende Fahrbahn und drückte den blauen Corsa gegen Tim de Fries und diesen damit gegen den Ampelmasten. Tim und der Corsafahrer waren beide sofort tot gewesen, ohne ihre Blicke vom Smartphone gehoben zu haben.
9
»Was haben wir also?«, fragte Max Pfeffer in den Raum. Eine rhetorische Frage, das wussten die anderen und warteten. Er stand an seiner Espressomaschine, die er von seinem Geld angeschafft hatte und die niemand außer ihm bedienen durfte. Gelegentlich Annabella Hemberger, aber auch nur in Ausnahmefällen. Die Maschine war nicht mehr die jüngste, aber produzierte immer noch den besten Espresso mit der sahnigsten Crema, so wie Pfeffer es sich wünschte. Als Koffeinjunkie konnte er dem gequälten Wasser, das andere als Filterkaffee bezeichneten, nichts abgewinnen. Dass Filterkaffee aktuell wieder bei den jungen Leuten hip geworden war, war für ihn ein Zeichen, dass die Menschen wirklich nichts aus der Vergangenheit lernten. Er stellte Bella und Froggy ihre Espressi hin und machte sich noch einen, bevor er sich auf seinen Schreibtischstuhl setzte.
»Wir haben eine Tote, die mit ihrem eigenen Zopf erwürgt wurde. Sie wurde vorher niedergeschlagen, war aber wohl nicht bewusstlos. Als sie am Boden lag, muss der Täter ihr den Zopf mit einem scharfen Messer oder einer kräftigen Schere abgeschnitten haben, um sie damit zu erwürgen. Außerdem hatte sie einen Mix aus Amphetamin und thc intus. Wieso hat der Täter sie nicht mit dem Messer oder der Schere erstochen?«
»Vielleicht ein Fetisch?«, sagte Erdal »Froggy« Zafer.
»Oder das Werkzeug ist ihm aus den Händen geglitten und er musste schnell handeln. Vielleicht ist das Messer ins Gebüsch gefallen und im Dunkeln wollte der Täter nicht lange danach suchen«, sagte Bella.
»Warum schneidet er ihr aber dann erst die Haare ab?«, fragte Froggy.
»Weil er … hmm, weil er sie demütigen wollte«, überlegte Bella Hemberger. »Oder … halt, ich habe es, er wollte den Zopf ursprünglich als Trophäe mitnehmen. Dann verliert er das Messer, und bevor das Mädchen wieder ganz zu sich kommt und schreit oder so, nimmt er halt den Zopf und erdrosselt sie. Nix mit Trophäe. Aber er muss ja noch das Messer suchen … oder?«
»Richtig.« Pfeffer nickte. »Es wurde kein Messer oder Vergleichbares in der Nähe des Tatorts gefunden. Der Täter muss es also mitgenommen haben. Ebenso der Stock oder was auch immer, mit dem der Täter die Tote noch penetriert hat. Ich habe ihn zwar gesehen, aber …« Pfeffer blickte zur Decke und versuchte, das Bild des Joggers vor sein inneres Auge zu rufen. Nichts, die Begegnung war viel zu flüchtig gewesen. Er seufzte. »Wer weiß … er hatte sicher das Messer und den Stock unter seiner Jacke versteckt. Moment mal, ist der Tierpark nicht videoüberwacht? Vielleicht gibt es ja Kameras, die den Weg vor dem Tierpark filmen. Wenn wir Glück haben, ist dann unser Mann drauf! Check das, Froggy.«
»Es bleibt auch die Möglichkeit, dass der Jogger, den du gesehen hast, gar nichts mit der Tat zu tun hat«, gab Bella zu bedenken. »Vielleicht hat er nur einen Schlenker über die Klause auf seinem Weg gemacht.«
»Auch das.« Pfeffer nickte. »Wir machen auf jeden Fall einen Zeugenaufruf. So. Was noch?«
»Sie wurde nach der Tat entkleidet«, sagte Froggy. »Der Täter hat sie dann nackt arrangiert.«
»Haben wir alle Kleidungsteile gefunden?«, fragte Pfeffer.
»Soweit wir wissen, ja.« Froggy zuckte mit den Schultern. »Jeans, T-Shirt, Unterhose und Socken. Und noch eine Jacke. Alles lag ursprünglich als Bündel arrangiert da, bevor der Hund es auseinandergerissen hat. Sieht so aus, als wollte der Täter alles als Bündel entsorgen, besser gesagt mitnehmen. Wir wissen allerdings nicht, was sie möglicherweise sonst noch anhatte.«
»Was sagen Luciano Russo und Rebecca Magert?«
»Lucky und Becky? Die haben bestätigt, dass es sich bei der Kleidung um die Kleidung von Polly handelt. Sie vermuten, dass sie an dem Abend tatsächlich nur das angehabt hat.«
»Und was sagen Lucky und Becky über den Drogenkonsum an diesem Abend?«, fragte Pfeffer.
»Das, hmm, das haben wir nicht nachgefragt«, brummte Erdal Zafer verlegen.
»Wir haben doch eben erst erfahren, dass sie auch Badesalz konsumiert hat«, sagte Bella mit vorwurfsvollem Unterton. »Und dass sie gekifft haben, hatte die Zeugin Rebecca Magert bereits zugegeben.«
»Gut.« Pfeffer wippte auf dem Schreibtischstuhl ein wenig nach hinten. »Die Mülleimer, Gullys und Altkleidercontainer in der näheren und weiteren Umgebung werden durchsucht? Okay. Der wird ohnehin nicht so blöd gewesen sein, Kleidung oder Tatwerkzeuge einfach wegzuwerfen. Und wie ich dem ersten Bericht von der ktu entnehme, gibt es im Umfeld des Tatorts Spuren zum Säuefüttern.« Er griff nach einem Aktendeckel, nur um ihn gleich wieder auf den Schreibtisch fallen zu lassen. »Die Marienklause ist durchaus frequentiert. Da sind viele Menschen unterwegs. Hinterlassen jede Menge Fußspuren, Fasern oder Müll oder den Kot ihrer Köter. Oder …«, er blätterte in den Unterlagen, »… auch eigenen Kot. Da gab es einen Haufen menschlicher Herkunft. Toll.«
»Vermutlich ein Obdachloser, oder?«, meinte Bella.
»Vielleicht. Die schreiben hier, dass er schon älter als zwei Tage sein muss. Dann dürfte er nicht direkt mit der Tat zusammenhängen«, sagte Pfeffer. »Wir haben aber unzählige Schuhabdrücke. Froggy, bitte die herausfiltern, die zu Sport- beziehungsweise Laufschuhen passen. Männergrößen, ich würde sagen ab dreiundvierzig, eher fünfundvierzig. Der Jogger, den ich gesehen habe, war nicht so klein. Dann noch ein Auge auf alle möglichen Fasern von grauem Baumwollgewebe haben. Das Handy ist auch nicht aufgetaucht. Das wird der Täter entsorgt haben. Vermutlich irgendwo in die Isar geschmissen, damit es richtig unbrauchbar wird, falls man es jemals findet. Sind unsere Leute darauf angesetzt? Also neben Mülleimern et cetera auch die Isar in Tatortnähe abtauchen plus den Auer Mühlbach außerhalb des Zoos. Und was ist mit sozialen Medien?«
»Was?«, fragte Froggy mit weit aufgerissenen Augen. Er hatte schon Mühe gehabt, alles mitzuschreiben. Im Team von Maximilian Pfeffer, da hatte man ihn vorgewarnt, war es nicht möglich, eine ruhige Kugel zu schieben. Aber dass der Kriminalrat immer so ein Tempo vorlegte …
»Facebook, Instagram, YouTube?«, sagte Pfeffer ungeduldig.
»Ja, kenn ich. Ich bin bei Insta.«
»Und? Hast du oder sonst jemand überprüft, ob unsere Kundin dort aktiv war? Was sie gepostet hat? Vielleicht finden wir dort ihren heimlichen Verehrer?«
»Ach so. Ja.« Erdal Zafer sah betreten zu Boden und nickte wie ein Wackeldackel. »Check ich gleich.«
»Was ist mit dem Gärtner?«, fragte Pfeffer. »Diesem Schubert. Ich habe