Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits

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Название Zu neugierige Mörder: 9 Krimis
Автор произведения Karl Plepelits
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745213409



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kämpfen. Oder glaubst du, dass wir anderen alle aus Holz sind?“

      „Wenn wir kein Trinkwasser finden, Le Beau, bist du sogar aus verfaultem Holz. Bald jedenfalls. Nach Regen sieht es vorerst nicht aus.“

      *

      Sie gingen weiter am Rand der Steilküste entlang. Und plötzlich, nach einem Knick, tauchte an der Ostseite Unterland auf. Es war flacher Strand, mit Felsbrocken übersät, die von der Steilwand gestürzt zu sein schienen. An einer Krümmung des Felsens, die einer großen Nische glich, stand eine völlig verrostete Wellblechbaracke.

      „Ich sagte doch, es muss ein Grand Hotel hier sein!“, rief Le Beau. Er kniff die Augen zusammen und sah prüfend hinunter. „Kleine Ausbesserungsarbeiten sind schnell gemacht. Aber wo bekommen wir den roten Teppich her, wie?“

      Sie kletterten hinunter, und auch das erforderte ziemlich viel abkrobatisches Können. Unten dann traten sie zu jener Wellblechbaracke. Auf der Seitenwand stand in verwitterter weisser Schrift: US Air Force.

      „Amis also. Wenn die uns keinen Proviant zurückgelassen haben, spreche ich nie mehr mit einem Amerikaner“, sagte Le Beau.

      Die Baracke hätte Fenster gehabt, aber die waren zerschlagen. Die Tür hing windschief in den durchgerosteten Angeln. Im Raum selbst standen zwei vom salzhaltigen Ozon des Meeres zerfressene Stühle, ein umgestürzter Spind aus total verrostetem Metall und in der Ecke lag ein ebenso verrosteter Stahlhelm. An der Rückwand stand noch gut lesbar aufgepinselt: Bereithalten ist alles, sagten Präsident Roosevelt und die Biene von der 44. Straße.

      Darunter waren Striche zu sehen. Mehr als hundert.

      „Fein, was? Da hat einer die Tage gezählt. Irgend so ein armes Schwein, das sich nach seiner Alten gesehnt hat. Und sie haben ihn hier versauern lassen.“ Le Beau grinste. „Ich wäre abgehauen.“

      „Das kannst du jetzt auch“, meinte der Baron. „Ich nehme sogar Ratschläge an, wenn du mir verraten kannst, wie du es anstellst.“

      „Momentan sieht es damit ziemlich beschissen aus.“

      „Hör mal vernünftig zu! Wenn hier Soldaten gewesen sind, vermutlich ein Flugsicherungskommando, dann hatten sie auch Wasser. Ich glaube nicht, dass man es ihnen immer hergebracht hat. Es muss einen Brunnen oder dergleichen geben. Vielleicht eine Zisterne.“

      Sie verließen die ungastliche Baracke und traten in den gleißend hellen Sonnenschein hinaus. Jetzt war auch unten der Nebel gewichen. Das Meer war glatt wie ein Binnensee, blau wie der Himmel, nur noch dunkler, und alles sah aus wie auf dem Prospekt eines Reiseunternehmens, das zu den Bahamas einlud. Nur die Palmen fehlten und sonst noch ein paar Kleinigkeiten.

      Die beiden suchten weiter. Sie stapften durch den sandigen Strand, aber sie entdeckten nicht einmal ein Tier.

      „Eine Toteninsel!“, meinte Le Beau. Das Lachen war ihm mittlerweile vergangen.

      Der Baron aber lächelte. „Aber nur eine für Blinde.“

      Le Beau sah ihn verständnislos an. „Was ist?"

      „Eine Toteninsel für Blinde. Bist du blind?“ Als Le Beau immer noch fragend dreinsah, meinte der Baron: „Statt auf den Boden zu starren, solltest du mal nach links zum Felsen blicken! Siehst du die Rinne?“

      Le Beau sah hin. „Eine Rinne? Sieht aus, als hätte da jemand eine Furche in den Felsen gehackt.“

      „Und was ist das hier drüben?“ Der Baron ging auf Gestrüpp zu, das genau unterhalb der senkrecht in die Tiefe verlaufenden Felsrinne wucherte. Er trat die Äste zur Seite, bahnte sich eine Gasse und rief: „Hierher, Le Beau! Da haben wir des Rätsels Lösung. Wasser!“ Le Beau stürzte zu ihm und blickte zwischen Ästen und Zweigen hindurch auf eine große schüsselartige Felsenwanne, in der sich Wasser angesammelt hatte.

      Der Baron warf einen Blick zum Himmel. „Wir sind jetzt auf der Nordseite. Der Felsen oben ist auf dieser Seite auch jetzt noch feucht. Sieh dir an, Le Beau, was die Amis gemacht haben. Es sieht aus wie die Einkerbungen an einem Gummibaum, durch dessen Einschnitte der Kautschuk abfließen soll. Oder wie ein Baum sieht es aus. Die kleinen Einschnitte im Felsen führen alle zu der grossen Rinne, die dann das aufgesammelte Wasser hier in dieses Becken leitet. Le Beau, wir haben verflucht viel Glück gehabt!“

      Le Beau grinste. „Und diese Brühe sollte dir mal einer im Palace Hotel von Monte Carlo als Wasser fürs Klo anbieten. Den würdest du wegen Verunreinigung deines Klosetts an die Luft setzen.“

      „Abkochen müssen wir es natürlich.“

      „Na ja, in der Not frisst der Teufel Fliegen. Aber wie stillen wir unseren Kohldampf? Und vor allem, was geben wir unserem lieben James? Wenn der nicht bald etwas zwischen die Beißerchen bekommt, frisst der uns die smarte Miss Willington mit Haut und Haaren.“ „Fische fangen, heißt die Parole.“

      „Hm, versuchen wir es. Aber gedulde dich bitte, ich habe mein neues Angelzeug leider noch verpackt.“

      Le Beau grinste breit. „Ehrlich gesagt, aus Fisch habe ich mir nie etwas gemacht.“

      „Dann iss Sand, aber angeln wirst du. Sonst liegst du doch auch immer mit der Angel auf deinem Kahn. Also wirst du jetzt nachdenken und zusehen, dass wir an Fische kommen. Du hast ein Boot, und du hast Erfahrung im Angeln. Sieh zu, dass du bald was fängst.“

      „Du bist aber heute sehr ungeduldig, Alex. Angler, das musst du wissen, Chef, sind sehr geduldige Menschen. Und die, denen der Angler was fangen soll, müssen noch viel mehr Geduld haben. Ich werde euch den nächsten Wal, der aufkreuzt, direkt auf das kalte Büfett legen.“

      *

      Während Le Beau in der Baracke und deren Umgebung nach etwas Brauchbarem suchte, das er als Angelschnur verwenden könnte, durchforschte von Strehlitz den übrigen Teil der Insel. Und schon nach etwa hundert Metern hatte er Glück. Während hier der Strand sehr schmal wurde und die Steilwand der Hochfläche zum Meer hin überging, befand sich auf halber Höhe im Felsen so etwas wie eine Höhle. Aber als der Baron dann auf eingeschlagenen und noch nicht durchgerosteten Stahlbügeln im Felsen hinauf kletterte, sah er, was es in Wirklichkeit gewesen war.

      Die vermeintliche Höhle bestand aus einer aus dem Felsen gesprengten Plattform mit einem Betonfundament für eine Kanone oder einen Flakscheinwerfer. Dahinter aber, und das zog den Baron an wie ein Magnet, befanden sich kleine Einbuchtungen im Felsen wie Fächer eines Einbauschrankes. Und in diesen Einbuchtungen standen Kisten, ebenfalls total verrostet, aber sie schienen noch nicht durchlöchert zu sein.

      In der Meinung, es könnten Munitionskisten sein, nahm der Baron eine vorsichtig heraus, versuchte die Klemmverschlüsse zu lösen, aber sie waren so festgerostet, dass sie zunächst trotzten. Als der Baron einen Felsbrocken zu Hilfe nahm, ließ sich die Kiste öffnen.

      Verblüfft starrte der Baron auf den Inhalt. Das war keine Munition. Fein säuberlich aufgereiht lagen versiegelte kleine Flaschen darin, so in der Größe von Medizinflaschen mit 50 ml Inhalt. Jede dieser vierzig Flaschen trug ein Etikett. Die Etikette waren verwittert, vergilbt, aber doch lesbar. Es handelte sich um Entwesungsflüssigkeit zur Trinkwasseraufbereitung. Der Inhalt hätte gereicht, um hundert Menschen ein Jahr lang das Trinkwasser zu entwesen.

      Zunächst vermutete der Baron in den anderen Kisten womöglich dasselbe. Er öffnete die nächste und fand zu seinem Erstaunen reagenzglasartige Röhren aus Steingut, die ebenfalls versiegelt waren. Die Aufschrift lautete: Fleischextrakt für Air Force-Bedarf. Hergestellt in Argentinien. Inhalt entspricht 15 Pfund frischem Rindfleisch.

      Der Baron kannte den Fleischextrakt zur Verfeinerung von Saucen oder Eintopfgerichten, doch hier stellte dieser Vorrat insgesamt so etwas wie eine konservierte Rinderherde dar. Denn insgesamt hatten die Amerikaner hier elf Kisten mit je fünfzig solcher Röhrchen zurückgelassen. Die zwölfte Kiste enthielt die Entwesungsflüssigkeit.

      Es gab also Wasser, es gab eingedicktes Fleisch. Zwar wurde von dem Fleischextrakt kein Mensch satt, und salzig war er auch, aber zusammen mit Fisch würde man es hier lange aushalten können.

      Der