Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits

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Название Zu neugierige Mörder: 9 Krimis
Автор произведения Karl Plepelits
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745213409



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„Le Beau, zeig den Herrschaften unser neues Land!“

      *

      Die Insel war nicht groß - und dass es sich um eine Insel handelte, sahen die sieben Menschen sehr rasch, denn oben auf der tischflachen Hochebene strahlte die Sonne über einem Meer von Nebel, das unter den Felsen wogte.

      Sie hatte die Fläche von vielleicht fünf Fußballfeldern, war mit Gestrüpp und hartblättrigem Gras bewachsen, aber diese spärliche Vegetation existierte auch nur in der Inselmitte. Die Felsenränder waren kahl und verkarstet, unwirtlich und lavaartig porös. Kein Baum, kein Haus, so weit das Auge über die Fläche sehen konnte.

      Der Baron blickte auf seine Gefährten. Benares war auch jetzt noch von der Seekrankheit mitgenommen und hatte sich einfach in die Sonne gelegt. Miss Willington saß, die Arme um die Knie geschlungen, neben ihm und blickte apathisch auf den kleinen Tipo, der mit seinen großen braunen Augen hoffnungsvoll auf den Baron sah, weil er wusste, dass dieser Mann schon beim von Bord-Gehen viel Umsicht gezeigt hatte.

      Robert, als Sekretär ein Ass, als Partner auf abenteuerlichen Reisen ein Hemmschuh, lag wie geplättet auf dem felsigen Boden und japste wie ein Hund, der zehn Hasen gejagt hatte.

      James, sonst von der Vitalität einer Dampfmaschine, hatte die Seekrankheit auch noch nicht ganz überwunden, und vor allem litt er unter unsäglichem Hunger. Diese Insel aber sah nicht so aus, als beherberge sie ein Restaurant oder nur eine winzige Würstchenbude. James hätte sämtliche Würstchen aufgekauft.

      „Also gut, Le Beau, sehen wir, was wir finden, James, pass inzwischen auf, dass hier nichts passiert!“, sagte der Baron.

      „Ich möchte lieber mitgehen, Herr Baron“, widersprach James.

      Alexander von Strehlitz runzelte die Brauen. „Jim“, sagte er, und wenn er James Jim nannte, wurde es ernst. „Jim, ich sagte, du wirst hierbleiben!“

      „Ja, Herr Baron“, murmelte James mit Bassstimme.

      Le Beau grinste ihm zu und meinte: „Wenn wir ein schönes Filetsteak finden oder eine gebratene Kalbshaxe, bringen wir sie dir mit. Wie willst du das Steak haben, James? Durchgebraten, halbroh oder englisch?“

      James erhob sich, kam langsam mit der Stetigkeit eines Panzers auf Le Beau zu, und dabei machte er ein Gesicht, das Bände sprach.

      Le Beau, der das Spiel mit dem Feuer liebte, hetzte weiter: „Ich kannte mal drei Jungs, die hatten sich Steaks bestellt. Der Kellner wollte wissen, wie sie’s haben möchten. Der eine sagte: Halbroh, der andere sagte: Vom Stück schneiden, in die Pfanne, wieder sofort heraus und servieren. Und der dritte sagte: Rein treiben. Beine zusammenbinden und auf den Teller legen ...“

      Da war James heran. Seine riesigen Pranken glitten auf Le Beau zu, als wollten sie ihn packen und in der Luft zerreißen. Als diese riesigen Hände schon zuschnappen wollten, machte Le Beau einen Satz zur Seite, und der Baron grollte: „Jim!“

      Die Fäuste des Hünen sanken herab, und er knurrte: „Eines Tages, Le Beau, eines Tages zermalme ich dich!“

      „In Ordnung“, rief Le Beau, der sich indessen in zwanzig Schritt sicherer Entfernung befand. „Ich werde es dir also halbroh mitbringen, etwas Pommes frites dabei, die du so liebst, frischen Salat und eine Saucee ... Heimatland, was wird das nur für eine herrliche Sauce sein. Ich ...“

      „Le Beau!“, sagte der Baron. Le Beau schwieg sofort. James aber brummte wie ein verwundeter Bär: „Eines Tages, Le Beau ... eines Tages ...“ Und seine riesigen Fäuste öffneten und schlossen sich wie bei einer Maschine.

      *

      Die Stelle, wo sie von unten auf die Hochfläche geklettert waren, lag im Westen. Die Sonne stand noch etwas östlich, denn es war Vormittag. Der Himmel leuchtete blau. Hätte ein Maler ihn auf seinem Bild so tiefblau gemalt, würde man sagen, dass es Kitsch sei. Eigentlich wirkte er noch blauer. Keine Wolke, nur tief unten, dicht über dem Meer, der Nebel, der sich aber stellenweise schon zu zersetzen begann, so dass grosse dunkle Löcher sichtbar wurden, durch die man das Meer sehen konnte.

      „Ich sehe weit und breit kein Grand Hotel, Alex“, meinte Le Beau. „Da sieht man wieder, wie dämlich die Menschen hierzulande sind. Statt etwas für den Fremdenverkehr zu tun und daran gut zu verdienen, machen die lieber gar nichts.“

      Der Baron schwieg. Die Geschichte gefiel ihm nicht. Wenn sie hier kein Wasser finden sollten, würde es böse werden.

      Sie erreichten die gegenüberliegende Steilküste und blickten hinab. Unten war Schatten und Nebel. Aber sie hörten die Brandung an die Felsen schlagen. Auch hier schien es kein Unterland zu geben.

      „Am besten“, sagte er zu Le Beau, „gehen wir am Land entlang. Es muss doch irgendwo Unterland geben, und dort steht vielleicht eine Hütte.“

      Le Beau war stehengeblieben und sah landwärts. „Alex, sieh es dir an! Da war mal ein Flughafen.“

      „Ein was?“ Der Baron zuckte herum und blickte verblüfft in die Richtung, in die Le Beau zeigte. Da erkannte er, was Le Beau meinte. Mitten über die Insel verlief so etwas, das vom Fundament her einst eine sehr breite Straße gewesen sein konnte. Es war völlig plan, nun aber mit Sträuchem und Gras bewachsen, und doch erkannte man die Konturen genau. Eine Startbahn.

      „Das stammt noch vom letzten Krieg, möchte ich wetten. Wenn wir hingehen, werden wir den Beton entdecken.“

      Le Beau ging schon los. Der Baron folgte ihm, und als er Le Beau erreichte, wühlte der im dünnen Boden und war schon sehr rasch auf hartem Untergrund. „Da, sieh her! Sie haben die Unebenheiten mit Beton ausgefüllt.“

      „Suchen wir, was noch zu finden ist. Ein Gebäude oder so etwas wären mir wichtiger als die Startbahn.“

      „Ich denke weiter, Alex“, meinte Le Beau. „An später. Mit der Insel kann man was anfangen.“

      „Im Moment wäre es mir lieber, wir könnten überhaupt auf ihr leben.“ Er blickte zum Himmel. „Ich begreife eines nicht, und das macht mir Kummer.“

      Le Beau nickte. „Die verdammten Flugzeuge, was? Wenn man irgendwo in einem Hotel im Garten liegt und sich sonnt oder in Monaco auf dem Bootsdeck döst, da kommt plötzlich so ein verfluchter Düsenjäger im Tiefflug und jagt einem den Puls auf zweihundert. Und hier? Hier lässt sich von den Heinis keiner sehen.“

      „Ich habe den dumpfen Verdacht, Le Beau, dass sie die Suche nach uns eingestellt haben. Oder sie suchen sonstwo.“

      Le Beau nickte. „Hmm, wenn wir hier also kein Wasser finden, das man trinken kann, haben wir den Endsieg in der Tasche, was?“

      „Ja, Le Beau, dann ist ein Staatsbegräbnis erster Klasse fällig. Für sieben Personen.“

      „Massengrab, aber ich habe Fensterplatz gebucht. Alex, vorher werde ich mir das Ohr an Miss Willingtons Busen wärmen.“

      „Falls du auf diese noble Idee kommen solltest, Le Beau, muss ich mich leider von dir trennen. Dann würdest du nämlich zum Fliegenden Holländer werden.“

      „Wie das?“

      „Ich würde dich elegant und zielsicher ins Meer werfen.“

      „Mensch, Alex, da gibt es Haie, das weißt du doch!“, meinte Le Beau, empört spielend.

      „Du wolltest doch immer schon deren Liebesleben erforschen, nicht wahr?“

      Le Beau zuckte die Schultern. „Ich habe mein eigepes ja noch nicht völlig entdeckt. Jedenfalls gefällt mir diese Intelligenzbestie. Stimmt das, dass sie Doktor ist?“

      „Stimmt.“

      „In ihren Artikeln soll sie ganz schön gepfeffert schreiben, wie?“

      „Stimmt auch.“

      Le Beau kniff die Augen zusammen. „Heh, bist du etwa selbst scharf auf sie?“

      „Du redest zuviel, Le Beau. Wir sollten weiter nach Wasser suchen!“

      Le,