Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits

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Название Zu neugierige Mörder: 9 Krimis
Автор произведения Karl Plepelits
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745213409



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wurde ihm die Brisanz der Situation bewusst. Dieser Bob Randy war der Sohn jenes Mannes, den Jil Fernay in der Tiefgarage erschossen hatte. Nun endlich begriff er, warum er sich ihm gegenüber so ablehnend verhalten hatte.

      Doch es war wahrscheinlich nicht gut, wenn Bark Fernay etwas davon erfuhr. Zu leicht könnte er in dem jungen Mann eine Bedrohung sehen und ihn kurzerhand aus dem Weg räumen.

      Bob Randy bewegten ähnliche Gedanken, und so erwähnte er vor den Gangstern mit keinem Wort seinen Vater.

      Bount war erleichtert, dass Linda Rogers nicht krank war. Sie brauchte also keine Injektionen, und ihm blieb dadurch mehr Zeit.

      Er trug die Karte von Jil Fernay bei sich. Doch vorläufig benötigte er sie nicht. Die ungefähre Richtung wusste er auswendig. Erst später würde er den Plan zu Rate ziehen müssen.

      Die Gangster durften davon nichts wissen. Vielleicht gelang es ihm, sie in eine Gegend zu führen, in der er wenigstens Linda Rogers und Bob Randy zur Flucht verhelfen konnte.

      Vor allem aber mussten sie aus der Wüste raus. Die auslaugende Sonne verbrauchte sehr schnell sämtliche Kräfte, und er durfte nicht damit rechnen, dass Fernay und seine Kumpane ihn besonders gut verpflegen würden.

      „Wie weit ist es noch?“, wollte Bark Fernay wissen.

      Bount lachte auf. „Willst du es in Meilen oder Tagen wissen?“

      „Was heißt hier Tage?“, begehrte der Gangster auf. „Spätestens morgen will ich das Gold.“

      Bount Reiniger streckte sich unter dem Sonnensegel aus und schwieg.

      Fernay lief rot an. „Was soll das heißen, Reiniger?“

      Bount Reiniger blinzelte durch die Lider. „Du kannst mich getrost abknallen“, erklärte er. „Du weißt ja alles besser und brauchst mich daher nicht mehr. Viel Spaß bei der Suche!“

      Bark Fernay konnte sich vor Wut kaum beherrschen. Es wurmte ihn, dass der Detektiv keine Spur von Angst zeigte. Der Kerl musste doch wissen, dass er auf jeden Fall geliefert war.

      „Also wie viele Tage?“

      „Mindestens drei“, entgegnete Bount Reiniger. „Wahrscheinlich aber länger. Ich war hier selbst noch nie. Außerdem weiß ich gar nicht, ob mich dein sauberer Bruder nicht angelogen hat.“

      „Das wäre dein Pech, Reiniger. Also drei Tage. Für so lange reicht unser Proviant nicht.“

      „Das wiederum ist euer Pech.“

      „Irrtum, Reiniger! Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder wir setzen euch auf halbe Ration, oder einer von euch muss dran glauben. Auf dich können wir noch nicht verzichten, also müssen die beiden anderen knobeln.“

      Linda Rogers wurde blass. Sie begann zu zittern.

      Bob Randy strich ihr beruhigend über den Arm. „Haben Sie keine Angst, Linda. Bevor diese Bestien sich an Ihnen vergreifen, lasse ich mich lieber in Stücke reißen.“

      Sie sah ihn überrascht an. „Aber weshalb, Bob? Sie kennen mich doch gar nicht.“

      „Leider, Linda. Leider. Ich hoffe, dass wir das irgendwann nachholen können. Ich werde zwar in Oman erwartet, und Sie fliegen sicher auf dem schnellsten Wege in die Staaten zurück, wenn Sie alles hinter sich haben, aber vielleicht schreiben Sie mir wenigstens mal. Ich gebe Ihnen meine Adresse.“

      Er griff in seine Jackentasche, stutzte, und holte dann ein Zündholzbriefchen und einen Kugelschreiber heraus. Er kritzelte auf das Briefchen ein paar Worte und reichte es dem Mädchen.

      Linda Rogers las und steckte die Streichhölzer sofort weg.

      „Eure Sorgen mochte ich haben“, grölte Bark Fernay. „Schaut lieber zu, dass dieser Schnüffler uns nicht an der Nase herumführt. Ich habe gesagt, dass einer von euch sterben muss. Wenn sich keiner freiwillig meldet, treffe ich die Entscheidung.“

      „Mir fällt etwas Besseres ein“, fuhr Bount Reiniger dazwischen. „Wenn wir Tag und Nacht durchfahren, könnten wir eine Menge Zeit sparen. Dann müsste der Proviant reichen.“

      Bark Fernay grinste. „Sieh an! Jetzt kriegst du es plötzlich eilig. Aber der Vorschlag ist nicht schlecht. Wir können uns beim Fahren abwechseln.“

      „Und wann sollen wir schlafen?“, bellte Hugh, der die Absicht Bount Reinigers, sie zu ermüden, bis ihre Aufmerksamkeit nachließ, durchschaute.

      „Auch das ist kein Problem“, fand Fernay. „Zwei Mann fahren, einer schläft, und der vierte hält die Halunken in Schach, die natürlich in einem Wagen sitzen müssen. Alle zwei Stunden wechseln wir uns ab. Ich übernehme die erste Wache. Hugh fährt unseren Jeep und Jeff den anderen. Boiler kann schlafen.“

      „Ich habe eine bessere Idee, Boss“, meldete sich Boiler.

      „Da bin ich gespannt.“

      „Warum sollen wir die ganze Arbeit machen, wenn wir ein paar kräftige Männer bei uns haben, die wir schließlich nicht umsonst verpflegen werden.“

      Bark Fernay nickte zustimmend. „Prima Gedanke“, lobte er. Er zeigte auf Bount Reiniger und Bob Randy. „Also ihr fahrt. Dann kann in jedem Wagen einer von uns schlafen und der andere auf euch aufpassen. Da du den Weg kennst, übernimmst du die Führung Reiniger. Ich sitze hinter dir. Falls ich dich bei einer Schweinerei ertappe, muss es das Mädchen neben mir büßen. Ich frage da nicht erst um Erlaubnis, das kannst du mir glauben.“

      Bount Reiniger glaubte es, und er stellte ärgerlich fest, dass auch dieser Plan wieder danebengegangen war.

      Es wurde immer kritischer. Während die Gangster sich schichtweise ausruhen konnten, mussten sie die ganze Zeit wach bleiben. Für einen Überraschungsangriff oder sonstigen Trick waren das schlechte Voraussetzungen.

      Trotzdem gab er sich noch nicht geschlagen. Irgend etwas würde ihm schon noch einfallen.

      Immerhin war er froh, dass Bark Fernay und Bob Randy nicht im gleichen Wagen saßen. Das verhinderte wenigstens einen Zusammenstoß zwischen diesen beiden Männern, bei dem Randy zweifellos den Kürzeren gezogen hätte.

      17

      Die Dunkelheit war hereingebrochen.

      Bount Reiniger beobachtete das nachfolgende Fahrzeug im Rückspiegel. Linda Rogers hatte ihm während eines kurzen Halts zugeflüstert, dass Bob Randy plane, die Gangster mit einem Messer anzugreifen, das er bei sich trug. Er hatte ihr dies auf dem Zündholzbrief mitgeteilt, damit sie darauf vorbereitet war und gegebenenfalls entsprechend reagieren konnte.

      Das war heller Wahnsinn und konnte nur Bobs Tod zur Folge haben. Bount hatte aber keine Möglichkeit, ihn zu warnen. Wenn er offen darüber sprach, würde Bark Fernay schon die bloße Absicht bestrafen. An Bob Randy lag ihm im Grunde nichts. Den konnte er leicht entbehren.

      Momentan hatten die Gangster die Positionen gewechselt. Boiler und Hugh hatten die Wachen übernommen.

      Boiler hockte hinter Bob Randy. Er hatte bereits im Cockpit des Flugzeugs bewiesen, dass er nicht zögerte, wenn es ums Schießen ging. Mit ihm hatte der Geologe also einen gefährlichen Gegner.

      Bark Fernay saß neben Bount und schlief. Der Kopf der Bande war also nicht in Aktion. Ein geringer Vorteil, und Bount überlegte angestrengt, wie er diesen Vorteil nutzen könnte.

      Wenn es ihm gelang, den Gangster in seine Gewalt zu bringen und ihn zu bedrohen, dann wusste er immer noch nicht, wie die anderen reagierten. Ging ihre Loyalität zu ihrem Boss so weit, dass sie sein Leben nicht aufs Spiel setzten, oder waren sie im Gegenteil froh, wenn sie die Beute nur durch drei zu teilen brauchten?

      Hugh würde sofort über Linda herfallen, und deren Leben durfte er keinesfalls gefährden.

      Es war eine hoffnungslos verfahrene Situation, solange Linda und Bob nicht in Sicherheit waren. Ihm waren die