Название | Omnipotens |
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Автор произведения | Thorsten Klein |
Жанр | Контркультура |
Серия | PSYCHE |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347093713 |
„Aber er war sich so sicher.“
„Auch das war Teil des großen Planes. Etwas weniger Selbstgefälligkeit seinerseits und er hätte es erkannt. il caskars Charakter sollten uns noch lange beschäftigen.“
„Dann handelt die weitere Geschichte Psyches von il caskar und seiner Community?“ Ich war ein wenig enttäuscht. Neue Bücher sollten auch neue Helden haben. Und nicht die, die man schon kannte. Ich wollte nicht schon wieder die gleiche Geschichte erzählen müssen.
„Sie handelt nicht nur von il caskars Community. Alexandra wollte nach ihrer Genesung sofort wieder nach Psyche zurück. Wegen Michael Arx, wegen Richard Kummers Vermächtnis, aber hauptsächlich ihrer Revolution wegen. Sie wollte mir nicht glauben, dass die ins genaue Gegenteil verkehrt war. Den Menschen ging es nicht besser, sondern schlechter.“
„Schlechter? Auch denen in Russland?“
Der Herzog setzte sich in einen unsichtbaren Sessel und ließ mit einem Fingerschnippen eine MindScriptProjektion erscheinen. „Gerade in Russland. Wann ist es den einfachen Menschen in diesem Land schon mal gut gegangen? Aber auch in Deutschland ging es drunter und drüber.“
Dann sahen wir beide auf die dreidimensionale Darstellung seiner MindScriptProjektion.
1. Kapitel … und es bleichen wie Steine
und es bleichen wie Steine die verfluchten Gebeine
unsrer Feinde nach blutigem Tanz …
und wenn wieder sie kehren mit Maschinengewehren,
dann entrollt unsere Fahne sich rot
„Budjonnylied“, (Gebr. Pograß, Alexej Syrkow)
Ort: Psyche, Berlin Moabit, Amtsgericht
Die Dämmerung war hilfreich.
Sie war nicht unbedingt nötig, denn Gerechtigkeit konnte auch im Hellen geschehen. Eigentlich sollte sie das immer. Aber nicht alle waren der Meinung, dass das, was er vorhatte, gerecht sei. Dieser Kowalski zum Beispiel. Er hatte am lautesten dagegen protestiert. Und am heftigsten.
Sein Entschluss hingegen stand fest. Denn er fühlte sich immer noch als Offizier. Ein preußischer Offizier geht in den Ruhestand, wenn er das richtige Alter erreicht hat. Er fällt auch zuweilen im Krieg. Aber er wird nicht aus dem Dienst verabschiedet. Erstrecht nicht von seinen großfränkischen Erbfeinden. Denn die Sieger des Kaiserkrieges hatten beschlossen, das Deutsche Reichsheer zu verkleinern, damit es für seine Gegner keine Gefahr mehr darstelle. Es benötigte damit auch weniger Offiziere. Ihn benötigte es nicht mehr. Aber es gab auch andere Wege, gegen seine Feinde zu kämpfen.
Er konzentrierte sich auf den Ausgang des Amtsgerichtes. Der Minister, seine Zielperson, würde dieses bald verlassen, lauteten seine Informationen. Die Zielperson würde bald sterben, lautete sein Vorhaben. Dieser Mensch musste sterben, denn er trug Mitschuld am verlorenen Krieg. Dessen war er sich sicher.
Seine Ansichten zur gegenwärtigen Politik Deutschlands waren sehr einfach. Mussten sie auch, schließlich war er Offizier, kein Politiker. Diese einfachen Ansichten verleiteten ihn zu einer einfachen Tat.
Er wollte einen Menschen töten. Mit seiner alten Waffe. Er würde mit dieser vertrauten Waffe seine Pflicht tun.
Als er die Zielperson sah, hob er seine Pistole, zielte kurz und schoss dann sofort. Ohne die Augen zu schließen oder sich am Qualm und Krach der Waffe zu stören.
Ort: Psyche, Russland, Krasnodar
Sie roch den Qualm nicht und er verbarg nur ihren Augen jenes furchtbare Geschehen in der Stadt Krasnodar. Ihre Inneren Sinne spürten alles, was dort geschah.
Die Reiterarmee des Generals Woronesch hatte die Stadt gestürmt. Das war wichtig, denn die Ewiggestrigen, die noch an die Macht des Zaren glaubten, hielten diese Stadt besetzt und verhinderten so, dass sie am Segen der proletarischen Revolution ihren gerechten Anteil nehmen konnte.
Diesen Anteil bekam sie nun.
Deshalb die vielen brennenden Häuser. Deshalb die schreienden und sterbenden Kinder. Deshalb die vergewaltigten Frauen. Soldaten feierten auf diese Art immer die Eroberung einer feindlichen Stadt. Die Roten Garden machten da keine Ausnahme.
Zumindest hatte es ihr der General Woronesch so erklärt. Der war eigentlich kein General. Auch das hatte er erklärt. Er war ein Kommandant. Denn Generale und andere hohe Offiziere kannten die revolutionären Truppen der Roten Garden nicht mehr.
Disziplin scheinbar auch nicht, so wie sie alle Gesetze der Menschlichkeit mit Füßen traten. Die Gräuel des Krieges kannten sie und sie lebten sie mit Wonne aus.
Michael Arx verstand das nicht und er wollte es auch nicht wahrhaben. So stand er, als der eigentliche Befehlshaber der Roten Garden, neben der schönen Frau und beschränkte sich ebenfalls aufs Zusehen. Sie hatte ihn noch nie so zerrissen erlebt.
Michael glaubte immer noch an das Gute im Menschen. Und an den Fortschritt, den die proletarische Revolution den unterdrückten und geknechteten Massen bringen würde. Er fand nur beides nicht. Jedenfalls nicht im Moment.
Aber es würde wiederkommen. Hoffte er. Wenn die Weißen, so nannte man die Konterrevolutionäre, erst einmal aus dem Land gejagt wären. Hoffte er.
Die ließen sich nicht wegjagen, sondern wehrten sich mit Gewalt gegen diese Vertreibung und zwangen die Revolutionäre damit ebenfalls zur Gewalt. Es ging also nur so. Die Guten mussten böse sein, um dem Guten zum Sieg zu verhelfen.
An diese Ausrede klammerte er sich. Wie der Bergsteiger an den einzigen Felsvorsprung, der an einer glatten und viel zu hohen Wand zu finden war. Unter sich einen gähnenden Abgrund. Über sich, in weiter Ferne, der Gipfel, den es zu erklimmen galt. Wenn er noch die Kraft und den Mut dazu fand. Er hatte beides verloren. Aber er hoffte auf die Frau neben ihm. Sie würde ihm neue Kraft verleihen.
Alexandra war entsetzt über das Kriegsgeschehen. „Wie lange geht das schon so?“
„Der Krieg? Schon länger als ein Jahr.“
„In dieser Stadt?“
„Nein, im ganzen Land. Es ist zerrissen zwischen denen, die noch dem Alten anhängen, und uns Revolutionären. Außerdem drängt es die Völker dieses Riesenreiches dazu, ihre Selbständigkeit zu wollen und sich von Moskau loszusagen.“
„Dann gebt ihnen ihre Selbständigkeit.“
„Du sagst das so einfach. Bolschoi musste im Friedensvertrag mit den Deutschen schon so viel Land hergeben, er will nicht noch mehr verlieren. Wer gibt schon gern ein Imperium auf?“
„Ein Imperium aufgeben? Wir sind Revolutionäre. Unser Imperium ist die ganze Welt. Ist Bolschoi jetzt ein Zar und toleriert das da?“, fragte Alexandra und wies auf die brennende Stadt.
„Es ist alles viel komplizierter, als das da. In dieser Stadt sind die Verhältnisse noch einfach. Dort kämpfen nur Russen gegen Russen. Rote gegen Weiße. Also Gute gegen Bösen und damit gibt es klare Fronten. Im Moment haben wir gewonnen. In dieser Stadt. Aber in diesem Riesenreich kämpft jeder gegen jeden und ein Sieger ist nicht in Sicht.“
„Was sagt der Hohe Rat dazu?“
„Den Hohen Rat interessiert Psyche inzwischen sehr wenig. Gerrich und Huldrich haben hier das Sagen. Sie warten auf eines jener Ereignisse, so sagten sie mir vor kurzer Zeit, welches manchmal ganz plötzlich die Geschicke der Völker verändert.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Ich musste auch erst das MindNet befragen. Es ist ein Alexandre-Dumas-Zitat. Aus den „Drei Musketieren“. Richelieu sagte das, als er Milady den Auftrag erteilte, Lord Buckingham zu ermorden.“
„Gerrich und Huldrich wollen jemanden