Mari reitet wie der Wind. Federica de Cesco

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Название Mari reitet wie der Wind
Автор произведения Federica de Cesco
Жанр Учебная литература
Серия
Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783401801162



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Aber plötzlich flog in einiger Entfernung eine Wildente auf und aus den Augenwinkeln sah Mari zwei andere Gardians von einem Dünenkamm vor ihr herunterpreschen. Wenn sie ihnen auswich, würde sie ihren Vorsprung verlieren. Doch das war jetzt nicht zu vermeiden. Keuchend riss Mari den Schimmel herum. Palomas blitzschnelle Wendung warf sie fast zu Boden, doch sie hielt sich auf dem Pferd. Der einzig mögliche Ausweg führte über eine Stierweide ganz in der Nähe. Es gab noch Gutsbesitzer, die vom Ertrag ihrer Viehherden lebten. Die schwarzen Stiere mit den säbelförmigen Hörnern wurden zum Stierkampf gebraucht. Den Tieren geschah dabei kein Leid, denn es handelte sich um ein reines Geschicklichkeitsspiel, bei dem weiß gekleidete Männer ein rotes Band zwischen den Hörnern der Stiere lösten und dafür eine Belohnung in Geld erhielten. Dieses Spiel war in der Camargue sehr beliebt. Mari wusste, dass die Stiere nur angriffen, wenn sie gereizt wurden. Ein galoppierendes Pferd jedoch würde sie mit Sicherheit erschrecken. Trotzdem hatte Mari vor den Stieren weniger Angst als vor den Viehhütern. Sie biss die Zähne zusammen, trieb Paloma zu höchster Geschwindigkeit an. Schon wurden die Stiere wie dunkle Felsen im Buschwerk sichtbar. Sie hatten das heransprengende Pferd gewittert. Argwöhnisch standen sie da, mit gesenktem Kopf und bebenden Flanken. Erst im letzten Augenblick nahm Mari den hohen Zaun aus Stacheldraht wahr, der das Weidegebiet der Stiere vom offenen Strand trennte. Er war zu hoch, als dass ihn Paloma hätte nehmen können. Mit voller Kraft presste Mari ihr Knie an Palomas Flanke, riss sie von dem Hindernis weg. Im Bruchteil eines Atemzuges, als sie den Zaun schon fast berührten, legte Mari sich zur Seite, wendete das Pferd, jagte ganz dicht am Stacheldraht entlang. Schweiß bedeckte ihr Gesicht. Im Hitzegeflimmer des Küstenstreifens holten sie ihre Verfolger schnell ein, sie waren schon ganz nahe. Vor ihr lag das Meer, blau und bewegt, mit glitzernden Wogenkämmen. Plötzlich kam Mari der rettende Gedanke. Das Meer, ja! Die Reiter mit ihren Ledersätteln, ihren schweren Kleidern würden ihr nicht in die Wellen folgen. Sie presste ihre Fersen in Palomas Flanken. Von seinem Schatten begleitet, flog das Pferd dem Wasser entgegen. Am Meer standen einige verkrüppelte Bäume, von Salz und Sonne verbrannt. Ein paar rosa Flamingos, die in den Pfützen nach Garnelen fischten, erhoben sich wie rosa Blumen in die Luft. Im vollen Galopp erreichte Paloma die Wellen. Ein mächtiger Sprung schien die Stute vom Boden loszulösen. Sekundenlang glaubte Mari zu schweben. Sie spürte die Kälte, als Paloma in die wirbelnde Flut tauchte. Ein Rauschen erfüllte ihre Ohren, ein gurgelndes Gewicht drückte sie unter Wasser. Sie klammerte sich mit aller Kraft an der Stute fest. Schäumende dunkelblaue Wellen schlugen über ihr zusammen.

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