Название | Die POPkörner (1). Ein Stern für Lou |
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Автор произведения | Stefanie Taschinski |
Жанр | Учебная литература |
Серия | Die POPkörner |
Издательство | Учебная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783401802633 |
Bewundernd wanderte ihr Blick von Lous leuchtend gelbem Kapuzenpulli über die ultramarinblaue Pumphose bis hin zu ihren weichen Wildlederstiefeln. »Meine Große! Magnifique! Genauso hübsch wie deine Mutter!«
Nachdem Grandmère auch ihre Tochter, Frau Blum, und ihren Schwiegersohn, Herrn Blum, fest in die Arme geschlossen hatte, sah sie sich erstaunt um. »Und wo ist mein Lieblingsenkelsohn? Wo ist Anton?«
»Hinten im Garten«, erklärte Frau Blum. »Ole und Till zeigen ihm die Meerschweinchen.«
»Ah, bon«, nickte Grandmère. »Natürlich. Die Tiere machen uns allen sehr viel Freude.«
»Oh ja«, prustete Lou. Insbesondere Tante Vanessa… Aber das sagte sie lieber nicht.
»Wir wollten eigentlich gerade mit dem Auspacken beginnen«, meldete Onkel Oliver sich zu Wort.
»Eine ausgezeichnete Idee!«, stimmte Grandmère zu.
»Ja, aber die Wohnungstür ist abgeschlossen und wir haben leider keinen Schlüssel!«, erzählte Frau Blum weiter.
Grandmère schlug die Hände vor den Mund, klappte ihre große violette Handtasche auf und begann, darin zu suchen. »C’est un bordel, ça!« Sie schob ihren Arm immer tiefer und tiefer in die Tasche. »Diese Tasche frisst einfach alles auf!«
»Wir müssten irgendwo noch einen Ersatzschlüssel haben«, überlegte Onkel Oliver.
Aber da zog Grandmère einen silbernen Schlüssel hervor und drückte ihn Lou in die Hand. Und während Lou und Grandmère lachend die Treppe zur Wohnung hinaufstiegen, saß in der Villa hinter dem vorletzten Fenster im ersten Stock ein anderes Mädchen und knabberte wütend ihre Fingernägel ab. Sie musste handeln – und zwar schnell!
3. Song
Die Wohnung oben im alten Kutscherhaus war winzig – fast so klein, als stammte sie aus dem Reich Lilliput, dachte Lou. Aber Grandmère hatte alles getan, um sie für die Blums behaglich zu machen. Die Räume waren in frischen Creme- und Blautönen gestrichen, und da die Möbel der Blums noch gut verpackt auf einem Containerschiff über den Ozean fuhren, hatte Grandmère sie mit Möbeln aus der Villa eingerichtet. Im Wohnzimmer gleich neben dem Fenster stand ein wunderschöner Sekretär. Frau Blum stellte sofort ihre Tasche daneben. Dies war der Platz, an dem sie ihre Patientenberichte verfassen wollte.
In der Küche entdeckte Herr Blum den großen Gasherd, den Grandmère für ihn besorgt hatte. Herr Blum drehte das Gas auf und ließ den vorderen rechten Metallkreis auflodern. Dies war genau der Herd, an dem er für seine Familie kochen wollte.
»Und wo ist mein Zimmer?«, fragte Anton, der von seiner Meerschweinchentour zurück war. Herr Blum füllte gerade Wasser in die Espressokanne. »Gleich neben unserem Schlafzimmer«, erklärte er und schraubte die Kanne fest zu. »Gehst du mit, Lou?«
Lou atmete geräuschvoll aus. Eigentlich hätte sie jetzt gern ihr Zimmer gesehen. Aber sie wusste, dass es für ihren Bruder viel schwieriger war, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. So ging sie vor bis zu dem Zimmer, das ihr Vater beschrieben hatte. Die Tür stand halb offen und die Nachmittagssonne schien durch zwei große Fenster. Anton stieß einen Jubelschrei aus. Das Zimmer war leuchtend blau gestrichen – und es hatte ein Hochbett.
»Lusi! Lusi«, rief er aufgeregt. »Halt mal!« Er drückte ihr Kirk in die Hand und kletterte die Leiter hoch. »Komm!«, rief er. »Komm doch!«
Aber jetzt wollte Lou wirklich ihr Zimmer sehen! Sie warf Kirk aufs Bett. »Gleich«, rief sie und war schon wieder draußen im Flur. Sie sah sich um. Wo war ihr Zimmer?
Lou war schon auf dem Weg zurück in die Küche, als sie die Leiter entdeckte. Oben in der Decke war eine Luke. Das musste der Durchgang zum Dachboden sein. Ob ihr Zimmer dort…? Lou nahm die Leiter und hakte sie ein. Als sie die oberste Sprosse erreicht hatte, drückte sie die Luke nach oben und streckte den Kopf hindurch.
Vor Überraschung wäre sie beinahe von der Leiter gefallen. Das war kein staubiger Rumpelboden. Grandmère hatte für Lou ein wunderschönes Zimmer eingerichtet. Die Wände waren schneeweiß und durch die Schrägen hatte Lou gleich das Gefühl, in einem Zelt zu stehen. Das Zimmer hatte ein großes Fenster zum Garten, zwei kleine Dachfenster und eines nach vorn zur Villa. Und an der Wand stand ein schmales, verschnörkeltes Messingbett mit einer bunten Patchworkdecke. Lou setzte sich ganz vorsichtig darauf und schnupperte an der Decke. Sie roch herrlich frisch – sogar ein bisschen nach Waldmeister. Lou beugte sich so weit vor, bis sie unter das Bett sehen konnte, und überzeugte sich davon, dass genug Platz für ihren Gitarrenkoffer war. Lou kam wieder hoch. An die Wände würde sie die Fotos hängen, die sie auf ihrer letzten Kajaktour von den Orcas gemacht hatte. Das Bücherregal neben dem Schreibtisch war zwar etwas klein, aber bis die Bücher mit dem Schiff ankamen, reichte es allemal.
Lou nahm ihre türkisfarbene Umhängetasche ab und zog ihr Notizbuch heraus. Ma hatte es ihr bei einem ihrer Ausflüge nach Vancouver spendiert. Das Umschlagbild hatte ein indianischer Künstler gestaltet. Über das nachtblaue Meer flog Thunderbird, der geheimnisvolle Adler. Seit über einem Jahr schrieb Lou jeden Morgen, wenn sie aufwachte, ihre Träume auf. Nun kuschelte sie sich auf ihr neues Bett und las noch einmal, was sie während des Fluges von Vancouver nach Frankfurt geträumt hatte:
Das war echt mal ein schöner Traum. Ob er etwas bedeutet? Ma sagt, dass in Erfüllung geht, was man in der ersten Nacht in einem neuen Zuhause träumt. Na, vielleicht zählt auch eine Nacht im Flugzeug. Ich war auf einer Schaukel. Irgendwo, in einem Garten, den ich gar nicht kannte. Und ich hatte eine neue Freundin. Wenn wir zusammen geschaukelt haben, konnten wir uns an jeden Ort der Welt wünschen. Und schon waren wir da!
4. Song
Eine Stunde später saßen alle Blums und fast alle Jacobis gemeinsam um den pompös gedeckten Tisch im Esszimmer der Villa.
Alle bis auf Motte.
Lou blickte irritiert zu dem leeren Stuhl zwischen sich und Grandmère. »Weißt du, was mit Motte ist?«, fragte sie leise. Es konnte doch nicht sein, dass ihre Cousine immer noch paukte.
Grandmère beugte sich über den leeren Stuhl zu Lou. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, flüsterte sie und reichte Lou die Salatschüssel.
Grandmère, Grandmère – das ist gelogen!, dachte Motte triumphierend. Denn wenn es jemanden in der Jacobi-Villa gab, der wusste, dass Motte den alten Speiseaufzug als Versteck benutzte, dann war sie es!
Motte hatte die Schiebetüren so weit geöffnet, dass sie ihre Cousine gut im Blick behalten konnte.
Gerade wandte ihre Mutter sich zu ihr. »Louise, habe ich es etwa noch nicht erwähnt? Karlotta hat eine kleine Magenverstimmung.«
Motte musste sich die Hand vor den Mund halten, um nicht laut loszuprusten.
»Nichts Besorgniserregendes«, fuhr ihre Mutter fort.
Von wegen Magenverstimmung! Ihre Mutter hatte sie in ihrem Versteck hinten am Meerschweinchenstall schlicht nicht gefunden!
»Die Arme«, sagte Lou mitfühlend. »Aber vielleicht kann ich nach dem Essen kurz zu ihr raufgehen? Und ein bisschen mit ihr quatschen?«
Motte stöhnte in ihrem Versteck tonlos auf. Was sollte denn die Nummer? Wie kam ihre Cousine überhaupt darauf, dass sie sich mit ihr unterhalten wollte? Doch da schüttelte ihre Mutter bereits den Kopf. »Ich fürchte, das ist gar keine gute Idee. Karlotta…«, sie sah Hilfe suchend zu ihrem Mann. »Es… es ist etwas… Ansteckendes«, brachte Frau Jacobi ihren Satz mühsam zu Ende.
Genau, eine total ansteckende Verschwinderitis, dachte Motte.
Lous Mutter legte ihre silberne Gabel zur Seite. »Soll