Название | Tödlicher Crash |
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Автор произведения | Barbara Wimmer |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783839263167 |
Slavic bekam wenige Tage später eine E-Mail, in der ihm vorgeschlagen wurde, ein Update für seine Lieblings-Wetter-App zu installieren, das »extra für Premium-Kunden« entwickelt worden war. Dahinter versteckte sich freilich eine geklonte App, die genauso aussah wie die echte. Nur hatte man damit von außen die Möglichkeit, Gespräche im Raum mitzuhören, indem das Mikrofon aus der Ferne aktiviert wurde. Der Geschäftsführer fiel prompt auf diesen Trick rein. Manchmal war es echt einfach, an gewünschte Informationen zu gelangen. Und Menschen, das wusste jeder Cyberkriminelle, waren nun mal das schwächste Glied in der Kette.
Kapitel 9
19.30 Uhr. Stefanie Laudon stieg aus der alten Straßenbahn mit den knarrenden Holzböden aus, die wie jeden Tag im Winter massiv überheizt war. Sie war mit Meggie Winter und Paul Mond zum gemeinsamen Abendessen verabredet. Gerade als sie ihre Stiefeln auf die Straße setzte, vibrierte ihr Smartphone in der Tasche ihres Wintermantels. Schon wieder hatte sie eine Push-Nachricht mit Neuigkeiten rund um den Tod Steinrigls zugeschickt bekommen. Dafür habe ich jetzt keine Zeit, dachte sich die Journalistin. Zum Lokal waren es nur noch wenige Schritte. Auf dem Weg vibrierte ihr Smartphone noch einmal. »Bin schon da!«, schickte ihr Meggie per WhatsApp-Message. Stefanie las die Nachricht aber nicht mehr, denn wenige Sekunden später öffnete sie bereits die Tür des Wirtshauses im 7. Bezirk. Das Amerlingbeisl lag nur 15 Minuten von ihrer Wohnung entfernt und dort trafen sich die drei nicht zum ersten Mal. Es war nicht nur bequem, sondern es gab auch gutes Essen, das allen dreien schmeckte. Vor allem Paul hatte gerne sein Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat und ein gekühltes Augustiner Bräu dazu. Das gab es dort genauso wie die vegetarischen Falafel mit Humus, die Stefanie so liebte. Auch für Meggie würde sich dort wieder etwas finden. Sie aß jedes Mal etwas anderes.
»Hey«, sagte Meggie zur Begrüßung. Sie stand auf und umarmte Stefanie kurz, aber wenig innig. »Da bist du ja.«
»Hey, meine Süße. Ja, du weißt ja, wie das ist. Die Redaktion wollte in letzter Minute noch einen neuen Einstieg für die Geschichte. Und dann hat auch noch einer meiner Interviewpartner angerufen, kurz bevor ich gehen wollte. Das hab ich besonders gerne. Vor allem, wenn er dann auch noch ewig redet und nicht aufhört«, erwiderte Stefanie.
»Du Arme«, sagte Meggie. Der leicht ironische Klang in ihrer Stimme war auch Stefanie nicht entgangen. Freute sich ihre Freundin etwa, wenn sie quälende Überstunden im Büro absolvieren musste, die fix zu ihrem Alltag bei der Tageszeitung gehörten?
»Und wie war dein Tag so?«, fragte Stefanie zögernd und leicht desinteressiert. Sie wusste, dass Meggie sich jetzt wieder bei ihr ausheulen würde.
»Ich habe heute einen Tierpsychologen interviewt. Es ging schon wieder um die Beziehungen zwischen Hund und Mensch. Mein Radiosender wollte ein weiteres Mal so eine Tiergeschichte von mir. Die verkaufen sich einfach besser als meine sonstigen Beiträge. Hunde, Katzen, Meerschweinchen. Es scheint mir, als würden sich die Menschen für nichts anderes interessieren«, erklärte Meggie. Sie war frustriert, weil es bei ihr als freie Journalistin derzeit nicht so lief, wie sie es geplant hatte. Zwar hatte sie ihre Situation freiwillig gewählt. Aber statt Aufträge zu Themen, die sie interessierten, bekam sie seit rund einem halben Jahr nur solche rein, die ihr so ganz und gar nicht am Herzen lagen. Sie konnte sich ihre Interviewpartner zwar selbst aussuchen, aber wenn man für ein Thema so absolut keine Leidenschaft mitbrachte, war das nur der halbe Spaß. Das hatte sie sich als Freischaffende einfach ganz anders vorgestellt.
»Uh«, antwortete Stefanie kurz und knapp. Mehr fiel ihr dazu nicht ein. Sie kannte die Misere, in der sich ihre Freundin befand, schon. Und das Leben als freie Journalistin hatte eben nicht nur Vorteile.
In derselben Minute ging die Tür auf und mit einem kühlen Luftzug von draußen, der daran erinnerte, dass es stockdunkel und eisig kalt war, kam ihr gemeinsamer Freund Paul herein. Die dunklen Augen des IT-Technikers blitzten auf, als er Stefanie sah. Stefanie bemerkte seine Freude nicht, für sie war Paul nichts als ein guter Freund. Aber einer, mit dem man eine Menge Spaß haben konnte. Und der ihr immer wieder lustige Hackergeschichten aus dem Wiener Hackerspace Metalab erzählte.
»Hey, Paul, sollen wir dir gleich dein Wiener Schnitzel bestellen?«, scherzte Stefanie.
»Und ich dir deine Falafel?«
Küsschen links, Küsschen rechts.
Meggie sah, wie gut sich die beiden verstanden und wie vertraut sie miteinander umgingen. Obwohl sie alle drei Freunde waren, fühlte sie sich ein wenig wie das fünfte Rad am Wagen. So, als ob sie nicht dazugehörte. In ihrer Brust wurde es eng. Ihre Wangen färbten sich leicht rosig. Neid. Dann nahm sie sich zusammen und versuchte es ebenfalls mit einem Scherz: »Hallo, Paul, ich sehe, dein Iron-Maiden-T-Shirt ist wieder frisch gewaschen?«
Paul konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Bei ihrem letzten Dreier-Treffen hatte er ein T-Shirt des Musicals »Phantom der Oper« getragen, das er aus London mitgebracht hatte. Heavy Metal und Musicals – das musste sich nicht wirklich ausschließen. Gute Musik war einfach gute Musik. Und seine Begeisterung für Musicals hatte er erst viel später entdeckt. Trotzdem machte er in der Regel keinen großen Hehl aus seinem Faible für Musicals. Wenn ihn sogar die Mädels damit neckten, wie er beim letzten Treffen hatte feststellen müssen. Damals hatte er nämlich gerade alle seine sonstigen T-Shirts, von denen des Hackerkongresses angefangen bis zu seinen Oberteilen mit dem Aufdruck seiner Lieblingsbands, in der Waschmaschine gehabt, so dass er notgedrungen das Musical-Hemd wählte. Seine Hoffnung, das würde niemandem auffallen, hatte sich nicht erfüllt. Sowohl Stefanie als auch Meggie zogen ihn auch jetzt, Monate später, noch regelmäßig damit auf.
Paul setzte sich neben Meggie an den Vierertisch, so dass er direkt Stefanie gegenübersaß und ihr in die Augen schauen konnte. Er liebte es, Stefanie dabei zu beobachten, wie sie sich regelmäßig durch ihre blonden Haare fuhr und einzelne Strähnen in ihren Fingern eindrehte.
»Erzähl mal, Paul, was gibt es Neues?«
»Nichts. Ich kann es noch immer nicht ganz glauben, dass Steinrigl tot ist. Dieses fiese neoliberale Kapitalistenschwein! Was der unserer Abteilung angetan hat! Jetzt im Winter ist es zwar nicht mehr so schlimm, aber ich bin noch immer halb blind von den fehlenden Vorhängen.«
»Ach ja, die Vorhänge. Du hattest erzählt, dass sie die einfach abmontiert haben im Sommer?«
»Aus Einsparungsgründen, ja. Weil diese ein paarmal im Jahr verpflichtend gewaschen werden müssen. Und das war der Firma auf einmal zu teuer, weil die finanziellen Erleichterungen nach der Steinrigl-Reform plötzlich weggefallen sind.«
»Ach kommt, lasst uns über was anderes reden als über diesen langweiligen Steinrigl«, versuchte Meggie, vom Thema abzulenken. Sie interessierte sich nicht wahnsinnig für Politik, wogegen Paul und Stefanie, wenn sie einmal damit angefangen hatten, stundenlang über Ungerechtigkeiten von Politikern ablästern konnten.
»Aber das mit den Vorhängen, das zeigt so schön in der Praxis, wie sich schlechte Wirtschaftspolitik auswirken kann. Ich meine – in einer IT-Abteilung die Vorhänge wegzurationalisieren ist ja wohl das Dümmste, was man sich ausdenken kann!«
»Fast so dumm, wie wenn man in einer Bäckerei plötzlich die Bleche in den Backöfen entfernen würde, ja.«
»Dabei weiß doch jedes kleine Kind, dass sich Sonnenlicht und Computerbildschirme nicht vertragen!«
»Ja, Paul. Komm, bestell jetzt mal dein Augustiner Bräu!« Stefanie versuchte Meggie zuliebe, den IT-Techniker ein wenig von seiner Nörgelei über Steinrigl runterzuholen. Zwar hatte auch sie den Finanzminister alles andere als gern gehabt, aber der Fall erinnerte sie derzeit zu sehr an ihre Arbeit. Und gerade der wollte sie mit den beiden ein Weilchen