Einmal neues Leben, bitte!. Andrea Ross

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Название Einmal neues Leben, bitte!
Автор произведения Andrea Ross
Жанр Личностный рост
Серия
Издательство Личностный рост
Год выпуска 0
isbn 9783967525281



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und Blumen haben es uns auf der Stelle angetan. Kein Vergleich zu Deutschland, wo alles jetzt, Anfang März, in der üblichen Tristesse in Grau, Dunkelgrün und Braun gefärbt ist. Da kommt Lebensfreude auf, wir fühlen uns wie im Paradies.

      Die Mietpreise nötigen uns ein laues Lächeln ab. Hier bekommt man tatsächlich ein vollmöbliertes Haus mit Pool für schlappe 500 Euro zur Miete überlassen, die gerade überstandene ImmobilienKrise macht das möglich. In Deutschland kann man für dieses Geld froh sein, überhaupt einen kleinen Balkon an seiner Wohnung im Mietsbunker sein Eigen zu nennen.

      Es hilft alles nichts: hier wollen wir zukünftig leben, auch wenn der bevorstehende Umzug so einige Einschnitte in unser Leben bedeuten wird und obwohl auch hier sicher nicht alles Gold ist, was glänzt. Wir sind zum Glück nicht so naiv, das blauäugig zu glauben.

      Der Tag verläuft sehr angenehm. Wir gehen zwischendurch Kaffee trinken und unterhalten uns prima mit Julio. Auch er ist aus Kolumbien einst hierher ausgewandert. Für ihn hatte sich das erheblich schwieriger als für uns Europäer gestaltet. Er hatte damals unter anderem Visum und Arbeitserlaubnis benötigt. Insofern beneidet er uns um die Freizügigkeit innerhalb der EU.

      Die Rechnung des von Engländern geführten Cafés lässt uns gleich wieder staunen. Ein Kaffee ist in Deutschland bestimmt nirgends mehr für einen Euro zu bekommen! Wenn die restlichen Lebenshaltungs-Kosten hier ebenso unter dem deutschen Niveau liegen sollten, dann wäre dies ein zusätzlicher angenehmer Aspekt, der uns in unserem Vorsatz bestärkt.

      Am Abend dann treffen wir tatsächlich unsere Entscheidung: ein Reihenhäuschen in La Mata wird den Zuschlag erhalten. Es verfügt über 2 Schlafzimmer, eine Dachterrasse und einen unschlagbaren Meerblick. Es liegt bloß an die 100 Meter vom Strand entfernt an einem Hügel, die ansprechende Siedlung verfügt auch über einen Gemeinschafts-Pool.

      Wir sind hin und weg, können kaum fassen, dass wir künftig hier leben dürfen und fühlen uns auf Anhieb wie zu Hause. Nur eine einzige Nacht schlafen wir im benachbarten Hotel, weil der Makler noch Verträge und Schlüssel vorbereiten muss. Dann aber dürfen wir unser neues Heim beziehen und sind überglücklich.

      Die restlichen Tage dieses Spanienkurzbesuchs fühlen sich an wie Urlaub, nur viel schöner. Wir erkunden die Umgebung, entdecken tolle Bars und Cafés und entspannen uns am Strand. Zum Schluss packen wir unsere Klamotten nicht etwa wieder in die Koffer, sondern hängen diese demonstrativ in die eingebauten Kleiderschränke – wir sind schließlich im Grunde keine bloß temporär anwesenden Touristen mehr. Wir werden hierher komplett auswandern. Ein tolles Gefühl!

      Ein bisschen bang wird uns auf dem Rückflug nach Deutschland dann schon, weil wir daran denken, wie viel Verwaltungskram uns ab sofort bevorstehen wird.

      Ich werde meinen sicheren Beamtenjob aufgeben, die Wohnung muss aufgelöst werden und wir sind gezwungen, unsere Absicht den Kindern und unseren Eltern schonend beizubringen.

      Die Sache mit der Krankenversicherung will geklärt sein, genau wie der Antrag bei der Einwanderungsbehörde. Auf Anhieb fallen uns nun tausend Dinge ein, die gekündigt oder umgeschrieben werden müssen.

      Aber trotzdem: uns bleiben ganze drei Monate, um alles zu regeln. Zum 1. Juli wollen wir bereits Wahlspanier werden. Die Deadline steht – nun geht es an die Verwirklichung.

       Tipp:

      

       Nehmen Sie sich vor dem endgültigen Auswandern genügend Zeit, alles zu ordnen.

      

       Bitte denken Sie daran: Sie werden in Spanien erst dann Anträge stellen können, wenn Sie über eine sogenannte N.I.E.-Nummer verfügen und eine Residencia besitzen (und zwar in dieser Reihenfolge).

      

       Das Beste ist, sich sofort nach der Ankunft mit einer der zahlreichen deutschsprachigen ›Gestorías‹ in Verbindung zu setzen. Dort wird man Ihnen weiterhelfen, Sie mit den wichtigsten Informationen und Angeboten versorgen.

      

       Sorgen Sie dafür, dass Sie die spanische Sprache zumindest in Ansätzen verstehen können. Ein finanzielles Polster für die Anfangszeit ist ebenfalls unabdingbar, jedenfalls sofern Sie keinen Schiffbruch erleiden wollen.

      

       Und schließlich: in Spanien ist nicht alles viel billiger als in Deutschland! Postgebühren sind zum Beispiel gleich um ein Vielfaches höher, auch die Benzinpreise und die Kosten für die Lebenshaltung steigen stetig, sind inzwischen fast schon auf deutschem Niveau. Das gilt auch beim Einkauf im Discounter.

      

       4 – Befreiung durch Auswandern

      

      Unser Aufenthalt in Spanien ist erst einmal vorüber. Schon als wir in Frankfurt aus dem Flugzeug kommen, würden wir am liebsten sofort umkehre und die nächste Maschine zurück nach Alicante besteigen. Plötzlich fallen uns hier tausend Dinge auf, die in unserer alten Heimat anders und nicht unbedingt besser sind.

      Da ist, allen voran, der wieder einmal bleiern graue Himmel, welcher bedrückend tief über der Landschaft hängt. Viele Menschen gucken frustriert aus der Wäsche, weil sie hektisch einem engen Zeitplan hinterherrennen müssen. Hier ist man eben nicht ›tranquilo‹. Der Frühling lässt jetzt im März auch noch auf sich warten, während am südlichen Ende Europas die Farbenpracht selbst im Winter nicht nachlässt.

      Aber wir werden in den nächsten Wochen und Monaten ohnehin wenig Zeit finden, hierüber lang nachzudenken – das deutsche Leben muss seinen Abschluss finden, und das erfordert sehr viel Papierkram und Organisationstalent. Das ist ein notwendiges Übel.

      Eine der ersten Tätigkeiten nach der Rückkehr ist, meinen Antrag auf Entlassung aus dem Beamtenverhältnis in den Briefkasten der Stadtverwaltung zu werfen. Freilich, dies war all die Jahre ein bombensicherer Job gewesen; dennoch fühle ich mich erstaunlicherweise wie ein Häftling, dem man soeben die schwarze Eisenkugel vom Fußgelenk gesägt hat: FREI.

      Nach einigen Tagen und Telefonaten steht fest, dass ein befreundeter Spediteur unseren MiniUmzug nach Spanien durchführen wird. Lediglich das Nötigste wollen wir mitnehmen, kaum Möbel oder andere sperrige Gegenstände.

      Wir beginnen nach und nach, das Haus auszuräumen. Ein Teil des Interieurs landet auf dem Sperrmüll, den Rest verschenken wir an Freunde. Mein üppiger Kleiderschrank wird gnadenlos aussortiert und alles Überflüssige aus unserem vollgestopften Keller weggeworfen.

      Es ist wie eine Befreiung, eine Entschlackung unserer Leben. Das Haus wird künftig vermietet werden. Hoffentlich an die Richtigen, ein bisschen bange ist mir durchaus.

      Der mit der Auswanderung verbundene Papierkram raubt uns gehörig Nerven. Stellenweise könnte man denken, man wäre der allererste Mensch, der das Land verlässt und seine Angelegenheiten regeln muss, so dämlich stellen sich Krankenkassen, andere Versicherungen und das Einwohnermeldeamt an.

      Gleichzeitig müssen wir über einen Rechtsanwalt unsere neuen Firmen in Spanien gründen lassen, denn der Brötchenerwerb soll ja nahtlos weitergehen. Es handelt sich hierbei um ›S.L.‹Gesellschaften, das sind spanische Pendants zur deutschen GmbH. Nebenbei erfahren wir, dass die zu erwartenden Steuerlasten in Spanien weit unter den deutschen Beträgen liegen werden. Auch das ein netter Nebenaspekt, zweifellos!

      Ich werde in Zukunft eine Firma für SoftwareSupport führen und Bücher schreiben, denn ich hatte in der Vergangenheit schon immer Schriftstellerin werden wollen. Kreative Berufe haben mich stets gereizt, doch überwog bislang leider immer der Gedanke an finanzielle Sicherheit.

      Freunde, Familie und Bekannte nehmen die Nachricht über unsere frisch gefassten Absichten sehr unterschiedlich auf. Während die einen uns zu diesem Schritt begeistert beglückwünschen und