Ferien mit Greta, Jupp und den Geistern. Verena Prym

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Название Ferien mit Greta, Jupp und den Geistern
Автор произведения Verena Prym
Жанр Книги для детей: прочее
Серия Greta, Jupp und die Geister
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783960741886



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      „Professor Stummhirn, tonnenschwere Stahlstreben sind über Nacht verschwunden. Haben Geister etwas damit zu tun?“

      „Nein, das würde ihre Kräfte übersteigen.“

      Ein Raunen geht durch die Geister. „Der Professor hat gar keine Ahnung von unseren Kräften!“

      Greta liest weiter aus dem Artikel vor:

      „Haben Sie eine Erklärung, warum der Turm sich neigt?“’

      „Nein, keine einzige.“

      „Warum sind Sie denn dann in den Expertenrat berufen worden?“

      „Weil unsere Bürgermeisterin Anne Dupin mich darum gebeten hat.“

      „Werden Sie das Rätsel lösen?“

      „Natürlich werde ich es lösen. Sonst wäre ich kein Professor.“

      „Was halten Sie von Anne Dupins Idee, auch Kinder in den Expertenrat aufzunehmen?“

      „Davon halte ich nichts. Meiner Meinung nach können Kinder keine großen Probleme lösen.“

      Greta blickt auf. „Holla!“, entfährt es ihr. „Dieser Stummhirn hat weder Ahnung von euch noch von uns Kindern!“ Sie klappt die Zeitschrift zu. „Also, wenn ihr mich fragt: Da ist was faul! Ich glaube, der Professor lügt gewaltig.“

      Die Geister murmeln aufgeregt durcheinander: „Mara Priffizzo!“, „Poveso lustici francelli!“, „Hallakutta!“, „Gora Mukka?“, „O famusi?“

      Greta hebt beschwichtigend ihre Hand. „Äh, kann ich auch mal was sagen?“

      Die Geister verstummen. „Ja was denn, Greta?“

      „Glaubt ihr, dass eure Verwandten etwas damit zu tun haben?“

      „Welche Verwandten?“

      „Na, die Eiffelturmgeister ... von denen ihr mir eben erzählt habt!“

      „Die Geister werfen sich vielsagende Blicke zu. „Geister haben immer und überall ihre Finger im Spiel. Das weißt du genau, Greta!“

      „Also ist das ein Ja?“

      „Ja!“, rufen alle.

      „Und ... wie können wir das beweisen?“

      Nun sehen sich Geister etwas ratlos an. Wieder fangen sie an zu raunen. Nach ein paar Sätzen sind sie sich einig. „Greta, es gibt nur eine Lösung: Wir müssen zusammen nach Paris.“

      Greta senkt ihr Kinn. „Wen meint ihr mit wir?“

      Patta Gorpa antwortet. „Na du, Jupp und wir Geister.“

      „Und Oma und Opa“, schließt Greta.

      „Ja, Oma und Opa auch“, bekräftigt Patta Gorpa. „Sie gehören schließlich zur Familie.“

      Greta fährt sich durch die Haare. „Aber wie soll denn das nur klappen? Oma hat doch schreckliche Flugangst! Und Fliegen wäre der einzige Weg ...“ Sie klappt die Zeitschrift wieder auf. „Hier steht nämlich, dass der Zugverkehr nach Paris eingestellt wurde, weil falsche Experten sich einschleusen wollten.“

      „Av multi Mukko!“, grummelt Urrrmph.

      Greta nickt. „Ja, da hast du Recht, Urrrmph. Fliegen ist teuer.“

      „Also bei uns ist Fliegen umsonst!“, bemerkt Schlaubi.

      „Oh, Schlaubi, das weiß ich. Aber es hilft gerade gar nicht!“ Greta springt vom Bett auf.

      „Wohin willst du?“, rufen die Geister. „Ist schon Abendessenzeit?“

      „Nein“, antwortet Greta. „Aber ich muss schnell zu Jupp!“

      *

      *

      Spielaufstellung

      Greta segelt die Treppenstufen herunter wie ein Papierflieger.

      Zwei Stockwerke tiefer tritt Mama soeben mit einem Topf Marmelade aus der Kellertür. Greta düst um die letzte Geländerkurve. Gerade noch kann sie ausweichen und kracht schlitternd in die Banktruhe neben der Haustür.

      „Wo brennt’s denn? Hast du dir wehgetan?“, möchte Mama wissen. Wäre Mama ein Hund, wäre sie ein Wachhund.

      Greta untersucht ihr Schienbein. Kein Blut, nur eine kleine Aufschürfung. „Geht schon, Mama.“ Sie klappt die Banktruhe auf und wühlt aufgeregt nach den blauen Sandalen.

      „Wo willst du hin?“, hakt Mama nach.

      „Ich muss zu Jupp! Wichtige Besprechung!“, erklärt Greta.

      Die linke Sandale erwischt sie sofort, aber die rechte versteckt sich irgendwo zwischen den Turnschuhen, Gummistiefeln und Hausschuhen. Aber da: ein Sandalenriemen. Rosafarben. Sie zögert nicht lange. Wen kümmern schon Sandalenfarben? „Bis später, Mama!“

      Krachend fällt die Haustür ins Schloss. Die Marmelade in Mamas Topf erzittert ebenso wie Urrrmph, der neugierig auf einer Treppenstufe gelauscht hat. Flink saust er über das Geländer hinweg in Richtung Küche, in der das Fenster offensteht. Etwas weiter oben erhebt sich Mimi und folgt ihm. Zu guter Letzt startet Lollo von seinem Aussichtspunkt, einem Bilderrahmen im Treppenaufgang.

      Greta rennt durchs Dorf, so schnell sie kann.

      Zwanzig Meter hinter ihr schwebt Urrrmph und staunt: „Respekt, Greta, bei den Bundesjugendspielen warst du nur halb so schnell.“

      Auch Mimi schwingt zackig ihren Geisterschweif. Lollo folgt mit einer Hausecke Abstand. Eigentlich darf er nicht allein ins Dorf, seit er dort vor einigen Wochen verloren gegangen ist. Doch wenn Greta losrennt und es abenteuerlich scheint, muss er doch dabei sein ... Und, Hand aufs Herz, er hätte seinen Vater Kuttru auch um Erlaubnis gebeten, aber der hatte Geisterrat mit Patta Gorpa gehalten – und dabei darf man nicht stören.

      Greta erreicht Jupps Haus in der Grauwaldstraße und rennt die Stufen hinauf bis in den dritten Stock. Neben der Wohnung mit dem getöpferten Schild Familie Kaat drückt sie keuchend den Klingelknopf. Zweimal kurz und einmal lang. Ihr Zeichen, dass es dringend ist. Doch nichts rührt sich hinter der hellblauen Tür.

      Hatte es überhaupt geklingelt?

      Erneut legt Greta den Finger auf und macht zur Sicherheit aus zweimal kurz ein viermal lang und aus einmal lang ein dreimal extralang.

      Im Untergeschoss öffnet sich eine Tür. „Hallo!?“, hallt es verärgert herauf.

      „Hallo!“, ruft Greta freundlich zurück.

      „Was ist denn das für ein Lärm?“, keift eine Frauenstimme.

      Greta wird unwohl. Wenn doch Jupp nur endlich die Tür öffnen würde! Aber noch immer rührt sich nichts. Sie überlegt. Wenn sie noch einmal klingelt, kommt die wütende Frau womöglich die Treppe herauf. Wenn sie nicht klingelt, öffnet Jupp die Tür niemals. Sie blickt auf ihre Armbanduhr. Viertel nach sechs. Wo steckt er nur? Das Fußballtraining war seit einer Stunde zu Ende.

      Es klingelt. Zweimal kurz und einmal lang. Greta starrt verwundert auf ihre Hand. Das Zeichen kommt ihr bekannt vor, aber sie war es nicht, die geläutet hat.

      Dafür schrillt nun die Frauenstimme von unten: „Uaaarrgg!“

      Wieder ertönt eine Wohnungsklingel. Zweimal kurz und viermal lang. „Uaaarrgghhhh!!!“, kreischt die Frau noch lauter. „Meine Klingel spukt! Sie klingelt von allein!“

      Greta