Ferien mit Greta, Jupp und den Geistern. Verena Prym

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Название Ferien mit Greta, Jupp und den Geistern
Автор произведения Verena Prym
Жанр Книги для детей: прочее
Серия Greta, Jupp und die Geister
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783960741886



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nächtliches Gejohle klingt für Greta inzwischen wie eine Gutenachtgeschichte. Und das Tollste ist: Jeden Nachmittag kommen die Geister sie besuchen.

      So auch heute. Greta hört schon ihre Stimmen und blickt zum Fenster. Die Sonne versinkt gerade tiefrot hinter den fernen Hügeln. Das leise Säuseln der Geister wird lauter. Ein Lächeln huscht über Gretas Gesicht und sie setzt sich auf. Dann schweben sie auch schon über den Fenstersims: neun schneeweiße Gestalten von klein bis groß.

      Greta begrüßt alle beim Namen: Den Geisterchef Patta Gorpa, Onkel Kuttru, der seinen kleinen Sohn Lollo fest an der Hand hält, dann ihren besten Geisterfreund Urrrmph, gefolgt von Schrabbo, Piupiu, Mimi, Josse und natürlich Schlaubi, der Polizistengeist, der immer alles besser weiß. Sie umschweben Greta und streichen über ihr Gesicht, ihre Arme und das braune Haar. Sie zeigen auf ihr T-Shirt und wollen auch so eins haben. Dann sinken sie aufs Bett und sehen sie aus runden dunklen Augen an.

      „Wie war es in der Schule?“, fragen sie.

      „Langweilig“, grummelt Greta.

      Urrrmph berührt ihre Hand. „Aber bald sind doch schon ... na, wie heißt das noch einmal? Diese komische lange Pause …“

      „Ferien“, seufzt Greta und steht auf. Sie geht rüber zur Kommode, zieht die oberste Schublade auf und holt die Schatulle hervor. Es ist eine hübsche Holzschatulle, die Opa ihr geschenkt hat. Sie ist mit dunkelblauem Samt ausgekleidet und mit geschnitzten Mustern verziert.

      Dann geht sie zum Bett zurück und klappt den Deckel auf. Die Geister werden unruhig. Sie können es wieder mal kaum abwarten.

      Greta greift in die Schatulle und legt jedem einen Brocken Kandiszucker auf die Zunge.

      „Litschko“, murmeln sie. Litschko ist Geisti und bedeutet danke.

      Greta kann nur ein paar Worte Geisti sprechen. Geister hingegen sprechen perfekt Menschi.

      „Botto“, erwidert sie lächelnd. Botto heißt bitte. Das hat sie schnell gelernt.

      Schmatzgeräusche erfüllen das Zimmer.

      „Und, schmeckt der Kandiszucker?“, fragt Greta. „Es ist eine neue Sorte.“

      „Seeehrrr gut“, versichern die Geister.

      Greta nickt, doch beruhigt ist sie nicht. Sie atmet ein. Nun würde sie den Geistern von der Reise erzählen müssen. In drei Tagen ging es schließlich los. Und ihre Sorgen um diese Ferien wurden immer größer. Was, wenn die Geister enttäuscht reagieren und dann wegfliegen würden? Auf ein neues Dach … unter dem ein Kind lebt, das niemals wegfährt ...

      Die Sache ist nämlich die: Geister gehen nicht zur Schule. Sie haben keine Ferien. Alles, was sie verstehen möchten, bringen sie sich selbst bei. Das Leben ist ihre Schule und es ist eine gute Schule. Sie beherrschen tolle Sachen und sprechen viele Sprachen.

      Aber Ferien? Die gibt es für sie nicht.

      „Wo soll ich nur anfangen?“, seufzt Greta und sinkt neben Urrrmph aufs Bett.

      *

      *

      Postkarte

      Urrrmph schielt besorgt zu seiner Freundin. „Was ist mit dir? Du siehst zerdrückt aus.“

      Greta schmunzelt. „Du meinst wohl bedrückt, Urrrmph.“ Sanft streicht sie über seinen löffellangen Arm.

      Urrrmph neigt den Kopf. „Was ist los mit dir, Greta?“

      Greta stockt. „Ich … muss euch allen etwas sagen und es fällt mir nicht leicht. Also … übermorgen fahre ich in den Urlaub.“

      Die Geister raunen und werfen sich ratlose Blicke zu. Patta Gorpa, der Geisterchef, fragt: „Was ist das – Urlaub?“

      Greta überlegt. Klar, wer keine Ferien hat, kennt auch keinen Urlaub. Sie erklärt es so: „Im Urlaub fährt man an einen anderen Ort und übernachtet dort. In einem Hotel oder im Zelt zum Beispiel.“

      Patta Gorpa zieht die Stirn in Falten. „Du willst weg? Aber warum denn? Es ist doch schön hier auf dem Hof!“

      Greta senkt den Blick. „Ich fahre nur acht Tage weg, Patta. Die Tage gehen schnell vorbei, versprochen!“

      „Und wohin fährst du?“, möchte Urrrmph wissen. Seine Stimme klingt, als komme er aus einem Regenschauer.

      Greta streicht behutsam über seinen Kopf. „Ich fahre an die Nordsee. Oma und Opa kommen mich abholen, dann fahren wir mit dem Zug weiter.“

      Babygeist Lollo taucht vor ihrer Nasenspitze auf. „Du Greta, könnten wir nicht mitkommen?“ Seine Augen blitzen abenteuerlustig. „Wir Geister könnten endlich mal Sandburgen bauen!“

      Gretas Gedanken wirbeln durcheinander. Urlaub mit Oma, Opa und neun Geistern? Das würde niemals klappen! Oma und Opa können die Geister nicht sehen! Nur Menschen, die an Geister glauben, erkennen sie auch. Außerdem würde es eine Menge Schwierigkeiten geben. Allein die Reise in einem Zugabteil .... wo die Geister nicht mal fünf Minuten still sitzen können ...

      Greta seufzt. „Wisst ihr, Oma und Opa sind ältere Menschen. Die haben gern ihre Ruhe - besonders nachts. Und an der Nordsee ist es windig und salzig. Das mögt ihr bestimmt nicht.“

      Die Geister nicken verständnisvoll. Fast ein bisschen zu verständnisvoll. Denn mittlerweile weiß sie: Wenn Geister besonders artig nicken, führen sie meist etwas im Schilde …

      Und richtig, schon schießen Schrabbo und Piupiu in die Höhe. Wie Feuerwerksraketen wirbeln sie durch die Luft. Alle anderen sausen hinterher, ihre Geisterschweife klatschen gegen Gretas Wangen. Schnell zieht sie den Kopf ein. Geister diskutieren stürmisch. Doch wie immer, so beruhigen sie sich auch heute nach einer Weile. Nacheinander sinken sie aufs Bett zurück und teilen Greta japsend ihre Wünsche mit:

      Lollo, Urrrmph, Schrabbo und Piupiu wollen unbedingt mit an die Nordsee. Mimi und Josse können sich nicht entscheiden. Schlaubi, Kuttru und Patta Gorpa halten rein gar nichts von der Idee. „Niemals würden wir einfach irgendwohin schweben, ohne vorher das Dach genau unter die Lupe zu nehmen!“

      Patta Gorpa wettert weiter: „Ein zu hartes Dach ist schnell erwischt, und dann?“ Seine Hand gleitet nach hinten. „Rückenschmerzen! Höllische Rückenschmerzen! Nee, nee, das haben wir alles schon erlebt! Wir bleiben schön hier auf dem Hof!“

      „Ohh ni-ni!“, schimpfen Lollo, Urrrmh, Schrabbo und Piupiu und ziehen lange Gesichter.

      Greta aber atmet auf. Ihre Sorge, dass die Geister wegfliegen würden, lässt nach. Fremde Dächer sind wohl doch nichts für sie. Eine Sache interessiert sie allerdings brennend: „Patta Gorpa, mein Dach war doch auch einmal fremd für euch. Habt ihr das vorher auch unter die Lupe genommen und vielleicht sogar zur Probe geschlafen?“ Wieder spürt sie Urrrmphs kleine warme Hand auf ihrem Handrücken.

      Patta Gorpa nickt heftig. „Na und ob wir Probe geschlafen haben! Obwohl wir ziemliche Not hatten, denn wir brauchten dringend ein neues Zuhause. Ein Sturm hatte unser Scheunendach weggefegt. Tagelang mussten wir auf Bäumen schlafen. So oft bin ich im Schlaf vom Ast gekippt!“ Er wackelt mit seinem Geisterschweif. „Ganz blau war er!“

      Urrrmph fängt an zu kichern. „Aber die ersten Nächte hier im Dorf waren lustig. Jede Nacht sind wir durch neue Regenrinnen gerutscht und haben auf fremden Dächern Probe geschlafen.“ Er deutet aus dem Fenster in Richtung Kirche. „Nur die Nacht drüben auf dem Kirchturm hätte mir fast den Verstand geraubt! Da liegt man ganz schräg und die Uhr ist viel zu laut. Die müssten sie leiser stellen!“

      Schlaubi knufft Urrrmph in die Seite. „Die kann nicht leiser gestellt werden, das ist doch ’ne Glocke!“

      Greta lenkt