Das Geheimnis der Bodenklappe. Helga Sadowski

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Название Das Geheimnis der Bodenklappe
Автор произведения Helga Sadowski
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783947721498



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nicht lange warten. Schlurfende Schritte näherten sich und es wurde geöffnet.

      Ein freundlich blickender Mann erschien im Türrahmen und schaute die Mädchen fragend an. Seine wuscheligen Haare waren grau und weiß meliert, die karierte Hose, sein blaues Hemd und eine grüne Strickweste sahen abgetragen aus. Sein Blick heftete sich sogleich auf Leuchtie. Er schüttelte kurz den Kopf und fragte freundlich: »Nanu, wer seid ihr denn? Was kann ich für euch tun?«

      »Mein Name ist Anna und das ist meine Schwester Lotte. Wir suchen unseren kleinen Bruder Klaus.« Der Mann nickte verstehend.

      »Also hier bei uns ist er nicht, das wüsste ich«, sagte er. »Gesehen habe ich auch niemanden, der nicht hierhergehört. Am besten kommt ihr herein. Ich bin übrigens Knut Pfefferminz. Wir werden mal meine Frau fragen.« Er trat zur Seite und ließ die beiden Besucherinnen eintreten.

      »Luise!«, rief er zur Küche hinüber. »Schau mal, wir haben Besuch. Anna und Lotte sind gekommen, machst du uns bitte einen Tee?« In der Küchentür erschien eine kleine Frau mit einem rundlichen Gesicht. Das graue Haar zierten einige Lockenwickler und die geblümte Schürze wies Spuren von Mehlstaub auf. Ihre Hände wischte sie beiläufig an ihrer Schürze ab. Ihr verwunderter Blick verharrte dabei kurz auf Leuchtie.

      »Oh, wie schön, wir haben so selten Besuch«, rief sie erfreut. »Nehmt schon mal Platz, ich komme gleich mit Tee und Keksen. Ihr mögt doch Kekse?«

      Die Schwestern nickten eifrig und der Hausherr führte sie in das gemütliche Wohnzimmer. An den Wänden hingen Bilder, die offenbar die Verwandten der Gastgeber zeigten. Eine gewisse Ähnlichkeit konnte man nicht übersehen. In einer Ecke stand ein kunstvoll geschnitzter Schrank. Gegenüber prasselte ein Feuer in einem offenen Kamin und verbreitete wohlige Wärme. Eine Sofaecke mit einem Holztisch rundete das Bild uriger Gemütlichkeit ab. Lotte schaute sich die Bilder interessiert an und flüsterte Anna zu: »Komisch, die Frau Pfefferminz sieht fast so aus wie Tante Grete.« Anna zeigte ihr einen Vogel.

      Die hier im Haus nur dumpf klingenden Schläge verstummten in diesem Moment.

      Als alle saßen, den heißen Tee genossen und die köstlichen Aniskekse knabberten, schaute Luise Pfefferminz immer wieder verstohlen auf Leuchtie, den Teddy in Lottes Arm. Sie kratzte sich nachdenklich am Kopf. Ab und zu schüttelte sie ihn. Endlich fasste sie allen Mut zusammen und fragte: »Lotte, darf ich deinen Teddy einmal näher anschauen? Der sieht so – schön aus.« Das Mädchen überlegte kurz und reichte ihn über den Tisch.

      »Bitte, gerne! Das Herz an seinem Hals leuchtet, wenn man ihm auf seinen Bauch drückt.«

      Mit leicht zitternden Händen nahm Luise den Bären entgegen und schaute ihn genauer an. Niemand bemerkte, dass sie verstohlen eine Träne aus ihrem Augenwinkel wischte, und ihn mehrmals an sich drückte. Nach einer Weile fragte sie wie nebenbei: »Wo hast du ihn her, Lotte?«

      »Den hat mir die Tante Grete geschenkt, weil ich im Dunkeln immer Angst hatte, als ich noch kleiner war.«

      »Ihr habt eine Tante Grete, wie schön«, ihre Stimme zitterte leicht, als sie weitersprach. »Sie ist bestimmt schon sehr alt, habe ich recht?«

      »Oh ja«, meinte Anna nicht ohne Stolz. »Sie ist schon einhundertacht Jahre alt. Aber das Beste: Sie ist noch fit wie ein Turnschuh. Letzte Woche ist sie mit uns auf einen Baum geklettert. Das fand die Mama aber nicht so gut!«

      In diesem Augenblick rumpelte es draußen heftig. Plötzlich krachte es, und irgendetwas durchschlug ein Fenster im Haus. Knut sprang auf und rannte hinaus. Man hörte ihn deutlich schimpfen. »Otto!«, schrie er außer sich, »kannst du nicht aufpassen? Ich fasse es nicht. Du bist der einzige Holzfäller weit und breit, der nicht darauf achtet, wo seine Bäume hinfallen. Es kommt der Tag, da wirst du uns das ganze Haus zerstören!«

      Luise gab Lotte ihren Bären zurück und trat, von den Mädchen begleitet, ebenfalls hinaus. Dort stand Knut Pfefferminz und vor ihm mit hängendem Kopf ein übergroßer Biber. Er trug eine orangene Sicherheitsweste und einen gelben Schutzhelm. Seine große Axt hatte er in den Baumstumpf geschlagen.

      »Es tut mir leid«, murmelte er sichtlich verlegen.

      Knut schaute sich den Baum näher an und sah eindeutige Bissspuren daran.

      »Aha!«, rief er, »da haben wir es ja. Du hast nur zu Anfang mit der Axt gearbeitet, danach mit deinen Zähnen, gib es ruhig zu!« Der Biber lief unter seinem Fell rot an. »Deshalb hat es auch so lange gedauert, bis der Baum fiel, nachdem keine Schläge deiner Axt mehr zu hören waren.«

      Otto versuchte zu erklären: »Ich … ich wollte nur noch ein einziges Mal wie ein richtiger Biber, so mit den Zähnen, weißt du?« Es schien ihm sehr unangenehm zu sein. »Manchmal überkommt es mich, da kann ich nicht anders und die blöde Axt ist mir manchmal viel zu schwer.«

      Luise Pfefferminz jammerte: »Du meine Güte, Otto, da hat man mal netten Besuch und dann so etwas. Man muss sich ja schämen. Wie das hier jetzt aussieht!«

      »Besuch?«, fragte Otto und hob neugierig seinen Kopf. Die Ablenkung von seiner Missetat kam ihm offensichtlich ganz gelegen. »Was denn für Besuch? Wollt ihr uns bitte bekannt machen?« Er lüftete seinen Helm und vollführte artig einen Diener. »Mein Name ist Otto Baumschubs, und mit wem habe ich das Vergnügen?«

      Den Mädchen stand der Mund offen. Sie wussten nicht, was sie davon halten sollten, einem sprechenden Biber gegenüberzustehen.

      Anna fragte flüsternd ihre Schwester: »Hast du das gehört, nicht nur der Frosch konnte reden, der Biber spricht auch wie ein Mensch und schau nur, wie groß der ist. Wusstest du, dass Biber so riesig werden? Das gibt es doch gar nicht. Ich glaube, das hier kann nur ein Traum sein. Was meinst du? Kneif mich mal.«

      Lotte hielt nachdenklich den Kopf etwas schief, überlegte kurz und sagte zu Herrn Baumschubs: »Ich bin Lotte und das ist Anna, meine Schwester. Wir suchen unseren Bruder und können jede Hilfe gebrauchen. Wieso kannst du sprechen und wo sind wir hier eigentlich?«

      »Ich konnte schon immer reden«, erklärte der Biber freundlich. »Das war noch nie anders. Wir sind hier im Wandelland. Ich würde euch gerne helfen, aber wie?« Er drehte verlegen den Helm mit seinen Händen, immer im Kreis herum. »Wir sollten den Alleswisser fragen. Der kann euch bestimmt helfen.«

      »Den … was?«, fragte Lotte erstaunt. Knut unterbrach das Geplauder und bat alle wieder ins Haus zum Tee. Auf dem Weg hinein murrte Anna: »Was für ein Quatsch, niemand kann alles wissen!«

      Frau Pfefferminz bemühte sich, die Sache mit dem Alleswisser zu erklären: »Der Herr Uhu ist ein weiser, uralter Mann. Er lebt schon sehr lange hinter dem Gedankental in einer großen Holzhütte. Er soll vor vielen Hundert Jahren in einer anderen Welt in einem Turm gewohnt haben. Das hat mir mein Vater erzählt, als ich noch ein Kind war.« Gebannt hörten die Mädchen ihr zu. »Warum er immer noch bei uns ist, weiß ich nicht. Vielleicht gefällt es ihm hier besser als woanders. Ich glaube auch, wenn einer euch helfen kann, dann er.« Lotte rutschte auf ihrem Platz hin und her.

      »Oh, wenn er alles weiß, kann er uns bestimmt sagen, wo Klaus ist und wie wir wieder nach Hause zurückkommen.«

      »Wer ist Klaus?«, fragte Otto Baumschubs interessiert.

      »Unser Bruder und ein Doofmann!«, platzte Anna heraus. »Den muss ich immer und überall mit hinnehmen. Dabei ist der erst fünf Jahre und nur lästig!« Frau Pfefferminz zog missmutig eine Augenbraue hoch.

      »Das ist aber gar nicht schön von dir, Kind«, tadelte sie. »So etwas sagt man nicht.« Anna wurde rot, senkte den Kopf und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Trotzig murmelte sie fast lautlos: »Ist doch wahr und ein Kind bin ich auch nicht mehr!« Frau Pfefferminz schüttelte ungehalten den Kopf und sah danach ihren Mann flehend an.

      »Den Klaus müssen wir suchen, Schatz. Vielleicht ist er da draußen allein im Wandelland. Das ist sehr gefährlich für so einen kleinen Jungen.«

      »Es versteht sich von selbst, dass wir suchen helfen, liebste Luise!« Knut Pfefferminz stand auf und legte seiner Frau liebevoll einen Arm um die Schultern. »Ich habe