Ohne die Tat ist alles nur Geplapper. Galsan Tschinag

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Название Ohne die Tat ist alles nur Geplapper
Автор произведения Galsan Tschinag
Жанр Общая психология
Серия
Издательство Общая психология
Год выпуска 0
isbn 9783958833081



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Land im letzten halben Jahrhundert plagt, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer schlimmer. Nun will ich dem kranken Vater Himmel zu Hilfe kommen, indem ich die 20 mächtigen Edelstahlrohre meines Regengeräts, das mich Geld und Schweiß gekostet hat, von der Erde aus auf ihn richte, mit dem damit verbundenen strömenden Wasser einenWirbeleffekt erzeuge und so das unsichtbare Gift heruntersaugen lasse. Das Ergebnis: Die Wolkenblockade bekommt an 20 Stellen kleine Poren und diese wachsen, an allen Rändern abbröckelnd, zu immer größeren Löchern. Irgendwann bricht die Mauer in sich zusammen.

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      DA FINDEN DIE WOLKEN DER OZEANE AUCH DEN EINGANG IN DEN HIMMELSRAUM ÜBER DER MONGOLEI.

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      VATERS UND MUTTERS SEGEN

      Am Morgen des Tages, als ich die Heimatecke verließ, bekam ich von meinen Eltern meine Aufgabe in meinem Leben zugewiesen.

      „Gakaj ist unser Kind“, sagte mein Vater mit Blick auf den drei Jahre älteren Bruder, der neben mir saß und friedlich kaute, „und so wird er sich auch um uns kümmern. Dich aber“, und er schaute mir fest in die Augen, „entlassen wir, auf dass du weiterkommst, mehr lernst und auch mehr auf dich nimmst als er und jedes andere Geschwister. Denn du bist des Volkes Kind, und so sind dir der Altai, die Jurte und der Stamm Vater und Mutter.“

      „Seit Generationen, zumindest soweit unser kurzes Gedächtnis zurückreicht, sind deine Vorfahren die Stütze des Volkes an den fünf Flüssen gewesen“, meldete sich meine Mutter, die links von meinem Vater einen halben Hintern weiter zum Herd saß, „und es hat seinen Kopf mit den vorausschauenden Augen und der Entscheidung fällenden Zunge immer in eurer Sippe gesehen.“ Darauf hatte ich nichts zu erwidern.

      In unserer Sprache brauchen Worte Stille, um anzukommen. Mit der Zeit waren sie erst einmal an mich gerichtet, und ich war achtzehn Jahre alt.

      „Die Karawane“ – Prolog

      MEINE VORBILDER

      Die große Frau Pürwü, meine Schamanin, wird mir immer Vorbild bleiben. Sie ist mein Leuchtstern. Jeder, der aus seinem Leben etwas machen will, sollte sich solche leuchtenden Sterne suchen.

      Ich habe mir zeitlebens immer mächtige Vorbilder zugelegt, wie den großen Universalisten Goethe, den berühmten sperrigen tauben Beethoven und unseren heiligen Berg Haarakan, den Unnennbaren. Dann habe ich diese Dreiheit um weitere Geschwister-Glieder erweitert und zu einer schier unübersichtlich großen Geisterfamilie ausgebaut. Zu ihren markantesten Mitgliedern gehören der liebe Buddha, der arme Jesus, die kleine Jeanne d`Arc, der große Gandhi, der gütige Albert Schweitzer, der geniale Albert Einstein, der göttliche Mozart und viele, viele andere. Das sind alles Geister, die nicht nur über die menschlichen Grenzen Hinausgegangen sind, sondern auch mit mir, dem Irrenden und Suchenden im Grenzgebiet zwischen Hellsinn und Wahnsinn, irgendwie verwandt erschienen. So göttlich groß sie sich mir als Geister auch gebärdeten, herz- und nierennah waren sie mir als Menschen. So zum Beispiel der Wunderknabe aus Salzburg. Das vom Schöpfer zerbrechlich gebaute, ständig kränkelnde Genie hatte schon sehr frühzeitig so Gewaltiges erschaffen, als wenn ein höheres Wesen ständig auf ihn geschaut und über seine zarten Fingerchen jene überirdischen Melodien wie aus einem Füllhorn heruntergeschüttet hätte.

       die große Pürwü,

       der universelle Goethe,

       der sperrige Beethoven,

       der heilige Berg Haarakan,

       der liebe Buddha,

       der arme Jesus,

       die kleine Jeanne d`Arc,

       der große Gandhi,

       der gütige Albert Schweitzer,

       der geniale Albert Einstein,

       der göttliche Mozart

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      Obwohl er ein Drittel seiner kurzen Lebenszeit auf Reisen vergeuden und auch ein Großteil der restlichen Jahre, mit Chinin vollgestopft, gegen Fieber und Schwäche ankämpfen musste, hat er es vermocht, was Bleibendes zu erschaffen und den Gipfel des Ruhmes zu erklimmen. Wenn er bei all den Widernissen es geschafft hat, warum soll ich kerngesunder Mensch es in meiner so reichlich vorhandenen Zeit nicht schaffen? Und wer so lebt, wie ich gerade lebe: ständig vor sich einen der höchsten und schönsten Berge der Erdkugel, und dieser bewacht von zwei Genies, Beethoven und Goethe, alle drei in Atemnähe und Blickkontakt, dann muss derjenige schon andere Dimensionen vom Sinn seines Lebens auf Gottes Erde bekommen. Da denke ich, das ist wie ein Mantra in mir, weißt du, aus drei Richtungen auf mich zufließend: Ruhe, Ruhe, Ruhe – es wird schon werden!

      Was der übellaunige Beethoven mit seinem unheilbar beschädigten Gehör nicht alles an Erniedrigungen hat spüren und erleben müssen! Welche Schmähungen Goethe mit seiner ungebildeten Christiane und seinen kirchenfeindlichen Ansichten hat hören und lesen müssen! Und welche Entweihungen unser heiliger Berg hat ertragen müssen! Wie viele unwürdige Alpinisten haben längst auf seinen heiligen Scheitel gepisst und geschissen, und das wird so weitergehen. Aber ich muss nicht auf seinen Scheitel treten, um mich besser zu fühlen, wichtiger zu erscheinen, als ich bin.

      Hier unten sitzend, am Fuße dieses Heiligtums wohnend, weiß ich, wir sind eins. Zweige entzweien, Zweige sind Zweiheit, Dreiheit, Vierheit, Vielheit, aber der Stamm, der Wurzelstock sind eins, denke ich. Und das gibt einem Ruhe.

      »ICH WILL GESCHICHTE MACHEN. DIE MENSCHEN HALTEN MICH FÜR VERRÜCKT. ZUNÄCHST FAST ALLE, ZUM SCHLUSS NUR NOCH WENIGE. ICH WEISS, WAS ICH TUE, UND KEIN GEREDE IST IM STANDE, MICH VON DEM WEG ABZUBRINGEN, DER VOR MIR LIEGT.« Anfangszitat aus „Die Karawane“

      VISIONEN EIN VISIONÄR MUSS EIN MACHER SEIN!

      AB: Du kennst ja unseren alten, alten, alten Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt – der hat ja mal das Wort geprägt „Wer Visionen hat, der sollte zum Arzt gehen“.

      GT: (lacht) Sollte der gute Mann es wirklich gesagt haben, dann könnte seinen Kettenraucherlippen solches entrutscht sein und sein gewesenes Kanzler- und immer noch seiendes Unternehmerhirn ein wenig durcheinander gewesen sein. Ja, obwohl er ein toller Kerl ist, möchte ich weder in seine Lunge noch in seine Hirnschale hineinschauen. Tatsächlich, wenn er solches wirklich gesagt haben sollte, ist das ein sehr dummer Satz! Ja, im Gegenteil, wer Visionen hat, der sollte andere mitziehen! Der sollte diejenigen, die nur wegen ihrer Visionen zum Arzt wollen, mitziehen und ihnen sagen: „Ich bin derjenige, den ihr braucht, da ich euch beistehen werde.“

      Was habe ich nicht alles versucht, in Bewegung zu setzen? Wenn ich so zurückschaue, aus der Turmhöhe meines heutigen Alters – ich werde demnächst 70 – dann sehe ich: Ich habe bis jetzt von Visionen gelebt. Alles, was ich gemacht habe, ist in direktem oder indirektem Sinne die Folge irgendeiner Vision gewesen. Ich wollte Schamane werden, bin Schamane geworden. Ich wollte Dichter werden, bin Dichter geworden. Ich wollte ein gebildeter Mensch sein, habe ich mir die Bildung beigebracht. Ich wollte fremde Sprachen erlernen, ich spreche etliche Sprachen. Und ich wollte sogar in diesen fremden Sprachen dichten. Die ersten Verszeilen, die ich niederschrieb, müssen