Nur den Tapferen. Морган Райс

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Название Nur den Tapferen
Автор произведения Морган Райс
Жанр Детская проза
Серия
Издательство Детская проза
Год выпуска 0
isbn 9781094310497



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ich weiß nicht, wovon du sprichst“, sagte Genoveva. „Ich war die ganze Zeit hier. Wie hätte ich – “

      „Halt den Mund“, unterbrach Altfor sie. „Wenn ich dabei nicht wie ein Mann aussehen würde, der seine Frau nicht unter Kontrolle hat, würde ich dir eine Tracht Prügel dafür verpassen, dass du mich für so dumm hältst. Natürlich hast du etwas damit zu tun; niemand sonst hier steht dem Verräter so nah wie du.“

      „Die Straße ist voll von Menschen, die das Gegenteil beweisen“, sagte Genoveva und sprang auf die Beine. Vor Altfor hatte sie weniger Angst als vor dessen Onkel.

      Nein, das entsprach nicht der Wahrheit. Sie hatte Angst vor ihm, aber es war eine andere Art der Angst. Von Altfor fürchtete sie einen plötzlichen Ausbruch an Gewalt und Grausamkeit, doch klein beizugeben würde einen solchen Ausbruch auch nicht abwenden.

      „Die Straße?“ fragte Altfor. „Willst du mich nun auch noch mit dem Mob verhöhnen? Ich dachte, du hättest deine Lektion gelernt, doch das ist offenbar nicht der Fall.“

      Jetzt packte Genoveva tatsächlich die Angst, denn Altfors Augen versprachen, dass ihr etwas noch schlimmeres als Gewalt drohte.

      „Du wähnst dich in Sicherheit, weil du glaubst, dass ich meiner Frau nichts antun werde“, sagte Altfor. „Doch habe ich dir bereits klargemacht, was geschehen wird, wenn du dich mir widersetzt. Deinen geliebten Royce wird man finden, und dann wir man ihn töten. Wenn es nach mir geht, wird es ein langsamer Tod werden, viel langsamer als alles, was mein Onkel sich vorstellt.“

      Dieser Teil macht Genoveva keine Angst, auch wenn der Gedanke, dass Royce ein Leid getan wurde, sie wie ein physischer Schlag traf. Dass er sich Altfors Einfluss hatte entziehen können, dafür hatte sie gesorgt. Er oder Lord Alistair hatten keine Chance, ihn zu kriegen.

      „Dann sind da noch seine Brüder“, sagte Altfor und Genoveva stockte der Atem.

      „Du hast mir gesagt, dass du sie verschonen würdest, wenn ich dich heirate“, sagte sie.

      „Aber jetzt bist du meine Frau, und zwar eine widerspenstige“, konterte Altfor. „Die drei sind sowieso schon auf dem Weg zu ihrer Hinrichtung. Sie werden auf dem Todeshügel in kleinen Käfigen aufgehängt und ausgehungert werden bis man sie den Ungeheuren zum Fraß vorwirft.“

      „Nein“, sagte Genoveva. „Du hast es versprochen.“

      „Und du hast versprochen, eine folgsame Frau zu sein!“ rief Altfor ihr entgegen. „Doch was tust du? Du hilfst dem Jungen, den du schon lange hättest vergessen sollen!“

      „Du... ich habe gar nichts getan“, insistierte Genoveva, denn es zuzugeben, hätte ihre Lage nur noch verschlimmert. Altfor war Teil des Adels, und er konnte ihr ohne Beweise und Gerichtsprozess nicht einfach etwas antun.

      „Oh, du willst weiterhin dieses Spielchen spielen“, sagte Altfor. „Dann wird sich der Preis, den du dafür zahlst, noch erhöhen. Du interessierst dich viel zu sehr für das, was dort draußen in der Welt vor sich geht, also werde ich dir die Subjekte deines Interesse nehmen.“

      „Was... was soll das heißen?“ fragte Genoveva.

      „Deine Schwester war eine kurze nette Unterhaltung als du mir das erste Mal nicht gehorcht hast. Jetzt wird sie für das, was du getan hast, mit dem Leben bezahlen. Genauso wie deine Eltern und jeder andere in der Hütte, die du Zuhause nennst.“

      „Nein!“ schrie Genoveva und griff nach dem kleinen Messer, das sie bei sich trug. Angesichts der schrecklichen Dinge, die ihr Mann vorhatte zu tun, fiel in diesem Moment alle Zurückhaltung und Vorsicht von ihr ab. Sie würde alles tun, um ihre Schwester zu beschützen. Alles.

      Doch Altfor war schnell, seine Hand schloss sich über der ihren und schleuderte das Messer zu Boden. Er stieß sie grob zurück, sodass sie auf dem Boden landete während er über ihr thronte. Er blickte finster zu ihr hinab, und nur die Hand Moiras, die ihn zurückzog, hielt ihn davon ab, schlimmeres zu tun.

      „Vergesst nicht, dass sie zum Adel gehört solange sie Eure Frau ist“, flüsterte Moira. „Wenn Ihr ihr etwas antut, dann wird man Euch wie einen Kriminellen behandeln.“

      „Glaube nicht, dass du mir sagen kannst, was ich tun soll“, sagte Altfor zu Moira, die sich nun noch näher zu ihm beugte.

      „Ich sage Euch nicht, was Ihr tun sollt, ich gebe Euch nur einen Rat, mein Lord, mein Herzog. Mit einer Frau und irgendwann einem Erben und dem Recht auf Eurer Seite könnt Ihr viel mehr erreichen.“

      „Und warum sollte das für dich eine Rolle spielen?“ fragte Altfor und blickte zu ihr.

      Wenn Moira diese Frage verletzte, dann zeigte sie es nicht. Der Blick, den sie der noch immer auf dem Boden liegenden Genoveva zuwarf, war vielmehr triumphierend.

      „Weil Euer Bruder, mein Ehemann, fort ist, und ich lieber die Liebhaberin eines mächtigen Mannes bin als eine Frau ohne Macht“, sagte Moira. „Und Ihr... Ihr seid der mächtigste Mann, den ich jemals getroffen habe.“

      „Und deshalb sollte ich dich meiner Frau vorziehen?“ fragte Altfor. „Warum sollte ich einen Ableger meines Bruders wollen?“

      Selbst Genoveva kam das wie ein grausames Spiel vor nachdem sie ihn bereits mit Moira erwischt hatte.

      Doch was immer Moira wirklich empfand, versteckte sie sorgfältig.

      „Komm mit mir“, schlug sie vor, „und ich werde deiner Erinnerung auf die Sprünge helfen während deine Männer alle jene töten, die es verdient haben. Deine Männer, nicht die deines Onkels.“

      Das räumte den letzten Zweifel aus, und Altfor zog sie zu sich, um sie zu küssen, auch wenn Genoveva und zwei weitere Wachen ihnen dabei zusahen. Er griff Moiras Arm und zog sie in Richtung des Ausgangs der großen Halle. Genoveva sah, wie Moira einen letzten Blick zurück warf, und die Grausamkeit in ihrem Lächeln schickte einen kalten Schauer über Genovevas Rücken.

      Doch Genoveva war das in diesem Moment egal. Es war ihr egal, dass Altfor sie gleich auf eine Weise betrügen würde, wie er sie schon viele Male betrogen haben musste. Ihr war es egal, dass sein Onkel sie beinahe getötet hatte oder dass die beiden sie als Unannehmlichkeit empfanden.

      Das einzige, worum sie sich jetzt sorgte, war die Sicherheit ihrer Schwester, und sie musste einen Weg finden, ihr zu helfen bevor es zu spät war. Altfor hatte vor, sie zu töten, und sie hatte keine Ahnung, wann genau es geschehen würde.

      KAPITEL DREI

      Royce rannte durch den Wald und spürte, wie die Äste unter seinen Füßen knackten. Er hielt die Hülle seines Schwertes an seiner Seite umklammert, sodass es nicht gegen einen der Bäume schlug. Ohne das Pferd, das er gestohlen hatte, war er nicht schnell genug. Aber musste er schneller sein.

      Angetrieben von Gedanken an die Menschen, die ihm am Herzen lagen, rannte er noch schneller. Die Rote Insel hatte ihn gelehrt, weiter zu rennen egal wie schnell das Herz in seiner Brust hämmerte oder seine Beine schmerzten. Er hatte den Hürdenlauf auf der Insel überlebt. Sich selbst dazu zu zwingen, schneller und weiter zu rennen, war dagegen ein Klacks.

      Die Schnelligkeit und Stärke, die er besaß, halfen ihm dabei. Bäume sausten auf beiden Seiten an ihm vorbei, Äste schrammten über seine Arme, doch Royce ignorierte all das. Er hörte, wie die Tiere des Waldes vor dem etwas, das da durch ihr Territorium rannte, davonhuschten, und er wusste, dass er einen anderen Weg finden musste, schneller voranzukommen. Wenn er weiterhin so viel Lärm machte, dann würde er jeden Soldaten des Herzogtums auf den Plan rufen.

      „Lass sie nur kommen“, flüsterte Royce sich selbst zu. „Ich werde sie alle töten.“

      Ein Teil von ihm wollte genau das und noch mehr tun. Ihm war es gelungen, den Herzog zu töten, der ihn und seine Freunde in den Kampfgraben geschickt hatte; er hatte