Edgar Wallace: 69 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Edgar Wallace

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Название Edgar Wallace: 69 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band
Автор произведения Edgar Wallace
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788027204168



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meiner Theorie haben Sie aber doch geschlafen!«

      Sie sah ihn über die Schulter an.

      »Wie kommen Sie denn zu dieser Annahme? Glauben Sie, ich wüßte nicht, ob ich schlafe oder nicht? Sie armseliger – – Mr. Superbus.«

      »Man kann niemals genau wissen, ob man schläft. Schlafwandeln Sie nicht ein wenig?« fragte er möglichst gleichgültig.

      »Was meinen Sie?«

      »Ich meine, ob Sie nicht im Schlaf umherwandeln? Ich hatte den Eindruck, daß ich Sie um ein Uhr gesehen hätte.«

      Sie wandte ihr Gesicht ab und schaute wieder ins Feuer.

      »Sie scheinen eine rege Phantasie zu haben. Wenn ich dächte, daß Sie mich um ein Uhr gesehen hätten, würde ich hier auf der Stelle sterben. Ich hatte mich ganz ausgezogen – sind Sie verheiratet?«

      Julius nickte.

      »Sie haben mich um ein Uhr nicht gesehen – ich würde mich sonst zu Tode schämen.«

      Julius war verwirrt, aber er ließ sich doch nicht ganz entmutigen.

      »Vielleicht war es auch drei Uhr. Ich habe jedenfalls jemand die Treppe herunterkommen sehen. Haha, Tante Lizzie! Ich habe Sie gesehen!« Er drohte ihr schelmisch mit dem Finger.

      »Sie sind ganz verrückt«, sagte sie kurz, gähnte und stand auf. »Ich glaube, ich kann jetzt schlafen. Und ich werde einen Strumpf über das Schlüsselloch hängen«, wandte sie sich an Mr. Superbus, der über diese Verdächtigungen entrüstet war.

      »Haben Sie Tante Lizzie wirklich gesehen?« fragte Diana, als Heloise gegangen war.

      »Nein. Aber man kann auf diese Weise die Leute zum Geständnis bringen. Das ist ein amerikanischer Trick, ich habe ihn schon oft angewandt.«

      »Glauben Sie, daß Tante Lizzie hier war?«

      »Ganz bestimmt. Haben Sie nicht bemerkt, wie leise sie geht? Das ist ein schlechtes Zeichen –«

      »Haben Sie nicht gemerkt, wie sie nach L’Origan duftet?« fragte Diana spöttisch.

      »Das habe ich nicht gemerkt«, gab Mr. Superbus verwirrt zu.

      »Ich wundere mich, daß Sie das nicht bemerkt haben. Diese schweren französischen Parfüms duften so stark, daß man sie direkt sehen kann. Aber es war kein Geruch nach L’Origan in dem Studierzimmer, als wir hereinkamen, wenigstens kein frischer.«

      Sie ging zum Fenster und zog die Jalousie hoch, aber es war noch ganz dunkel. Sie fühlte sich vollständig frisch und wollte nicht mehr schlafen, aber sie wußte im Augenblick auch nicht, wie sie ihre Tatkraft am besten anwenden konnte.

      »Nehmen Sie diesen Schlüssel, gehen Sie ins Zimmer von Onkel Artur, öffnen Sie die Tür leise und sehen Sie nach, ob er noch im Bett liegt. Und schließen Sie dann die Tür schnell wieder!«

      Mr. Superbus liebte es nicht, zur Eile angetrieben zu werden. Er stieg langsam die Treppe hinauf und lauschte an der Tür. Er hörte nichts – das war befriedigend. Aber auf der anderen Seite erschienen ihm diese Stille und Ruhe verdächtig. Wahnsinnige Leute sind bekanntlich auf ihre Art sehr schlau und verschlagen. Er erinnerte sich an grauenhafte Geschichten von Irren, die leise umherschlichen, ihre Wärter von hinten anfielen und ihnen die Kehle mit Blechstücken durchschnitten, die sie heimlich geschärft hatten.

      Julius Superbus atmete tief.

      Wenn Onkel Artur schlief, würde er kein Geräusch machen. Und da kein Geräusch zu hören war, mußte er schlafen. Beruhigt ging Mr. Superbus wieder nach unten.

      »Er schläft wie ein unschuldiges Kind«, berichtete er. »Er hat die Hand an der Backe und lächelt wie ein kleiner Engel.«

      Sie nahm ihm den Schlüssel ab und betrachtete ihn.

      »Waren Sie wirklich in dem Zimmer?«

      »Natürlich.« Julius wärmte seinen Rücken am Kaminfeuer. »Ich habe das Licht angedreht und mich genau umgesehen.«

      Sie sah immer noch auf den flachen Schlüssel in ihrer Hand.

      »Ich habe Sie nur deshalb gefragt, weil ich Ihnen aus Versehen einen falschen Schlüssel gab.«

      Aber Julius war ein Mann, der nie um eine Ausrede verlegen war.

      »Ich habe eine Methode, Türen ohne Schlüssel zu öffnen, die nur drei Leuten auf der Welt bekannt ist.«

      »Kommen Sie mit mir.« Diana erhob sich. »Auch ich habe meine Methoden, Türen zu öffnen. Ich benütze nämlich den richtigen Schlüssel dazu.«

      Er ging hinter ihr her und war nun doch etwas kleinlaut. Sie schloß rasch die Tür von Gordons Gefängniszelle auf und machte Licht.

      Das Zimmer war leer.

       Inhaltsverzeichnis

      An der Bettstelle war ein merkwürdiges Tau befestigt, das von unkundigen Händen zusammengedreht war. Es bestand aus drei Streifen Bettuchleinen, die wie ein Frauenzopf zusammengeflochten waren. Das Ende hing aus dem offenen Fenster.

      Diana schaute hinunter. Das Tau hing nur zwei Meter zum Fenster hinaus. Er hätte also mindestens noch sechs bis sieben Meter springen müssen, bis er den gepflasterten Hof erreicht hätte.

      »Das ist merkwürdig«, sagte Superbus, der sich aber auch jetzt noch nicht ganz geschlagen geben wollte. »Als ich hereinschaute –«

      »Ach, reden Sie doch keinen Unsinn! Wir wollen uns lieber an Tatsachen halten.« Diana zog die Augenbrauen hoch. »Was nützt denn ein Tau, wenn es nicht weiter reicht! Und warum hat er denn das Bett nicht an das Fenster gezogen?«

      Sie rückte selbst daran, es ließ sich leicht bewegen.

      »Wenn das Gewicht eines Mannes an dem Tau gehangen hätte, wäre die Bettstelle sicher von selbst zum Fenster hingezogen worden.«

      Nachdenklich sah sie sich im ganzen Zimmer um. In einer Ecke stand ein großer Kleiderschrank mit einem Spiegel. Sie hob die Pistole und riß die Schranktür auf.

      »Kommen Sie bitte heraus«, sagte sie eisig.

      Gordon trat würdevoll heraus.

      Mr. Superbus beobachtete diesen Vorgang aus einiger Entfernung und schüttelte mißbilligend den Kopf.

      »Onkel Artur, Onkel Artur!« rief er vorwurfsvoll. »Ich dachte nicht, daß Sie einem alten Freund einen solchen Trick spielen würden!«

      »Wollen Sie mir freundlichst erklären, warum Sie mein Bettleinen so zerschnitten haben?« fragte Diana.

      Die gelassene Selbstverständlichkeit, mit der sie das Eigentumsrecht an allen Dingen im Haus für sich in Anspruch nahm, brachte Gordon in höchste Wut.

      »Das ist mein Bettleinen!« schrie er.

      Sie hob abwehrend die Hand.

      »Darauf wollen wir nicht näher eingehen, Onkel Artur«, sagte sie mit kalter Höflichkeit. »Bitte, ziehen Sie das Bettuch herein und schließen Sie das Fenster. Es wird bald hell werden, und ich habe nicht den Wunsch, dem Milchmann Stoff zum Klatschen zu geben. Ich muß die Interessen meines Vetters wahren.«

      »Lassen Sie doch Bobby kommen«, sagte Gordon plötzlich ruhig. »Er wird keinen Augenblick an meiner Identität zweifeln.«

      »Wenn Sie mit Bobby Mr. Robert Selsbury meinen, so habe ich seine Wohnung angerufen. Er ist nicht in der Stadt – wahrscheinlich haben ihn die Agenten auch fortgelockt.«

      Es war ihm also die letzte Möglichkeit genommen, sich aus dieser entsetzlichen Lage zu befreien.

      »Nun gut, ich verspreche