Название | DIE KLAUE - Der Kannibale von New York |
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Автор произведения | Robert W. Walker |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Fälle der Jessica Coran |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958353800 |
»Bin über was gestolpert … was Großes.«
Tyler Davis versuchte, Chase auf die Füße zu helfen, als der Lichtstrahl seiner Taschenlampe unverkennbar eine Leiche beschien – das, worüber Bryan gestolpert war. Ein abgetrennter Kopf drehte sich immer noch wie eine Flasche um sich selbst, an der Stelle, wohin ihn der Stiefel des Rookies befördert hatte. Davisʼ Taschenlampe blieb darauf gerichtet, bis er langsamer rotierte und die entstellten Gesichtszüge einer Frau enthüllte.
Chase kämpfte sich hastig auf die Beine, seine Kleidung war feucht und klebrig. Er fluchte und rutschte ein zweites Mal in der Pfütze aus Blut und Körperflüssigkeiten aus, in der er stand: »Verfluchte Scheiße! Oh Gott, oh mein Gott, Sergeant!«
»Zurück auf die Füße und raus ans Funkgerät!«, rief Davis. »Melden Sie das! Die sollen alle sofort herkommen – alle!«
Ein bellender Hund, der Witterung aufgenommen hatte, flitzte in den Keller und wollte sich über die Leiche hermachen, er tapste durch die diversen Flüssigkeiten. Die Menschen hatten sich näher herangedrängt und starrten wie Zombies. Davis trat nach dem Hund, um ihn von der Leiche wegzukriegen. Der Tatort war durch Chase und ihn schon mehr als genug verunreinigt worden. »Verflucht, jemand soll diesen Köter hier entfernen oder ich schwöre, ich blase ihn weg!«
Sein Stiefel erwischte den Hund zwischen den Rippen und er flog in Richtung der Tür. Er winselte und rannte nach draußen, aber die Bewegung, die er dabei machte, ließ Davis auf den Hintern plumpsen, sein Ellbogen landete in dem grausigen geöffneten Torso.
Direkt vor der Tür hörte er irgendeine Frau darüber jammern, dass ihr Hund schlecht behandelt worden war. In dem Moment, als Bryan Chase zurückkam, befahl ihm Tyler Davis, die Leute aus dem Bereich zu vertreiben und ihn abzusperren. Davis hatte in Kambodscha und Vietnam ganze Wagenladungen verstümmelter Leichen gesehen, aber heute Abend vertrug er es ganz und gar nicht, einen Leichnam zu seinen Füßen zu haben. Dennoch wusste er noch aus seiner Ausbildung, wie man sich ruhig verhielt und das tat, was getan werden musste. Das konnte nur das Werk des Irren sein, den die Zeitungen die Klaue genannt hatten. Es würde nicht mehr lange dauern, bis jeder Kerl mit einer Dienstmarke hinter ihm her wäre. Jetzt musste alles genau nach Vorschrift ablaufen.
Er ging wieder zur Tür, weil er mitkriegte, dass der junge Chase draußen nicht klarkam. Wie man einen Tatort schnell menschenleer kriegt, das wusste er.
»Leute! Hört mal her!« Sobald er ihre Aufmerksamkeit hatte, fuhr er fort: »Okay, alle zusammen, in ein paar Minuten wird jeder Cop New Yorks hier sein, und das Erste, was die wissen wollen, ist, wie viel Sie gesehen oder gehört haben oder was Sie glaubten, gehört zu haben, und wo Sie standen, als Sie es gesehen oder gehört haben. Es stimmt, da drin ist eine tote Frau. Die Detectives werden Folgendes wissen wollen: Wo waren Sie, als die Frau ermordet wurde?«
Das hatte den sofortigen und erwünschten Effekt, auf den Davis gehofft hatte. Die Gaffer begannen sich zu zerstreuen.
Chase, der Reste von Erbrochenem auf den Lippen hatte, sah seinen vorgesetzten Sergeant mit neuem Respekt an. »Sie gehen damit ja ganz schön cool um, Sergeant.«
Tyler Davis nickte und stand ruhig Wache an der Tür, wartete auf die Vorgesetzten, die dann das Licht hier drinnen anmachen mussten; die Menschen, die einen intensiven Blick auf den hässlichen Anblick werfen mussten, den Chase und er nur kurz hatten ertragen müssen. »Verraten Sie niemandem, dass Sie über die Leiche gestolpert sind, Bryan.« Und als dieser zögerte: »Haben Sie verstanden?«
»Ja, Sir, wenn Sie es sagen, Sir.«
»Ich sage es.«
Er kannte das übliche Vorgehen.
»Was für eine verdammte Schweinerei. Was ist denn mit dem Licht, wo bleiben die Scheinwerfer? Dauert das die ganze verdammte Nacht? Als hätte ich nichts Besseres zu tun.« Dr. Kevin Perkins war jung, schlecht gelaunt, laut, unhöflich und nervtötend. Er konnte seinen Job nicht leiden und er hatte etwas gegen Cops. Das wurde in dieser Nacht besonders offensichtlich.
Captain Alan Rychman sah zu, wie der jüngere und bestens ausgebildete Mann alle um sich herum beschimpfte. Man hatte einen Generator angeworfen, aber die Stromleistung war schwach und die Ausrüstung in keinem guten Zustand. Der Mann, der die Sachen gebracht hatte, musste sich von Dr. Perkins, dessen weißer Laborkittel mit einer ekelhaften Mischung dunkler Flecken bedeckt war, einiges anhören.
Alan Rychman war so schnell wie möglich hergefahren. Er war von einer Feier abgerufen worden, auf welcher der Bürgermeister und der Polizeipräsident gerade allen erzählt hatten, dass die Klaue Geschichte war. Alle glaubten, er sei möglicherweise in einer Nervenheilanstalt irgendwo weggesperrt.
Das würde nun vermutlich niemand mehr sagen.
»Sie haben recht, Perkins«, sagte er zu dem jüngeren Mann, »es ist zu dunkel hier drin.«
»Verdammt unangenehm. Ich hab darauf gewartet, dass Ihre Fotografen reinkommen und hier fertig werden, und auf den Kerl mit dem Generator da drüben! Das ist verrückt, wie in einem Mack-Sennett-Film. Haben Sie irgendeine Ahnung, wie sich das auf mein Privatleben auswirkt? Vielleicht haben Sie ja kein Privatleben, aber ich schon.«
Rychman nickte dem jungen Arzt zu, der offensichtlich aus dem Bett geholt worden war und nun eine langwierige Aufgabe vor sich hatte, bei der es einem den Magen umdrehte. »Trotzdem«, sagte Rychman, »machen Sie doch gutes Geld, wenn Sie auf Abruf sind.« Als Gerichtsmediziner, der bei der Stadt angestellt war, verdiente er im Bereitschaftsdienst eine ganze Menge mehr als Rychman.
»Gutes Geld? Eher nicht. Mit einer eigenen Praxis könnte ich sechs- bis siebenmal so viel verdienen.«
»Dann sollten Sie vielleicht besser eine eigene Praxis eröffnen, Doktor – aber wohl erst nach dieser Nacht.«
Perkinsʼ Augen fixierten kurz sein Gegenüber. Rychman schätzte die Informationen durch die Forensik, aber er arbeitete nicht gern mit dem desillusionierten Perkins zusammen und das hatte er Darius auch gesagt, aber Darius war krank geworden und so war es Perkins zugefallen, diesen bedeutenden Mord zu untersuchen, Beweise zu sammeln, die Autopsie in die Wege zu leiten, den nötigen Papierkram zu erledigen, um das Opfer für tot erklären zu lassen, und eine »Todesursache« anzugeben.
»Die Todesursache ist wohl ziemlich offensichtlich, würden Sie nicht auch sagen, Doktor?« Rychman starrte in traurigem Unglauben auf das, was ein Mensch einem anderen antun konnte.
»Sieht so aus«, brachte Perkins heraus, während er ein paar feine blonde Haare von der Leiche sammelte, um sie ordentlich in einem Plastiktütchen zu verstauen. Perkins hatte nur ein weiteres Opfer der Klaue gesehen, aber das war im Leichenschauhaus auf einem glänzenden Stahltisch gewesen und die Wunden waren schon gesäubert und die Leiche so präsentabel wie möglich für die Beerdigung hergerichtet worden. Seine Hände zitterten beim Arbeiten, ein schlechtes Zeichen für einen Gerichtsmediziner, dachte Rychman.
»Das Enthaupten ist neu.«
»Ja, ein neuer Dreh, könnte man sagen«, murmelte Perkins in einem seltenen Anfall von Galgenhumor.
Rychman ging vorsichtig um den Leichnam herum und sah sich den Tatort an. Cops in Zivil oder Uniform waren die ganze Nacht ein- und ausgegangen, die meisten wollten nur mal gucken.
»Noch was anderes hier entspricht nicht der üblichen Vorgehensweise, Doc«, fügte Rychman verschwörerisch flüsternd hinzu.
»Aha. Und was soll das sein, Captain?«
»Es passt nicht zu diesem Kerl, dass er sein Werk so versteckt. Der lässt seine Opfer gern offen herumliegen, wenn er könnte, auch mitten auf dem Times Square.«
»Vielleicht wird er Ihnen später eine kleine Ausstellung zusammenstellen.«
»Soll heißen?«
»Soll heißen, dass er einige Teile von ihr aufgegessen oder mitgenommen hat.«
»Welche