Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Название Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman
Автор произведения Friederike von Buchner
Жанр Языкознание
Серия Toni der Hüttenwirt Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740939748



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ich verurteile dich nicht. Du sollst dich auch nicht schuldig fühlen. Es war ja nicht deine Absicht, Mutter zu werden. Nun ist es aber so. Mutter zu sein, ist doch das Schönste, was einer Frau passieren kann. Jetzt bist du nicht mehr allein mit deinem Kummer, Tina. Ich werde dir helfen, wo immer ich kann. Dein Kind braucht ja auch eine Patentante. Wir finden schon eine Lösung. Wichtig ist, daß du jetzt nicht mehr weinst und verzweifelt bist. Das tut dem Kind auch nicht gut.«

      Anna reichte Martina ein frisches Taschentuch.

      »Das klingt alles so einfach, Anna, wie du es sagst.«

      »Es ist einfach, wirst sehen. Du hast einen wunderbaren neuen Lebensmittelpunkt erhalten. Ich bin mir sicher, daß du eine ganz wunderbare Mutter sein wirst.«

      Martina wurde es ganz warm ums Herz. Annas Güte und Beistand überwältigten sie. Sie drückte Anna fest die Hand. Erneut kämpfte sie mit den Tränen.

      »Du sollst nicht weinen, sondern lachen und dich freuen, Tina. Das mag für dich vielleicht sonderbar klingen. Aber ein Kind ist immer ein Grund zur Freude. Es gibt so viele, die dich um deine Mutterschaft beneiden und alles tun würden, um Mutter zu werden. Alles wird gut werden, Tina. Die Berge haben dich hierhergeführt auf die Berghütte zu Toni und mir. Jetzt mußt du erst einmal schlafen, Tina. Schlaf dich aus. Morgen reden wir.«

      »Es wäre alles viel einfacher, wenn ich Friedel nicht begegnet wäre«, sagte Martina leise.

      Sie war erschöpft. Anna kümmerte sich so um Martina, als wäre sie ein Kind. Anna saß am Bett und hielt Martinas Hand. Leise, ganz leise sang sie Wiegenlieder. Lieder, die Mütter ihren Kindern singen, um ihnen die Angst vor der Dunkelheit zu nehmen, Lieder voller Schönheit, Liebe und Geborgenheit. Geborgenheit für sich selbst, das war es, was Martina jetzt am meisten benötigte.

      Erst als Anna sicher war, daß Martina fest schlief, ging sie hinaus und schloß leise die Tür.

      *

      Als Martina am nächsten Tag aufwachte, war es schon nach Mittag. Die Tür zu ihrer Kammer stand offen. Bello lag quer im Zimmer und bewachte sie. Mohrle lag zwischen den ausgestreckten Vorderpfoten und schlief. Bello hatte gesehen, daß Martina aufgewacht war. Zuerst schnupperte er an Mohrle. Dann klopfte er mit dem Schwanz auf den Fußboden. Das Geräusch weckte den kleinen Kater doch. Er stand auf und machte einen Buckel. Dann sprang er auf das Bett und kuschelte sich am Fußende des Bettes zusammen. Erst jetzt stand Bello auf.

      Anna erschien in der Tür.

      »Guten Morgen, Martina! Hast du gut geschlafen?«

      »Tief und traumlos. Ich kann mich jedenfalls nicht an einen Traum erinnern. Vielleicht hatte ich Alpträume. Gut, daß ich mich nicht daran erinnere, das Leben ist schon ein einziger Alptraum. Ich habe jedenfalls Kopfschmerzen.«

      »Willst du Tabletten?«

      »Nein, laß. Keine Pillen! Ich trage ja jetzt Verantwortung.«

      Anna lächelte Martina an.

      »So gefällst du mir schon viel besser. Kommst du zum Frühstück?«

      Martina stand auf und schaute in den Spiegel.

      »Ich sehe ja schrecklich aus.«

      »Keine Sorge! Das geht bald weg. Wasch dein Gesicht mit kaltem Wasser und lege dir auch für ein paar Minuten einen nassen Lappen auf die Augenpartie. Dann wird es schnell besser. Die Kopfschmerzen lassen auch nach. Ich gehe jetzt und setze Kaffee auf. Du weißt ja, daß hier auf der Hütte alles von Hand gemacht wird. Kommst dann? Ich decke den Tisch vor der Berghütte auf der Terrasse. Die Sonne scheint so wunderschön.«

      »Was werden sich Alois und dein Toni denken, wenn sie mich so sehen?«

      »Erstens kannst du eine Sonnenbrille aufsetzen. Zweitens sind die beiden nicht da. Sie sind runter zur Oberländer Alm. Toni hat da noch Dinge zu regeln wegen unserer Hochzeit. Ich habe auch noch etwas vor. Also beeile dich.«

      Etwas später saßen die beiden Frauen auf der Terrasse. Von den Bergen herunter wehte ein sanfter Wind. Anna ließ Martina essen. Sie griff zu. Es schmeckt ihr endlich, dachte Anna. Gestern abend hatte sie noch lustlos im Essen herumgestochert. Ja, der Kummer hatte ihr alles zugeschnürt, so daß sie keinen Bissen hinunterbekommen hatte.

      »Dein selbstgebackenes Brot ist ein Gedicht. Du mußt mir zeigen, wie du das machst.«

      Satt und zufrieden lehnte sich Martina zurück.

      »Werde ich! Aber zuerst müssen wir die anderen Dinge regeln. Also! Dir ist es doch angenehm, wenn ich mich um dich kümmere?«

      »Anna! Ich habe nur dich!«

      »Gut. Du wirst dich jetzt noch einige Tage hier ausruhen. Wir reden auch nicht mehr viel darüber. Was passiert ist, ist passiert. Jede Zeugung ist ein Wunder der Natur und ein Geschenk des Himmels. Vater hin oder Vater her! Ich habe dich so verstanden, daß du das Kind auf jeden Fall bekommen willst.«

      »Ja, das will ich!«

      »Du solltest dann bald einen Arzt aufsuchen. Mir ist klar, daß du nicht zu Martin gehen willst. Ich werde mich bei Meta erkundigen, wo in den Nachbargemeinden ein guter Doktor ist.«

      Martina bekam sofort große ängstliche Augen.

      »Keine Sorge! Ich werde Meta nichts erzählen.«

      Anna lachte.

      »Was gibt es denn zu lachen?«

      »Meta wird vielleicht denken, daß ich schwanger bin. Schließlich bin ich ja schon längst mit Toni zusammen auf der Berghütte. Aber fragen wird sie nichts.«

      Anna schmunzelte.

      »Auch wenn meine Kammer ebenerdig ist, aber gefensterlt haben wir schon, du verstehst?«

      Da mußte Martina auch lachen.

      »Also, dann gehst du zum Arzt. Vielleicht war die ganze Aufregung umsonst und du hast nur eine Hormonstörung. Solltest du aber wirklich schwanger sein, dann weißt du es.«

      »Das sehe ich ein.«

      Anna schenkte Martina noch einmal Kaffee nach.

      »Das ist Malzkaffee, kein Bohnenkaffee, also für Schwangere geeignet.«

      Anna stellte die Kaffeekanne hin und schaute Martina in die Augen.

      »Ich habe nachgedacht. Es wäre doch Unsinn, wenn du ganz allein in der Stadt wärst mit deinem Kindchen. Warum bleibst du nicht hier in Waldkogel?«

      »Hier?« wiederholte Martina überrascht.

      »Ja, hier. Dir gefallen die Berge. Du bist hier glücklich. Auf dem Sommerhalder Hof ist genug Platz für dich und dein Kind. Ich bin mir sicher, daß du in der Bäuerin eine gute Ersatzoma bekommst.«

      Martina schaute Anna ungläubig an.

      »Schau nicht so! Natürlich mußt du es ihr sagen. Und mit dem Friedel solltest du auch reden. Irgendwann kannst du es doch nicht mehr vertuschen. Außerdem gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Bäuerin sagt ja oder nein. Was den Friedel betrifft, dann weiß er auch Bescheid.«

      Martina seufzte.

      »Du mußt ja nichts überstürzen. Erst bleibst du noch ein paar Tage hier. Dann gehst du zum Arzt. Danach wird es Zeit, mit der Bäuerin zu sprechen und mit Friedel. Dann sehen wir weiter. Gleich, was passiert, wir stehen dir bei. Wenn du nicht auf dem Sommerhalder Hof bleiben kannst, dann finden wir eine andere Lösung. Außerdem ist es besser, wenn dein Kind hier aufwächst in den schönen Bergen. Hier in klarer Bergluft kann es besser groß werden als in der Stadt.«

      »Die Stadt ist anonymer.«

      »Stimmt schon! Aber die Zeiten haben sich auch geändert. Sogar hier in den Bergen. Das habe ich selbst erlebt. Ich bin eine Zugereiste. Das wäre früher ein Problem gewesen. Ich bin auch nicht katholisch. Das wäre früher auch ein Problem gewesen. Bei aller Tradition bin ich hier viel Toleranz begegnet. Ich wurde mit offenen Armen aufgenommen. Die Waldkogler