Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Название Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman
Автор произведения Friederike von Buchner
Жанр Языкознание
Серия Toni der Hüttenwirt Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740939748



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Lassen wir es gut sein, Vater! Die Clara kommt auf den Hof. Die Fuchsbichler Linie geht weiter. Sie ist die Enkelin, und i bring den Namen mit in die Ehe. Des is in Ordnung so. Hauptsache, du bist Mutter net bös.«

      »Du brauchst dir keinen Kummer zu machen. Wir haben uns ausgesprochen.«

      Sie umarmten sich.

      Nach und nach füllten sich die Bänke mit Gästen. Alle hatten den Sonntagsstaat angelegt. Es wurde getuschelt und geredet. Jedem Haus, jedem Hof hatte Urban Fuchsbichler durch Boten eine Einladung zukommen lassen. Da hatte aber nicht der Anlaß für das Fest draufgestanden, nur daß er etwas Wichtiges zu verkünden hatte.

      Pfarrer Zandler saß mit seiner Haushälterin ganz vorne am Tisch, an dem auch der Bürgermeister Fritz Fellbacher und Familie Platz genommen hatte.

      Dann war es soweit. Die Blaskapelle spielte einen Tusch.

      Urban Fuchsbichler ging mit seiner Familie hinauf auf den Tanzboden. Um ihn herum hatten sich alle aufgestellt. Rechts von ihm stand Agnes mit ihrer Tochter Ursula und Stephan. Links standen Emil und Ruth und hielten sich bei den Händen. In der Mitte hatte Bruno den Arm um Clara gelegt. Clara sah fesch aus in dem Dirndl, das ihr Ruth gegeben hatte. Bei diesem Anblick konnte niemand Zweifel haben, daß sie auf den Fuchsbichler Hof gehörte.

      Urban Fuchsbichler holte Luft:

      »Ich dank euch schön, daß ihr alle gekommen seid. Es gibt viel Neues auf dem Fuchsbichler Hof. I weiß, daß in Waldkogel auch schon mal getratscht wird. Des is net bös gemeint, aber da wird dann oft nur Unsinn geredet. Deshalb hab’ i denkt, i hol euch hierher und sag’s euch direkt.«

      Es wurde ganz still. Alle hingen an seinen Lippen.

      »Einige Ältere unter euch wissen, daß i als junger Bursch den Hof verlassen hatte, weil i meine erste Liebe net heiraten durfte und mein Großvater, der Tyrann, sie fortgeschickt hat. Nun, i hab’ sie gestern, nach all den langen Jahren, wiedergefunden, meine Agnes. Unser von uns allen geschätzter Bürgermeister Fritz Fellbacher hat uns gestern getraut. Gleich anschließend war unser von uns allen hochverehrter Pfarrer bereit, uns seinen Segen zu geben.«

      Urban ging auf Agnes zu. Er legte den Arm um sie und führte sie in die Mitte.

      »So, Leute, des ist die Agnes Fuchsbichler, mei Frau und die alte Bäuerin auf unseren Hof.«

      Er küßte Agnes. Zuerst war es ganz still, dann klatschten alle Beifall. Urban hob den Arm und gebot Stille.

      »Leut, liebe Waldkogler! Ihr wißt, daß wir auf dem Fuchsbichler Hof keine halben Sachen machen. Also! Zum Kinderkriegen sind wir schon zu alt. Aber des is auch nimmer nötig. Wir haben nämlich eine fesche Tochter. Daß die schon ein bissel älter is, des könnt ihr euch denken. Gewußt hab’ i die ganzen Jahre nix davon, des hab’ i dem Tyrann zu verdanken. I bin net nur ein stolzer Ehemann und Vater geworden, i bin auch Schwiegervater und Großvater geworden, von zwei Enkel. Na, dann kommt mal her, daß i euch vorzeigen kann.«

      Ursula, ihr Mann und die Kinder traten neben den Großvater. Urban Fuchsbichler legte den Arm um Clara.

      »Die is mei ganz besonderer Liebling, die Clara! Die hat den Stein ins Rollen gebracht.«

      Urban Fuchsbichler hauchte seiner Enkelin einen Kuß auf das Haar.

      Die Kapelle spielte einen Tusch. Die Zuhörer fingen an, durcheinander zu sprechen.

      »Gibt ihr jetzt Ruh! I denk, daß wir zu End kommen sollten. Je länger des dauert, desto länger müßt ihr auf das Bier warten. Ihr wollt des doch kalt trinken, oder?«

      Das Gemurmel verstummte.

      »So! Jetzt erteile ich das Wort an die nächste Generation. Komm her, Emil. Jetzt bist du dran.«

      Emil schaute Ruth an.

      »Keine Angst!«

      Ruth wurde rot und schaute unter sich. Emil legte den Arm um Ruth.

      »I lieb die Ruth, und sie is mir eine gute Frau. Sie hätt sogar ihr eigenes Glück geopfert, daß andere glücklich werden können. Machen wir es kurz. I weiß, daß seit Jahren im Dorf spekuliert wird, ob der Bruno mein leiblicher Sohn is. Also, ich sage es euch jetzt frei heraus. I bin net der Vater vom Bruno. Des is aber net entscheidend! I kann keine Kinder kriegen, da haben wir es anders gemacht, die Ruth und i. Wie, des geht euch nix an. Basta! I sag euch gleich, ein böses Wort darüber und es setzt was, und zwar gewaltig! Klar?«

      Es war ganz still. Das offene Bekenntnis des Emil hatte alle bis in die Seele gerührt.

      »Des ist net alles. I seh in Bruno meinen Sohn. Bruno, komm her!«

      »Ja, Vater!«

      »Willst du jetzt weiterreden?«

      »Nein, Vater! Es war schon immer so Brauch, daß die Eltern des bekanntgeben, und daran will i mich halten.«

      »Der Bruno hat sich verliebt. Die Lieb hat ihm die Clara über den Weg geschickt. Die beiden werden heiraten!«

      »Wir haben uns gestern verlobt!« rief Bruno dazwischen und zog Clara an seine Seite.

      »Gib ihr schon ein Busserl, Bub! Die Leut warten drauf.«

      Bruno und Clara umarmten sich. Ihr Kuß war lange, innig und voller Leidenschaft. Die jungen Burschen des Dorfes juchzten als Zustimmung. Einige junge Frauen warfen einander traurige Blicke zu. Jede von ihnen hatte gehofft, Fuchsbichlerbäuerin zu werden, denn der Bruno war wirklich ein fescher Bursche und reich dazu.

      Pfarrer Heiner Zandler stand auf. Er ging hinauf auf den Tanzboden. In der Hand trug er eine kleine schwarze Tasche.

      »Leut, des is ja ein richtiger Sündenpfuhl hier auf dem Fuchsbichler Hof gewesen.« Er lachte dabei und blinzelte allen zu. »Dem muß im Namen der heiligen Kirche sofort ein End gesetzt werden. Meinst net auch, Fellbacher? Wir sollten ohne Umschweife als Autoritäten hier in Waldkogel unseres Amtes walten.«

      »Des is auch ganz meine Meinung!«

      Fellbacher trat neben den Pfarrer und deutete auf die Tasche.

      »Hast dein Handwerkszeug dabei?«

      »I bin immer und allzeit bereit! Dann gehen wir die Sache an. Die Heiratsurkunde, die stell ich morgen im Amt aus. Des kann man so machen, genug Zeugen für die Eheschließung gibt es ja. Kommt her, ihr beiden!«

      Ruth drückte Clara einen kleinen Blumenstrauß in die Hand. Ursula, ihre Mutter, setzte ihr einen Blumenkranz aufs Haar.

      »Dann wären wir soweit!«

      Der Bürgermeister waltete seines Amtes.

      Auch er war bewegt. Seine Stimme klang nicht so fest wie sonst, als der die beiden traute. Nach ihrem Jawort spendeten die Waldkogler Beifall.

      Inzwischen hatte Pfarrer Zandler sich bereit gemacht. Emil steckte Bruno ein kleines Ringkästchen zu.

      »Des war eine abgekaterte Sach!« flüsterte Bruno Clara zu.

      »Du wolltest mich doch so schnell wie möglich zur Frau, oder?«

      Die Musikkapelle spielte »Treulich geführt«! Dann stimmten alle ein Kirchenlied an. Pfarrer Zandler hielt eine kurze Ansprache. Darin sprach er von Liebe als der größten Himmelsmacht, die alles verzeiht.

      Dann fragte er Bruno und Clara:

      »Bruno, willst du die Clara auch vor Gott und seiner heiligen Kirche zu deinem Weib machen?«

      »Des will i!«

      »Clara, du willst Bruno zu deinem Mann?«

      »Ja«, hauchte Clara.

      »Damit erkläre ich euch vor Gott und der heiligen Kirche zu Mann und Frau.«

      Sie steckten sich die Ringe an. Urban und Agnes legten zwei Kissen auf den Boden. Clara und Bruno knieten nieder, und Pfarrer Zandler gab ihnen den Segen.

      Jubel, Beifall, Jodler schallten durch den Abendhimmel über dem Fuchsbichler