Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Читать онлайн.
Название Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman
Автор произведения Friederike von Buchner
Жанр Языкознание
Серия Toni der Hüttenwirt Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740939748



Скачать книгу

du immer so schnippisch, Yvonne?«

      »Was heißt da schnippisch? Ich habe Martin versprochen, ihm den Gefallen zu tun und bei dir vorbeizufahren. Das habe ich gemacht. Der Rest liegt bei dir!«

      »So, der Rest liegt bei mir!« Verlegen rieb er sich das Kinn. »Mußt schon entschuldigen, Yvonne. Ich bin halt viel alleine. Da wird man zum Eigenbrötler, wenn man immer mit seinen Gedanken alleine ist.«

      »Das verstehe ich gut.«

      »Sicherlich bekomme ich auch Besuch. Aber die Gespräche sind immer dieselben. Fast kann i die schon auswendig runterbeten.«

      »Das kann ich mir gut vorstellen, Quintus! Alle wollen dein Leben regeln, deinen Alltag gestalten. Jeder nimmt sich das Recht heraus, dir zu sagen, was du wann und wie machen sollst. Hoffentlich siehst du meinen Besuch nicht auch so. Ich wollte mich nur kurz vorstellen. Die Entscheidung liegt bei dir.«

      Quintus schaute ihr in die Augen. Yvonne hatte schöne grüne Augen und sehr lange, dichte, rotblonde Wimpern.

      »Ich habe dich schon verstanden, Yvonne.«

      Verlegen rieb er sich das Ohrläppchen.

      »Schade, aß du schon wieder gehen willst. Mit dir hätte ich mich gern noch etwas unterhalten. Aber du hast keine Zeit, wie?«

      »Soll das eine Einladung sein, Quintus Quandler?«

      »War es denn keine Einladung?«

      Yvonne schenkte ihm ein zauberhaftes Lächeln.

      »Ich habe nichts vor. Wenn du willst, dann bleibe ich gerne.«

      »Des ist ganz lieb. Da freue ich mich. Willst mit reinkommen?«

      »Ich würde lieber draußen in der Sonne sein. Die ganze Woche stecke ich von morgens bis abends in meiner Praxis. Das ist hart, wenn man so die Natur liebt wie ich.«

      »Dann wärst wohl besser Försterin geworden.«

      Yvonne lachte.

      »Damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber das ging nicht so einfach. Sie dachten wohl, daß ich nicht groß genug bin, für so eine Arbeit. Frauen haben es in Männerberufen immer noch schwer. Wenn man dann wie ich noch klein und zierlich ist, da sinken die Chancen auf ein Minimum. Nun ja, die Ausbildung hätte ich vielleicht noch machen können. Aber es war doch mehr als zweifelhaft, ob ich danach auch eine gute Stelle bekommen würde.«

      Yvonne seufzte.

      »Da habe ich mich von meinem Traumberuf verabschiedet. Schwer war das schon. Doch jetzt bin ich ganz zufrieden. Ich habe meine eigene Praxis. Ich nehme mir oft frei und gehe in den Bergen wandern. Ich war bis heute eine Woche oben auf der Berghütte bei Toni und Anna. Da habe ich dann auch Martin getroffen.«

      »Wie wäre es, wenn wir in den Garten gehen?«

      »Fein!«

      »Dann gehe schon mal vor. Es ist der kleine Pfad zwischen dem Kuhstall und den Holzschuppen durch. Ich hol uns noch was Feines aus der Küche. Dann machen wir es uns schön. Vielleicht kannst du nach unserm alten Kirschbaum sehen. Der trägt nicht mehr so gut.«

      »Kirschbaum? Da mußt vielleicht einen Gärtner fragen. Aber ich sehe ihn mir gern mal an. Soll ich dir nicht beim Tragen helfen?«

      »Nein, geh nur! Ich kann mir schon helfen. Wenn ich langsam gehe, dann geht es auch ohne Stock.«

      Sie lächelten sich an. Yvonne holte eine Tasche aus dem Auto und ging in Richtung Garten.

      Es war ein wunderschöner Bauerngarten mit dem kunstvollen Durcheinander von Blumengarten und Nutzgarten. Yvonne setzte sich auf die Bank unter dem alten Apfelbaum an den Tisch. Ein Schmetterling gaukelte von Blüte zu Blüte. Eine dicke Hummel saugte Nektar. Auf den Natursteinen der kleinen Gartenmauer sonnte sich ein schwarzgelber Salamander.

      Quintus kam nach einer ganzen Weile mit einem Korb. Er deckte den Tisch. Yvonne half ihm dabei. Er hatte Hefekuchen und Kaffee mitgebracht.

      »Den Kuchen hat meine Mutter gebacken.«

      Yvonne aß davon und lobte den Kuchen.

      »Selbstgebackenes schmeckt immer besser als der Kuchen aus der Konditorei.«

      »Du backst auch selbst?«

      »Das ist schwierig, Quintus! Wenn ich backe, dann kann ich zwei Wochen daran essen. Bis dorthin ist jeder Hefekuchen trocken. Das ist eben das Problem eines Einzelhaushaltes.«

      »Des heißt, du lebst allein?«

      »Ja, das tue ich.«

      »Und einen Freund hast du auch nicht?«

      »Aber Quintus! Du willst es aber genau wissen.«

      Yvonne errötete schamhaft und schaute verlegen unter sich.

      »Nein, ich habe keinen Freund und du, bist du in festen Händen?«

      »Nein! Da hatte sich gerade etwas angebahnt, dann ist mir der Unfall passiert. Kennst du die Geschichte meines Unfalls?«

      »Ja, die kenne ich. Am besten sage ich es dir gleich. Ich habe im Krankenhaus gearbeitet. Da habe ich dich auch einmal gesehen.«

      Quintus schaute sie an.

      »Sag, bist du die, die ich rausgeworfen habe? Du bist mir gleich irgendwie bekannt vorgekommen.«

      Yvonne nickte ihm zu und lachte.

      »Des tut mir leid. Is des mir aber peinlich. Erkannt habe ich dich nicht. So, wie du jetzt ausschaust.«

      »Ja, in der Klinik trägt man eben Arbeitskleidung, lange weiße Hosen und einen Kittel.«

      »Mei, is mir des peinlich, und trotzdem bist hergekommen?«

      Quintus war sehr verlegen. »Da will i dich schnell um Entschuldigung bitten.«

      »Vergessen wir den Vorfall. Ich kann dich verstehen. Der Unfall war ein Schock für dich. Doch du wolltest mir erzählen, warum du allein bist.« Yvonne lenkte zum Gesprächsthema zurück.

      »Wir hatten uns ganz gut verstanden. Ich habe mir schon überlegt, ob ich ihr einen Antrag mache. Doch nach dem Unfall hat sie mich nur zweimal im Krankenhaus besucht. Dann ist die Verbindung eingeschlafen.«

      Yvonne schaute Quintus lange an. Unbewußt legte sie ihm tröstend die Hand auf die Schulter.

      »Jetzt verstehe ich dich! Deshalb bist du so unleidlich zu allen und jedermann! Man hat dir das Herz gebrochen.«

      »Wenn du’s so sehen willst, dann sag ich nix dagegen. I glaub, die wollte mich nicht mehr. Mit einem Mann, der ein Invalide ist, zumindest ein halber, wollte sie nichts mehr zu tun haben. Ja, ja, so ist es!«

      »Ein halber Invalide, da übertreibst du. Sag mal, hast du mal mit Martin darüber gesprochen?«

      »Nein! Ich habe mit niemand darüber gesprochen. Du bist die erste, der ich davon erzähle. Ich wollt net noch mehr ins Gerede kommen. Die Leute meinen’s sicherlich net bös. Doch das Mitleid, das mir entgegengebracht wurde, war schon genug. I will net bemitleidet werden. Wenn es sich erst rumgesprochen hätte, daß mir auch noch das Madl den Laufpaß gegeben hat, wär es noch schlimmer geworden. Verstehst?«

      »Das ist ja wirklich schlimm. Das gibt einem einen richtigen Stich ins Herz.«

      Ungefragt sprach Quintus weiter.

      »Das Oberschlimme daran ist, daß die ausgerechnet in der Hauptverwaltung der Bergwacht arbeitet.«

      »Dich hat es wirklich getroffen, Quintus! Habt ihr euch denn mal ausgesprochen?«

      »Was gibt es dann da zu bereden? Ich will dir nicht wiederholen, was sie zu mir gesagt hat, Yvonne. Doch dir gegenüber kann ich es ruhig zugeben, denn erstens bist du eine Frau. Ich brauche also den Spott nicht zu fürchten, als wenn i des einem Mann erzählen würde. Zweitens denke ich, daß du nix weitererzählst, was dir Patienten anvertrauen. – Es war hart, sehr