Название | August Bebel - Die Frau und der Sozialismus |
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Автор произведения | Bebel August |
Жанр | Социология |
Серия | |
Издательство | Социология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027205295 |
Die Abnahme der Geburten ist also ganz allgemein, und obwohl Frankreich und Irland die niedrigsten Quoten aufweisen, vollzieht sich diese Verminderung der Geburtenziffer am schnellsten in England, Deutschland (Sachsen) und Schottland. Die gleiche Erscheinung finden wir in den Vereinigten Staaten und Australien. Noch stärker tritt diese Tendenz hervor, wenn wir statt der allgemeinen Geburtenziffer die eheliche Fruchtbarkeit in Betracht ziehen, das heißt die Beziehung der ehelich Geborenen zu dem mittleren Bestand der verheirateten Frauen in gebärfähigem Alter, also vom 15. bis vollendeten 49. Jahre:
Lebendgeborene eheliche Kinder auf 1.000 verheiratete Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren (im Jahresdurchschnitt) | |||
Jahrzehnte | |||
1876-1885 | 1886-1895 | 1896-1905 | |
England und Wales | 250 | 229 | 203 |
Schottland | 271 | 255 | 235 |
Irland | 250 | 245 | 264 |
Dänemark | 244 | 235 | 217 |
Norwegen | 262 | 259 | 246 |
Schweden | 240 | 231 | 219 |
Finnland | 259 | 246 | 244 |
Österreich | 246 | 250 | 242 |
Ungarn (Königreich) | 234 | 225 | 216 |
Schweiz | 239 | 230 | 225 |
Deutsches Reich | 268 | 258 | 243 |
Preußen | 273 | 265 | 250 |
Bayern | 276 | 263 | 259 |
Sachsen | 267 | 250 | 216 |
Württemberg | 288 | 259 | 262 |
Baden | 266 | 248 | 251 |
Niederlande | 293 | 286 | 272 |
Belgien | 264 | 236 | 213 |
Frankreich | 167 | 150 | 132 |
Italien | 248 | 249 | 232 |
Die angeführten Tatsachen zeigen, daß die Geburt eines Menschen, »Gottes Ebenbild«, wie die Religiösen sagen, durchschnittlich unterwertiger taxiert wird als ein neugeborenes Haustier, das spricht aber für den unerfreulichen Zustand, in dem wir uns befinden. In mancher Beziehung unterscheiden sich unsere Anschauungen wenig von denen barbarischer Völker. Bei diesen wurden häufig Neugeborene getötet, insbesondere traf dieses Schicksal die Mädchen, und manche Völkerschaften halten es noch heute so. Wir töten die Mädchen nicht mehr, dazu sind wir zu zivilisiert, aber sie werden nur zu oft als Parias behandelt. Der stärkere Mann drängt die Frau überall im Kampfe um das Dasein zurück, und nimmt sie dennoch den Kampf auf, so wird sie nicht selten von dem stärkeren Geschlecht als unliebsam Konkurrentin mit Haß verfolgt. Besonders sind es die Männer der höheren Schichten, die gegen die weibliche Konkurrenz am erbittertsten sind und sie am heftigsten bekämpfen. Daß auch Arbeiter den Ausschluß der Frauenarbeit fordern, kommt nur ausnahmsweise vor. Als zum Beispiel ein solcher Antrag im Jahre 1876 auf einem französischen Arbeiterkongreß gestellt wurde, erklärte sich die große Mehrheit dagegen. Seitdem aber hat gerade unter den klassenbewußten Arbeitern aller Länder die Auffassung, daß die Arbeiterin ein gleichberechtigtes Wesen ist, gewaltige Fortschritte gemacht, was insbesondere die Beschlüsse der internationalen Arbeiterkongresse zeigen. Der klassenbewußte Arbeiter weiß, daß die gegenwärtige ökonomische Entwicklung die Frau zwingt, sich zum Konkurrenten des Mannes aufzuwerfen, er weiß aber auch, daß die Frauenarbeit zu verbieten ebenso unsinnig wäre wie ein Verbot der Anwendung von Maschinen, und so trachtet er danach,