Название | Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch |
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Автор произведения | Walther Kabel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788075831200 |
Wir kehrten nach Dahlen zurück. Ich mußte ein Auto besorgen; Prang sollte etwas Proviant einkaufen; Harst ging zur Post.
Als wir um ein Uhr mittags im Hotel Dahlen wieder zusammentrafen, stand das Auto schon abfahrbereit da. – Um neun Uhr abends waren wir in Skien. Wir fuhren vor dem Polizeigebäude vor. Harald wollte sich erkundigen, ob die Polizei etwas über den Verbleib der Miramare festgestellt hätte.
Zu unserer Überraschung hörten wir, daß die Jacht im Hafen liege und daß die beiden Männer, die sie gewaltsam entführt hatten, schon früher von Bord gegangen und verschwunden seien.
Das Auto brachte uns zum Hafen.
Der alte Sönnquist, der Maschinist Gromsö und der Koch Brown waren noch auf Deck und würfelten.
Sönnquists Freude war rührend. Aber sehr bald redete er sich bei der Schilderung des Überfalles auf die Miramare in Wut.
„Ich hatte die Wache an Deck von acht bis zwölf übernommen,“ erzählte er. „So gegen zehn Uhr wurde ich vom Nordufer der Bucht angerufen. – „Hier Detektiv Prang im Auftrage Harsts!“ meldete sich der bärtige Kerl. „kommen Sie im Beiboot herüber! Es eilt!“ – Ich also ahnungslos ins Boot. Na – und am Ufer wollten mich dann die beiden Halunken durch ihre Revolver einschüchtern. Mit einem Male waren’s nämlich zwei. Ich nicht faul – springe dem einen an die Kehle. Aber der andere sitzt mir schon an der Gurgel! Da half kein Wehren! Sie fesselten mich, steckten mir einen Lappen ins Maul und ruderten zur Miramare, wo sie Gromsö und Brown ebenfalls überwältigten, uns drei vorn in der Segelkammer einsperrten und davonfuhren. Erst dicht vor Skien machten sie uns frei und – verdufteten an Land. Das ist alles, Herr Harst. Oh – eine Wut hab’ ich auf die Kerle, eine Wut –! Ja, denken Sie sich, Herr Harst, – der eine rief mir von Land aus noch zu: „Grüßen Sie Harst von Professor Lörax oder auch von Ottmar Orstra!“ – Also Orstra war der eine! Hätte ich nur einen Revolver zur Hand gehabt! Dem Halunken hätte ich ein Loch in sein Kadaverfell geknallt!“
„Lieber Sönnquist, seien Sie froh, daß er’s nicht umgekehrt gemacht hat!“ sagte Harald ernst. „Dieser Orstra spielt mit Menschenleben wie mit Billardbällen. – Wir werden jetzt sofort abfahren, Ziel Christiania. – He, Brown, beweisen Sie, daß Sie inzwischen das Kochen nicht verlernt haben. Wir sind hungrig!“
Bereits um zehn Uhr begangen die Motoren der Miramare zu arbeiten. Um elf Uhr waren wir drei mit dem Abendbrot fertig. Brown, der Koch, hatte noch schnell in Skien die neuesten Zeitungen aus Christiania kaufen müssen.
Nun hatten wir es uns in der eleganten Kajüte behaglich gemacht.
„Hier läßt es sich leben!“ sagte Prang lächelnd. „So ein Lord hat es doch gut!“
„Damit Sie nicht ganz zum Faulenzer werden, lieber Prang, – lesen Sie mal diesen Brief,“ meinte Harst, der in den Zeitungen blätterte. „Schraut kann Ihnen helfen. Es ist kein ganz alltäglicher Brief. Im Gegenteil – es ist der seltsamste, den ich je zu Gesicht bekommen habe.“
Er legte den Umschlag vor uns hin.
Da stand als Anschrift:
Monsieur
Charles Delboste
Dahlen, Norwegen
postlagernd.
Ich muß hier für Leser, die den vorigen Band nicht kennen, einfügen, daß Orstra im Hotel Dahlen einige Tage als Charles Delboste nach seiner Flucht aus Göteborg in Schweden gewohnt hatte.
Ohne Zweifel hatte Harald, als er mittags die Postagentur in Dahlen besucht hatte, mit der Möglichkeit gerechnet, daß für Orstra-Delboste inzwischen Briefe eingetroffen sein könnten. Und – er hatte richtig vermutet. Hier war ein solcher Brief. Die Briefmarke war in Kragerö am 17. mittags zwischen 11 und 12 abgestempelt worden.
Der Siebzehnte war nun derjenige Tag, der uns beide bereits auf der Reise nach Dahlen gesehen hatte. Am 19. aber hatte Delboste vor uns aus Dahlen flüchten müssen. Er war mithin nicht mehr in der Lage gewesen, diesen Brief abzuholen.
Dies teilte ich Prang flüsternd mit. Harsts scharfen Ohren war kein Wort entgangen.
„Das stimmt alles, mein Alter,“ sagte er, ohne von der Zeitung aufzusehen.
Dann zog Prang den Briefbogen heraus.
Es war nur ein in der Mitte einmal gefaltetes Blatt.
Nicht ein einziges Wort stand darauf. Der Bogen sah aus, als hätte ihn ein Kind mit einer Stecknadel mit unzähligen Löchern willkürlich versehen.
„Feine Geheimschrift,“ meinte Harald wieder ohne aufzuschauen.
Prang schüttelte den Kopf. "Das kann doch keine Geheimschrift sein!“
Harald blickte mich an.
„Vielleicht findet Schraut den Trick heraus!“
„Nein,“ sagte ich. „Schraut paßt!“
„Bitte – haltet das Blatt doch mal gegen das Licht!“ erklärte Harst. „Ihr macht Euch die Sache zu bequem.“
Und – als Prang das Blatt jetzt hochhielt, drehte und die richtige Stellung herausgefunden hatte, sahen wir, daß eine Menge der Löchlein etwas größer als die anderen waren. Und die größeren Löchlein bildeten Buchstaben und Worte, die man ohne große Schwierigkeit ablesen konnte.
Ins Deutsche übertragen lauteten sie:
Mißglückt Andere dasselbe Bleiben hinterdrein Kurs In östl Kragerö.
„Die westlich von Christiania gelegene Hafenstadt Kragerö ist von Christiania aus in zwölf Stunden mit einem schnellen Fahrzeug bequem zu erreichen,“ sagte Harald jetzt, indem er seine Zeitungen weglegte und nach einer Zigarette griff. „Sie wissen doch, lieber Prang, wie man diese Geheimschrift ergänzen muß?“
„Allerdings. Das ist nicht gerade schwierig, lieber Harst. – Ich würde der Ergänzung folgende Form geben:
Der Anschlag auf die Goldnersche Jacht Kattegatt ist mißglückt. Andere planten dasselbe und kamen uns zuvor. Wir bleiben hinterdrein auf demselben Kurs –“
Dann zauderte er, fügte hinzu:
„Hm – mit dem „In östl Kragerö“ werde ich nicht recht fertig!“
Harald deutete auf eine an der Wand hängende Schiffskarte des Skagerrak genannten Meeresteiles zwischen Norddänemark, Südnorwegen und Westschweden, stand auf und trat vor die Karte hin. Wir erhoben uns gleichfalls und stellten uns neben ihn.
Es begann nun eine jener Erklärungen Haralds, die so recht bewies, wie scharf und richtig sein Geist alle Einzelheiten richtig zu erfassen und zu ordnen wußte.
„Vergegenwärtigen wir uns die Vorgänge in Christiania in der Nacht vom 16. zum 17. August,“ begann er, indem er starr auf den Christianiafjord blickte, in dessen Nordwinkel die norwegische Hauptstadt liegt. „Um 12 Uhr nachts verläßt die Kattegatt ihren Ankerplatz. Ein Boot mit fünf Nichtseeleuten will die Jacht noch erreichen, muß aber kehrt machen. Daß diese fünf Leute nachher diesen Brief an Orstra-Delboste schickten, unterliegt keinem Zweifel. Dieser Brief ist in Kragerö am 17. zwischen 11 und 12 Uhr mittags aufgegeben oder besser abgestempelt worden. Mithin muß man annehmen, daß den fünf Leuten ein Fahrzeug zur Verfügung stand, welches der Kattegatt sofort folgte – „wir bleiben hinterdrein“ – und am 17. etwa gegen 10 Uhr vormittags einen Mann in Kragerö landen konnte,