G.F. Barner Staffel 2 – Western. G.F. Waco

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Название G.F. Barner Staffel 2 – Western
Автор произведения G.F. Waco
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740912642



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Schnur übereinandergerissen und die Hand gedreht. Seine linke Hand hält die Schnur, und die rechte Hand schnellt nach unten.

      In dieser Sekunde sind all jene verlorenen Kräfte noch einmal entflammt. Er ist schnell, er ist zäh wie eine Katze, und so flink. Er kauert auf dem Mann und weiß, daß er schnell sein muß, denn lange kann er ihn nicht halten. Er muß immer noch husten, doch die rechte Hand kommt jetzt und reißt den Dienstrevolver des Sheriffs mit einem Ruck aus dem Halfter.

      Nebenan aber sitzt ein Mann auf der Pritsche und sieht ängstlich zu.

      Es ist Angus, als wenn ihm eine Faust die Kehle zupreßt und sein Körper erstarrt ist. Dieser kleine, schwächliche Mann mit dem sanften Lächeln und den höflichen Reden…

      Der Revolver…

      Sheriff Turgills Hand ist am Halfter.

      Leer – das ist ein Gedanke, schnell wie ein Blitz kommt er und wie der hallende Donner vergeht er. Dann sieht der Sheriff nichts als Feuer.

      Der kleine Rual keucht. Sein Atem geht hoch und schrill. Er kauert am Boden, er kann nicht aufstehen, und keucht immer noch, beide Hände nun wieder an den Mund gepreßt.

      Da ist die Tür, in deren Schloß die Schlüssel stecken. Die Schlüssel bewegen sich noch und klimpern aneinander.

      Das Licht der Laterne im Jail wirft seinen Schein reflektierend in kleinen zuckenden Blitzen von den Schlüsseln zurück.

      Der »Lächler« hat den Revolver des Sheriffs in der Hand, dicht vor dem Gesicht, und keucht. Dann rutscht er. Er rutscht auf den Knien und erinnert sich an seine letzte Wallfahrt nach Ciudad Mexiko zu der schwarzen Kapelle. Über den Platz rutschen sie immer alle auf den Knien. Er rutscht auf die Tür zu, hat die Schlüssel und keucht. Dann wirft er sie in die andere Zelle und schließt immer noch auf den Knien und immer noch keuchend, die Tür auf.

      Die Schlüssel klirren, als sie auf den harten Boden der Zelle von Angus fallen. Angus kommt jäh hoch, die Erstarrung ist fort. Ein Satz, er ist an der Tür, steckt den Schlüssel ins Schloß, greift dabei durch die Stäbe und schließt auf.

      Offen – die Freiheit lacht. Was ist? »Strick«, flüstert der »Lächler« mühsam und mit verzerrtem Gesicht. »Strick, Knebel, schnell!«

      »Ja«, sagt Angus, »gleich.«

      Dann hastet er los, kommt geduckt ins Office, sieht auf die Tür, schiebt den Riegel vor, sieht das Lasso an der Wand hängen, das Handtuch und rast zurück.

      »Mach schnell!«

      Der »Lächler« kauert am Boden und ringt nach Luft. Er kann nichts tun, seine Kraft hat ihn verlassen. Es ist, denkt Angus, als wenn man eine Tüte aufbläst und sie zwischen den Händen zerschlägt. Vorhin hat er gesund und kräftig gewirkt. Und jetzt – es ist wie eine Tüte – erst prall und rund, dann zerknittert, schlaff und keine Rundung mehr.

      Seine Hand berührt den Hals von Turgill. Turgills Puls schlägt, alles ist in Ordnung. Der Sheriff wird das bald vergessen haben.

      Und der »Lächler« kann schon wieder reden.

      »Ich – ich werde sagen, daß ich es gewesen bin, ich bin es gewesen. Ich habe die anderen gedeckt, so habe ich damals gesagt, ich bin es auch hier gewesen – keine Sorge. Binde ihn gut, auch die Augen zu, nimm das Handtuch, auf die Pritsche mit ihm!«

      Angus handelt, er braucht nicht lange. Er merkt aber an Turgills Atem, daß der nun auf der Pritsche liegende Sheriff wach ist.

      Und der »Lächler« muß es bemerken, denn er sagt rauh:

      »Pech, Turgill, ich bin manchmal gar nicht so schwach, wie? Ich hätte dich umbringen können, vergiß das nicht, aber ich möchte, daß du mir eine Chance läßt, vielleicht reicht deine Dankbarkeit so weit. He, Angus, ich hole dich heraus. Überrascht, Angus? Ich habe schon ganz andere Sachen gemacht. Siehst du, ich habe dir nichts gesagt, weil ein Mann, der so etwas weiß, sich vielleicht verrät. Komm, ich hole dich heraus!«

      Er klirrt mit den Schlüsseln. Und Angus sieht ihm zu.

      Er deckt mich, denkt Angus, wozu das? Er ist anständig, er brauchte es nicht zu sagen und so zu tun, als wenn er mich jetzt erst herausholt, aber er macht es. Du armer Kerl, du bist ja wirklich anständig.

      »Komm, komm, wir müssen raus!«

      Der »Lächler« hastet los, rennt ins Office und lehnt sich an den Tisch. Dann geht er zum Schrank, reißt ihn auf und bückt sich.

      »Meine Sachen, hier nimm auch deine, schnell. Er hat die Pferde hinten im Stall. Ich habe ein gutes Pferd, wirklich ein gutes. Du brauchst keine Angst zu haben, daß sie uns einholen, das schaffen sie nicht. Wo mag er das Geld haben, wo ist das Geld?«

      Er sucht, er keucht und seufzt schließlich erleichtert auf, als er es in dem einfachen Kasten aus Blech findet.

      »Fünfhundert«, sagt er leise und hat wieder Mühe, zu sprechen. Anscheinend hat er einen furchtbaren Schreck bekommen, als er das Geld nicht sofort fand. Das muß ihn mitgenommen haben.

      »Hier sind deine fünfhundert Dollar, du kannst nachher zählen, es wird stimmen. Schnell hinaus, schnell.«

      Angus geht nach vorn, hat das Geld und sieht den kleinen Mann krumm und kreidebleich, nur mit einigen roten, hektischen Flecken auf dem Gesicht, schwer atmend am Schrank lehnen.

      »Nichts zu sehen!«

      »Gut, dann nichts wie raus hier!«

      Sie schleichen beide auf die Hintertür zu, schließen sie auf und lauschen, als sie erst knarrt.

      »Was zu hören, Angus?«

      »Nein, nichts.«

      »Weiter, die Tür gleich wieder zu!«

      Sie sind draußen, stehen gleich darauf im Stall, in den Boxen. Der »Lächler« reißt ein Streichholz an und leuchtet.

      »Dein Sattel? Mach schnell, nimm ihn, satteln und dann hinaus. Dies ist mein Pferd, du brauchst mir nicht zu helfen, Angus, ich werde allein fertig.«

      Er wird allein fertig, macht leise die Stalltür auf und blickt sich um.

      »Paß auf«, flüstert der »Lächler«. »Vielleicht beobachten sie das Office, sie kennen mich, sie wissen, daß ich ausbrechen muß, ehe der Transportwagen kommt und mich holt. Nimm deinen Revolver in die Hand, geh zuerst hinaus. Und regt sich was – schieß, Angus, schieß und frage später.«

      Einen Moment läuft Angus eine kalte Haut über den Rücken. Was ist mit dem kleinen Rual los? Redet er nur so, oder kann da wirklich ein Mann irgendwo in der Nacht stecken – einer?

      Und wenn es mehrere sind?

      Er duckt sich, ist aus der Tür, zieht das Pferd mit, und sieht dann über den Lauf seines Revolvers auf den Zaun.

      Dort könnte etwas sein, aber nichts zu sehen.

      Rual kommt heraus, geht klein, eng an sein Pferd gepreßt, auf das Tor zur Gasse zu.

      »Deck mich, deck mich!«

      Er hat Angst, die Angst schwingt in der Stimme mit. Und Angus paßt auf, aber es gibt keinen Zwischenfall.

      »Angus, geh ans Tor, komm vorbei!«

      Er hat immer noch Angst, läßt Angus vorbei, aufsitzen und durch das Tor reiten.

      Die Gasse ist leer, Angus sieht sich um, winkt.

      »Komm, Rual!«

      Er kommt, liegt fast auf seinem großen pechschwarzen Pferd. Er ist so klein und so mager, daß er nur wie ein Schatten auf dem Pferd wirkt.

      Dann reiten sie, Angus will voran.

      »Nein, nein, bleib hinter mir, sie können von hinten besser schießen. Sie schießen nie von vorn!«

      »Du hast ja Angst, Mann!«

      »Wenn du an meiner Stelle wärest, du hättest auch Angst!«

      Die