G.F. Barner Staffel 2 – Western. G.F. Waco

Читать онлайн.
Название G.F. Barner Staffel 2 – Western
Автор произведения G.F. Waco
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740912642



Скачать книгу

so langes schwarzes Haar.

      Und wenn sie lächelt, dann kommt die Sonne mit ihrem Lächeln zurück.

      Warum macht so ein Mädel wohl den weiten Weg, wenn es nicht verliebt ist, wie?

      Ach, sie hat so warme Augen.

      Und dann macht Angus die Lider zu.

      Jemand sagt unten im Zimmer verlegen:

      »Ich – ich werde einmal nach ihm sehen.«

      »Aber, Señorita, Sie sind ja erst vor einer Viertelstunde bei ihm gewesen.«

      »Vater, nun laß sie doch«, sagt Mark.

      Seine Pflegerin kommt, macht ganz leise die Tür auf und kommt zu seinem Bett.

      »Angus – Angus…«

      Man sagt immer, denkt Angus, daß eine richtige Frau ihren Mann – na ja. Aber tut sie es auch? Dann muß ich wohl doch erst die Augen aufmachen, wie?

      Er macht sie nicht auf, denn irgend etwas kitzelt auf seiner Wange, dann seufzt sie, und er schlägt die Augen auf.

      Und dann sehen sie sich an.

      Sie hat sehr schöne Augen.

      Und dann…!

      Nicht stören, Amigos!

Scout auf einer Geisterfährte

      Der Pima schwieg, wenn es nichts mehr zu sagen und niemanden mehr gab, den man rufen konnte. Der Indianer verfolgte unbewegten Gesichtes, wie die vierzehn Männer und der Lieutenant stehenblieben und einige sehr blaß wurden.

      Zwei Mann hatten die Seilwinde betätigt, zwei weitere am Seil gezogen, denn ein menschlicher Körper ist schwer in die Höhe zu ziehen, wenn er keine Möglichkeit hat, sich an der Mauer abzustützen und anderen Männern die Arbeit des Heraufziehens leichter zu machen.

      Zuerst war Corporal Harry Quinton in den Brunnen gestiegen. Man hatte ihn hinabgelassen, und er hatte das Seil um den Mann ganz unten im Brunnen geschlungen.

      Es war wenig Wasser im Brunnen – ein karges Land, das gerade ausreichte, um hundertzwanzig Rinder, sieben Pferde und vier Menschen zu ernähren. Es gab wirklich nicht viel Gras in dieser Gegend, zumeist nur Sand, Kakteen und Staub, der in Mund und Nase drang, die Augen brennen ließ und die Menschen mürrisch und gereizt machte…

      Doch bei diesen konnte keine Rede davon sein. Sie waren eher ziemlich erschöpft und arbeiteten doch stumm und verbissen.

      Nachdem Quinton das Seil um den Mann im Brunnen geschlungen hatte und heraufgeklettert war, hatten sie gezogen. Und nun hing der Mann eine Handbreit über dem gemauerten Brunnenrand in der Schwebe – Ein Toter, den jeder gekannt hatte. Einmal hatten sie ihn Tom genannt – oder auch Lansing, Tom Lansing. Er war sechsundvierzig Jahre alt geworden und wäre vielleicht sechzig geworden, wenn er nicht in den Cababi Mountains gelebt hätte.

      Er war tot und steif und keine sechs Stunden auf dem Weg ins Nichts, in den Himmel oder die Hölle.

      Der Pima – einer der Indianerscouts aus Camp Lowell bei Tucson – richtete seine dunklen Augen auf die fern im Süden gelegenen Santa Rosa-Berge. Dann glitt sein Blick weiter zu dem Chief-Scout.

      Joe Lattimer kauerte in der Uniform ohne Rangabzeichen an den rauchenden Balken und atmete den süßlichen Leichengeruch ein. Dann wuchtete er den Balken hoch. Das Holz polterte, als es auf die Reste der geborstenen Mauer schlug.

      Der Pima beobachtete aus zusammengekniffenen Augen, wie Lattimer das Kind herauszog. Es hatte unter dem Balken gelegen, das Feuer hatte sein Kleid und die Haare verbrannt. Man sah die schreckliche Kopfwunde.

      Es ist mit einem Tomahawk erschlagen worden, dachte der Pima und krauste seine Stirn. Ein Kinderschädel hält nichts aus.

      Aber das Gesicht des Pimas blieb wie versteinert.

      Der Wind wehte über Tote und Lebende auf dem Boden der Lansing Ranch in den Cababi-Bergen hinweg.

      »Hebt ihn an!« sagte Amos Raiden, und es war, als fände seine Stimme keinen Widerhall, denn es gab keine aufrecht stehende Mauer mehr, an der sie hätte zurückprallen können. »Legt ihn ab!«

      Zwanzig Yards weiter, wo das kleine Maisfeld lag und jetzt nur noch eine verbrannte öde Fläche gähnte, kniete John Mattingly.

      Er war immer ein Schweiger gewesen, ein Mann mit einem mürrischen, verschlossenen Gesicht, dessen Trägheit zahllose Vorgesetzte zur Raserei gebracht hatte. Seine Bewegungen waren ihnen zu lahmarschig gewesen.

      Mattingly war kalkweiß geworden, denn vor ihm lag Esther Lansing, und jeder wußte, daß er sie geheiratet hätte, sobald er zum Sergeant befördert worden wäre.

      Er würde sie nie mehr heiraten. Sie war sehr schön gewesen, ein großes, kräftiges Mädchen mit blondem Haar und vollen Brüsten. Wie oft hatte Esther seine Hand gehalten und ihn angelächelt.

      Vorbei!

      Es gab nichts mehr, was irgend jemand hätte schön nennen können.

      »Joe«, stöhnte Mattingly. »Joe!«

      Es war kein lautes Stöhnen, und doch klang es, als schrie Mattingly um Hilfe. Immer wieder hatten sie alle nach Joe Lattimer geschrien oder gebetet, daß er kommen möge, wenn sie in der Klemme gesteckt hatten. Lattimer war der Rettungsanker der Armee in Arizona, ein ruhiger Mann mit breiten Schultern, einem harten, kantigen Gesicht, sehr hellen Augen und dunklen, an den Schläfen bereits ergrauten Haaren. Aber er war so jung wie sie, keine dreißig Jahre alt. Und doch behaupteten manche Leute, er wäre hundert Jahre alt und hätte zwei Leben hinter sich.

      In Arizona gab es junge Burschen, die kaum sechzehn Lenze erlebt hatten, im Wesen und nach der Erfahrung dennoch sechzig Jahre alt sein mußten. Lattimer war uralt, wenn man diesen Maßstab anlegte.

      *

      Der Chief-Scout warf einen Blick zu seinem Lieutenant, dessen brauner Wallach den Geruch nach verbranntem Fleisch nicht vertrug und nervös tänzelnd zurückdrängte. Dann ging Chief-Scout Lattimer los. Das dünne Ärmchen des Kindes fiel in Asche, die aufwirbelte und vom Wind davongetrieben wurde.

      »Mach schnell, Joe!«

      Mehr wollte Lieutenant Harris nicht sagen. Es lag ihm fern, Lattimer anzutreiben, denn der wußte besser als Harris, was er und wie schnell er es zu tun hatte. Den Lieutenant drängte es lediglich, diesen Platz so schnell wie möglich zu verlassen. Die Dämmerung mußte in einer halben Stunde einsetzen. Und nachts war es kaum möglich, die Fährte jener Indianerhorde zu verfolgen, die sie aufspüren, gefangennehmen oder vernichten sollten, wenn es sonst keinen anderen Weg gab.

      »Ja«, sagte Joe Lattimer mit sanfter Stimme, die so typisch für sein Wesen war. Er verlor nie die Ruhe und kämpfte ohne jegliche Gefühlsregung. Er gehorchte eben den Befehlen und ließ weder Haß noch Wut erkennen, wenn er zum Beispiel einen Mann niederschlagen mußte. Lattimer war die Beherrschung selbst.

      Als er neben John Mattingly stand und ihm die Hand auf die Schulter legte, senkte der den Kopf.

      »Yellow Hand, Joe?« fragte er nach einigen Sekunden mit lauerndem Blick. »Wie viele dieser ›Ausgestoßenen‹ sind es gewesen?«

      »Etwa zwanzig, John.«

      »Warum hier? Warum denn ausgerechnet hier, verdammt?«

      »Pferde und Mais«, sagte der ChiefScout. »Er will durch die Halbwüste nach Süden. Dort findet er kaum Wasser, und er hat auch zu wenig Pferde. Hier fand er alles.«

      Nun hatten sie alle die Erklärung, die er ihnen bisher nicht gegeben hatte. Ein Trupp ausgestoßener, streunender Indianer, vom eigenen Volk verjagt, brauchte für den langen Marsch Ersatzpferde und Futter.

      Sie waren nicht im Morgengrauen gekommen, wie es ihren Gepflogenheiten entsprach, sie hatten sich die Mittagszeit ausgesucht