Название | VERRÄTER (Extreme 2) |
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Автор произведения | Chris Ryan |
Жанр | Языкознание |
Серия | Extreme |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958352704 |
Gardner bemerkte zwei weitere Kerle bei Para, jeweils einer an jeder Seite. Der Typ links von ihm war kahlrasiert, mit schwarzen dumpfen Augen und der bulligen Statur, die man nur bekam, wenn man sich halbseidene bulgarische Steroide einwarf. Er trug einen grauen Kapuzenpulli und dunkle Kampfhosen. Gardner sah, dass er einen batteriebetriebenen Hobel umklammerte. Der Kerl zu Paras Rechten war zwei Yards groß. Eine reflektierende gelbe Jacke hing wie ein Zelt über seinem dürren Körper. Er lächelte und offenbarte eine Reihe kaffeegelber Zähne. Er hielt einen Vorschlaghammer. Regentropfen stoben von der Spitze des schwarzen Hammerkopfes.
»Kannst dich meinetwegen einen Blade schimpfen«, sagte Para. »Aber du bist trotzdem nur ein dämliches Arschloch.«
Kapuze und die Zahnfee lachten, als wäre Para der Ricky Gervais zu Zeiten, als dieser noch witzig war.
Gardner begann, sich selbst vom Gehweg zu kratzen. Es goss in Strömen. Die Typen hatten ihn jetzt eingekreist. Unsicher kam er auf die Beine.
Zahnfee umklammerte mit beiden Händen den Vorschlaghammer. Er stellte die Beine auseinander, wie in einer Golfer-Pose, und hob den Hammer über seine Schultern. Gardner wusste, dass er sich wegducken sollte, aber der Alkohol hatte ihn benommen gemacht. Dümmlich sah er zu, wie der Hammer auf ihn niederging.
Direkt auf seinen Solarplexus. Fffump!
Eine Million unterschiedlicher Schmerzen flammten in seinem Brustkorb auf. Er hörte, wie etwas darin brach. Hörte es erst, dann spürte er es. Sein Brustkorb kreischte. Er sackte zusammen und japste nach Luft. Seine Brust schien zu explodieren. Er blickte auf und sah die Zahnfee triumphierend über sich stehen.
»Was für ein Witz«, sagte er.
Die Zahnfee schwang wieder den Hammer, aber Kapuze, der auch etwas von der Action abgekommen wollte, drängte sich dazwischen. Er warf den Hobel an und zielte damit auf Gardners Stirn. Gardner schaffte es, sich auf die Knie aufzurappeln. Er besaß zwar nicht die Energie, sich hinzustellen, aber er würde sich nicht einfach nur wehrlos hinlegen. Die erste Grundregel im Gefecht, rief er sich ins Gedächtnis. Versuche immer, auf den Beinen zu bleiben.
Der Hobel summte wütend. Gardner war jetzt gewarnt, sein Körper wurde mit Endorphinen und Adrenalin überschwemmt. In einer undeutlichen Bewegung wich er nach links und dem Hobel aus. Der Schwung trieb Kapuze voran, sein Unterarm berührte Gardners Gesicht, der Hobel fräste ins Leere.
Dann öffnete Gardner seine linke Faust und trieb die offene Handfläche in Kapuzes Brust, nahm dem Drecksack die Luft. Kapuze heulte auf und ging zu Boden. Der Hobel flog ihm aus den Händen und Gardner wollte danach greifen, aber die Zahnfee war über ihm und ließ den Vorschlaghammer erneut in einer kreisförmigen Bewegung hinabsausen. Gardner täuschte an, ließ seine Schulter sinken und Zahnfees Angriff ging ins Leere. Aus den Augenwinkeln sah Gardner, dass der Para etwas aus seiner Jacke fischte. Gardner presste seine Finger fest zusammen und stieß seine Knöchel in Zahnfees Kehle. Er spürte, wie die Knochen das weiche Knorpelgewebe der Luftröhre eindellten. Der Vorschlaghammer fiel klappernd auf den Gehsteig.
Para hielt jetzt ein Messer in der Hand. Gardner erkannte die charakteristische schmale Spitze eines Gerber Compact.
»Scheiß drauf, du Arschloch«, sagte Para. »Komm schon.«
Para stürzte sich auf Gardner, das Gerber zielte auf seinen Hals. Gardner holte mit dem rechten Arm aus, knickte den Kopf in die gleiche Richtung ab und stieß das Messer weg. Dann landete er einen Aufwärtshaken in Paras Gesicht.
Gardner holte zum entscheidenden Schlag aus. Er griff sich den Hobel und schlug damit seitlich gegen das Gesicht des Mannes. Para stöhnte, während er blindlings nach dem Gerber tastete.
Zu spät.
Gardner riss Paras rechten Arm herum. Er stemmte sein rechtes Knie gegen den Ellbogen des Typen und hielt so dessen Unterarm gefangen. Dann drückte er den Knopf, um den Hobel zu starten. Das Werkzeug surrte über den unablässigen Regen hinweg, als er es über die Oberfläche von Paras Unterarm zog. Die Klinge schälte Streifen von Fleisch ab. Ein rosaroter Schwall schoss seitlich aus dem Gerät. Gardner schob den Hobel weiter an Paras Arm hinauf. Die Schreie wurden animalisch. Die Haut unter dem Hobel war komplett zerfetzt, eine klebrige Masse von Venen, die sich um weißliche Knochen herumwickelten. Es sah nicht mehr wie ein Arm aus, eher wie etwas, über das sich ein Rudel Bullterrier hergemacht hatte.
Zufrieden mit dem Ergebnis ließ Gardner den Schalter los und legte den Hobel zur Seite. Er klapperte auf dem Boden herum, stotterte, heulte und erstarb.
Der Regen glich jetzt einem Murmeln.
»Mein Arm«, wimmerte Para. »Mein gottverdammter Arm!«
»Wenn ich dich das nächste Mal sehe, ist dein Gesicht dran.« Gardners Stimme klang so schneidend wie geschliffenes Glas. »Haben wir uns verstanden?«
Gardner wartete nicht auf eine Antwort. Er drehte den drei Drecksäcken, die ziemlich fertig waren, den Rücken zu und lief die Straße hinunter, vorbei an der Baustelle. Er war an einem Wendepunkt in seinem Leben angekommen. In letzter Zeit war er in eine Menge Auseinandersetzungen geraten. Und ganz tief drin fürchtete er zugeben zu müssen, dass Kämpfen das einzige war, wofür er taugte. Das Problem war nur, dass er nicht mehr im Einsatz war. Aufgrund seiner Verletzung durfte er nur noch Gewehre putzen und HESCO-Blöcke in Hereford herumkutschieren, und dieser Job passte so gut zu ihm wie ein Anzug, der zwei Nummern zu klein war.
Ein paar Yards vor dem Baugelände blinkte sein Handy auf. Ein klappriges altes Nokia. Gardner hätte sich ein iPhone leisten können, aber nur in seinen Träumen. Die Nummer auf dem Display sagte ihm nichts. Irgendetwas mit 0207 am Anfang. Eine Londoner Nummer. Er drückte auf die Taste mit dem Telefonhörer.
»Spreche ich mit Mr. Joseph Gardner?«
Die Stimme war weiblich und geschäftsmäßig. Die Art von Tonfall, die man bei Flughafendurchsagen hörte. Gardner, der sich das Telefon dichter an sein Ohr presste, fragte: »Wer ist da?«
»Hier spricht Nancy Reiner, von Talisman International.«
Gardner rieb sich die Stirn und versuchte, das benebelte Gefühl vom Alkohol hinter seinen Augen loszuwerden. Der Name kam ihm irgendwie bekannt vor.
»Sicherheitsberatungen?«, fuhr die Frau fort. »Sie hatten uns eine Bewerbung zukommen lassen vor … lassen Sie mich nachsehen …« – Gardner hörte das Rascheln von Papier – »… vor zwei Wochen.«
Das rüttelte ihn wach. Verdammt, na klar doch. Er erinnerte sich, dass er sich auf eine Stelle beworben hatte. Außerdem erinnerte er sich wieder, dass er so gut wie keine Hoffnung hatte, sie zu bekommen. Talisman waren recht neu im Zirkus der Sicherheitsunternehmen. Er hatte nichts von ihnen gehört und war davon ausgegangen, dass es wieder die leidige Viel-Glück-anderswo-Geschichte war.
»Wir würden Sie gern zu einem Vorstellungsgespräch einladen.«
Gardner verschlug es die Sprache.
»Mr. Gardner?«
»Ja?«
»Wie wäre es morgen? 13 Uhr, bei uns im Büro?«
Das wäre noch besser als gut. Das wäre verdammt großartig.
Er sagte einfach nur: »Okay.«
»Ausgezeichnet. Dann sehen wir uns morgen Mittag.«
Klick.
Gardner lauschte der toten Leitung. Plötzlich lichtete sich der Nebel des Suffs hinter seinen Augen. Er steckte das Handy ein, stopfte sich die Hände in die Jackentaschen und beschleunigte seine Schritte.
Vielleicht würde er ja doch nicht für den Rest seines beschissenen Lebens Kies in Hereford herumfahren müssen.
Kapitel 4
London, Großbritannien, 12:57 Uhr
Als der Zug der First Great Western Linie in Paddington einfuhr,