Название | Große Briefe der Freundschaft |
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Автор произведения | ОтÑутÑтвует |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843801966 |
Schon fünf Monate bin ich jetzt in einen unerquicklichen Prozess mit einem Iren verwickelt. Diese Gesellen treiben sich in Schwärmen im Saint James’s Park herum; man kann dort bei schönem Wetter kaum mehr in Ruhe flanieren, weder auf der Straße noch im Park. Der fragliche Schurke versperrte mir den Eingang zu einer Taverne […] und wollte mich nicht vorbeilassen, bis ich ihm eine Kopfnuss versetzte. An jenem Abend tat er so, als würde er die Sache mit Humor nehmen; doch am nächsten Morgen stand ein irischer Anwalt vor meiner Tür und legte mir mit größtem Respekt nahe, dem Burschen Genugtuung zu geben; er spann eine fürchterliche Geschichte von einem Wundarzt und einem blutigen Hemd und behauptete, zu seinem eigenen Schaden mir, dem er ja noch nie zuvor begegnet war, besagten Ratschlag zu erteilen, um zu verhindern, dass ich öffentlich bloßgestellt würde. Weder dieser wohlmeinende Herr noch die Warnungen unseres Freundes Mr. L. und noch einiger anderer konnten mich jedoch zum Einlenken bewegen. […]
Ich werde jeden Tag gefragt, ob denn keine Hoffnung bestünde, Sie jemals wieder hier begrüßen zu dürfen, und ich bedauere es immer sehr, niemandem Auskunft über Ihre Absichten erteilen zu können. Ich bezweifle, dass meine Briefe Ihre Geduld über alle Maßen strapazieren, und schließe deshalb mit der Versicherung, dass niemand Ihnen mehr alles Glück dieser Erde wünscht als ich, der ich voll und ganz der Ihre bin, etc.
Swift an Ford
22. Juni 1736
Deine Version der Briefaffaire lasse ich auf keinen Fall gelten, weil ich mir mehr als sicher bin, dass Du mir nie mehr als einen letzten Brief geschickt hast, mit Ausnahme des Papiers natürlich, dass ich vor ungefähr einer Woche erhalten habe. Es ist schon so, dass ich die vergangenen zwanzig Monate keinen einzigen Tag der Gesundheit genießen durfte; mein Schwindel dauerte in einem fort, wenn auch nicht immer sehr heftig, so jedoch stark genug, meinen Geist niederzudrücken, und zwar umso mehr, da ich die schlimmen Zeiten und die Menschen und all die Unterdrückung, mit denen die Geschichte beide Königreiche plagt, von Herzen überhabe. Ich bin den Leuten hier wie dort der verhassteste Mensch auf Erden: zumindest dort, bei Dir zu Hause, bei allen, die Macht innehalten und die mir, Gott sei mein Zeuge, viel zu viel zutrauen, denn ich kann ihnen schon lange nicht mehr schaden oder dienlich sein. Was nun Dich betrifft, habe ich nie auch nur ein Körnchen jener wahren Liebe und Wertschätzung verloren, die ich Dir entgegenbringe. Ich habe mir jedoch gedacht, dass wir wahrscheinlich nie wirklich dazu bestimmt waren, einander in dieser Welt zu begegnen, denn meine Gesundheit erlaubt mir keinesfalls, nach England zu reisen, und Du wirst nie in der rechten Geistesstimmung sein, um nach Irland zu kommen. Ich wage es nicht, mich längere Zeit oder in der Tat eine längere Strecke von dieser Stadt hier zu entfernen, ganz zu schweigen davon, nach London zu gehen, denn ich fürchte jeden Moment jenen leidigen Schwindelanfall und jene merkwürdige Taubheit, die manchmal bis zu sechs Wochen lang andauern kann. Und meine Finanzen sind solcherart, dass ich mir gar nicht leisten kann, komfortabel in London zu leben. Außerdem verfüge ich nicht einmal über drei Freunde, mit denen ich gerne konversieren oder dinieren würde. Hier besitze ich ein großes Haus, das meinem einfachen Geschmack durchaus entgegenkommt, und kann ein Krümelchen zum Abendessen verspeisen, ohne mich zu verschulden; nichtsdestoweniger war ich gezwungen, mir 200 Pfund zu leihen, um die kleine Familie aus dreieinhalb Bediensteten halten zu können, weil ich mich nämlich mit einem eklatanten Mangel an vernünftigem Honorar konfrontiert sehe.
Als Sr. … letzthin von England zurückkehrte, erzählte er mir, Du hättest arg geschwollene Beine; dass er Dich deswegen ernstlich verwarnte und Dir riet, aufs Land zu fahren und Dich behandeln zu lassen, dass Du aber seinen Rat ablehntest und sagtest, dass Du andere kenntest mit denselben Beschwerden, die nach zwanzig Jahren immer noch am Leben wären, und mehr könntest Du Dir gar nicht wünschen. Aber Du hast natürlich nicht gedacht, dass die Hälfte dieser zwanzig Jahre ein Bild des Elends waren. Als ich viel jünger war, als Du jetzt bist, nicht älter als 32, schwoll mein linkes Bein an, weil mir nämlich der Wein verhasst war und ich immer nur Wasser trank. Weil ich in London lebte, war ich gezwungen, an diesem Bein einen geschnürten Strumpf zu tragen; aber ich heilte mich selbst, weil ich ohne Unterlass zu Fuß ging; und obwohl das Bein mir oft Ärger machte, führte diese Übung letzten Endes dazu, dass ich die Schwellung ganz los wurde. Sie ist seitdem auch nicht wiedergekommen, und ich kann immer noch sechs oder sieben Meilen am Tag zu Fuß bewältigen. Aber ich war und bin besonnener als Du. Ich lege wenig Wert auf ein langes Leben; aber da es nun eben andauert, bin ich bestrebt, es mir durch stetes Maßhalten erträglich zu machen. Ich freue mich sehr über Deinen Sieg über den irischen Schurken. […]
Ich habe Mrs. Ford schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen und weiß auch nicht, wo ich sie finden könnte; und die Ludlows haben mich ganz und gar verlassen. Aber das zu Dir zu sagen, ist – wie Alexander sagte, als einer seiner Statthalter ihm während seines Siegeszugs gegen Darius über die Kleinkriege in Griechenland schrieb – wie Dir von einem Krieg zwischen Pygmäen und Kranichen zu erzählen. Der D. of Argyle war immer ein wahrer Schotte, und doch täuschte er mich für eine Zeit; und ich hatte ihm doch einst so viel Liebe entgegengebracht. Wo ist unser Freund Lewis? Ich habe ihn immer geliebt und stehe nach wie vor hoch in seiner Schuld. Ich würde ihm jederzeit ohne Zögern meine Dienste anbieten – und er verheiratet sich wie ein … – und ich hielt ihn doch für einen der weisesten Männer, die ich jemals kennenlernen durfte. Ich hoffe, dass wenigstens Mylord Masham eine ehrliche Haut geblieben ist; sollte das so sein, so hoffe ich, dass er meine ergebensten Grüße akzeptiert. Taugt sein Sohn irgendwas? Ich hatte bei ihm immer meine Zweifel. Gott segne Dich, ich bin für immer und von Herzen der Deine.
Ford an Swift
London, 8. Juli 1736
Du kannst Dir nicht ausmalen, wie sehr es mich bewegte, einen Brief von Deiner Hand zu sehen, nach zweieinhalb Jahren des Schweigens. Die Freude, die es mir bereitet, dass ich noch nicht ganz vergessen bin, wurde schnell getrübt von Deinem Bericht über Deinen schlechten Gesundheitszustand. Ich fürchte, dass Du zu viel nur für Dich alleine lebst; und ein solcher Rückzug hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf all jene, die eigentlich für vergnügte Gesellschaft gemacht sind. Ich war die letzten dreißig Jahre mit so vielen fröhlichen Gefährten gesegnet, weil ich mich einfach neuen anschließe, wenn die alten heiraten und sich aus dem Staub machen. […] Welche Abneigung die Männer an der Macht auch immer gegen Dich hegen mögen – alle anderen würden sich um Deine Gesellschaft bemühen und sich dabei von Dir die Bedingungen diktieren lassen. Und was die Hochgestellten angeht, ich bin mir sicher, dass Du Dich, so wie die Dinge zurzeit stehen, schämen würdest, stündest Du auf gutem Fuße mit ihnen. Wenn sie Dich hassen, dann nur, weil sie Dich fürchten, weil sie um Deine Fähigkeiten besser Bescheid wissen, als Du das zu tun scheinst: Selbst in Deiner melancholischen Stimmung schreibst Du mit viel zu viel Feuer, als dass Dein Geist wirklich niedergedrückt sein könnte. Dein Schwindel und die Taubheit bereiten mir die allergrößten Sorgen, obwohl ich der Überzeugung bin, dass sie Dich hier seltener befallen würden und besser behandelt werden könnten. Auch müsstest Du für niemanden ein Abendessen springen lassen, weil Du jeden Tag zwei oder drei Einladungen erhalten würdest. Ich werde zu diesem Thema nichts weiter sagen, denn ich weiß, dass Du nicht zu überzeugen bist.
[…] Ich habe keinen Grund, an Lord Masham zu zweifeln. Seinen Sohn kenne ich nicht, nicht einmal vom Sehen. Unser Freund Lewis wird unentwegt von seiner kranken Frau in Anspruch genommen, die seit einigen Jahren im Sterben liegt, aber nicht stirbt. Wenn er mich nicht besucht, was er höchstens zweimal im Jahr für eine Viertelstunde tut, sehe ich nichts von ihm. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen Gesundheit und Glück und bin für immer und wahrhaft Dein etc.