Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 21 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954392476 |
Noch regte sich nichts an Bord des Schiffes, noch hatte sie niemand bemerkt. Dan O’Flynn richtete sich in seinem Ausguck am Bug der Pinasse auf, so hoch es ging. Im Osten schob sich die Sonne hinter bizarren Bergkuppen hoch und schickte ihre Strahlen aus. Dan deckte die, Augen schützend mit der Rechen ab. Angestrengt hielt er Ausschau.
„Ein Landesteg aus Holz“, meldete er plötzlich. „Ein Beiboot ist dran vertäut.“ Hasard grinste. „Aha. Und was siehst du sonst noch?“
„Nichts außer einem Pfad, der zwischen Felsen und Steilküste ins Innere des Landes führt.“
Hasard ließ sich von Dan den Kieker aushändigen. Aufmerksam schaute er hindurch und suchte das Oberdeck der Galeone ab. Kein Mensch ließ sich sehen. Hasards Blick wanderte weiter nach vorn, auf die Back, über Bugspriet und Klüverbaum hinweg, dann zurück bis an die Bordwand, wo er den Namen des stolzen Spaniers erkennen konnte. „Valparaiso“ hieß er.
„In den Wind gehen, Ben“, sagte der Seewolf zu seinem Bootsmann.
Die Segelpinasse drehte und lief querab vor der Steuerbordseite der „Valparaiso“ aus, bis die Heckgalerie erreicht war. An Bord der Pinasse setzte rege Tätigkeit ein. Stenmark, Batuti und Pete Ballie warfen die Leinen aus und machten fest. Gary Andrews, Blacky und Richard Minivy geiten das Segel auf.
Matt Davies, Dan O’Flynn und Hasard nahmen am Bug Aufstellung und ließen die Enterhaken an ihren Tampen über ihre Köpfe wirbeln. Surrende Geräusche entstanden. Hasard ließ seinen Haken emporschwingen. Er krallte sich mit seinen eisernen Spitzen hinter einem hölzernen Wulst fest, der die Achtergalerie umspannte.
Dan und Matt hatten nach einigen Versuchen auch Erfolg. Hasard hangelte als erster nach oben. Auf dem Wulst angelangt, verlagerte er die Position der Haken, indem er sie hinter das Schanzkleid klemmte und ihnen so mehr Halt verschaffte. Männer wie Batuti oder Blacky Wogen mehr als Hasard, und er wollte auf keinen Fall riskieren, daß einer von ihnen zurück auf das Deck der Pinasse krachte.
Er gab den gespannt Wartenden ein Zeichen.
Sie kletterten einzeln an den Tauen hoch und hatten die Entermesser und Dolche zwischen die Zähne geklemmt. Dan O’Flynn bewegte sich wie ein Affe nach oben. Er hätte es ohne weiteres mit Arwenack, dem Schimpansenjungen, aufnehmen können.
Nachdem Ben Brighton, Batuti und Stenmark die Achtergalerie hochgeentert waren und neben ihm kauerten, riskierte Hasard einen ersten Blick über das Schanzkleid. Er hatte sich mit einem Kurzsäbel bewaffnet, den er jetzt in der rechten Faust hielt, bereit, es gleich mit einer ganzen Handvoll Dons aufzunehmen.
Das Achterdeck der Galeone war wie leergefegt. Er ließ den Blick wandern, sah den Besanmast in voller Größe, entdeckte das herrenlose Steuerrad und nichts als verlassene Planken. Er runzelte die Stirn. Was war das? Ein „Geisterschiff“?
Er drehte sich zu Ben Brighton, Batuti und den anderen um, die inzwischen den hölzernen Wulst erklommen hatten. Unter ihnen hob und senkte sich die leere Segelpinasse auf den flachen Wellen, ihr Baum schwankte leicht hin und her. Nur noch Ballie und Minivy turnten an den Tauen herum.
„Fertig?“ fragte Hasard leise.
„Aye, aye, Sir.“ Der Neger antwortete für alle.
„Dann nichts wie ran an den Feind.“ Hasard ließ sich als erster über die Brüstung des Schanzkleides gleiten. Er kam lautlos auf, duckte sich und schlich an der Backbordseite über die Poop weg. Hinter der Schmuckbalustrade, die den Querabschluß des Decks auf dem Achterkastell bildete, schob er sich langsam wieder hoch.
Die „Valparaiso“ war doch nicht ganz und gar verlassen.
Auf der Kuhl hockte ein Mann.
Batuti arbeitete sich auf Händen und Füßen an Hasard heran. Er hielt seinen Dolch immer noch zwischen den Zähnen, seine Augen funkelten. Ben Brighton folgte ihm dichtauf, dann kamen die anderen. Dan bewegte sich wie ein Wiesel. Er überholte Pete Ballie und Matt Davies und befand sich neben Batuti, als dieser den Seewolf erreichte.
Hasard sagte gar nichts, er wies nur grinsend über die Schmuckbalustrade.
Dan O’Flynn musterte interessiert den hockenden Mann. Er saß mit dem Rükken zum Großmast und hatte sich dem Achterkastell zugewandt. Sein Gesicht konnte man nicht sehen, denn er hatte den Kopf auf die Knie gesenkt und die Arme davor verschränkt.
„Der pennt“, tuschelte Dan respektlos. „Sollen wir ihm ein Messer zwischen die Rippen setzen?“
Hasard schüttelte den Kopf. „Ich möchte, daß er weiterschläft.“
„Verstehe.“ Dan glitt hinter Batuti her. Der pirschte bereits die Stufen des nächsten Niedergangs hinunter. Dan holte ihn ein, gelangte an eine Luke und bückte sich nach den dort aufgereihten Koffeynägeln. Er zog einen hervor und warf ihn Batuti zu.
Geschickt fing der Neger ihn auf. Im nächsten Moment war er neben dem sorglos schlummernden Don. Batuti schnitt eine gespielt bedauernde Miene, holte aus und ließ den hölzernen Belegnagel auf den Schädel des Mannes niederkrachen.
Der zuckte ein bißchen zusammen und hob die Arme an. Danach stieß er einen Seufzer aus, kippte auf die linke Körperseite – und schlief tatsächlich weiter, wie der Seewolf es gewollt hatte. Dan ließ ein unterdrücktes Lachen hören.
Hasard sprang vor den übrigen Männern den Backbord-Niedergang hinunter. Durch Gesten gab er ihnen zu verstehen, wie sie vorzugehen hatten. Er selbst nahm sich mit Batuti, Dan, Brighton und Richard Minivy das Achterkastell vor. Die anderen schwärmten zum Vorschiff hin aus.
Hasard nahm mit pantherhaften Sätzen einen Niedergang, der in die ersten Kammern des Achterdecks hinabführte. Er stieß Türen auf, untersuchte Kojen und schaute nach, ob eventuell jemand daruntergekrochen war. Schließlich geriet er in die Kapitänskammer. Sie war ebenfalls leer.
Hinter seinem breiten Rücken drängten sich Batuti, Ben und die anderen beiden.
„He“, sagte Dan plötzlich. „Hört ihr das nicht? Das kommt vom Oberdeck.“
Der Seewolf fuhr herum. Oben war wirklich Gepolter zu hören, irgend jemand fluchte, was das Zeug hielt. Die fünf kehrten an den Niedergang zurück und hasteten nach oben.
Stenmark, der große blonde Schwede, schleppte einen zappelnden Mann heran. Pete Ballie, Matt Davies, Gary Andrews waren im Hintergrund zu sehen, sie hatten sich auf Vorkastell und Back verteilt.
„Noch so ein Bursche wie der, den wir schlafengelegt haben“, bemerkte Stenmark. Er hielt seine Hand, groß wie eine Bratpfanne, auf den Mund des Gefangenen gepreßt und schleifte ihn zu Hasard hinüber. „Sieh bloß mal, was der für einen Aufstand macht.“
„Auch Don“, stellte Batuti fest.
Stenmark blieb vor dem Seewolf stehen. Seine Hände hielten den Spanier wie Eisenklammern. Auf Hasards Wink hin gab der Schwede den Mund des Mannes frei.
„Wie viele Männer halten sich noch an Bord auf?“ erkundigte sich Hasard auf spanisch. „Rede!“
„Ninguno.“ Der Mann zitterte vor Angst und hatte jetzt jeglichen Widerstand aufgegeben. „Niemand.“
„Er lügt“, sagte Pete Ballie. Er nahm eine drohende Haltung ein. Der Spanier schien buchstäblich in sich zusammenzuschrumpfen. Hasard verzichtete darauf, ihn weiter zu vernehmen. Er ließ ihn wie ein Paket zusammenschnüren und zu dem anderen legen. Der schlief zwar nach wie vor tief und sorglos, wurde aber ebenfalls gefesselt. Hasards Männer schwärmten wieder aus, um den Rest der Galeone zu durchsuchen.
Wenig später steckte Blacky den Kopf aus einer Luke. „Der Frachtraum ist bis obenhin voll mit Pulverfässern. So, wie die Stapel aussehen, kommt es mir aber vor, als fehlten bereits einige.“
„Warte auf mich“, sagte Hasard. „Ich komme selbst runter und sehe mir das an.“
„Aye, aye, Sir.“
Philip Hasard Killigrew kletterte in den