Die Klinik am See Staffel 1 – Arztroman. Britta Winckler

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Название Die Klinik am See Staffel 1 – Arztroman
Автор произведения Britta Winckler
Жанр Языкознание
Серия Die Klinik am See Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740912307



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lassen sollten. »Möchtest du, daß ich mal mit deiner Mutter rede?« fragte Dr. Lindau das Mädchen. »Ich meine wegen der Pille.«

      Lisbeth Kramer sagte weder ja noch nein. Ihr war aber anzumerken, daß ihr dieser Vorschlag des Arztes nicht mißfiel.

      Dr. Lindau ahnte, was in seiner jungen Patientin jetzt vorging. Zum einen befürchtete sie sicher eine negative Einstellung ihrer Mutter und hatte Angst davor. Zum anderen jedoch hätte es ihr Gewissen beruhigt, wenn sie offen und ehrlich zu ihrem Robert und zu dem, was zwischen ihr und ihm vorging, hätte stehen können. »Na, dann werden wir dich erst einmal untersuchen, kleines Fräulein«, ergriff Dr. Lindau das Wort und stand auf. »Komm, wir gehen ins Untersuchungszimmer.« Er rief seiner Assistentin einige kurze Weisungen zu und ging mit Lisbeth Kramer in den Nebenraum.

      Die Untersuchung, die er dort an der jungen Patientin vornahm, dauerte nicht lange. »Du kannst dich wieder anziehen«, sagte er und streifte die hauchdünnen Gummihandschuhe ab.

      »Was ist, Herr Doktor?« fragte Lisbeth Kramer und setzte sich wieder auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Ihre Stimme klang ängstlich.

      »Nichts ist, kleines Fräulein«, beruhigte Dr. Lindau das Mädchen. »Jedenfalls bist du keineswegs schwanger. Dein Hormonhaushalt ist lediglich ein wenig durcheinander geraten. Nicht zuletzt auch durch deine Ängste.«

      Erleichtert atmete das Mädchen auf.

      Dr. Lindau schrieb einen Rezeptzettel aus. »Hier«, sagte er, »das wird deinen Hormonhaushalt wieder ins Lot bringen.«

      »Danke, Herr Doktor, vielen Dank.« Lisbeth Kramer erhob sich.

      Dr. Lindau sah das Mädchen fest an. »Nun? Wie ist es? Soll ich mal mit deiner Mutter reden?« fragte er.

      Lisbeth Kramer zögerte mit der Antwort. »Glauben Sie, daß Sie meine Mutter umstimmen können, Herr Doktor?« stieß sie dann fragend hervor. In ihren Augen zeigte sich ein Hoffnungsschimmer. Dr. Lindau lächelte. »Ich kann es ja mal versuchen«, meinte er.

      »O ja, versuchen Sie es bitte!« kam es flüsternd zurück.

      Dr. Lindau nickte, machte sich eine kurze Notiz und bestellte das Mädchen zu einem neuen Termin wieder.

      »Danke, Herr Doktor.« Lisbeth Kramer grüßte und verließ das Sprechzimmer.

      »Soll ich den nächsten Patienten schon…?«

      »Warten Sie noch etwas!« fiel Dr. Lindau der Assistentin ins Wort. Er wollte zuerst mit der Mutter des Mädchens Lisbeth ein paar kurze Worte reden. Solche Dinge schob er ungern lange hinaus.

      Da schrillte auch schon das Telefon auf seinem Schreibtisch. Dr. Lindau meldete sich. Am anderen Ende der Leitung war Frau Kramer. Marga Stäuber hatte bereits eine Verbindung hergestellt. Etwas ängstlich klang ihre Stimme, als sie hörte, wer der Anrufer war. Sie wußte ja, daß ihre Tochter zum Arzt gegangen war.

      »Etwas Schlimmes, Herr Doktor?« fragte sie.

      »Nichts, Frau Kramer«, beruhigte Dr. Lindau die besorgte Mutter. »Ihrer Tochter ist lediglich der Hormonhaushalt etwas durcheinandergeraten. Doch ich möchte Sie dennoch bitten, bei nächster Gelegenheit einmal bei mir vorbeizukommen.«

      »Ich? Weshalb? Ich bin nicht krank…«

      Dr. Lindau schmunzelte. »Frau Kramer, ich möchte mich nur einmal mit Ihnen über Ihre Tochter unterhalten«, sagte er.

      »Um Gottes willen, Herr Doktor«, kam die erschrockene Entgegnung, »Lisbeth wird doch nicht etwa ein Kind bekommen?«

      Dr. Lindau blieb die Ruhe selbst. »Das wird sie gewiß einmal«, antwortete er, »aber erst in ein paar Jahren wahrscheinlich, wenn sie etwas älter und vielleicht verheiratet ist.«

      Dr. Lindau bemerkte aus den Augenwinkeln heraus, wie seine Assistentin bezeichnend zur Uhr deutete. »Frau Kramer, ich kann jetzt nicht weitersprechen, denn meine Patienten warten«, kam er entschlossen zum Ende des Telefonats. »Können Sie also bei mir vorbeikommen, damit ich mit Ihnen reden kann? Ich wiederhole – es besteht kein Grund, sich irgendwelche Sorgen zu machen.«

      Nach kurzem Zögern kam die Antwort. »Ich komme, denn nun bin ich wirklich neugierig, was Sie mit mir bereden wollen.«

      Kann ich mir denken, dachte Dr. Lindau.

      »Wenn es Ihnen paßt, dann bin ich in einer guten Stunde bei Ihnen, Herr Doktor«, meldete sich Frau Kramer wieder.

      So ganz paßte es Dr. Lindau zwar nicht, aber er lehnte nicht ab. »Einverstanden«, sagte er. »Gegen elf Uhr erwarte ich Sie.« Mit einem freundlichen Gruß legte er auf und wies Bettina Sieber an, den nächsten Patienten hereinzulassen.

      *

      Dr. Lindau sah auf die Uhr. Es ging auf Mittag zu. Da fiel ihm die Mutter von Lisbeth Kramer ein.

      Er ging zur Tür und bat die Frau ins Sprechzimmer.

      »Herr Doktor, jetzt möchte ich aber doch wissen…«

      »Nehmen Sie bitte Platz, Frau Kramer!« unterbrach Dr. Lindau die kräftige und nach der Art ihres Auftretens sehr resolute Frau. »Ich will keine langen Vorreden gebrauchen«, sprach er weiter, nachdem Frau Kramer sich gesetzt hatte, »sondern gleich zur Sache kommen.« In gleichbleibend freundlichem Ton beruhigte er zuerst die Mutter der jungen Lisbeth. »Ihrer Tochter fehlt außer einer Hormonstörung nichts, wie die Untersuchung gezeigt hat…«

      »Da bin ich aber froh«, stieß Frau Kramer hervor. »Ich hatte mir schon Gedanken gemacht, weil Sie mit mir sprechen wollten.«

      »Hm, apropos Gedanken – die sollten Sie sich wirklich machen«, meinte Dr. Lindau und wurde deutlicher. »Es geht um die Pille, die Ihre Tochter gern haben möchte.«

      »Die Pille?« fuhr Frau Kramer auf. »Das fehlte gerade noch.« Empört blitzte sie den Arzt an. »Lisbeth ist doch noch ein Kind, gerade erst sechzehn Jahre alt geworden.«

      »Zugegeben, den Jahren nach vielleicht noch ein Kind«, begann Dr. Lindau der Frau zuzureden. »In ihrer körperlichen und organischen Entwicklung aber ist Ihre Tochter schon weiter. Ich als ihr Arzt weiß das, und Sie als Mutter sollten das eigentlich auch wissen und vor allem begreifen.«

      »Ich verstehe nicht, worauf Sie hinaus wollen, Herr Doktor…«

      »Ganz einfach, Frau Kramer«, erwiderte Dr. Lindau, »Ihre Tochter möchte gern die Pille verschrieben haben, denn wie Sie vielleicht wissen, hat sie einen Freund. Sie hat Angst, schwanger zu werden.«

      Frau Kramer schnappte nach Luft. »So... so... weit ist... ist es schon?« regte sie sich auf.

      Dr. Lindau winkte lächelnd ab. »Ist es eben noch nicht«, sagte er, »aber es kann möglicherweise bald soweit kommen, wenn nicht etwas dagegen getan wird.«

      »Sie meinen, daß meine Tochter mit dem jungen Mann schon schläft?« Frau Kramer wurde blaß. »Um Gottes­ willen, wenn sie nun ein Kind bekommt! Mit sechzehn Jahren. Nicht auszudenken.« Kerzengerade richtete sie sich plötzlich auf und stieß hervor: »Das werde ich sofort unterbinden.«

      »Wie denn?« wollte Dr. Lindau wissen.

      »Na, wie schon?« gab die Frau aufgebracht zurück. »Ich werde dafür sorgen, daß Lisbeth keinen Kontakt mehr mit diesem Robert hat. Ja, das werde ich«, betonte sie resolut.

      »Falsch, Frau Kramer«, hielt Dr. Lindau der Frau entgegen. »Wenn die beiden sich gern haben, werden sie trotz irgendwelcher Verbote bestimmte Wege finden, zusammenzukommen. Die Jugend von heute ist nun einmal forscher, als die jungen Leute vor zwanzig Jahren. Daran können weder Sie noch ich etwas ändern. Außerdem...«, fügte er mit ernster Stimme hinzu, »würden Sie mit einer solchen Verbotsmaßnahme nur Lisbeths Trotz herausfordern, was wiederum zu einer Verminderung des Vertrauens und der Liebe eines Kindes gegenüber der Mutter führen kann. Bedenken Sie das bitte!«

      Solche Worte ließen Frau Kramer nicht unbeeindruckt. In ihren Zügen zuckte es, und in ihre Augen trat ein Ausdruck von Unruhe.

      »Aber