Johanna dArc die Jungfrau von Orleans. Александр Дюма

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Название Johanna dArc die Jungfrau von Orleans
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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Alexandre

      Johanna d'Arc

       Erstes Kapitel.

      Eine Familie von Landleuten

      Am Tage der Heiligen Drei Könige im Jahre unseres Herrn 1429, gegen zehn Uhr Morgens, ritt ein völlig gewappneter Ritter auf seinem Schlachtrosse, gefolgt von seinem Schildknappen und von seinem Pagen die einige Schritte hinter ihm sich hielten, in das Dorf Domremy, welches man Domremy-les-Greux nannte, und das seitdem diese zweite Benennung verloren hat: da er, der Kirche gegenüber angekommen, sah, dass das heilige Messopfer noch nicht beendigt war, hielt er an, stieg von seinem Rosse ab, gab seinen Helm, seinen Degen und seine Sporen seinem Pagen1 und ging, also, entwaffnet, die vier Stufen hinauf, die zur Vorhalle der Kirche führten, mit dem festen und zuversichtlichen Gange des Edelmannes, mitten durch die Bauern schreitend, von denen das Haus des Herrn dergestalt wimmelte, dass die zuletzt Gekommenen waren genötigt worden, sich auf die Stufen und selbst auf die Straße zu knien.

      Aber der edle Kriegsmann, wie man leicht begreift, gehörte nicht zu jenen, welche demütig vor der Tür bleiben; daher brach er sich Bahn durch dieses Gedränge das übrigens, bei dem widerhallenden Dröhnen seiner Schritte, von selbst sich öffnete, und kniete sich ebenfalls zu dem kleinen eisernen Gitter hin, das den Priester von den Anwesenden trennte, so zwar, dass er sogar weiter vorne war, als die Kirchensänger, und zwischen dem Priester und ihm nur der Sakristan und die Chorknaben sich befanden. Zum Unglücke für die religiösen Wünsche des guten Ritters, hatte er sich ein wenig spät eingestellt, und da die Messe in dem Augenblicke seines Eintrittes sich ihrem Ende näherte, kaum Zeit gefunden, ein Vater Unser zu beten, als der Priester die sakramentlichen Worte sprach, verkündend, dass der Gottesdienst zu Ende sei, und «a ihm vorüberging, in die Sakristei das silberne Cilborium forttragend, das er so eben zur Comminumon benützt hatte.

      Bei dieser Verkündigung und diesem Aufbruch des die Messe lesenden Priesters, stand, wie es Sitte ist, Jedermann auf, machte das Zeichen des Kreuzes, und ging der Tür zu, mit Ausnahme des Ritters, welcher ohne Zweifel mit seinem Gebete noch nicht fertig, der Letzte von Allen vor dem Chore knien blieb, und mit einer Andacht zu Gott betete, die, von diesem Jahrhunderte an, unter den Kriegsmännern sehr selten zu werden begann; daher begab sich, entweder weil die Landsleute ob dieser Frömmigkeit betroffen waren, oder bei dem Anblicke eines Mannes, der dem Adel anzugehören schien, von ihm Nachrichten über die Staatsangelegenheiten zu erhalten hofften, welche zu jener Zeit misslich genug waren, um die Vornehmsten des Königreiches wie die geringsten Dorfbewohner zu beschäftigen, nur ein unbedeutender Teil der Gläubigen nach Hause, die Mehrzahl blieb, ungeachtet einer ziemlich heftigen Kälte, veranlasst durch zwei oder drei Zoll hohen Schnee, die während der Nacht gefallen waren, auf dem Platze, Gruppen bildend, jedoch ohne dass, trotz der guten Lust, die Jeder von Ihnen dazu hatte, auch nur ein Einziger unter allen diesen wackeren Leuten sich befand, der den Pagen oder den Schildknappen zu fragen wagte.

      Unter diesen Gruppen befand sich eine, die, ohne dem Anblicke etwas Merkwürdigeres, als die übrigen, zu bieten, dennoch die Aufmerksamkeit des Lesers fesseln mag. Diese Gruppe bestand aus einem Manne von ungefähr achtundvierzig bis fünfzig Jahren, aus einer Frau von vierzig bis fünfundvierzig, aus drei jungen Leuten und einem jungen Mädchen. Der Mann und die Frau, obgleich, wegen der harten Feldarbeiten, ein wenig älter aussehend, als sie wirklich waren, schienen dennoch eine kräftige Gesundheit zu genießen, die dazu beitragen mochte, die Heiterkeit des Gemütes zu unterhalten, welche man in ihren Mienen las; die drei jungen Leute, von denen die beiden Älteren, der Eine fünfundzwanzig, der Andere vierundzwanzig Jahre, alt sein konnten, und der Dritte sechzehn zu zählen schien, waren kräftige Ackerleute, und seit ihrer Geburt, wie man wohl sah, von jenen tausend kleinen Unpässlichkeiten befreit, welchen die schwächliche Gesundheit des Kindes der Städte ausgesetzt ist; daher schienen sie fröhlich und wacker die Last der erblichen Arbeit tragen zu können, zu der Gott den Menschen verdammte, als er ihn aus dem irdischen Paradiese verjagte; das junge Mädchen endlich war eine dicke und frische Bäuerin, an welcher man, ungeachtet der milderen Formen des Weibes, und obgleich sie kaum neunzehn Jahre zählte, noch die kräftige Natur ihres Vaters und ihrer zwei älteren Brüder erkennen konnte.

      Obgleich diese Gruppe am nächsten derjenigen stand, die der Page, der Schildknappe und die drei Pferde bildeten, schien doch keine von den Personen derselben entschlossen, anders als mit den Augen die Diener des Ritters zu fragen, da der Page durch die verachtende und spöttische Miene seines Gesichtes, und der Schildknappe durch eine Physiognomie sie einschüchterte, deren brutaler Ausdruck bis zur Wildheit ging: sie begnügten sich also, sie schweigend anzuschauen, und unter sich mit leiser Stimme einige Vermutungen zu wechseln, als ein Bauer, eine von den nahen Gruppen verlassend, jener sich näherte, die wir der Aufmerksamkeit unserer Leser empfahlen, und dem Manne auf die Schulter klopfend, den wir als das Haupt der Familie bezeichneten, zu ihm sagte:

      »Wohl an, Bruder Jakob, weißt Du mehr, als die Andern, und kannst Du uns sagen, wer jener Ritter ist, der ein so langes und so frommes Gebet in unserer Kirche verrichtet?«

      »Meiner Treue, Bruder Durand,« antwortete jener, an den die Frage gestellt wurde, »Du würdest mir einen großen Dienst erweisen, wolltest Du selbst es mir sagen, denn ich erinnere mich nicht, sein Gesicht jemals gesehen zu haben.«

      »Er ist ohne Zweifel einer von jenen Capitainen, die unser unglückliches Land durchstreifen, weit mehr um ihre eigenen Angelegenheiten zu besorgen, als jene unseres armen Königs Karl VII, den Gott behüte, und ohne Zweifel ist er bis zuletzt in der Kirche geblieben, um sich zu überzeugen, ob die Gefäße und Leuchter von Silber seien, und der Mühe lohnten, gestohlen zu werden.«

      »Bruder, Bruder,« murmelte Jakob, den Kopf schüttelnd, »obwohl das Alter Dich von diesem Fehler geheilt haben sollte, bist Du noch immer schnell und leicht» sinnig in Deinen Äußerungen, als ob Du erst fünfundzwanzig Jahre zähltest. Es ist weder schön noch gut, das Betragen des Nächsten so ohne Grund zu tadeln, vorzüglich wenn dieses Betragen keinen Anlass zum Tadel gab, und ganz im Gegenteil sich als jenes eines Ehrenmannes und frommen Ritters betätigte.«

      »Nun denn,« versetzte Durand, »wenn Du seiner Höflichkeit so gewiss bist, warum gehst Du nicht dreist zu ihm hin, und fragst ihn nicht, woher er komme, und wer er sei?«

      »O! wenn Hannchen da wäre,« äußerte der Jüngste der drei Brüder, »würde sie es uns wohl sagen.«

      »Und warum glaubst Du, dass Deine Schwester mehr davon wüsste, als wir, Peter? Hat sie diesen Ritter jemals gesehen?«

      »Nein, mein Vater,« murmelte der junge Mensch, »ich glaube nicht, dass sie ihn jemals gesehen hat.«

      »Wie kommst Du also auf den Gedanken,« fragte Jakob mit einer strengen Miene, »dass sie, da sie ihn niemals sah, wissen könne, wer er ist?«

      »Ich habe unrecht gehabt, mein Vater,« entgegnete der junge Mensch, dem die ersteren, von ihm gesprochenen Worte gleichsam wider seinen Willen entschlüpft waren; »ich hätte nicht sagen sollen, was ich sagte, ich sehe es ein.«

      »In der Tat, bemerkte Meister Durand mit einem plumpen Lachen, »in der Tat, Bruder, wenn Deine Tochter Seherin und Wahrsagerin ist, wie man sagt, konnte sie vielleicht wissen . . .«

      »Stille, Bruder, versetzte Jakob mit jenem Tone patriarchalischen Ansehens, welches in unsern Tagen in der Strohhütte unserer Landleute das Haupt der Familie noch bewahret hat; »stille; mehr brauchte es nicht, als was Du so eben davon sprachest, um uns, wären Deine Worte von feindlichen Ohren vernommen worden in einen schlimmen Handel mit dem Official von Toul zu verwickeln. »Weib,« fuhr er fort, »wo ist denn Johanna, und warum nicht hier bei uns?«

      »Sie wird in der Kirche geblieben sein, um zu beten, antwortete jene, an welche Jakob diese Frage stellte.

      »Nein, meine Mutter, sagte der junge Mensch, »sie ging mit uns heraus, begab sich aber nach Hause, um Körnchen für ihn Vögel zu holen.«

      »Wahrhaftig, da kommt sie,« erwiderte die Mutter, einen Blick in die Straße werfend, in der sie wohnte; dann kehrte sie sich zu ihrem Manne, und fuhr mit einer schier flehenden Stimme fort: »Jakob, mein. Mann, zanke dieses arme Kind nicht aus, ich bitte Dich darum.«

      »Und warum sollte ich Johanna aus zanken?« versetzte Jakob; »sie hat nichts Böses getan.«

      »Nein, aber bisweilen fährst



<p>1</p>

Das Privilegium, gewappnet, behelmt, bespornt in die Kirchen zu treten, war etwas Seltenes in Frankreich, wo man kaum drei oder vier Beispiele einer solchen Erlaubnis; nachweisen könnte. Einer der ältesten Ritter, welche sie befassen, war ein bretonischer Seigneur, Namens Herr von Kergournadech.

Dieses Privilegium war ihm von dem heiligen Paulus Aurelian, erstem Bischof von Lyon, gestorben gegen das Jahr 600, zur Belohnung für das Anerbieten dieses Ritters, eine Schlange zu tödten, die das Land verheerte, verliehen worden. Dieses Haus erlosch in der Person des Olivier, Herrn von Kergournadech, der ohne Nachkommenschaft starb, und des Franz von Kersoasona. Johanna von Kergournadech, seine älteste Schwester erbte seine Güter, und brachte sie als Mitgift dem Alain von Kerhoënt unter der Bedingung zu, dass sein ältester Sohn, unter Beibehaltung seine« Namens Kerhoënt, das Wappen von Kergournadech führen sollte. A. D.