Krisheena - Tor zum Abyss. Andreas Nass

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Название Krisheena - Tor zum Abyss
Автор произведения Andreas Nass
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738030938



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selbstherrlichen Äußerungen Halt, was bei mir zu bissigen Bemerkungen führte. In seinem Zorn drohte es mir, Wogar dazu zu zwingen, die Schneide gegen mich zu führen. Da mir die magische Beschaffenheit des Metalls und die mehr körperliche als geistige Kraft des Halbdrachen bewusst war, verkniff ich mir weitere Anmerkungen und achtete fortan sorgsam darauf, wie die intelligente Waffe ihren Träger beeinflusste. Immerhin glich die schlaue Schneide ein gedankliches Manko des Glaubenskriegers aus. Ihr Wissen konnte noch nützlich für mich sein, und durch sorgfältig gewählte Worte hatte ich schon so manch eingebildeten Geist den Kopf verdreht.

      Über felsigen Boden führte unser Weg entlang eines seichten Hügels. Bis zum Horizont war niemand auszumachen. Die Hitze des Tages sorgte für ein Flimmern in der Luft und spiegelte den trockenen, grauen Boden im Himmel wider. Unsere Marschordnung folgte einer lockeren Linie. Ich ging hinter Torvac, der sich ohne Unterlass um meinen Schutz sorgte, auch wenn ihm am Abend kaum Zeit für mich blieb. Laana bewegte sich meist am Kopf unseres Trosses, ließ sich dann zurückfallen, hatte einige blitzende Blicke für mich und setzte sich wieder an die Spitze. Dort marschierte breitschultrig Wogar, dicht gefolgt von Moi’ra.

      Unvermittelt bebte die Erde, Steine flogen in die Höhe und keine zehn Schritt neben uns brach ein haushohes, steinernes Monstrum mit grob erkennbaren Gliedmaßen aus dem Boden hervor. Wir bildeten einen Ring, die Kämpfer gingen vor und sahen sich schnell den harten Fäusten gegenüber. Wogar wurde von einem mächtigen Hieb erwischt, der laut knackend mindestens eine Rippe brach und ihn zur Seite beförderte. Die Gelegenheit nutzte Torvac, wütend in den felsigen Rücken zu schlagen. Seine riesige Axt gab einen hellen Ton von sich, als einige Brocken absplitterten. Er schnaufte – zum einen, um sich vom aufgewirbelten Staub zu befreien, zum anderen aus Sorge um seine Waffe.

      Völlig überraschend tauchte der Kopf unseres Gegners ab, seine Kiefer weiteten sich und kamen mir vor wie ein Doppelportal. Moi’ra rollte noch zur Seite, aber das Maul war zu groß. Sie prallte gegen einen steinigen Wulst, der wohl Lippen darstellen sollte, und wurde in Gänze verschluckt.

      Unser Drachenkrieger hatte sich aufgerappelt und drängte nun, motiviert durch Anfeuerungen seines Schwertes, auf den brüchigen Stein ein. Seine Schläge zogen den Zorn des Steinwesens auf sich. Fäuste, groß wie ein Quaderstein, droschen auf den viel kleineren Angreifer ein. Aus mehreren Quetschungen quoll sein dunkles Blut hervor. Noch einmal konnte er einige Splitter herausschlagen, dann ging er nach einem Treffer auf seine Schulter zu Boden. Seine dabei verdrehten Augen waren kein gutes Zeichen. Ich eilte zu ihm, suchte und fand die Tätowierung und berührte sie. Das Gebrüll des Minotaurenkriegers und das Blitzen der Waffen meiner blonden Sehnsucht ignorierte ich. Voller Konzentration griff ich nach dem Gespinst geistiger Energien und entfesselte ihre Kraft. Sie wallte durch den geschundenen Krieger, fand die Veränderungen in der Struktur des Körpers und korrigierte sie, spornte die eigenen Heilungskräfte an, neues Gewebe zu bilden und Wunden zu schließen.

      Mit lautem Getöse zerfiel der steinige Hüne zu einem Geröllhaufen. Wogar schlug wieder die Augen auf und knurrte wütend einige Schimpfworte in der Sprache der Orks. Ich schmunzelte. Ein splitterndes Geräusch erregte meine Aufmerksamkeit. Moi’ra arbeitete sich aus dem Schutt heraus und staubte sich ab. Sie schien unversehrt.

      So überraschend unser Angreifer aufgetaucht war, so trügerisch friedlich muteten die verstreuten Steinklumpen jetzt an.

      Unser Weg führte weiter durch die unwirtliche Landschaft. Weitere Kämpfe mit kleineren Kreaturen konnten uns nicht aufhalten. Auf dem Kamm eines emporragenden Hügels schälte sich eine Festung aus dem Gestein. Grau und düster wirkte der Ort. Wir beobachteten das Gebiet aus sicherer Entfernung. Kleine Gestalten wuselten vor einem Zugang in den Fels. Wir vermuteten Minenarbeiten, denn darauf deutete auch das wenige Arbeitsgerät hin, das wir sahen.

      Bevor wir uns weiter annäherten, flimmerte die Luft und wurde dunkler und dichter. Wir bildeten eine Verteidigungsformation. Konturen wurden schärfer und zeichneten eine aufrechte Gestalt von schwarzer Robe verhüllt ab. Ich erkannte sie sofort. Zohreh.

      Furchtsam trat ich zwei Schritte zurück und vermittelte so den anderen mein Erschrecken. Sie sollten nicht erfahren, was ich bereits wusste.

      »Ihr werdet dies hier benötigen!«, hallte eine kräftige Männerstimme zu uns herüber. Aus den Tiefen seiner Ärmel schlängelte sich eine schwarze Kette hervor und lag reglos in seinen Händen. Zu Moi’ra gewandt schwebte er heran.

      »Nehmt sie und nutzt sie weise. Die Macht der Ketten wird das Schicksal dieses Landes bestimmen«, prophezeite der verhüllte Jendroi.

      Leise rasselnd wechselten die metallenen Glieder ihren Besitzer. Unser Mönch sah sie an, und bevor sie eine Frage stellen konnte, verschwand unser Besucher wieder in einem Flirren.

      »Was war denn das?«, fragte ich schockiert. »Kanntest du ihn?«

      »Nein«, schüttelte Moi’ra – noch immer überwältigt – den Kopf.

      »Was ist denn das für eine Kette?«, grunzte Wogar dumpf.

      Sanft schwang sie die dunklen, matt glänzenden Glieder in der geschulten Hand.

      »Das ist Adamant, das härteste Metall diesseits der Schattenzinnen«, betonte Laana.

      »Ein überraschendes Geschenk«, sagte der Mönch. »Aber wir sind nicht hier, um uns darum Gedanken zu machen. Dort vorne ist ein guter Platz, achtet darauf, dass mich keiner stört.«

      Moi’ra begann, das von Landru vermittelte Muster in den verdorrten Boden zu ziehen, wobei sie den mitgenommenen Stab in die Mitte setzte. Ich sah ihr zu, ohne die Wirkung zu verstehen, spürte aber eine Veränderung.

      Das feine Gespinst der Energieflüsse war in den Narbenlanden gestört, verzerrt und unberechenbar. Die geschaffene Markierung bildete ein Leuchtfeuer in absoluter Dunkelheit, eine sichere Stelle, geordnet in ihrer Struktur. Sandkörner wirbelten auf, als die Luft flimmerte, sich Realitäten verschoben und nach seiner Reise durch die parallele Astralwelt Landru neben der gesetzten Markierung Gestalt annahm.

      Trockene Augäpfel sahen in Richtung der Festung. Seine zerschlissene Robe drängte den Staub zur Seite und bereitete ihm den Weg. Seine Annäherung wurde bemerkt. Ich erkannte über eine Handvoll der kleinen Gestalten aus ihrer Höhle auf ihn zu rennen. Es mussten Zwerge sein, die hier ihr Bergwerk betrieben. Landru hob seine rechte Hand an, ein Fingerknochen zeigte auf die kleine Gruppe. Um seine Fingerspitze formte sich ein rot pulsierender Feuerball, löste sich und raste in die Menge, wo er explodierte, die Körper röstete und ihr Leben auslöschte.

      »Jetzt ist es an euch«, krächzte die leblose Stimme. »Nehmt die Festung ein!«

      Aufmerksam näherten wir uns dem massiven Außenwall. Irgendetwas bewegte sich dort und verschwand hinter der Brüstung. Das Hauptportal mieden wir und erkundeten die seitlichen Bereiche. Wo die Festung in ein natürliches Felsmassiv überging, bot sich die Möglichkeit, mit Hilfe von Moi’ras Ketten und den mitgenommenen Seilen zur Mauerkannte hinauf zu klettern. Ein Kribbeln im Bauch zeigte meine Aufregung an, eine Spannung in Erwartung des Kampfes.

      So leise wir konnten schwangen wir uns über den schützenden Wulst, hockten uns ab und sahen vom Wehrgang aus auf das Geschehen.

      Unsere Augen weiteten sich.

      Ausgestreckt auf dem dreckigen Boden des Innenhofes lag ein riesiger Koloss, ein Konstrukt mit menschenähnlichen Formen, das nur von mächtigen Magiern und findigen Konstrukteuren geschaffen werden konnte. Aufgerichtet ragte es mindestens sechzig Fuß hoch auf. In der Stirn befand sich eine dreieckige Mulde, der Platz für das Prisma. Zu unserem Glück schien die Konstruktion sich nicht zu rühren.

      Ganz anders verhielten sich die schwebenden Eisenkugeln und animierten Ritterrüstungen, die sich in der Festung verteilten. Offenbar hatte sich jemand sehr viel Mühe gemacht, das Gebiet gegen unerwünschte Eindringlinge zu sichern. Mir blieb keine Zeit für weitere Gedanken über die Hüter dieses Ortes. Sie hatten uns bemerkt.

      Eine Kugel drehte sich uns zu, gab ein kurzes Knistern von sich und ein heller Blitzstrahl schoss hervor. Vor Schreck duckte ich mich, obwohl ich wusste, dass mir diese Energie nichts anhaben konnte. Das galt aber nicht für meine