Название | Erniedrigte und Beleidigte |
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Автор произведения | Fjodor Dostojewski |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754189146 |
Gleich von Anfang an, schon damals, als Aljoscha noch bei seinem Vater wohnte, hatten Vater und Sohn miteinander heftigen Streit gehabt. Die Absicht des Fürsten, seinen Sohn mit Katerina Fjodorowna Filimonowa, der Stieftochter der Gräfin, zu verheiraten, war damals erst ein bloßes Projekt; aber er verfolgte dieses Projekt hartnäckig, führte Aljoscha zu seiner künftigen Braut hin, redete ihm zu, er möchte sich Mühe geben, ihr zu gefallen, und suchte sowohl durch Strenge als auch durch Vernunftgründe auf ihn einzuwirken; aber die Sache scheiterte an dem Widerstand der Gräfin. Damals begann der Vater auch die Liaison seines Sohnes mit Natascha stillschweigend zu dulden; er stellte alles der Zeit anheim und hoffte, da er Aljoschas Leichtsinn und seine Flatterhaftigkeit kannte, daß seine Liebe bald vergehen werde. Daß sein Sohn Natascha heiraten könne, dies befürchtete der Fürst fast gar nicht mehr. Was die beiden Liebesleute selbst anlangt, so verschoben sie die Heirat bis zur förmlichen Versöhnung mit dem Vater und überhaupt bis zu einem Umschwung der Verhältnisse. Übrigens sprach Natascha offenbar nicht gern darüber. Aljoscha teilte mir im geheimen mit, daß sein Vater sich über dieses Verhältnis sogar ein bißchen zu freuen scheine: was ihm bei dieser ganzen Sache gefiel, war die Demütigung Ichmenews. Der Form wegen fuhr er jedoch fort, dem Sohn seine Unzufriedenheit zu bezeigen: er verringerte dessen ohnehin schon nicht bedeutendes Taschengeld (er war ihm gegenüber außerordentlich knauserig) und drohte, es ihm ganz zu entziehen. Aber bald darauf reiste er der Gräfin nach Polen nach, wo diese damals geschäftlich zu tun hatte, und suchte dabei immer noch unermüdlich sein Heiratsprojekt zu fördern. Allerdings war Aljoscha eigentlich noch zu jung zum Heiraten; aber das junge Mädchen war doch gar zu reich, und eine so günstige Gelegenheit durfte man sich nicht entgehen lassen. Der Fürst gelangte endlich zum Ziel. Es drangen Gerüchte zu uns, daß die Heiratsangelegenheit endlich in Ordnung komme. Zu der Zeit, bei der meine Erzählung angelangt ist, war der Fürst eben erst nach Petersburg zurückgekehrt. Seinem Sohn begegnete er mit Freundlichkeit, war aber unangenehm davon überrascht, daß dessen Verhältnis mit Natascha so festen Bestand hatte. Er begann Zweifel und Besorgnisse zu hegen. Streng und energisch verlangte er den Abbruch dieser Beziehungen, verfiel aber bald auf ein viel wirksameres Mittel, indem er Aljoscha zur Gräfin führte. Die Stieftochter derselben war teils schon eine schöne junge Dame, teils noch ein Backfisch; sie besaß ein prächtiges Herz, eine reine, makellose Seele und war heiter, verständig und voll Empfindung. Der Fürst rechnete so: das halbe Jahr müsse doch seine Wirkung getan haben; Natascha habe wohl für seinen Sohn nicht mehr den Reiz der Neuheit, und dieser werde seine künftige Braut jetzt schon mit anderen Augen ansehen als vor einem halben Jahr. Er hatte damit das Richtige getroffen, wenn auch nur zum Teil . . . Aljoscha fühlte sich zu Katerina Fjodorowna in der Tat hingezogen. Ich füge noch hinzu, daß der Vater auf einmal gegen seinen Sohn außerordentlich freundlich geworden war (Geld gab er ihm allerdings darum doch nicht). Aljoscha fühlte, daß sich hinter dieser Freundlichkeit ein unbeugsamer, unabänderlicher Entschluß verbarg, und war betrübt darüber, übrigens nicht so betrübt, wie er es gewesen wäre, wenn er nicht hätte Katerina Fjodorowna alle Tage sehen können. Ich wußte, daß er sich schon seit fünf Tagen bei Natascha nicht hatte blickenlassen. Während ich von Ichmenews zu ihr ging, suchte ich voller Unruhe zu erraten, was sie mir wohl sagen wolle. Schon von weitem bemerkte ich eine Kerze in ihrem Fenster. Wir hatten schon seit geraumer Zeit die Verabredung getroffen, sie solle eine Kerze ins Fenster stellen, wenn sie mich dringend zu sprechen wünsche, so daß ich, wenn ich zufällig vorbeikam (und das geschah fast täglich), an der ungewöhnlichen Helligkeit des Fensters erkennen konnte, daß sie mich erwartete und meiner benötigte. In der letzten Zeit hatte sie die Kerze recht häufig ins Fenster gestellt.
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